Endstation Schafott
Endstation Schafott
Inhaltsangabe
Kritik
Der frühere Polizist Germain Cazenneuve (Jean Gabin) engagiert sich seit zwanzig Jahren als Sozialarbeiter und Bewährungshelfer. Einer seiner Schützlinge ist Gino Strabliggi (Alain Delon), ein junger Mann, der wegen Bankraubs zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden war. Durch Cazenneuves Fürsprache kommt er bereits nach zehn Jahren frei. Vor dem Gefängnistor wartet seine Ehefrau Sophie (Ilaria Occhini) auf ihn, und Cazenneuve nimmt das glückliche Paar in seinem Wagen mit.
Sophie betreibt einen kleinen Blumenladen in der Stadt. Dort taucht kurz nach der Freilassung ihres Mannes dessen früherer Freund und Komplize Marcel (Victor Lanoux) auf. Er erwartet, dass Gino mit ihm und seinen beiden Kumpanen (einer davon: Gérard Depardieu) einen neuen Bankraub durchführt, aber Gino schickt sie weg, denn er hat sich entschlossen, keine krummen Dinger mehr zu drehen. Die zehn Jahre im Gefängnis waren furchtbar, und er will nie wieder eingesperrt werden.
Cazenneuve vermittelt ihm einen Arbeitsplatz in einer Druckerei in Montpellier, und Gino bewährt sich dort als eifriger, geschickter und zuverlässiger Mitarbeiter. Bald kann er sich ein gebrauchtes Auto kaufen.
Nachdem Gino und Sophie mit dem Bewährungshelfer und dessen Familie (Cécile Vassort, Bernard Giraudeau, Christine Fabréga) einen Ausflug unternahmen, kommen ihnen auf der Straße plötzlich zwei Autos nebeneinander entgegen. Ein illegales Rennen! Sophie verliert bei der Karambolage ihr Leben; Gino wird verletzt und muss eine Weile mit Krücken gehen.
Er trauert um seine geliebte Frau, aber er arbeitet unbeirrt weiter in der Druckerei, und eines Tages stellt er Cazenneuve seine neue Freundin vor: Lucie (Mimsy Farmer). Sie wuchs in London als Tochter einer Engländerin und eines Franzosen auf, lebt aber seit längerer Zeit in Montpellier und ist hier als Bankangestellte tätig. Weil Gino sich schämt, ihr von seiner Vergangenheit zu erzählen, bittet er Cazenneuve, es für ihn zu tun, denn er will, dass Lucie die Wahrheit über ihn weiß.
Bevor Cazenneuve dazu eine Gelegenheit dazu hat, erfährt Lucie von Polizeioberinspektor Goitreau (Michel Bouquet), dass ihr neuer Freund im Gefängnis war.
Kurz zuvor sahen sich Goitreau und Gino Strabliggi auf dem Polizeirevier, wo der auf Bewährung entlassene Häftling sich alle vierzehn Tage melden muss. Goitreau hatte ihn damals festgenommen. Kürzlich war er nach Montpellier versetzt worden. Weil Goitreau überzeugt ist, dass Menschen sich nicht ändern und Kriminelle folglich immer Kriminelle bleiben, fing er nach der Begegnung auf dem Polizeirevier sofort an, Gino zu beschatten und stellte rasch fest, dass der verurteilte Bankräuber ausgerechnet eine Bankangestellte als Freundin hat.
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Als Cazenneuve mit Lucie über Ginos Vergangenheit sprechen will, erzählt sie ihm, dass sie bereits von Goitreau informiert wurde. Der Bewährungshelfer ist entsetzt, denn er ahnt, was der diensteifrige Polizist über Gino denkt.
Goitreau erkundigt sich bei dem Besitzer der Druckerei (Guido Alberti) nach Gino, aber der kann von seinem neuen Mitarbeiter nur das Beste sagen und beabsichtigt sogar, ihn zum Geschäftspartner zu machen.
Davon lässt Goitreau sich nicht beirren, und er setzt die Observierung Ginos fort. Er beobachtet, wie Gino und Marcel sich auf dem Parkplatz eines Supermarkts treffen und kurz miteinander reden. Daraufhin lädt er Gino vor, vernimmt ihn und sperrt ihn für achtundvierzig Stunden ein. Während Gino in der Zelle sitzt, verschafft sich der Inspektor seinen Schlüsselbund und durchsucht seine Wohnung. Dabei findet er den abgerissenen Deckel einer Zigarettenschachtel, auf den Marcel seine Adresse schrieb.
Goitreau ordnet die Überwachung der angegebenen Wohnung an – und es dauert nicht lang, bis die Polizei dort Marcel und seine Kumpane nach einem Bankraub mit der Beute festnehmen kann. In seiner Verbohrtheit ist Goitreau überzeugt, dass Gino der Kopf der Bande ist, auch wenn er bei dem Bankraub nicht selbst mitmachte.
Er besucht Marcel, der durch einen Schuss verletzt wurde, im Krankenhaus, zeigt ihm den Karton mit der Adresse und behauptet, ihn von Gino bekommen zu haben. Durch die Lüge hofft er, von Marcel eine Aussage zu bekommen, die Gino belastet.
Dann sucht er Lucie auf und droht ihr damit, den Bankdirektor davon zu unterrichten, dass sie mit einem verurteilten Bankräuber zusammen lebt. Zufällig kommt Gino in diesem Augenblick nach Hause und hört, was der Inspektor sagt. Blind vor Wut stürzt er sich auf ihn, wirft ihn zu Boden und erwürgt ihn.
Dafür wird er zum Tod verurteilt und mit der Guillotine hingerichtet.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)„Endstation Schafott“ („Deux hommes dans la ville“) ist ein realistischer und düsterer, spannender und unter die Haut gehender Kriminalfilm. José Giovanni erzählt die Handlung stringent aus der Perspektive des von Jean Gabin gespielten Bewährungshelfers Germain Cazenneuve. Mit seinem Film kritisiert er die Polizeiarbeit, die Rechtsprechung und den Strafvollzug. „Endstation Schafott“ ist ein Plädoyer gegen die Todesstrafe und für die Resozialisierung von Häftlingen. Gestrauchelte sollen eine Chance bekommen, sich zu ändern. Besser als mit Jean Gabin und Alain Delon hätte man „Endstation Schafott“ nicht besetzen können.
Für Jean Gabin war es die letzte Rolle. Er starb am 15. November 1976 im Alter von zweiundsiebzig Jahren.
José Giovanni (1923 – 2004) war im Zweiten Weltkrieg bei der Résistance. Im Alter von vierundzwanzig Jahren wurde er bei einem Einbruch in Paris ertappt. Bei der Verfolgung kamen sein Bruder, ein Onkel und drei Polizisten ums Leben. Obwohl José Giovanni unbewaffnet gewesen war, verurteilte ihn ein Gericht zum Tod. Sein Vater erreichte schließlich, dass er begnadigt wurde. Im Gefängnis begann José Giovanni zu schreiben. Nach zehn Jahren Haft kam José Giovanni wieder frei. Insgesamt verfasste er rund zwanzig Romane und dreißig Drehbücher (darunter auch für „Der Panther wird gehetzt“); außerdem drehte er als Regisseur etwa zwanzig Filme. José Giovanni am 24. April 2004 im Alter von achtzig Jahren in Lausanne.
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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2009