Königin der Wüste
Königin der Wüste
Inhaltsangabe
Kritik
Dass Werner Herzog einen Film über die Wüste dreht, verwundert uns nicht, denn die überwältigende Natur ist das zentrale Thema seines Filmschaffens. „Königin der Wüste“ ist ein Biopic über Gertrude Bell, die als eine der ersten Frauen in Oxford Geschichte studierte, den Orient bereiste, als Expertin die britische Regierung beriet, dem „Arabischen Büro“ in Kairo angehörte, die politische Neuordnung nach dem Untergang des Osmanischen Reichs maßgeblich beeinflusste und den Aufbau des Nationalmuseums in Bagdad vorbereitete. Aber davon erfahren wir in „Königin der Wüste“ kaum etwas.
Werner Herzog beginnt mit einem Vorgriff auf eine Unterredung im Arabischen Büro in Kairo 1914. Dann springt er 22 Jahre zurück und thematisiert Gertrude Bells Freiheitsdrang. Von da an entwickelt sich die Handlung chronologisch bis 1915.
Zu Beginn ist Gertrude Bell 24 Jahre alt, am Ende 47. Gerade als sie von der britischen Regierung als Expertin ernst genommen wird und ihr politisches Engagement Früchte trägt, hört der Film auf. Die politische Dimension interessiert Werner Herzog in „Königin der Wüste“ nicht, obwohl sie brisant ist, denn damals entstanden die Staaten des Nahen Ostens, die spätestens durch George W. Bushs Krieg im Irak zum Pulverfass geworden sind. Stattdessen widmet sich Werner Herzog den unglücklichen Liebesbeziehungen Gertrude Bells mit Henry Cadogan und Charles Hotham Montagu Doughty-Wylie. Um sich von ihrem Liebeskummer abzulenken, habe Gertrude Bell den Orient bereist, so lautet Werner Herzogs These. Das mag richtig sein, aber für ein zweistündiges Filmepos ist es zu wenig.
„Königin der Wüste“ beginnt vielversprechend als Emanzipationsgeschichte, versandet dann jedoch rasch als uninspirierte, von pathetischen Orchesterklängen untermalte schwülstige Seifenoper. Das konturlose Biopic ist nicht einmal unterhaltsam, geschweige denn lehrreich oder erbaulich. Aus der Biografie dieser außergewöhnlichen Frau hat Werner Herzog erstaunlich wenig gemacht. Ärgerlich ist außerdem, wie romantisch-verkitscht er das Leben der Beduinen darstellt.
Spektakulär ist Herzogs Scheitern hier höchstens, weil man den Film einfach nicht als seinen erkennt. Würde statt Nicole Kidman zum Beispiel Veronica Ferres die Hauptrolle spielen… Man möchte sich das lieber nicht ausmalen, aber dann liefe er prima als „Eventmovie“ am Sonntagabend im ZDF. (Oliver Kaever: Regie-Desaster von Werner Herzog. Der Schimmel über der Wüste, Spiegel online, 3. September 2015)
Darsteller und ihre Rollen in „Königin der Wüste“:
Nicole Kidman (Gertrude Bell), Damian Lewis (Charles Doughty-Wylie), James Franco (Henry Cadogan), Robert Pattinson (Thomas Edward Lawrence), Jay Abdo (Fattuh), Jenny Agutter (Florence Bell), Holly Earl (Florence Lascelles), Mark Lewis Jones (Frank Lascelles), Beth Goddard (Tante Lascelles), David Calder (Hugh Bell), Sophie Linfield (Judith Doughtie-Wylie), Christopher Fulford (Winston Churchill), Sarah Crowden (Lady Ascot), Michael Jenn (R. Campbell Thompson), Fehd Benchemsi (Ibrahim), Nick Waring (Mark Sykes), Younes Bouab (Faisal), Younes Benzakour (Abdullah), Anas Chrifi (Emir) u. a.
Die Welturaufführung von „Queen of the Dessert“ / „Königin der Wüste“ fand am 6. Februar 2015 im Rahmen der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin statt. In die deutschen Kinos kam der Film am 3. September 2015.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016
Gertrude Bell (Porträt)
Gertrude Bell (tabellarische Biografie)
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