Obaba

Obaba

Obaba

Obaba. Das Dorf der grünen Eidechse – Originaltitel: Obaba – Regie: Montxo Armendáriz – Drehbuch: Montxo Armendáriz, nach dem Roman "Obabakoak oder Das Gänsespiel" von Bernardo Atxaga – Kamera: Javier Aguirresarobe – Schnitt: Rori Sáenz de Rozas – Musik: Xavier Capellas – Darsteller: Bárbara Lennie, Pilar López de Ayala, Juan Diego Botto, Peter Lohmeyer, Eduard Fernández, Héctor Colomé, Pepa López, Txema Blasco, Iñake Irastorza, Ryan Cameron, Christian Tardío, Alejandro Jiménez u.a. – 2005; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Im Rahmen ihres Studiums erhält Lourdes die Aufgabe, einen Film zu drehen. Dazu fährt sie in das baskische Bergdorf Obaba. Dort trifft die Intellektuelle auf abergläubische Bewohner, die ihr skurrile Geschichten erzählen. Davon kommt Lourdes nicht mehr los. Statt den Film zu schneiden, hört sie sich weiter um und zieht am Ende selbst nach Obaba ...
mehr erfahren

Kritik

"Obaba. Das Dorf der grünen Eidechse" – die Verfilmung des Romans "Obabakoak oder Das Gänsespiel" von Bernardo Atxaga – ist poetisch, skurril und atmosphärisch dicht.
mehr erfahren

Im Rahmen ihres Studiums erhält Lourdes (Bárbara Lennie) die Aufgabe, einen Videofilm zu drehen. Dazu fährt sie in das baskische Bergdorf Obaba. Die Straße schlängelt sich durch einen dunklen Wald hinauf. Als Lourdes sich bei einem Mann erkundigt, wie weit es noch sei, antwortet er: „Sechsundachtzig Kurven.“ Und seltsamerweise hält er eine Eidechse in der Hand.

In Obada angekommen, fragt Lourdes eine Bewohnerin (Mercedes Sampietro) nach dem Hotel. Die Frau bittet ihren erwachsenen Sohn Miguel (Juan Diego Botto), die Fremde hinzulotsen. Das Hotel heißt „El Lagartó“ (die Eidechse), und beim Wirt Ismael (Héctor Colomé) handelt es sich um den Mann, den Lourdes auf der Straße nach Obaba mit einer Eidechse in der Hand angetroffen hatte.

Die Wirtin Merche (Pepa López) rät Lourdes, den misstrauischen Dorfbewohnern nichts von dem geplanten Film zu verraten, sondern so zu tun, als führe sie eine Umfrage durch.

Am nächsten Morgen spricht Lourdes auf der Straße einen Mann an, der jedoch nicht darauf reagiert. Seine Schwester Begoña (Iñake Irastorza) kommt aus dem Haus gelaufen und erklärt Lourdes, ihr Bruder Tomás (Txema Blasco) sei taub und geistesgestört, weil eine Eidechse Teile seines Gehirns aufgefressen habe. Ismael habe ihm das Tier ins Ohr gesteckt, als er und Tomás noch Kinder waren. Sie seien damals miteinander und mit ihrem Mitschüler Esteban befreundet gewesen (als Kinder: Alejandro Jiménez, Pablo Manjón, Ryan Cameron).

Das geschah zu der Zeit, als eine junge Lehrerin (Pilar López de Ayala) für die Zwergschule ins Dorf kam und die kleine Marga (Ohiane Garmendia) während eines Schulausflugs im Fluss ertrank.

Die Lehrerin wartete vergeblich auf Nachricht von ihrem Geliebten. Schließlich erhielt sie mehrere Briefe von ihm, die irgendwo monatelang liegengeblieben waren. In einem beklagte sich der Geliebte darüber, dass sie nie geantwortet habe und teilte ihr mit, dass er in die USA auswandere.

An ihrem 25. Geburtstag ließ die Lehrerin den sechzehnjährigen Schüler Manuel (Christian Tardío) auf der Couch in ihrem Haus übernachten. Sie sehnte sich nach einem Mann, doch als sie sich ausgezogen hatte, war Manuel bereits eingeschlafen. Weil andere Schüler Manuel am nächsten Morgen aus dem Haus der Lehrerin kommen sahen, wurde bald über sie getuschelt. Eines Tages verschwand die Lehrerin aus dem Dorf. Sie folgte Manuel, der auf einer Finca arbeitete. Der Pfarrer sorgte jedoch dafür, dass sie von dort vertrieben wurden. Daraufhin stellte der aus Hamburg stammende, seit einiger Zeit in Obaba lebende Ingenieur Klaus Werfell (Peter Lohmeyer) Manuel in seinem Bergwerk ein.

Miguel zeigt Lourdes das aufgelassene Bergwerk, das Grab Werfells und nimmt sie mit in das leer stehende Haus des Deutschen, für das seine Mutter einen Schlüssel besitzt. Dort gehen Lourdes und Miguel miteinander ins Bett.

Lourdes hört auch die Geschichte von Lucas Pellot (Eduard Fernández), der als Kind seine Schwester Marga in den Fluss gestoßen und ertränkt hatte. Weil er das nicht glauben wollte, redete er weiter mit ihr, als sei sie nicht gestorben. 1987 überfiel er die Frau und die Tochter des Bankdirektors und erpresste von ihm 20 Millionen Pesetas als Lösegeld. Allerdings ermordete er seine Geiseln noch vor der Geldübergabe. Lucas wollte sich mit dem Geld auf die Schildkröten-Insel absetzen, doch stattdessen wurde er in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen.

Als Lourdes in dem Schuppen filmt, in dem Ismael Eidechsen hält, wird sie von Tomás, der ihm dabei hilft, versehentlich eingesperrt. Der Taube hört sie nicht rufen. Obwohl Lourdes weiß, dass ihr die kleinen Tiere nichts tun, verbringt sie eine Nacht voller Angst in dem Verschlag. Erst als Tomás am nächsten Morgen zurückkommt, kann sie ihn wieder verlassen.

Sie kehrt nach Hause zurück. Der Professor (Miguel Munarriz) meint, nun sei es an der Zeit, das Filmmaterial zu schneiden, damit die Aufnahmen einen Sinn ergeben.

Lourdes kommt jedoch noch nicht von den Geschichten aus Obaba los. Ihr Kommilitone Carlos (Juanma Rodríguez) gibt ihr die Adresse seines in Obaba geborenen Onkels Esteban Werfell (Lluís Homar). Der erzählt seiner Besucherin, sein Vater habe in Obaba mit einer Einheimischen zusammengelebt. Wegen der wilden Ehe und weil er nicht in die Kirche ging, mochten die Dorfbewohner Klaus Werfell nicht.

Als Esteban 1965 zum ersten Mal mit seinen Freunden Ismael und Tomás einen Vespergottesdienst besuchte, glaubte er hinter dem ewigen Licht eine Frau zu sehen und fiel in Ohnmacht. Zu Hause erklärte er seinem Vater, er wisse den Namen und die Adresse der Frau. Sie heiße Maria Vockel (Mayu Serreau) und wohne in Hamburg. Klaus Werfell ermunterte seinen Sohn daraufhin, der Frau zu schreiben – und Esteban bekam tatsächlich Antwort. Das war der Beginn einer Brieffreundschaft.

Die Lehrerin, die wegen ihrer Liaison mit Manuel nicht mehr in die Schule durfte, unterrichtete Estaban zweimal in der Woche und bereitete ihn aufs Gymnasium vor. 1966 kam er in ein Internat, und später studierte er. Darüber vergaß er Maria Vockel.

Mit Carlos zusammen besucht Lourdes Lukas Pellot in der Psychiatrie. Er schaut stumpf vor sich hin, doch als die Studentin ihm ein altes Klassenfoto aus Obaba zeigt, auf dem er, Ismael, Tomás und Marga zu sehen sind, weint er.

Während Lourdes in Ismaels Verschlag in Obaba eingesperrt war, lief die Kamera weiter. Nun schaut sie sich die Aufnahmen an und sieht, wie sich eine Eidechse ihrem linken Ohr nähert, während sie schläft. Ob das Tier in ihren Kopf eindrang, kann Lourdes allerdings nicht erkennen. Erschrocken konsultiert sie einen Ohrenarzt, der eine Perforation ihres linken Trommelfells diagnostiziert.

Es zieht Lourdes nach Obaba zurück. Mit der Erlaubnis Carlos‘, im Haus seines Onkels zu wohnen, fährt sie wieder hin.

Der Briefträger bringt einen Brief von Maria Vockel an Esteban Werfell. Das veranlasst Lourdes, nach Hamburg zu reisen. Bei Maria Vockel handelt es sich um eine Opernsängerin. Esteban sah ihr Bild auf Plattenhüllen seines Vaters. Die Adresse las er auf Briefkuverts. Sie war die eines Freundes von Klaus Werfell. Nach dem Vorfall in der Kirche bat der Ingenieur seinen Freund in Hamburg, für eine Weile unter dem Namen Maria Vockel Estebans Brieffreund zu spielen.

Als Lourdes erneut nach Obaba kommt, brennt der Schuppen mit den Eidechsen. Unter den Schaulustigen steht auch Begoña. Sie blickt Ismael triumphierend an.

Lourdes bleibt in Obaba und zitiert Miguel: „Man kann überall leben, wenn man nur im Herzen glücklich ist.“ Hin und wieder kommt Miguel zu ihr ins Haus des deutschen Ingenieurs und schläft mit ihr.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

1988 veröffentlichte Bernardo Atxaga (* 1951) unter dem Titel „Obabakoak oder Das Gänsespiel“ eine Sammlung von skurrilen Kurzgeschichten, die in dem fiktiven baskischen Bergdorf Obaba spielen und dem magischen Realismus zuzuordnen sind (Übersetzung: Giò Waeckerlin Induni, Schönbach Verlag, Hannover 1991, 357 Seiten, ISBN: 3-927883-05-0). Lange überlegte Montxo Armendáriz, wie er Teile des Buches verfilmen könne. Weil er keinen Episodenfilm drehen wollte, dachte er sich eine Rahmenhandlung mit einer Filmstudentin aus, in die er ein paar der Geschichten aus „Obabakoak oder Das Gänsespiel“ einflocht. Diese nicht von Bernardo Atxaga stammende Handlung steht nun allerdings im Zentrum von „Obaba. Das Dorf der grünen Eidechse“. Es ist ein poetischer, atmosphärisch dichter Film, in dem eine junge Intellektuelle auf die abergläubischen Bewohner eines Bergdorfes trifft.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

César Aira - Die nächtliche Erleuchtung des Staatsdieners Varamo
Die Marotten des absonderlichen Amtsschreibers und die Eigentümlichkeiten der anderen kauzigen Figuren sind amüsant geschildert. Wer Skurriles schätzt, kommt hier auf seine Kosten. Außerdem spart César Aira nicht mit Kritik am Literaturbetrieb.
Die nächtliche Erleuchtung des Staatsdieners Varamo

 

(Startseite)

 

Nobelpreis für Literatur

 

Literaturagenturen

 

Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.