Jennerwein

Jennerwein

Jennerwein

Originaltitel: Jennerwein – Regie: Hans-Günther Bücking – Drehbuch: Hans-Günther Bücking, Holger Zimmermann – Kamera: Hans-Günther Bücking – Schnitt: Barbara von Weitershausen – Musik: Hans-Jürgen Buchner – Darsteller: Fritz Karl, Christoph Waltz, Sabrina White, August Schmölzer, Monika Baumgartner, Florian Brückner, Petra Berndt, Helmuth Häusler u.a. – 2003; 90 Minuten

Inhaltsangabe

1871 kehren Georg Jennerwein und Josef Pföderl als Freunde aus dem Krieg gegen Frankreich in ihr oberbayrisches Dorf zurück. Während sich der lebensfrohe Jennerwein mit einer Kellnerin vergnügt, umwirbt der schüchterne Pföderl erfolglos die scheue Agerl. Weil das Geld, das sie als Holzknechte verdienen, nicht zum Leben reicht, wildern die beiden Freunde – und werden von dem königlich-bayrischen Forstbeamten Mayr gejagt. Als Agerl sich Jennerwein zuwendet, wird Pföderl aus Eifersucht vom Freund zum Feind ...
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Kritik

Die Handlung dieses Heimatfilms von Hans-Günter Bücking spielt zwar in Oberbayern, aber die Grundzüge könnten auch die eines Edelwesterns sein. Düstere, fahl ausgeleuchtete und fast schwarz-weiße Bilder lassen "Jennerwein" realistisch wirken.
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1858 lässt der bayrisch-königliche Forstbeamte Mayr (August Schmölzer) den Wilderer Hannes Mitterer vor den Augen seiner Frau Maria (Monika Baumgartner) und des zehnjährigen Stiefsohns Georg („Girgl“) Jennerwein erschießen.

1871 kommt Georg Jennerwein (Fritz Karl) mit Josef Pföderl (Christoph Waltz) aus dem Krieg gegen Frankreich in sein oberbayrisches Heimatdorf zurück. Er verdankt dem Kameraden sein Leben: Im Elsass beugte Jennerwein sich über einen Verwundeten. Da stach ein Franzose von hinten mit dem Bajonett auf ihn ein, aber er kam mit einer verhältnismäßig leichten Verletzung davon, weil Pföderl den Angreifer erschoss. Inzwischen sind die beiden Kriegskameraden Freunde geworden.

Während Jennerwein sich mit der lebensfrohen Kellnerin Rosl (Petra Berndt) verlustiert, setzt der schüchterne Pföderl seine bereits vor dem Krieg begonnene Werbung um die scheue Agerl (Sabrina White) fort, aber sie bleibt auf Distanz.

Obwohl Maria Hunger leidet, ist sie entsetzt, als ihr der Sohn Fleisch bringt, denn sie will nicht, dass er wie sein Vater endet. Sie drängt ihn, mit dem Wildern aufzuhören. Jennerwein und Pföderl verdingen sich daraufhin als Holzknechte. Weil der Lohn jedoch nicht reicht, wildern sie auch weiterhin. Das Fleisch teilen sie sich mit den Bedürftigen.

Eines Tages stößt Jennerwein auf zwei kleine Kinder: Theres und Mathias. Der Vater ist tot, die Mutter halb verhungert und verdurstet. Jennerwein kann nicht verhindern, dass die junge Frau stirbt. Daraufhin bringt er die Kinder zu Agerl und bittet sie, sich ihrer anzunehmen.

Der Holzknecht Andreas Hofberger (Florian Brückner) schließt sich den beiden als Helden verehrten Wilderern an. Gleich beim ersten Mal werden die drei Wilddiebe von königlich-bayrischen Jägern entdeckt und verfolgt. Jennerwein und Pföderl entkommen durch einen waghalsigen Sprung von einer steilen Felswand in ein Gewässer, aber Hofberger wird zu Mayr gebracht. Der erklärt sich bereit, ihn freizulassen, verlangt aber als Gegenleistung, dass Hofberger mithilft, die beiden Wilderer Jennerwein und Pföderl in flagranti zu erwischen. Weil Hofberger den Verrat ablehnt, lässt Mayr ihn von seinen Hunden zerfleischen.

Immer wieder schaut Jennerwein nach Theres und Mathias. Pföderl beobachtet, dass Agerl und sein Freund sich näherkommen. Weil er deshalb während der Arbeit Streit mit Jennerwein anfängt, werden sie beide entlassen.

Jennerwein liebt Agerl, will aber auch gegenüber seinem Freund fair sein und weist Agerl deshalb darauf hin, dass Pföderl ihm das Leben rettete und sie heiraten möchte. Die junge Frau hat sich jedoch längst für Jennerwein entschieden. Sie schläft mit ihm.

Mayr entgeht nicht, dass die Freundschaft der beiden Wilderer zerbrochen ist, und er findet auch den Grund heraus. Daraufhin versucht er Pföderl gegen Jennerwein aufzuhetzen, zuerst ohne Erfolg, aber schließlich meldet Pföderl sich doch bei Mayr und wird Jagdgehilfe.

Mehrmals entkommt Jennerwein seinem neuen Feind. Mayr rät Maria, dafür zu sorgen, dass ihr Sohn sich stellt. Dann werde er mit zwei Jahren Haft davonkommen, meint er. Maria, die verhindern will, dass Georg erschossen wird, drängt Agerl, dem Forstbeamten einen Tipp zu geben, wo er Jennerwein beim Wildern festnehmen kann. Agerl – sie ist inzwischen schwanger – tut es. Aber Pföderl schießt aus dem Hinterhalt auf den Wilddieb und verletzt ihn lebensgefährlich. Jennerwein schleppt sich zu Agerl. Sie bringt ihn zu einem Arzt, dem es gelingt, das Leben des Wilderers zu retten.

Als Jennerwein sich erholt hat, passt Pföderl ihn ab und drängt ihn, die Gegend zu verlassen. Er werde sich nicht nur um Agerl, sondern auch um die beiden Kinder kümmern, verspricht er. Aber darauf lässt Jennerwein sich nicht ein.

Jennerwein hört das Gerücht, dass Agerl ihn verraten habe. Als er sie zur Rede stellt, gibt sie es unumwunden zu und beteuert, es aus Sorge um sein Leben getan zu haben. Aufgebracht verlässt Jennerwein sie, geht in die Wirtschaft und verschwindet mit Rosl in deren Zimmer.

Erst nach einiger Zeit kehrt er zu Agerl zurück, die während seiner Abwesenheit eine Tochter geboren hat.

Weil sie nichts zu essen haben, bleibt Jennerwein nichts anderes übrig, als wieder zu wildern. Er merkt, dass er verfolgt wird, und es gelingt ihm, sich von hinten an Pföderl heranzuschleichen. Der erschrickt, aber Jennerwein tut ihm nichts, sondern meint nur: „Lass gut sein. Ich will nichts von dir.“ Dann geht er furchtlos weiter – und wird hinterrücks von Pföderl erschossen.

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Hans-Günther Bücking und Fritz Karl stellen den legendären Wildschützen Jennerwein als gutmütigen und lebensbejahenden Naturburschen dar, der durch die Not zum Wildern gezwungen ist, aber seine Beute mit Bedürftigen teilt und das Herz auf dem rechten Fleck hat. „Jennerwein“ ist ein pessimistisches Drama über den archaischen Kampf ums Überleben und eine aus Eifersucht in Feindschaft umschlagende Freundschaft.

Die Handlung spielt zwar im Grenzgebiet zwischen Bayern und Tirol, aber die Grundzüge könnten auch die eines Edelwesterns sein. Dagegen meidet Hans-Günther Bücking die Klischees des Genres Heimatfilm. Mit düsteren, fahl ausgeleuchteten und fast schwarz-weißen Bildern wirkt „Jennerwein“ realistisch. Nur in den letzten Minuten verliert der Film seine Stringenz, und der Schluss gleitet in den Kitsch ab.

Erstmals ausgestrahlt wurde der Fernsehfilm „Jennerwein“ am 7. April 2004.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

Georg Jennerwein (kurze Biografie)

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