Du gehst nicht allein

Du gehst nicht allein

Du gehst nicht allein

Du gehst nicht allein – Originaltitel: Temple Grandin – Regie: Mick Jackson – Drehbuch: Christopher Monger und Merritt Johnson nach den Büchern "Durch die gläserne Tür. Lebensbericht einer Autistin" "Ich bin die Anthropologin auf dem Mars. Mein Leben als Autistin" von Temple Grandin – Kamera: Ivan Strasburg – Schnitt: Leo Trombetta – Musik: Alex Wurman – Darsteller: Claire Danes, Julia Ormond, David Strathairn, Catherine O'Hara, Stephanie Faracy, Barry Tubb, Melissa Farman, Steve Shearer, Richard Dillard, Jenna Hughes u.a. – 2010; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Als Temple Grandin vier Jahre alt ist, diagnostiziert ein Arzt bei ihr Autismus und rät der Mutter, sie ins Heim zu bringen. Aber Eustacia sorgt weiter für ihre Tochter und erreicht, dass diese eingeschult wird. Ein Lehrer erkennt, dass Temple hochintelligent ist, aber in Bildern denkt. Er fördert sie. Gegen alle Widerstände schafft Temple sogar die Promotion. Ihre besondere Art der Wahrnehmung hilft ihr bei der Beobachtung von Tieren, und sie entwickelt Systeme, mit denen Rinder stressfrei bewegt werden können ...
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Kritik

Abgesehen vom kitschigen Titel in Deutschland ist "Du gehst nicht allein" rundherum gelungen. Sehenswert ist das anrührende Biopic nicht zuletzt wegen der grandiosen schauspielerischen Leistung von Claire Danes.
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Als Temple Grandin (Jenna Hughes) vier Jahre alt ist, kann sie noch immer nicht sprechen. Auch aufgrund anderer Auffälligkeiten diagnostiziert ein Arzt Autismus und rät der Mutter Eustacia (Julia Ormond), das Kind in einem Heim unterzubringen. Eustacia, eine Harvard-Absolventin, behält Temple jedoch bei sich und sorgt später dafür, dass sie eingeschult wird.

1962 muss Temple die Schule wechseln, weil sie einen Mitschüler schlug, aber in dem Internat, das sie nun besucht, setzt sich der Naturkundelehrer Dr. Carlock (David Strathairn) für sie ein. Er erkennt, dass Temple (ab jetzt: Claire Danes) über ein fotografisches Gedächtnis verfügt und in Bildern denkt. Sie ist hochintelligent, nimmt jedoch die Welt anders als Nicht-Autisten wahr. Um sie zu fördern, zeigt er im Unterricht den 1946 von Adelberg Ames (1880 – 1955) entwickelten Ames-Raum und fordert die Schüler auf, in einem Aufsatz zu erklären, wie die optische Täuschung zustande kommt. Wie erwartet, ist nur Temple Grandin dazu in der Lage.

1966 verbringt die achtzehnjährige Autistin Temple Grandin die Ferien bei ihrer Tante Ann und ihrem Onkel Mike (Catherine O’Hara, Michael Crabtree) auf deren Farm in Arizona und entdeckt ihr Interesse für Pferde und Rinder. Außerdem baut sie eine Vorrichtung, mit der sich das Tor an der Einfahrt vom Auto aus öffnen lässt.

Am Ende der Ferien holt ihre Mutter Eustacia sie ab und bringt sie ins College. Dort baut Temple eine Vorrichtung, wie sie auf der Farm beim Impfen der Rinder benutzt wird, allerdings in ihrer Größe, denn die junge Frau, die keine Berührung durch einen anderen Menschen erträgt, will sich die bei den Tieren beobachtete beruhigende Wirkung des maschinellen Drückens in der „Hug Machine“ verschaffen. Ihre Mitbewohnerin hält sie für pervers, und die Internatsleitung lässt das Gerät auf den Müll werfen. Aber Temple gibt nicht auf: Sie setzt durch, dass sie eine neue Maschine bauen und deren Wirkung experimentell nachweisen darf.

Ihre neue Mitbewohnerin Alice (Melissa Farman) ist blind. Sie merkt an der Stimme, dass Temple in der „Hug Machine“ ruhiger wird. Temple setzt sich mit ihr in den Fernsehraum und erzählt ihr zum Ärger der anderen Studentinnen, was gerade auf dem Bildschirm zu sehen ist. Sie lässt es sogar zu, dass Alice sich bei ihr einhängt, um geführt zu werden. So nah lässt sie nicht einmal ihre Mutter an sich heran.

1970 hält Temple Grandin bei der Abschlussfeier eine Rede, spricht offen über ihren Autismus und wird bejubelt.

Während des Master-Studiums in Tierwissenschaften an der Arizona State University in Phoenix sieht Temple sich auf einem Rindermastbetrieb in Scottsdale um. Sie beobachtet, wie einige der Rinder im Desinfektionsbad in Panik geraten. Als sie zum ersten Mal eine Schlachtung sieht, fragt sie: „Wo ist es hin? Gerade war das Tier noch da, und jetzt ist es bloß noch Fleisch.“ Als sie beschließt, das Muhen der Rinder zum Thema ihrer Abschlussarbeit zu machen, wirft der Betriebsleiter Don Micheals (Richard Dillard) sie hinaus.

Um am Pförtner vorbeizukommen, kauft Temple sich einen Pick-up und verkleidet sich als Mann. Als die Kerle im Mastbetrieb sie erkennen, bewerfen sie ihre Windschutzscheibe mit Stierhoden, aber auch damit halten sie Temple nicht auf.

Sie studiert das Verhalten der Rinder nicht nur im Zucht- und Schlachtbetrieb, sondern außerdem bei Rodeos und Auktionen. Über ihre Erkenntnisse und Ideen schreibt sie Artikel für eine Zeitung.

1975 schließt sie ihr Studium mit dem Master-Titel ab.

Automatische Schiebetüren versetzen sie nach wie vor in Panik. In einem Supermarkt hilft ihr Betty Goscowitz (Stephanie Faracy), eine andere Kundin, beim Durchschreiten des Ausgangs. Betty hat selbst einen autistischen Sohn. Und ihr Ehemann ist auf einem Rindermastbetrieb beschäftigt. Dadurch erhält Temple die Chance, ein neues Design für die Zuführung zum Desinfektionsbad zu entwickeln. Aufgrund ihrer Tierbeobachtungen schlägt sie einen geschwungenen Verlauf vor, denn sie weiß, dass gerade Strecken für die Rinder unnatürlich sind und geht davon aus, dass auf diese Weise weniger von ihnen in Panik geraten. Zuerst lehnen die Auftraggeber den Vorschlag aus Kostengründen ab, aber Temple Grandin führt ihnen vor Augen, dass die höheren Baukosten durch Einsparungen im Betrieb ausgeglichen werden, weil weniger Tiere verunglücken und dadurch nicht nur geringerer Schaden entsteht, sondern auch weniger Arbeit anfällt. Außerdem argumentiert sie: „Die Natur ist grausam. Wir müssen es nicht sein.“

Bei einer Autismuskonferenz meldet Temple Grandin sich 1981 zu Wort, und als die anderen Teilnehmer merken, was für eine bemerkenswerte Frau sie ist, wird sie aufgefordert, dem Publikum ihre Geschichte zu erzählen.

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Auf der Grundlage der autobiografischen Bücher „Durch die gläserne Tür. Lebensbericht einer Autistin“ (Temple Grandin, Margaret M. Scariano: Emergence. Labeled Autistic, 1986, Übersetzung: Manfred Jansen, München 1994) und „Ich bin die Anthropologin auf dem Mars. Mein Leben als Autistin“ (Temple Grandin, Catherine Johnson: Thinking in pictures and Other Reports from My Life with Autis, 1996; Übersetzung: Stefan Gebauer, München 1997) schrieben Christopher Monger und Merritt Johnson das Drehbuch für das von Mick Jackson inszenierte Biopic „Du gehst nicht allein“ über die Autistin Temple Grandin.

Abgesehen vom kitschigen Titel in Deutschland ist „Du gehst nicht allein“ rundherum gelungen. Die Biografie ist anrührend und beispielhaft. Mick Jackson vermittelt ein lebendiges, farbiges Porträt von Temple Grandin. Erzählt wird straff und mitreißend. Hervorzuheben ist auch die von Alex Wurman komponierte Musikuntermalung. Und Claire Danes trägt mit einer großartigen schauspielerischen Leistungen entscheidend zum Erfolg des Films „Du gehst nicht allein“ bei. Ihr ist es gelungen, die Autistin Temple Grandin glaubhaft und eindrucksvoll zu verkörpern. In diesem Zusammenhang ist auch ihre deutsche Synchronstimme Nana Spier zu loben.

Deutsche Synchronstimmen in „Du gehst nicht allein“ (Buch und Regie: Beate Klöckner, Bearbeitung: Michael Graf): Nana Spier (Temple Grandin), Christin Marquitan (Eustacia), Reinhard Kuhnert (Dr. Carlock), Marie Gruber (Tante Ann), Marina Krogull (Betty Goscowitz), Julia Stoepel (Alice), Roland Hemmo (Jeff Brown), F. O. Schenk (Don Micheals) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

Autismus

Temple Grandin (Kurzbiografie)

Eva Menasse - Quasikristalle
In ihrem Roman "Quasikristalle" beleuchtet Eva Menasse den Charakter und das Leben der Protagonistin in 13 Geschichten, in denen diese meistens nur als Nebenfigur vorkommt.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.