Die schwarze Natter

Die schwarze Natter

Die schwarze Natter

Die schwarze Natter – Originaltitel: Dark Passage– Regie: Delmer Daves – Drehbuch: Delmer Daves, nach dem Roman "Dark Passage" von David Goodis – Kamera: Sidney Hickox – Schnitt: David Weisbart – Musik: Franz Waxman – Darsteller: Humphrey Bogart, Lauren Bacall, Bruce Bennett, Agnes Moorehead, Tom D'Andrea, Clifton Young, Douglas Kennedy, Rory Mallinson, Houseley Stevenson u.a. – 1947; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Vincent Parry bricht aus dem San Quentin State Prison aus. Verurteilt wurde er, weil er seine Frau umgebracht haben soll, aber er ist unschuldig und will nun den wahren Mörder suchen. Eine ihm unbekannte junge Frau, die offenbar weiß, wer er ist, schmuggelt ihn durch eine Straßensperre und nimmt ihn mit in ihr Apartment in San Francisco. Sie habe sich von Anfang an für seinen Fall interessiert, behauptet sie, und wolle ihm helfen ...
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Kritik

Sehenswert ist der film noir "Die schwarze Natter", die Verfilmung des Romans "Dark Passage" von David Goodis, vor allem wegen der stilvollen Inszenierung und der Hauptdarsteller Humphrey Bogart und Laureen Bacall.
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Vincent Parry (Humphrey Bogart) wird für schuldig befunden, seine Ehefrau Gertrude ermordet zu haben, und zu lebenslanger Haft verurteilt. Drei Jahre später gelingt es ihm, aus dem San Quentin State Prison auszubrechen, indem er sich in einer leeren Tonne auf einem Lastwagen versteckt.

Ein Autofahrer namens Baker (Clifton Young) nimmt ihn mit, doch als im Radio die Nachricht vom Ausbruch des Häftlings durchgegeben wird, hält er an. Vincent schlägt sofort zu und zerrt den Bewusstlosen in den Straßengraben. Kurz darauf hält eine attraktive junge Lehrerin und Freizeitmalerin mit ihrem Wagen. Offenbar weiß sie, wer er ist. Jedenfalls fordert sie ihn auf, sich im Fond unter einer Decke zu verstecken, schmuggelt ihn durch eine Straßensperre und nimmt ihn mit in ihr Apartment in San Francisco. Während Irene Jansen (Lauren Bacall) – so heißt sie – neue Kleidung für Vincent kaufen geht, klopft jemand an der Tür und ruft nach ihr. Vincent kennt die Stimme: Es handelt sich um Madge Rapf (Agnes Moorehead), die Frau, deren Zeugenaussage entscheidend zu seiner Verurteilung beitrug. Nachdem sie wieder gegangen ist, findet Vincent einen Zeitungsausschnitt über Irenes Vater Calvin Jansen. Er wurde wegen der Ermordung seiner Frau verurteilt und hingerichtet, obwohl er bis zuletzt seine Unschuld beteuerte. Irene erklärt Vincent, ihr Vater habe ihre Stiefmutter nicht umgebracht. Weil sie auch von Vincents Unschuld überzeugt sei, habe sie seinen Fall von Anfang an verfolgt und helfe ihm jetzt.

Vincent kann nicht bei Irene bleiben, denn er will den Mord an seiner Frau aufklären.

Der Taxifahrer (Tom D’Andrea), der ihn zu seinem Freund George Fellsinger (Rory Mallinson) bringen soll, erkennt ihn als den aus San Quentin geflohenen Sträfling. Er rät ihm, sein Gesicht operieren zu lassen und vereinbart für ihn noch für dieselbe Nacht einen Termin bei dem zwielichtigen Chirurgen Dr. Walter Coley (Houseley Stevenson), der seine Approbation längst verloren hat. Dann bringt er ihn zu George, der ganz in der Nähe wohnt.

Als Vincent nach der Gesichtsoperation mit verbundenem Kopf zu George zurückkehrt, liegt dieser blutüberströmt am Boden. Er wurde ermordet. Weil Vincents Fingerabdrücke in der Wohnung sind, wird man ihn verdächtigen, auch seinen Freund umgebracht zu haben. Irene ist seine einzige Hoffnung. Sie nimmt ihn erneut bei sich auf.

Bob (Bruce Bennett) ruft an. Der frühere Verlobte Madges ist mit Irene befreundet. Er will vorbeikommen. Um keinen Verdacht zu erregen, stimmt Irene zu, und Vincent versteckt sich im Schlafzimmer. Bevor Bob eintrifft, taucht allerdings Madge auf: Sie habe von Vincents Ausbruch aus dem Gefängnis erfahren, fürchte seine Rache und fühle sich in ihrer Wohnung nicht mehr sicher, klagt sie. Deshalb möchte sie fürs Erste bei ihrer Freundin Irene bleiben. Irene versucht sie davon abzubringen, aber das gelingt ihr erst mit Bobs Hilfe. Schließlich ist sie bereit, sich von Bob nach Hause bringen zu lassen.

Nach einer Woche nimmt Irene Vincent den Verband ab, und er sieht zum ersten Mal sein neues Gesicht im Spiegel. Am nächsten Morgen macht er sich auf den Weg, aber beim Frühstück in einem Schnellimbiss wird ein Kriminalbeamter (Douglas Kennedy) auf ihn aufmerksam und verlangt seine Papiere. Vincent, der sich jetzt Al Linell nennt, behauptet, seine Brieftasche im Hotelzimmer liegengelassen zu haben. Auf dem Weg dorthin stößt er den Polizisten vor ein Auto und rennt weg.

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überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Kurz nachdem er sich ein Hotelzimmer genommen hat, steht der Autofahrer in der Tür, den er nach seiner Flucht aus San Quentin zusammenschlug. Baker hat eine Pistole in der Hand. Er kam zu sich, als Vincent in das andere Fahrzeug stieg und merkte sich die Nummer. Damit war es nicht schwer, die Halterin des Fahrzeugs ausfindig zu machen, und seither observierte er Vincent. Statt den gesuchten Mörder an die Polizei zu verraten und 5000 Dollar Kopfgeld zu kassieren, will der Ganove Vincent um 60 000 Dollar erpressen. Er weiß, dass Irene 200 000 Dollar besitzt und fordert Vincent auf, mit ihm zu ihr zu fahren. Vincent durchschaut, dass Baker sich nicht mit 60 000 zufrieden geben wird. Während der Fahrt gelingt es ihm, dem Erpresser die Pistole abzunehmen. Sie halten an. Vincent erfährt, dass dem Taxi, mit dem er von Irene zu George fuhr ein orange-farbener Wagen folgte. Es kommt zu einer Prügelei. Dabei stürzt Baker in einen Abgrund.

Orange ist Madge Rapfs Lieblingsfarbe! Vincent sucht sie auf. Aufgrund der Gesichtsoperation hält sie ihn für einen Fremden, aber er gibt sich zu erkennen. Sie gesteht, Gertrude ermordet zu haben. Madge wollte Vincent für sich gewinnen. Als er sie auch nach dem Tod seiner Frau zurückwies, rächte sie sich mit ihrer Zeugenaussage. Nach seinem Ausbruch aus San Quentin fand sie heraus, dass er sich bei Irene aufhielt, und weil sie ihn ihrer Freundin nicht gönnte, brachte sie George um. Damit wollte sie die Polizei auf seine Spur bringen. Nach dem Geständnis stürzt Madge sich aus dem Fenster [Suizid]. Vincent hat für das Geständnis keinen Zeugen und flieht über die Feuerleiter, denn wenn man ihn in Madges Wohnung antreffen würde, hielte man ihn auch in diesem Fall für den Mörder.

Trotz seiner Gesichtsoperation ist er in den USA nicht mehr sicher. Vom Busbahnhof aus ruft er Irene an und fordert sie auf, ihm nach Peru zu folgen. Dann steigt er in einen Bus, der ihn erst einmal nach Arizona bringt.

Einige Zeit später sitzt Vincent in einem Gartenlokal in Peru, und Irene taucht in der Tür auf. Sie fallen sich in die Arme. Es ist für sie beide der Beginn eines neuen Lebens.

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Bei „Die schwarze Natter“ handelt es sich um eine Verfilmung des 1946 von David Goodis (1917 – 1967) veröffentlichten hard boiled Kriminalromans „Dark Passage“ (Bastei-Lübbe Taschenbuch, Bergisch Gladbach 1989, 235 Seiten, ISBN: 3-404-19126-9). Delmer Daves machte daraus einen film noir. Er zeigt eine von Lügen und Gewaltverbrechen geprägte Gesellschaft, in der es keine Gerechtigkeit gibt. Die Handlung ist weder besonders einfallsreich noch überzeugend, aber die düstere Atmosphäre und die schauspielerische Leistung vor allem der beiden Hauptdarsteller Humphrey Bogart und Laureen Bacall machen „Die schwarze Natter“ sehenswert. (Laureen Bacall war seit 1945 Humphrey Bogarts vierte Ehefrau.) Das Besondere an „Die schwarze Natter“ ist die subjektive Kamera: Im ersten Drittel des Films sehen wir Vincent Parry nur von hinten, oder wir blicken aus seiner Perspektive auf die Umgebung und nur seine Hände geraten ins Bild. Während der Taxifahrt bleibt sein Gesicht im Dunkeln. Erst nach der Gesichtsoperation ändert sich das, und als Irene Jansen ihm den Verband abnimmt, erblicken wir zum ersten Mal sein neues Gesicht, also das des Schauspielers Humphrey Bogart.

In der Bundesrepublik Deutschland kam „Dark Passage“ 1950 unter dem Titel „Die schwarze Natter“ ins Kino, und in Österreich lief er unter dem Titel „Ums eigene Leben“. Erst später setzte sich der Titel „Das unbekannte Gesicht“ durch, aber auf der DVD steht wieder „Die schwarze Natter“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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Mit "Nicht ein Wort zu viel" hat Andreas Winkelmann einen professionell gestalteten Page Turner vorgelegt. Die Romanfiguren wirken lebendig und differenziert. Kurze Kapitel tragen zum rasanten Tempo bei. Zugleich ist der Aufbau des Thrillers sorgfältig durchdacht.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.