Der letzte Weynfeldt

Der letzte Weynfeldt

Der letzte Weynfeldt

Originaltitel: Der letzte Weynfeldt – Regie: Alain Gsponer – Drehbuch: Alex Buresch, nach dem Roman "Der letzte Weynfeldt" von Martin Suter – Kamera: Matthias Fleischer – Schnitt: Gion-Reto Killias – Musik: Diego Baldenweg – Darsteller: Stefan Kurt, Marie Bäumer, Vadim Glowna, Annemarie Düringer, Nicholas Ofczarek, Roeland Wiesnekker, Bettina Stucky, Maria Boettner, Marco Zbinden u.a. – 2010; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Dr. Adrian Weynfeldt ist Mitte 50, reich und unabhängig. Er arbeitet als Kunstexperte. Eine 20 Jahre jüngere, offenbar etwas unsolide Frau wirft sein geregeltes Leben aus der Bahn. Und ein Freund seines verstorbenen Vaters, der Geld benötigt, um in eine Seniorenresidenz umzuziehen, drängt ihn, bei einer Auktion eine Fälschung anzubieten. Bevor Weynfeldt sich versieht, wird er zum Opfer eines Erpressers ...
mehr erfahren

Kritik

Bei "Der letzte Weynfeldt", der Verfilmung eines Romans von Martin Suter durch Alain Gsponer, handelt es sich um eine unterhaltsame Gesellschaftssatire, die zunehmend Fahrt aufnimmt.
mehr erfahren

Dr. Adrian Weynfeldt (Stefan Kurt), ein Schweizer Kunstsachverständiger Mitte 50, will sich mit einem Revolver erschießen [Suizid]. Den Abschiedsbrief an die Haushälterin Frau Hauser (Annemarie Düringer) hat er bereits geschrieben und eingesteckt. Aber dann geht er doch erst noch einmal in eine Bar und bestellt einen Martini. Statt davon zu trinken, pflegt er nur die Olive herauszunehmen und zu essen.

Eine angetrunkene Fremde Mitte 30 setzt sich auf den Barhoker neben ihn und bestellt einen Gin Fizz. Sie heißt Lorena Steiner (Marie Bäumer). Die beiden kommen ins Gespräch, und als sich Adrian Weynfeldt ein Taxi bestellt, steigt Lorena mit ein. Wohin sie wolle, fragt Weynfeldt. Das könne sie nicht sagen, antwortet Lorena, sie wisse ja nicht, wo er wohne. Dass sich seine Wohnung über einer Bank befindet, findet sie sonderbar. Als er mit Getränken aus der Küche zurückkommt, ist Lorena nicht mehr im Salon. Sie hat sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen und ins Bett gelegt. Schlaftrunken murmelt sie: „Und bumsen?“ Weynfeldt antwortet „Morgen. Falls du noch magst.“

Doch als Weynfeldt am nächsten Morgen aufwacht, steht Lorena auf der Außenseite des Balkongeländers und droht sich fallenzulassen. Er weiß nicht, was er sagen soll, und plötzlich fängt er zu schluchzen an. Das beeindruckt Lorena: Sie klettert auf den Balkon zurück. Nachdem sie sich angekleidet hat, bringt er sie mit dem Lift hinunter und gibt ihr zum Abschied seine Karte.

Weynfeldt nimmt die Patronen aus dem Revolver und packt ihn weg.

Als Adrian Weynfeldt geboren wurde, war seine Mutter bereits 44 Jahre alt. Umso stärker hing sie an dem Kind, und später wollte sie den jungen Mann nicht an eine andere Frau verlieren. Adrian sollte der letzte Weynfeldt bleiben. Aber er verliebte sich in die englische Austauschstudentin Daphne. Die verließ ihn schließlich wegen eines anderen Mannes – und verunglückte auf dem Weg zu ihrem neuen Liebespartner tödlich.

Seither wohnt Adrian Weynfeldt wieder in seinem Elternhaus. Seine inzwischen verwitwete Mutter starb vor fünf Jahren. Aufgrund des geerbten Vermögens bräuchte Weynfeldt nicht zu arbeiten, zumal er unverheiratet ist und keine Kinder hat, aber er betätigt sich als Experte für Schweizer Kunst bei Murphy’s, gibt Expertisen ab, redigiert Kataloge und organisiert Auktionen. Weynfeldt leidet nicht unter seiner Einsamkeit, sondern genießt es, allein zu sein. Die Haushälterin, Frau Hauser, hat er von seiner Mutter übernommen.

Dr. Klaus Baier (Vadim Glowna), dessen Vater mit Adrian Weynfeldts Vater befreundet war, lässt den Kunstsachverständigen kommen. Der Arzt gebe ihm nur noch ein halbes Jahr zu leben, sagt der 70-Jährige, deshalb wolle er in eine Seniorenresidenz am Comersee umziehen. Aber dafür benötige er viel Geld. Deshalb soll Weynfeldt eines der von Baiers Vater hinterlassenen wertvollen Gemälde auf der nächsten Auktion von Murphy’s versteigern. Es handelt sich um den Rückenakt „Femme nue devant une salamandre“ von Félix Valloton.

Statt das teure Gemälde ins Lager von Murphy’s zu bringen, bewahrt Weynfeldt es in seinem Arbeitszimmer auf, wo es aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen der Bankfiliale im Parterre mindestens ebenso sicher ist.

Dort entdeckt es der erfolglose Kunstmaler Rolf Strasser (Roeland Wiesnekker), der auf Weynfeldt Großherzigkeit zählt. Um seine Schaffenskrise zu überwinden, erklärt er, wolle er für ein halbes Jahr auf die durch Gauguin bekannt gewordenen Marquesas-Inseln. Dafür benötige er 50 000 Franken. Nach seiner Rückkehr werde er wieder malen und das Darlehen mit Zinsen zurückzahlen, verspricht er. Strasser erkundigt er sich nach dem Gemälde im Arbeitszimmer und erfährt, dass Weynfeldt es in Baiers Auftrag für mindestens eineinhalb Millionen Franken versteigern soll.

In diesem Augenblick ruft Lorena an. „Ach, Liebling“, sagt sie blasiert, „kannst du nicht so schnell wie möglich in die Boutique Spotlight kommen und ein peinliches Missverständnis aufklären? Das wäre total lieb, die halten mich hier nämlich für eine – Ladendiebin.“ Weynfeldt erklärt seinem Besucher, er müsse rasch fort und eilt zu dem Geschäft.

Tatsächlich versuchte Lorena, die gelegentlich als Fotomodel arbeitet, ein Designerkleid zu stehlen und wurde von der Geschäftsinhaberin Melanie Gabel dabei ertappt. Als Weynfeldt durch die Tür kommt, geht sie ihm entgegen und küsst ihn auf den Mund. Sie tut so, als sei er ihr Liebhaber. Der Frau Gabel bekannte Großbürger bezahlt nicht nur das Kleid, das Lorena stehlen wollte, sondern kauft auch noch zwei andere für sie.

Strasser weiß, dass es sich bei dem Gemälde in Weynfeldts Arbeitszimmer um eine Fälschung handelt, denn er hat sie selbst angefertigt. Baier speiste ihn mit 8000 Franken ab. Nun verlangt der Maler 10 Prozent des Erlöses und droht damit, andernfalls den Betrug auffliegen zu lassen.

Dann verabredet er sich mit Adrian Weynfeldt in einem Edelrestaurant und lässt ihn wissen, dass er die Reise zu den Marquesas selbst bezahlen werde. Er sei froh, nicht länger auf die Gönnerhaftigkeit Weynfeldts angewiesen zu sein, die für ihn demütigend gewesen sei.

Woher hat Strasser das Geld? Durch Zufall erfährt Weynfeldt von Fernanda Almeida (Susanna Fernandes-Genebra), Baiers portugiesischer Haushälterin, dass Strasser eine Zeitlang jeden Tag zum Malen kam. Kann es sein, dass er eine Kopie von „Femme nue devant une salamandre“ anfertigte? Weynfeldt schaut sich das Gemälde genauer an und beim Vergleich mit einem Faksimile in einem Bildband bemerkt er, dass in der Signatur „F. Vallotton 1900“ der Punkt fehlt, den Félix Valloton immer zwischen den Familiennamen und die Jahreszahl setzte. Nach und nach stößt der Kunstexperte auf weitere Indizien dafür, dass es sich um eine Fälschung handelt. Er entdeckt auch zwei winzige gemalte Gesäße, die Strasser offenbar absichtlich in dem Bild versteckte.

Als er Baier zur Rede stellt, bringt dieser ihm den echten Valloton vorbei und behauptet, er könne sich von dem mit Erinnerungen verbundenen Original nicht trennen. Auf die Frage, warum er dann nicht eines der anderen wertvollen Bilder verkaufe, antwortet er, das habe er schon längst getan. In seinem Elternhaus würden nur noch Kopien hängen. Baier drängt den Kunstexperten, bei dem Betrug mitzumachen und lässt ihm beide Gemälde da.

Weynfeldt bringt ihn zum Taxi hinunter. Da taucht gerade Lorena auf, und Adrian Weynfeldt macht sie mit Klaus Baier bekannt.

Kurze Zeit später passt Baier sie auf der Straße ab und verspricht ihr 50 000 Franken, wenn es ihr gelingt, Weynfeldt zu überreden, Rolf Strassers Fälschung statt des Originals zu versteigern.

Lorena trennte sich unlängst von ihrem Freund Theo Pedroni (Nicholas Ofczarek). Als sie ihre Sachen aus der gemeinsamen Wohnung holt, trifft sie dort auf ihre Nachfolgerin (Maria Boettner). Pedroni bringt ihr schließlich eine ihrer Pflanzen in die winzige Wohnung, die sie inzwischen gemietet hat. Dabei fallen ihm die drei Designerkleider auf, und als er erfährt, wie Lorena in den Besitz dieser teuren Roben kam, hat er eine Idee.

Er ruft Weynfeldt an und fragt: „Stimmt es, dass Sie Lorena 5000 Franken leihen, wenn sie Sie darum bittet?“ Der arglose Kunstexperte bejaht die Frage und verabredet sich mit dem Anrufer in der Nähe eines Geldautomaten. Dort trifft Weynfeldt auf Lorena. Sie deutet auf den Mann, dem sie den Betrag angeblich schuldet. Nachdem Weynfeldt 5000 Franken gezogen hat, reißt Pedroni ihm die Scheine aus der Hand und fährt weg.

Danach behauptet Lorena, sie habe bei diesem Kerl insgesamt 120 000 Franken.

Weynfeldt ist bereit, auch diese Summe zu übernehmen, trifft sich mit Pedroni und übergibt ihm den geforderten Betrag.

Lorena nimmt eine Einladung Weynfeldts an und kommt zu ihm zum Abendessen. Sie trinken Champagner und essen von Frau Hauser gegrillte Kobe-Steaks. Im Arbeitszimmer entdeckt Lorena die zwei gleich aussehenden Gemälde. Weynfeldt erklärt ihr, eines davon sei eine Kopie. Ein Bekannter brauche Geld und dränge ihn, die Fälschung zu versteigern, aber das lasse seine Ehre nicht zu. Lorena meint, er sei überkorrekt. Er zeigt ihr auch das Zimmer seiner Mutter, in dem er seit deren Tod nichts verändert hat.

Ein paar Tage später lässt Weynfeldt das Zimmer ausräumen und dort einen Fitnessraum einrichten.

Bei der Vorbesichtigung der Auktion schaut Lorena sich den Valloton an. Rolf Strasser tritt neben sie, und um ihn zu ärgern sagt sie: „Jemand wollte Adrian eine Fälschung des Bildes unterjubeln, aber das ging in die Hosen. Sie war zu plump.“ Daraufhin deutet der gekränkte Maler höhnisch an, dass der Kunstexperte sich wohl täuschen ließ und zeigt ihr zwei winzige auf dem Bild versteckte Gesäße. Daran erkenne er seine Fälschung, sagt er. Lorena ist überrascht, dass Weynfeldt nun augenscheinlich doch bei dem Betrug mitmacht.

Am Tag vor der Auktion trennt Lorena sich endgültig von Pedroni.

Während der Auktion scheint Weynfeldt mit einem anonymen Bieter telefonisch verbunden zu sein, und in dessen Auftrag ersteigert er „Femme nue devant une salamandre“ für 4,1 Millionen Franken. Zusammen mit dem Aufgeld wird der Unbekannte 4 640 000 Franken dafür bezahlen.

Weynfeldt bringt Baier das andere Gemälde, das er bei sich zu Hause aufbewahrte. Baier hatte ihm als Anteil alles versprochen, was 1,5 Millionen übersteigt. Aber statt 2,6 Millionen Franken hat er nur knapp 2 Millionen bereitgelegt. Mehr will er dem Vermittler nicht bezahlen.

Am Abend bittet Bankdirektor Hartmann (Hanspeter Müller) den Hauseigentümer, kurz herunterzukommen. Auch der Chef des Sicherheitsdienstes, Herr Schwartz (Martin Klaus), ist da. Die Herren zeigen Weynfeldt eine Aufnahme von der über dem Eingang angebrachten Überwachungskamera. Lorena kommt ins Bild. Dann taucht ein Mann auf, von dem Herr Schwartz behauptet, es handele sich um einen vorbestraften Betrüger namens Pedroni, und in dem Weynfeldt den Erpresser erkennt. Lorena küsst ihn auf den Mund, bevor sie bei Weynfeldt klingelt.

Steckt sie mit dem Erpresser unter einer Decke?

Weynfeldt erhält einen Flyer der Auktion zugeschickt. Auf den Rücken der nackten Frau vor dem Ofen hat jemand eine Handynummer geschrieben. Pedroni! Woher weiß er von der Sache mit dem Bild? Offenbar hat Lorena ihm von dem geplanten Betrug erzählt. Diesmal verlangt der Gauner 1,2 Millionen.

Wie abgesprochen, bringt Weynfeldt ihm einen mit 1,2 Millionen Franken gefüllten Reisekoffer.

Zurück in seiner Wohnung, ruft er die Polizei an und meldet die Erpressung. Dann lädt der den Revolver.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Als es klingelt, nimmt er an, es sei die Polizei, aber zu seiner Überraschung steht Lorena in der Tür. Sie legt ihm das Geld hin, das von ihrem Anteil noch übrig ist und gibt offen zu, gemeinsame Sache mit Pedroni gemacht und von Baier 50 000 Franken erhalten zu haben. Als sie nun erfährt, dass Pedroni 1,2 Millionen Franken haben will, rät sie Weynfeldt, sich nicht darauf einzulassen. Aber er erklärt ihr, das sei bereits geschehen.

Pedroni wird am nächsten Morgen aus dem Bett heraus verhaftet.

Strasser will die von Baier versprochenen 10 Prozent des Auktionserlöses. Doch als er bei ihm klingelt, erfährt er von Fernanda Almeida, dass Baier in der Nacht verstarb.

Weynfeldt verzeiht Lorena ihr Verhalten und gibt ihr das Geld für ihren erträumten Brasilienaufenthalt.

Am Abend setzt er sich in sein Arbeitszimmer, sperrt die Türe ab, öffnet eine Geheimklappe und betrachtet den Rückenakt „Femme nue devant une salamandre“, und zwar das Original von Félix Valloton. Die kleinen Gesäße, die er hineingemalt hatte, um das Bild wie Strassers Fälschung aussehen zu lassen, hat er wieder entfernt. Der Anblick erfreut ihn. Er denkt dabei an Lorena, die sich eines Abends auszog und die Szene auf dem Gemälde nachstellte.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Alex Buresch adaptierte den Roman „Der letzte Weynfeldt“ von Martin Suter fürs Fernsehen, und Alain Gsponer führte bei der Verfilmung Regie. Dabei hielten sie sich eng an die literarische Vorlage.

Das Personal der in der Schweiz spielenden Geschichte über Liebe, Sein und Schein, Fälschung und Täuschung besteht einerseits aus älteren Herrschaften, die aufgrund von Erbschaften über beträchtliche Vermögen verfügen, sofern sie nicht bereits alles verprasst haben, und aus mittellosen Menschen Mitte 30, für die Geld der einzige Maßstab ist, die vergeblich von einem Erfolg träumen und sich als Betrüger bzw. Erpresser versuchen. Im Mittelpunkt von „Der letzte Weynfeldt“ stehen ein reicher Mann, der nie erwachsen wurde, keine finanziellen Einschränkungen kennt und erst noch lernen muss, dass man nicht allen Menschen vertrauen darf, und eine ebenso schöne wie durchtriebene Frau, die ihre Ziele rücksichtslos verfolgt, bis sie durch die Begegnung mit dem arglosen Opfer auf den rechten Weg zurückfindet.

Die Handlung der kurzweiligen Gesellschaftssatire „Der letzte Weynfeldt“ nimmt zunehmend Fahrt auf, anfangs durch unerwartete Begegnungen der Figuren, dann durch immer neue Wendungen.

Im Schweizer Fernsehen wurde „Der letzte Weynfeldt“ bereits am 12. September 2010 gezeigt. In Deutschland erfolgte die Erstausstrahlung am 5. Januar 2013 im ZDF.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

Martin Suter: Der letzte Weynfeldt

Alain Gsponer: Rose
Alain Gsponer: Das wahre Leben
Alain Gsponer: Lila, Lila

Bärbel Reetz - Die russische Patientin
"Die russische Patientin" ist eine Komposition aus sehr verschiedenen Elementen. Deutlich wird, wie mühsam und schwierig es ist, sich einer Grenzgängerin wie Sabina Spielrein zu nähern, einer außergewöhnlichen Frau im Spannungsfeld zwischen Ost und West, Marxismus und Psychoanalyse, Juden und Nichtjuden.
Die russische Patientin