Windland
Windland
Inhaltsangabe
Kritik
Der Forstwirt Oskar (Joachim Król) wohnt noch immer in seinem Elternhaus in einem hessischen Dorf. Seine von ihm geschiedene Ehefrau Claudia (Birge Schade) lebt mit ihrer achtjährigen Tochter Rita (Fiona Sophie Balzer) und ihrem im Dorf aufgewachsenen neuen Partner Arno (Jens Harzer) in der Nähe.
Vor zwanzig Jahren hatte Oskars jüngerer Bruder Theo (Michael Schenk) ein dreizehnjähriges Mädchen drei Stunden lang festgehalten, das Kind allerdings nur geküsst. Dafür verbüßte er einige Zeit in einer Jugendhaftanstalt und zog dann nach Frankfurt am Main, statt in sein Heimatdorf zurückzukehren.
Die unverheiratete Kellnerin Barbara (Anna Schudt) vermisst ihre achtjährige Tochter Laura. In ihrer Verzweiflung sucht sie die Nähe von Arno. Als sie es mit ihm in einer Scheune treiben will, stoßen die beiden auf Lauras Leiche. Weil der Dorfpolizist Pötschke (Peer Martiny) mit den Ermittlungen in dem Mordfall überfordert wäre, reist ein Kriminalkommissar aus Frankfurt an.
Zur gleichen Zeit stirbt der Vater, den Oskar zu Hause gepflegt hatte. Obwohl Theo den Kontakt zum Vater und zum Bruder abgebrochen hatte, kommt er zur Beerdigung – und wird von den Dorfbewohnern sogleich für Lauras Mörder gehalten, zumal sich herausstellt, dass er hin und wieder heimlich hier war und das Grab der Mutter besuchte.
Arno, der in einer Autowerkstatt arbeitet, schlägt bei einem Kneipenbesuch mit seinem Chef und seinem Kollegen Kallas (Till Firit) vor, Barbara zu vergewaltigen und ihren Pullover in Theos Auto zu werfen, damit die Polizei den Fall abschließen kann. Auf der Heimfahrt läuft ihnen ein Reh vors Auto, und der Werkstattbesitzer tötet das schwer verletzt am Boden liegende Tier mit Hammerschlägen.
Als Barbara bestätigt, dass eine von der Polizei in Theos Auto sicherstellte Puppe Laura gehört hatte, kann Oskar nicht verhindern, dass sein Bruder festgenommen wird.
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Der Schock weckt Oskar aus seiner Lethargie: Von Theos Unschuld überzeugt, stellt er eigene Nachforschungen an und stößt dabei auf den weißen Pickup der Autowerkstatt. Eine Schülerin hatte zwar ausgesagt, Laura sei bei einer Bushaltestelle in ein grünes Auto eingestiegen, aber Oskar beobachtete erst kürzlich, dass auch weiße Fahrzeuge hinter der Scheibe des Wartehäuschens grün aussehen. Unter dem Vorwand, er sei mit seinem Privatwagen liegen geblieben, fährt er mit dem Mechaniker Kallas im Unimog des Forstamts los. Er provoziert Kallas mit Fragen, bis dieser sich als Mörder ertappt fühlt und in dem soeben reparierten PKW zu flüchten versucht. Oskar rammt ihn jedoch mit dem Unimog und lässt ihn verhaften.
Nachdem Theo sich herzlich von seinem Bruder verabschiedet hat, geht Oskar mit Rita ins Wirtshaus, wo er und Barbara sich anlächeln.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)„Windland“, eine Mischung aus Drama und Thriller, handelt von zwei Brüdern – Oskar und Theo –, die nach langer Trennung durch die von einem Kindsmord ausgelösten Ereignisse wieder zueinander finden. Gleichzeitig erwacht Oskar, der ältere der beiden, aus seiner Lethargie. Außerdem prangern Michael Schenk (Drehbuch) und Edward Berger (Regie) die Dorfgemeinschaft an, die Theo reflexartig für den Mörder hält, weil er vor zwanzig Jahren (!) gewaltsam eine Dreizehnjährige geküsst hatte und dafür von einem Jugendgericht verurteilt worden war.
Es wirkt aufdringlich, dass Michael Schenk und Edward Berger den Mordverdacht in „Windland“ von Anfang an gegen den cholerischen Automechaniker Arno lenken: Er prügelt und betrügt seine schwangere Lebensgefährtin, belügt die Polizei, schlägt vor, Theo Belastungsmaterial unterzuschieben und wird mit seiner achtjährigen Stieftochter allein in einer Hütte angetroffen. Geschickter ist es, den Geschäftsführer eines Supermarkts ins Zwielicht zu rücken, indem er Ritas Ladendiebstahl nicht anzeigt und das Mädchen zur Verschwiegenheit auffordert. Allerdings wirkt die Szene konstruiert, weil Rita aus heiterem Himmel zur Ladendiebin wird. Ebenso unvermittelt wird am Ende auch der Täter entlarvt, ohne dass wir etwas über seinen Charakter, seine Motive und die Umstände des Mordes erfahren.
Statt die Handlung stringent zu entwickeln, reihen Michael Schenk und Edward Berger Szenen aneinander. Einige davon dienen nur dazu, die Zuschauer auf nicht sehr raffinierte Weise in die Irre zu führen, andere triefen vor Symbolik, zum Beispiel: Barbara legt sich im Bestattungsinstitut in einen Sarg; Oskar zertrümmert ein Paddel, das ihn an Ausflüge in der Jugend erinnert und verbrennt am Ende die Hinterlassenschaft seines verstorbenen Vaters.
Einmal, als Barbara Oskar auf der Straße begegnet, schwärmt sie von dem lauen Abend. Glaubwürdig ist das nicht, denn wenige Tage zuvor fand sie die Leiche ihrer ermordeten achtjährigen Tochter.
Sehenswert ist „Windland“ wegen der schauspielerischen Leistung von Joachim Król, dem es gelungen ist, die Figur Oskar zu einem lebendigen und widersprüchlichen Charakter zu machen. Trotz seiner Zurückhaltung drängt er allein durch seine Präsenz alle anderen Darsteller in den Hintergrund.
Michael Schenk schrieb nicht nur das Drehbuch, sondern spielte auch die Rolle des Theo.
Die Dreharbeiten fanden vom 20. September bis 28. Oktober 2006 in Driedorf (Westerwald) und Umgebung statt.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007
Edward Berger: Bloch. Schwestern
Edward Berger: Jack