2001. Odyssee im Weltraum
2001. Odyssee im Weltraum
Inhaltsangabe
Kritik
„Am Vorabend der Menschheit“ ist der erste Teil des Films überschrieben. Zunächst sehen wir die Sonne, die Erde und den Mond. Es wird hell. In grandiosen, paradiesischen Landschaften tauchen Tiere auf: Tapire und vegetarische Affen, die auf der Hut vor Leoparden sein müssen. Eine Affenhorde entdeckt einen schwarzen Monolith, der wie aus dem Nichts aufgetaucht ist. Ein Affe, der den geheimnisvollen Stein berührt, begreift plötzlich, dass man Knochen als Werkzeuge und Waffen benutzen kann. Damit ist seine Horde ihren Gegnern überlegen. Mit einem Hieb zertrümmert ein bewaffneter Affe den Schädel eines Feindes. Immer wieder schlagen die Affen mit den Knochen auf den toten Artgenossen ein. Triumphierend wirft einer seinen Knochen in die Luft. Dort verwandelt er sich in ein Raumschiff.
In diesem Raumschiff – einer „Orion III“ – reist Dr. Heywood Floyd (William Sylvester) vom US-amerikanischen „National Council of Astronautics“ im Jahr 2001 zum Mond, wo ein vier Millionen Jahre alter schwarzer Monolith ausgegraben wurde. Von dem seltsamen Stein geht eine starke, auf den Jupiter gerichtete Strahlung aus. Die Forscher sind sich einig: Bei dem Artefakt handelt es sich um den ersten Beweis außerirdischer Intelligenz. Aber diese sensationelle Entdeckung wird zunächst geheim gehalten.
Um die Strahlung zu erforschen, beginnt achtzehn Monate später die erste bemannte Expedition zum Jupiter. Die Crew besteht aus Dave Bowman (Keir Dullea), Frank Poole (Gary Lockwood) und die drei bereits vor dem Abflug in Tiefschlaf versetzten Wissenschaftler Hunter, Kimball und Kaminski. Deren Körperfunktionen werden wie alle Systeme an Bord des Raumschiffs „Discovery“ von einem am 12. Januar 1992 gebauten Computer der Serie „HAL 9000“ kontrolliert. Die Rechner dieser Baureihe gelten als perfekt. Da sie mit Menschen verbal kommunizieren, betrachten Dave und Frank den Bordcomputer bald wie ein sechstes Mitglied der Mannschaft und nennen ihn „Hal“.
In einem Interview zwischen einem Reporter auf der Erde und der Besatzung der „Discovery“ versichert Hal: „Ich arbeite gern mit Menschen zusammen.“
Das Unternehmen ist so geheim, dass Dave und Frank noch nichts über den Zweck der Mission wissen. Die Information über den strahlenden Monolithen auf dem Mond ist nur im Computer gespeichert und soll der Crew kurz vor der Landung bekannt gegeben werden.
Als Hal einen Totalausfall einer Antenne in 72 Stunden voraussagt, schlüpft Frank in seinen Raumanzug und verlässt in einer Gondel das Mutterschiff. In der Nähe der angeblich schadhaften Antenne steigt er aus, montiert die Einheit ab und bringt sie an Bord. Bei einer genauen Überprüfung können Frank und Dave keinen Fehler finden, und die Bodenstation meldet, dass ein anderer Computer der Serie „HAL 9000“ zu dem Schluss gekommen sei, sein Zwillingscomputer müsse sich geirrt haben. Es wird beschlossen, die Einheit wieder einzubauen und auf den eventuellen Ausfall zu warten, denn der Fehler werde sich danach leicht finden lassen. Die vorübergehende Unterbrechung der Funkverbindung mit der Bodenstation will man in Kauf nehmen.
Frank und Dave ziehen sich in eine Kabine zurück, in der Hal sie nicht hören kann. Sie finden es bedrohlich, dass mit dem Computer offenbar etwas nicht stimmt und denken darüber nach, seine höheren Funktionen abzuschalten. Das ist allerdings gefährlich, weil die automatischen Rechnersysteme für den Betrieb der Raumfähre und das Überleben der Crew erforderlich sind. Hal hört zwar nicht, was Frank und Dave tuscheln, aber durch die Glasscheibe der Kabine nimmt sein rotes Kameraauge die Mundbewegungen auf.
Um die Antenneneinheit wieder einzubauen, begibt Frank sich erneut auf einen Weltraumspaziergang. Plötzlich rotiert die Gondel und schleudert ihn ins All.
Dave merkt, dass etwas passiert ist und folgt Frank in einer zweiten Gondel. Mit dem Toten in den Greifarmen kehrt er zurück und befiehlt Hal, die Gondelschleuse zu öffnen. Hal antwortet, er dürfe es nicht: „Das Unternehmen ist viel zu wichtig, als dass ich es gefährde.“ Dann bricht er die Kommunikation ab. Dave muss die Leiche aufgeben, um mit den Greifarmen die Notschleuse öffnen zu können. Es gelingt ihm, sich ins Mutterschiff zu katapultieren. Die drei Wissenschaftler sind tot. Dave verliert keine Zeit: Er kriecht in den Computer und schaltet ein System nach dem anderen ab.
Der letzte Teil des Films ist betitelt: „Jupiter und jenseits des Unendlichen“. In der Nähe des Jupiters gerät Dave als einziger Überlebender der Expedition in psychedelische Welten. Dann landet er mit einer der Gondeln im Inneren eines Rokoko-Schlosses, steigt aus und beobachtet durch den Helm seines Raumanzugs einen einsamen alten Mann – sich selbst – beim Essen. Der Greis stößt aus Versehen ein Weinglas um. Es zerbricht. Da fällt sein Blick auf einen sterbenden Mann in einem großen Bett. Plötzlich steht der schwarze Monolith im Zimmer. Zum Schluss ist das Bild eines Embryos zu sehen.
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„Wenn Sie 2001 vollständig verstanden haben, haben wir versagt“, sagt Arthur C. Clarke (1917 – 2008). „Wir wollten viel mehr Fragen stellen, als wir beantwortet haben.“ – „2001. Odyssee im Weltraum“ ist eine grandiose Menschheitsgeschichte vom „Vorabend der Menschheit“ bis zu metaphysischen Welten „jenseits des Unendlichen“. Es ist die Geschichte vom Sündenfall am Baum der Erkenntnis, der zum Verstoß aus dem Paradies führt. Die Entdeckung von Werkzeugen und Waffen erweist sich als Fluch. Vielleicht endet die verhängnisvolle Entwicklung in der Zukunft, wenn die Computer abgeschaltet werden und die Überlebenden sich in unschuldiges Leben zurückverwandeln.
Aus dieser Idee machte Stanley Kubrick eine grandiose Weltraumoper ohne Action, Aliens und Weltraum-Ritter. Einige Szenen sind mit klassischer Musik von Aram Khatschaturian (Gayaneh), Richard Strauss (Also sprach Zarathustra), Johann Strauß (An der schönen, blauen Donau) und Chorgesang von György Ligeti unterlegt. Das erste Wort wird nach zwanzig Minuten gesprochen („Wir sind da, Sir.“); auch der letzte Teil ist stumm. Nicht auf geschliffene Dialoge, sondern auf suggestive Bilder kam es Stanley Kubrick an. Und die wurden auf das Sorgfältigste fast ausschließlich im Studio inszeniert. Mit noch nie dagewesenen Spezialeffekten und durchgestylten Interieurs setzte Stanley Kubrick Maßstäbe. Verstärkt wird die Wirkung der Aufnahmen durch die Langsamkeit der Bewegungen.
„2001. Odyssee im Weltraum“ gilt zu Recht als Meilenstein der Filmgeschichte.
Von dem Roman „The Sentinel“ („Der Wachtposten“), den Arthur C. Clarke 1948 geschrieben und drei Jahre später veröffentlicht hatte, ließen sich er und Stanley Kubrick inspirieren, als sie zwischen April 1964 und Januar 1966 das Drehbuch verfassten. Von Ende 1965 bis Anfang 1967 dauerten die Dreharbeiten. Im Dezember 1967 erhielt der amerikanische Komponist Alex North den Auftrag für die Filmmusik. Dann änderte Stanley Kubrick seine Meinung und beschloss, klassische Musik zur Untermalung zu benützen. (Die Komposition von Alex North erschien 1993 auf CD: „Alex North’s 2001“.) Am 3. April 1968 wurde „2001. Odysee im Weltraum“ in New York uraufgeführt.
Übrigens beteuert Arthur C. Clarke, HAL stehe für „Heuristisch programmierter algorithmischer Computer“ und es sei ein reiner Zufall, dass die drei Buchstaben den Namen IBM ergeben, wenn man sie im Alphabet jeweils um eine Position nach vorn schiebt. „Wenn wir den Zufall entdeckt hätten, wäre der Name auch geändert worden.“ (Arthur C. Clarke: „2001. Aufbruch zu verlorenen Welten“)
Für die Spezialeffekte gab es 1968 einen „Oscar“. Nominiert hatte man auch Stanley Kubrick für die Regie, Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke für das Drehbuch, Tony Masters, Harry Lange und Ernie Archer für die Ausstattung.
Arthur C. Clarkes Roman „2001. Odyssee im Weltraum“ weicht in mehreren Punkten vom Film ab, obwohl er erst im Juli 1968 veröffentlicht wurde. Von den drei Fortsetzungen, die Arthur C. Clarke schrieb („Odyssee 2010. Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen“ (1982), „2061. Odyssee III“ (1988) und „3001. Die letzte Odyssee“ (1997)), wurde nur die erste verfilmt (Regie, Buch und Kamera: Peter Hyams, 1984).
Eine optisch und akustisch restaurierte Fassung von „2001. Odyssee im Weltraum“ wurde bei der Berlinale im Februar 2001 vorgestellt.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003 / 2008