Ardeatinische Höhlen


Bei den Ardeatinischen Höhlen (Fosse Ardeatine) handelt es sich wie bei den Katakomben um ein Höhlensystem in der Nähe der Via Appia Antica im Süden von Rom. Der Zugang befindet sich am Vicolo delle Sette, der bei der Kirche San Sebastiano von der Via Appia Antica nach Westen abzweigt. 1949 wurde dort eine Gedenkstätte für die Opfer des Massakers am 24. März 1944 eingerichtet.

Nach dem Sturz Mussolinis am 25. Juli 1943 besetzten die Deutschen Italien. Während eine deutsche Militäreinheit am 23. März 1944 über die Kreuzung Via Rasella und Via del Bocaccio in Rom marschierte, zündeten Partisanen zwei Sprengkörper. 33 Deutsche und zwei Italiener kamen bei den Explosionen ums Leben, 67 Menschen wurden verwundet.

Noch am selben Tag besprachen Generaloberst Eberhard von Mackensen, der Oberbefehlshaber der 14. Armee, Generalmajor Kurt Mälzer, der Stadtkommandant von Rom, und SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler Vergeltungsmaßnahmen. Herbert Kappler (1907 – 1978), der Kommandant der Sicherheitspolizei und des SD in Rom, schlug vor, für jeden getöteten Deutschen zehn Italiener zu erschießen. Generalfeldmarschall Albert Kesselring, der Oberbefehlshaber Südwest, der die vollziehende Gewalt in Italien ausübte, akzeptierte den Vorschlag und holte Hitlers Zustimmung ein.

Weil es zu diesem Zeitpunkt unter den Deutschen 32 Tote gab, sollten 320 Personen in den Ardeatinischen Höhlen getötet werden. Als einer der Verletzten am nächsten Tag starb, wurde die Zahl auf 330 erhöht. Die Geiseln wurden aus italienischen Gefängnissen und Lagern geholt. Man führte sie in Fünfergruppen mit auf dem Rücken gefesselten Händen in die Ardeatinischen Höhlen. Dort mussten sie sich auf den Boden bzw. auf Leichen knien. Dann starben sie durch Genickschüsse. Herbert Kappler, der das Kommando hatte, beteiligte sich persönlich an den Erschießungen. Auch der SS-Offizier Erich Priebke war dabei. Das Massaker dauerte drei Stunden. Als die letzten Geiseln dalagen – ob sie alle tot waren, wurde nicht überprüft – ließ Herbert Kappler die Ardeatinischen Höhlen sprengen.

Versehentlich hatten die Deutschen bei dem Massaker in den Ardeatinischen Höhlen 335 statt 330 Männer getötet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten 322 der zwischen fünfzehn und vierundsiebzig Jahre alten Opfer identifiziert werden.

Das für den Bezirk Rom zuständige Militärgericht verurteilte Herbert Kappler am 20. Juli 1948 wegen des Kriegsverbrechens in den Ardeatinischen Höhlen zu lebenslanger Haft, und das Oberste Militärgericht Italiens bestätigte das Urteil 1952. Herbert Kappler wurde in der Festung Gaeta zwischen Rom und Neapel eingesperrt. Aufgrund einer Krebserkrankung verlegte man ihn 1977 in ein Militärkrankenhaus. Von dort entkam er am 15. August 1977. Er starb am 9. Februar 1978 in Soltau.

George P. Cosmatos drehte über das Kriegsverbrechen in den Ardeatinischen Höhlen den Film „Massaker in Rom. Der Fall Kappler“.

Massaker in Rom. Der Fall Kappler / auch: Tödlicher Irrtum – Originaltitel: Rappresaglia – Regie: George P. Cosmatos – Drehbuch: Robert Katz, George P. Cosmatos, nach dem Buch „Death in Rome“ (1967) von Robert Katz – Kamera: Marcello Gatti – Schnitt: Françoise Bonnot, Roberto Silvi – Musik: Ennio Morricone – Darsteller: Richard Burton, Marcello Mastroianni, Leo McKern, John Steiner, Anthony Steel, Robert Harris, Peter Vaughan, Renzo Montagnani, Giancarlo Prete, Renzo Palmer, Duilio Del Prete u.a. – 1973; 110 Minuten

© Dieter Wunderlich 2009

Nationalsozialismus

Erich Priebke (Kurzbiografie)

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Heinrich Heine ging 1831 ins Exil nach Paris. Erst Ende 1843 kam er wieder für einige Wochen nach Deutschland. Auf der Rückreise begann er das Versepos, in dem er mit tragischem Humor ein pessimistisches Deutschlandbild formuliert.
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