From Hell

From Hell

From Hell

Originaltitel: From Hell - Regie: Albert und Allen Hughes - Drehbuch: Terry Hayes und Rafael Yglesias, nach der Graphic Novel "From Hell" von Alan Moore und Eddie Campbell - Kamera: Peter Deming - Schnitt: Dan Lebental und George Bowers - Musik: Trevor Jones - Darsteller: Johnny Depp, Heather Graham, Ian Holm, Robbie Coltrane, Susan Lynch, Lesley Sharp, Katrin Cartlidge, Annabelle Apsion, Ian Richardson, Terence Harvey, David Schofield, Jason Flemyng, Estelle Skornik, Paul Rhys u.a. - 2001; 135 Minuten

Inhaltsangabe

1888 beobachten fünf befreundete Prostituierte im Londoner Armenviertel Whitechapel, wie einige Männer ihre Freundin Ann und deren heimlichen Ehemann aus einem Gebäude zerren. Kurz darauf werden zwei der Frauen ermordet. Inspektor Abberline findet heraus, dass es sich bei Anns Mann um Prinz Edward Albert Victor handelt. Will der königliche Hof dessen Liaison mit einer Hure vertuschen und die fünf Zeuginnen ausschalten?

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Kritik

Die graphic novel "From Hell" von Alan Moore und Eddie Campbell diente als Vorlage für den gleichnamigen Spielfilm, in dem es allerdings nicht um historische Wahrheit geht, sondern um eine unterhaltsame, bildgewaltige Mischung aus gothic horror, "Whodunit"-Krimi, Politthriller, Sozialdrama und Liebesmelodram.
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London 1888. In Whitechapel, einem Arbeiter- und Armenviertel im Osten von London, bieten die miteinander befreundeten Prostituierten Mary Kelly (Heather Graham), Kate Eddowes (Lesley Sharp), Liz Stride (Susan Lynch), Dark Annie (Katrin Cartlidge) und Polly (Annabelle Apsion) ihre Dienste an. Ohne die Pennys, die sie dafür bekommen, würden sie auf der Straße schlafen müssen und verhungern. McQueen (David Schofield), der Kopf der Nickles-Bande, die das Viertel beherrscht, hält den Huren ein Messer an den Hals und droht, ihnen die Augen auszustechen, wenn sie nicht ein Pfund Schutzgeld pro Person und Woche bezahlen. Den verlangten Betrag, den die Huren nicht aufbringen können, will Marys beste Freundin besorgen, Ann Crook (Joanna Page), die inzwischen in einer katholischen Kirche heimlich die Ehefrau eines reichen Gönners namens Albert (Mark Dexter) geworden ist. Während Mary auf Anns kleine Tochter Alice aufpasst, treffen sich die Eltern des Kindes zu einem Schäferstündchen. Die fünf Prostituierten werden gleich darauf Zeuginnen, wie Ann und Albert von mehreren Männern aus einem Gebäude gezerrt und in getrennten Kutschen weggebracht werden. Die glatte Rasur und die gute Kleidung der Männer lassen darauf schließen, dass es sich nicht um Gangster handelte, sondern um eine polizeiliche Sondereinheit. Da nicht damit zu rechnen ist, dass Ann rasch wieder auftaucht, bringt Mary das Kind zu Anns Eltern.

Als in Whitechapel die Prostituierte Martha Tabram (Samantha Spiro) vergewaltigt und ermordet wird, holt Sergeant Peter Godley (Robbie Coltrane) seinen Freund und Vorgesetzten Inspektor Fred Abberline (Johnny Depp) aus einer Opiumhöhle. (Mit Opium und Absinth-Laudanum-Cocktails versucht Abberline über den Tod seiner Frau vor einigen Jahren hinwegzukommen.) Die beiden Polizeibeamten fahren zum Leichenschauhaus und lassen sich das verstümmelte Mordopfer zeigen. „Er hat ihre Einnahmequelle herausgeschnitten“, kommentiert Godley. Der Verdacht fällt auf McQueen, doch ohne Beweise kann Abberline nichts gegen die Nickles-Bande unternehmen.

Trotz der Gefahr können Mary und ihre Freundinnen nicht warten, bis der Mord aufgeklärt ist, sondern müssen weiter in den Gassen von Whitechapel auf Freier warten.

Polly ist das nächste Mordopfer, aber Inspektor Abberline nimmt an, dass es sich um einen anderen Täter handelt, denn Polly wurde nicht vergewaltigt, und der Mörder hat ihr nicht mit roher Gewalt, sondern sachkundig Organe aus dem Leib geschnitten. Es muss sich also um einen Arzt, Veterinär, Metzger oder Kürschner handeln. Da Abberline bei der Toten die Stiele abgegessener Weintrauben findet, obwohl sich niemand in Whitechapel so teures Obst leisten kann, schließt er auf einen reichen Mediziner. Dass ein gebildeter Mann ein solch bestialisches Verbrechen begangen haben könnte, will der Polizeichef Sir Charles Warren (Ian Richardson) allerdings nicht glauben. Und ein Engländer könne es auch nicht gewesen sein, meint er, eher ein Jude oder ein Ausländer.

Nach Pollys Beerdigung wenden Abberline und Godley sich an Mary, Kate, Liz und Annie, aber die Prostituierten wollen nichts mit der Polizei zu tun haben und keine Aussagen machen.

Abends hält der Kutscher Netley (Jason Flemyng) neben Dark Annie und fordert sie zum Einsteigen auf: Sein Herr habe sie gesehen. „Heute Nacht kommst nur du für ihn in Frage.“ Annie zögert zunächst, doch als Netley ihr Weintrauben hinhält, steigt sie ein.

Inspektor Abberline und Sergeant Godley fahren zum Fundort der Leiche. Annie wurden gekonnt herausgeschnittene Organe um die Schulter drapiert. Daneben liegt auch wieder ein abgegessener Weintraubenzweig.

Bei einer Abendgesellschaft wendet Abberline sich an den Arzt Dr. Ferral (Paul Rhys), um dessen Meinung über die fachkundige Vorgehensweise des Mörders zu hören. Bevor Dr. Ferral darauf eingehen kann, nimmt Sir William Gull (Ian Holm) den Inspektor zur Seite. Sir William ist der Leibarzt der königlichen Familie. Als Abberline ihm berichtet, er habe Laudanum an den Mündern der beiden zuletzt Ermordeten gerochen, merkt Sir William, dass der Inspektor selbst drogensüchtig ist, denn sonst hätte er den Geruch kaum wahrgenommen und erkannt.

Weil die Prostituierten nicht reden wollen, packt Sergeant Godley kurzerhand Mary auf der Straße und zwingt sie, sich zu Inspektor Abberline in eine Kutsche zu setzen. Abberline lädt die ausgehungerte Hure zum Essen ein, und allmählich fasst sie Vertrauen zu ihm. Sie erzählt ihm von Ann Crook, Albert und deren Entführung durch gut gekleidete Herren.

Durch eine Täuschung des Aufsichtsbeamten verschafft Abberline sich nach Dienstschluss Zugang zum Büro von Ben Kidney (Terence Harvey), dem Leiter eines Sonderdezernats, und dort findet er tatsächlich eine Akte über Ann Crook. Ann befindet sich in einem Hospital, in dem zum Beispiel auch John Merrick, der Elefantenmensch (Anthony Parker), den Medizinstudenten vorgeführt wird. Seit die Ärzte eine Lobotomie bei Ann vorgenommen haben, dämmert die junge Frau in ihrer Zelle vor sich hin. Unter einem Vorwand besucht Abberline sie zusammen mit Mary. Ann redet wirr, aber die wiederholte Erwähnung „ihres Prinzen“ bestärkt Abberlines Verdacht, dass es sich bei Anns heimlichen Ehemann um Prinz Edward Albert Victor, den Herzog von Clarence, handelt. Er nimmt Mary mit in eine Kunstgalerie, zeigt ihr ein Gemälde des Prinzen, und sie erkennt wie erwartet Anns Ehemann darauf.

Sir William bestätigt Inspektor Abberline, dass Prinz Albert eine unglückliche Neigung zu leichten Mädchen habe, aber er räumt den Verdacht aus, dass es sich bei ihm um den gesuchten Serienmörder „Jack the Ripper“ handeln könnte: Aufgrund einer fortgeschrittenen Syphiliserkrankung sei der Prinz zu schwach und zittrig, außerdem fehle es ihm an anatomischen Kenntnissen.

Wenn es nicht der Prinz selbst ist, überlegt Abberline, dann hat vermutlich jemand anderes den königlichen Auftrag erhalten, die Eheschließung des Prinzen mit einer Prostituierten zu vertuschen. Sollen die weiteren Zeuginnen Mary, Kate und Liz ebenfalls umgebracht werden? Besorgt steckt der Inspektor Mary ein paar Münzen zu, damit sie sich mit ihren Freundinnen einige Tage lang verstecken kann.

Zu den drei Freundinnen hat sich inzwischen ihre aus Brüssel zurückgekehrte Kollegin Ada (Estelle Skornik) gesellt. Als Ada die lesbischen Annäherungsversuche von Liz abwehrt, geht diese trotz der Gefahr frustriert los, um etwas zu trinken.

Der Kutscher Netley hilft seinem Herrn bei der Ermordung von Liz. Aber bevor „Jack the Ripper“ die Leiche ausweiden kann, taucht ein Passant auf, und sie müssen sich zurückziehen.

Noch in derselben Nacht fällt auch Kate dem Serienmörder zum Opfer.

Als Abberline die Tatorte auf einer Straßenkarte markiert, stellt er fest, dass sie vier der fünf Zacken eines Sterns bilden und schließt daraus, dass noch ein Mord geplant ist. Ein fünfzackiger Stern ist das Symbol der Freimaurer. Der Polizeichef Sir Charles und der königliche Leibarzt Sir William sind Mitglieder der Geheimloge! Abberline sucht Sir William auf, und der gibt zu, er habe von Königin Victoria (Liz Moscrop) den Auftrag erhalten, die Liaison ihres Enkels Albert mit einer Hure zu vertuschen und sei mit den Ritualmorden weit darüber hinausgegangen. „Eines Tages wird man sagen“, prahlt Sir William, „dass ich das 20. Jahrhundert eingeläutet habe.“ Abberline hält ihm eine Pistole an den Kopf, wird jedoch von Dr. Ferral überwältigt, der inzwischen ebenfalls der Freimaurerloge angehört. Geknebelt und gefesselt wird Abberline in eine Kutsche gezerrt. Während der Fahrt will Dr. Ferral ihm Gift injizieren, doch er wehrt sich und befreit sich von den Fesseln. Das Handgemenge zwischen ihm und seinen Bewachern bringt die Kutsche zum Umstürzen. Abberline klettert hinaus und läuft davon.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Inzwischen ist Sir William alias „Jack the Ripper“ mit einer anderen Kutsche zu Marys Versteck gefahren. Er dringt in die Behausung ein, tötet die Frau im Schlaf, operiert ihr das Herz heraus und verbrennt es im offenen Kamin.

Bei der nächsten Sitzung der Freimaurerloge soll Sir William sich für sein Tun verantworten, doch in seinem Größenwahn lehnt er es ab, seinen Ordensbrüdern Rede und Antwort zu stehen. Da wird er überwältigt, ins Hospital gebracht und wie Ann Crook einer Lobotomie unterzogen.

Fred Abberline erzählt Peter Godley, „Jack the Ripper“ habe statt Mary versehentlich eine andere Frau ermordet. Mary sei am Leben und mit Anns Tochter Alice in ihr irisches Heimatdorf zurückgekehrt. Er liebe sie, und sie erwidere seine Gefühle, doch um niemanden auf ihre Spur zu bringen, werde er ihr nicht folgen. – Kurz darauf findet Godley seinen Vorgesetzten tot auf: Er hat sich das Leben genommen.

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„From Hell“ (aus der Hölle) lautete die Absenderangabe auf einem Bekennerschreiben Jack the Rippers. „From Hell“ nannten Alan Moore und Eddie Campbell dann auch ihre nach jahrelangem Quellenstudium entstandende 500 Seiten lange graphic novel über Jack the Ripper, die sie 1999 in zehn Teilen veröffentlichten. Der illustrierte Fortsetzungsroman (Text: Alan Moore; Federstrichzeichnungen: Eddie Campbell) geht auf eine 1976 von Stephen Knight in dessen Buch „Jack the Ripper. The Final Solution“ aufgestellte Verschwörungstheorie zurück, derzufolge Prinz Edward Albert Victor, die königliche Familie und deren Leibarzt Sir William Withey Gull 1888 hinter dem legendären Serienmörder Jack the Ripper steckten. Es ist dies eine der zahlreichen Spekulationen über die ungeklärte Mordserie 1888 im Londoner Armenviertel Whitechapel und den nie gefassten Täter, der nach einem Bekennerschreiben „Jack the Ripper“ genannt wird.

Die graphic novel von Alan Moore und Eddie Campbell verwendeten Terry Hayes und Rafael Yglesias als Vorlage für das Drehbuch zu dem Spielfilm, den die schwarzen Gebrüder Albert und Allen Hughes aus Detroit dann unter dem Titel „From Hell“ inszenierten. Von dem umfangreichen Material konnten sie dabei nur einen kleinen Teil verwenden. Anders als Alan Moore, der seine präzisen Angaben in zahlreichen Fußnoten belegt hatte, ging es den Filmemachern nicht um die historische Wahrheit. Beispielsweise hat zwar tatsächlich ein Inspektor Frederick George Abberline die Ermittlungen gegen Jack the Ripper geleitet, aber die Filmfigur hat nur den gleichen Namen. Dass Mary Jane („Marie Jeanette“) Kelly sich in den Inspektor verliebt und nicht ermordet wird, ist ebenfalls eine reine Fiktion. Überhaupt wirkt Heather Graham als Hure in einem Armenviertel nicht überzeugend. Albert und Allen Hughes versuchen aber auch gar nicht, ihrem Film den Anschein von Authentizität zu geben. Ihnen kam es offenbar darauf an, die Kinobesucher mit einer Mischung aus Splatter, gothic horror, „Whodunit“-Krimi, Politthriller, Sozialdrama und Liebesmelodram zu unterhalten. Die Entlarvung Jack the Rippers ist zwar vorhersehbar und nicht besonders spannend, aber es ist Albert und Allen Hughes gelungen, mit stilvollen Bildern (Kamera: Peter Deming) eine bedrohliche, gruselige Atmosphäre zu erzeugen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Jack the Ripper

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