Carl Friedrich Gauß


Carl Friedrich Gauß wurde am 30. April 1777 in Braunschweig als Sohn eines gelernten Gärtners und dessen Ehefrau, der Tochter eines Steinmetzes, geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Wegen seiner außergewöhnlichen Begabung erhielt Carl Friedrich Gauß im Alter von vierzehn Jahren ein Stipendium des Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, das es ihm ermöglichte, das Collegium Carolinum zu besuchen und an der Universität Göttingen zu studieren.

Als achtzehnjähriger Student fand Carl Friedrich Gauß die später nach ihm benannte statistische Normalverteilung (Gaußsche Normalverteilung, Glockenkurve), und mit seiner Dissertation führte er 1799 die komplexen Zahlen ein.

1801 – also mit vierundzwanzig Jahren – veröffentlichte Carl Friedrich Gauß das grundlegende Werk der modernen Zahlentheorie: „Disquisitiones arithmeticae“, und avancierte damit sogleich zu einem der bedeutendsten Mathematiker seiner Zeit. An einem von Gauß vorher berechneten Ort wurde Anfang 1802 der von einem italienischen Astronomen nur kurze Zeit beobachtete Planetoid Ceres wiedergefunden. Seine Methoden zur Berechnung der Bahnen von Planeten veröffentlichte Carl Friedrich Gauß 1809 in seinem astronomischen Hauptwerk „Theoria motus corporum coelestium“.

Am 9. Oktober 1805 vermählten sich Carl Friedrich Gauß und Johanna Elisabeth Rosina Osthoff (1780 – 1809). Der Ehe entstammten ein Sohn und eine Tochter (Joseph, 1806 – 1873; Wilhelmine, 1808 – 1840). Nach der Geburt eines dritten Kindes, das nur wenige Wochen alt wurde, starb Johanna am 11. Oktober 1809 im Wochenbett. Weniger als ein Jahr später – am 4. August 1810 – heiratete der Witwer Friederica Wilhelmine („Minna“) Waldeck (1788 – 1831), die beste Freundin seiner verstorbenen Frau. Sie brachte eine Tochter und zwei Söhne zur Welt. Nach Minnas Tod am 12. September 1831 musste Therese, die jüngste der Töchter, ihrem Vater den Haushalt führen.

1807 hatte man Carl Friedrich Gauß zum Direktor der Sternwarte der Universität Göttingen ernannt, die jedoch erst zehn Jahre später fertiggestellt wurde.

Obwohl Carl Friedrich Gauß sich auch mit anderen Fragestellungen intensiv beschäftigte, gehörte seine Neigung doch der Mathematik. In einem Brief vom 6. Januar 1819 schrieb er:

Für mich wenigstens sind und bleiben die Untersuchungen der höheren Arithmetik, bei weitem das Allerschönste der Mathematik, und der Genuss, den ich auch an der schönsten astronomischen Untersuchung finde, ist gar nichts, verglichen mit dem, welchen die höhere Arithmetik gewährt.

Nachdem 1820 die von Gauß angeregte Vermessung des Königreichs Hannover genehmigt worden war, führte er selbst jahrelang entsprechende Messungen durch und wertete sie aus. Dabei entwickelte er ein neues Gerät für die Triangulation (Heliotrop).

Im Rahmen gemeinsamer Arbeiten mit seinem Göttinger Kollegen und Freund Wilhelm Weber zum Thema Elektrizität und Magnetismus verkabelte Carl Friedrich Gauß 1833 seine Sternwarte mit dem physikalischen Institut in Göttingen und tauschte über elektromagnetisch bewegte Kompassnadeln Nachrichten mit ihm aus, erfand also den elektrischen Telegrafen.

Ungeachtet einiger attraktiver Angebote anderer Universitäten blieb Carl Friedrich Gauß seit seinem Studium in Göttingen. Dort starb er am 23. Februar 1855 im Alter von fast achtundsiebzig Jahren. Bereits in seinem Todesjahr wurde Carl Friedrich Gauß auf einer von König Georg V. in Auftrag gegebenen Gedenkmünze als „mathematicorum princeps“ geehrt. Carl Friedrich Gauß hatte bahnbrechende Bücher geschrieben, aber viele seiner Erkenntnisse und Entdeckungen nur in Briefen erwähnt oder in seinem – 1898 aufgefundenen – Tagebuch beschrieben.

2013 fand die Neurowissenschaftlerin Renate Schweizer vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen zufällig heraus, dass es sich bei einem präparierten Gehirn nicht, wie bis dahin angenommen, um das Denkorgan des Mathematikers Carl Friedrich Gauß handelt, sondern um das des Mediziners Conrad Heinrich Fuchs (1803 – 1855). Die beiden Präparate waren vermutlich schon im 19. Jahrhundert vertauscht worden.

Daniel Kehlmann porträtiert Carl Friedrich Gauß (und Alexander von Humboldt) in seinem Roman „Die Vermessung der Welt“.

Literatur über Carl Friedrich Gauß:

  • Gerd Biegel und Karin Reich: Carl Friedrich Gauß. Genie aus Braunschweig, Professor in Göttingen (Braunschweig 2005)
  • Hubert Mania: Gauß. Eine Biografie (Reinbek 2008)

© Dieter Wunderlich 2005 / 2008 / 2013

Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.