Malen oder Lieben

Malen oder Lieben

Malen oder Lieben

Originaltitel: Peindre ou faire l'amour – Regie: Arnaud Larrieu und Jean-Marie Larrieu – Drehbuch: Arnaud Larrieu und Jean-Marie Larrieu – Kamera: Christophe Beaucarne – Schnitt: Annette Dutertre – Musik: Philippe Katerine – Darsteller: Sabine Azéma, Daniel Auteuil, Amira Casar, Sergi López, Philippe Katerine, Hélène de Saint-Père, Sabine Haudepin, Roger Miremont, Jacques Nolot, Marie-Pierre Chaix, Florence Loiret, Thiago Telès u.a. – 2005; 95 Minuten

Inhaltsangabe

William und Madeleine Lasserre sind seit 30 Jahren verheiratet und seit kurzem im Vorruhestand. Ihre Tochter Élise studiert in Rom. Sie ziehen in ein abgelegenes Bauernhaus und freunden sich mit dem blinden Bürgermeister des nahen Dorfes und dessen Frau an, mit Adam und Eva. Als deren Haus abbrennt, nehmen William und Madeleine sie bei sich auf. Durch die Nähe entstehen Konflikte, aber die Freundschaft wird auch intimer, und eines Abends kommt es zum Partnertausch ...
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Kritik

Verspielt, diskret und unaufgeregt, aber auch unkritisch stellen Arnaud und Jean-Marie Larrieu in ihrem Film "Malen oder Lieben" Partnertausch als befreiendes Aphrodisiakum dar.
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William und Madeleine Lasserre (Daniel Auteuil, Sabine Azéma) sind seit dreißig Jahren verheiratet. Ihre Tochter Élise (Florence Loiret-Caille) hat gerade ein Stipendium für ein Kunststudium in Rom bekommen; William, der als Meteorologe beschäftigt war, ist seit kurzem im Vorruhestand, und Madeleine, die sich aus ihrem Unternehmen für Inneneinrichtungen zurückgezogen hat, vertreibt sich die Zeit mit Malen.

Als Madeleine mit ihrer Staffelei auf einer Wiese sitzt, kommt Adam (Sergi López) vorbei, der blinde Bürgermeister des nahen Dorfes. Während die Hobbymalerin auf das Aussehen der Dinge achtet, orientiert der Blinde sich vor allem an Gerüchen. Adam führt Madeleine zu einem alten, leer stehenden Bauernhaus. Das gefällt ihr so, dass sie am nächsten Tag mit William hinfährt.

In dem verlassenen Haus lieben sie sich nach längerer Zeit zum ersten Mal wieder, und William beschließt, es zu kaufen. Er pflegt den Garten und hat endlich wieder etwas zu tun.

Sie laden Adam und seine Frau Eva (Amira Casar) zum Essen ein. Die beiden Paare sind sich sympathisch und freunden sich an. Eva überredet Madeleine, ein Bild von ihr zu malen und zieht sich unbekümmert aus.

Eines Nachts brennt das Haus von Adam und Eva ab. William und Madeleine nehmen die beiden in ihrem Bauernhaus auf. Durch die Nähe kommt es zu Konflikten, aber die Freundschaft wird auch intimer, und als Adam und Eva einen Abend mit einem anderen Paar verbringen, werden William und Madeleine eifersüchtig. Dadurch kommt es zum Streit. Nachdem sich die Paare wieder versöhnt haben, nimmt Adam Madeleine wie selbstverständlich bei der Hand und geht mit ihr ins Schlafzimmer hinauf. William und Eva bleiben im Wohnzimmer zurück und lieben sich dort.

Am nächsten Morgen fahren William und Madeleine weg, ohne Adam und Eva Bescheid zu sagen. Sie sind verwirrt und übermüdet. William übersieht eine Weggabelung und fährt geradeaus ins Feld.

Als sie zurückkommen, sind Adam und Eva ausgezogen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Kurze Zeit später kommt Élise mit ihrem brasilianischen Freund Joao (Thiago Telès). Die beiden wollen heiraten.

Adam ruft aus Paris an. Er und Eve warten auf ihren Flug nach Sydney; sie wollen ihr Grundstück verkaufen und sich auf einer Pazifikinsel niederlassen. Bei dem Gedanken, die beiden nie wieder zu sehen, wird William unruhig, aber er hat eine Idee: Er überredet Adam, noch einmal zurückzukommen und Élise mit Joao kraft seines Amtes als Bürgermeister zu vermählen.

William und Madeleine sind enttäuscht, als sie hören, dass Adam und Eva sich für ihren Aufenthalt ein Hotelzimmer genommen haben. Sie überreden die beiden, bei ihnen im Bauernhaus zu übernachten – und gehen zu viert ins Bett.

Am anderen Morgen beschließen William und Madeleine, zu Adam und Eva auf die Pazifikinsel zu ziehen. Nach deren Abreise bleiben sie nur noch zurück, um Käufer für die beiden Immobilien zu finden.

Unter den Interessenten sind Mathieu und Julie (Philippe Katerine, Hélène de Saint-Père). Bevor William und Madeleine ihnen das Haus zeigen, laden sie das Paar auf einen Drink ein und dann auch noch zum Essen. Sie finden sich sympathisch. Schließlich fragt Julie, wo die Toilette sei, und William führt sie hinauf. Julie setzt sich aufs WC, fordert William zum Bleiben auf und zieht ihr Kleid aus. Nackt geht sie mit ihm wieder hinunter. Madeleine und Mathieu haben das Licht ausgemacht; man hört sie stöhnen.

Nach der Liebe verabschieden sich Mathieu und Julie. William und Madeleine würden sie gern wiedersehen, aber die beiden erklären ihnen, dass sie sich grundsätzlich nie mit den selben Paaren noch einmal verabreden.

William und Madeleine ändern ihre Meinung: Sie wollen ihr Haus nicht mehr verkaufen, sondern hier bleiben.

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Für William und Madeleine sind die neuen Erfahrungen befreiend. Sie nehmen die Welt intensiver wahr und entwickeln eine positivere Einstellung zum Leben. Während Malen für Ruhe und Distanz steht, bedeutet Lieben Nähe und Aktivität. In „Malen oder Lieben“ von Arnaud Larrieu und Jean-Marie Larrieu geht es um Swinger, aber die Darstellung ist diskret, unaufgeregt und ohne Voyeurismus. Fragwürdig ist nur, dass der Partnertausch in „Malen oder Lieben“ romantisch zum befreienden Aphrodisiakum verklärt wird, ohne dass die Risiken auch nur angedeutet werden.

„Malen oder Lieben“ erzählt vom Lebenselixier Partnertausch, allerdings so diskret, so geschmackvoll, dass der Tabubruch fast gar nicht auffällt […] Wenn man Madeleine und William mit gewissem Vergnügen bei ihren erotischen Abenteuern folgt, liegt das vor allem an Azéma und Auteuil, die dem späten Liebesrausch dieses bürgerlichen Paares, dem Wechselbad aus Schuld- und Scham- und Lustgefühlen, köstlich komisch Momente abgewinnen […] Dass im Eros das Geheimnis des Lebens liegt, wird zur unausgesprochenen Behauptung.
(Martina Knoben, Süddeutsche Zeitung 14. Juni 2006)

„Malen oder Lieben“ ist „verspielt poetisch“ und „charmant-unprätentiös“ (Romain Leick, „Der Spiegel“). Zooms, Kameraschwenks und
-fahrten sind auf ein Minimum beschränkt; der Film wirkt gerade durch die ruhige, zurückgenommene Art der Inszenierung.

Jean-Marie Larrieu (8. April 1965) und sein Bruder Arnaud Larrieu (* 31. März 1966) stammen aus Lourdes. 1998 drehten sie ihren ersten abendfüllenden Kinofilm („Fin d’été“).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

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