Ihre Majestät Mrs Brown

Ihre Majestät Mrs Brown

Ihre Majestät Mrs Brown

Ihre Majestät Mrs Brown – Originaltitel: Mrs Brown – Regie: John Madden – Drehbuch: Jeremy Brock – Kamera: Richard Greatrex – Schnitt: Robin Sales – Musik: Stephen Warbeck – Darsteller: Judi Dench, Billy Connolly, Geoffrey Palmer, Antony Sher, Gerard Butler, Richard Pasco, David Westhead, Bridget McConnell, Georgie Glen, Sara Stewart, Finty Williams, Claire Nicolson, Hattie Ladbury, Oliver Kent u.a. – 1997; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Nach dem Tod ihres Ehemanns Prinz Albert zieht sich die 42-jährige Königin Victoria trauernd auf ihren Landsitz Osborne House auf der Isle of Wight zurück. Um sie auf andere Gedanken zu bringen, lässt der Privatsekretär ihr Lieblingspferd von dem schottischen Diener John Brown aus Balmoral bringen. Brown überredet die Königin, mit ihm auszureiten. Während es Victoria gefällt, dass er offen seine Meinung sagt, halten die Höflinge dies für ungezogen, und die anderen Bediensteten missgönnen Brown die Bevorzugung ...
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Kritik

Judi Dench und Billy Connolly verkörpern die beiden Hauptfiguren farbig und überzeugend. Darüber hinaus vermittelt uns John Madden mit "Ihre Majestät Mrs Brown" einen Eindruck vom höfischen Leben in der viktorianischen Ära.
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Als Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha am 14. Dezember 1861 an Unterleibstyphus stirbt, ist die Witwe, Königin Victoria (Judi Dench), untröstlich. Die 42-Jährige verlässt Schloss Windsor und zieht sich auf ihren Landsitz Osborne House auf der Isle of Wight zurück. Sie trägt nur noch Trauerkleidung. Zwar erledigt sie weiterhin ihre Amtsgeschäfte, weigert sich aber, ihre repräsentativen Aufgaben zu erfüllen.

Um die Königin auf andere Gedanken zu bringen, beauftragt der Privatsekretär Sir Henry Ponsonby (Geoffrey Palmer) 1865 den Schotten John Brown (Billy Connolly), einen ehemaligen Jagdgehilfen Prinz Alberts, Victorias Lieblingspferd von Schloss Balmoral zu bringen. Nachdem John Brown mit dem Schimmel auf der Isle of Wight eingetroffen ist, schärft Sir Henry ihm ein, die Königin niemals von sich aus anzusprechen, sondern nur auf ihre Fragen zu antworten. Aber gleich bei der ersten Begegnung drückt Brown seine Betroffenheit über die Trauer der Königin aus. Ein Skandal!

Am nächsten Tag wartet er mit dem gesattelten Schimmel im Park. Victoria sieht es durchs Fenster und wundert sich darüber. Sir Henry erklärt dem Diener, dass er das Pferd nur satteln dürfe, wenn er dazu aufgefordert werde, aber Brown steht auch an den folgenden Tagen mit dem Schimmel im Park, und sobald sich dafür eine Gelegenheit ergibt, rät er der Königin, endlich wieder einmal an die frische Luft zu gehen. Obwohl Victoria über das unverfrorene Benehmen des Dieners indigniert ist, reitet sie mit ihm aus – und spürt, wie gut ihr das tut. Ein paar Tage später geht sie sogar schwimmen.

Zum Entsetzen der Bediensteten setzt Brown sich beim Essen an den Platz des Chefbutlers. Dabei wurde die Tischordnung für die Bediensteten von der Königin persönlich festgelegt. Brown hält die Höflinge einschließlich Sir Henry für Idioten und missachtet Anweisungen, von denen er glaubt, dass sie den Interessen der Königin widersprechen, der er treu ergeben ist. Einmal weist er sogar ihren erwachsenen Sohn Bertie (David Westhead), den Prinzen von Wales, zurecht.

Königin Victoria zieht mit dem Hofstaat nach Balmoral.

Das häufige Zusammensein der Königin mit dem Diener sorgt für Gerede; „Mrs Brown“ wird ihre Majestät hinter vorgehaltener Hand genannt. Prinz Bertie, Sir Henry und Victorias Leibarzt Jenner (Richard Pasco) befürchten, dass der Einfluss des Schotten auf die Monarchin zu groß sei. Außerdem bringt John Brown die anderen Bediensteten gegen sich auf, weil er sie brüskiert, sich nicht an die Regeln hält und nach ihrer Meinung in übertriebener Weise um die Sicherheit der Königin besorgt ist. Eines Tages wird er im Pferdestall zusammengeschlagen und mit Schnaps übergossen, damit es so aussieht, als sei er betrunken gewesen. Die königliche Familie verlangt daraufhin Browns Entlassung. Aber Victoria steht zu ihm und vertraut ihm bei einem Ausritt an, dass sie ohne ihn wieder in ihrer Trauer versinken würde.

Nachdem Benjamin Disraeli (Antony Sher) 1868 das Amt des Premierministers übernommen hat, besucht er die Königin in Balmoral. Er macht sich Sorgen, weil Victorias Beliebtheit abgenommen hat und eine gegen die Monarchie gerichtete Stimmung entstanden ist. Er weiß, dass sie auf John Brown hört und fordert den Diener deshalb bei einer Wanderung in den Highlands auf, für die Rückkehr der Königin nach England zu sorgen. Victoria fühlt sich allerdings von Brown verraten, als er ihr zum Umzug nach Windsor rät.

Im November 1868 fällt ihr auf, dass Prinz Bertie nicht da ist. Erst auf ihre Nachfrage erfährt sie, dass ihr Sohn an Unterleibstyphus erkrankt ist und in Windsor liegt. Daraufhin beschließt sie den sofortigen Aufbruch nach Windsor.

Als sie sich vor Buckingham Palace in London dem Volk zeigt, rennt ein Ire (Tom Delmar) mit einer Pistole in der Hand auf sie zu. Brown entdeckt ihn als Erster und überwältigt ihn. Bertie, der sich inzwischen wieder erholt hat, prahlt beim Abendessen damit, dass er Brown auf den Attentäter aufmerksam gemacht habe. Statt ihren Sohn zurechtzuweisen, kündigt die Königin an, sie werde eine Faithfull Service Medal stiften und die erste John Brown verleihen.

1883 glaubt John Brown eines Nachts, einen Eindringling gehört zu haben. Er läuft in den Wald, schießt, aber vermutlich hat er sich den Einbrecher nur eingebildet.

Er wird krank und bettlägerig. Die Königin besucht ihn und entschuldigt sich ergriffen dafür, dass sie ihn in den letzten Jahren auf Distanz hielt. Kurz darauf stirbt John Brown an einer Lungenentzündung.

Das von ihm geführte Tagebuch wird von Sir Henry und Doktor Jenner vernichtet.

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Die Figur John Brown basiert auf einem Menschen, der tatsächlich lebte.

John Brown wurde am 8. Dezember 1826 in Crathie, einem Dorf in der schottischen Grafschaft Aberdeenshire, geboren. 1842 kam er als Stalljunge nach Balmoral, einen Landsitz, den die königliche Familie 1848 als Sommerdomizil mietete und dann erwarb und ausbauen ließ. Am 8. September 1849 erwähnte Königin Victoria den Diener John Brown zum ersten Mal in ihrem Tagebuch. Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, der Ehemann der Königin, machte Brown zu seinem Jagdgehilfen, übertrug ihm auch sonst verschiedene Aufgaben und gestattete ihm besondere Freiheiten.

Nach dem Tod ihres Ehemanns behielt Königin Victoria den Reitknecht. Der stolze Highlander nahm seine Aufträge nur von ihr an und brachte dadurch die anderen Bediensteten gegen sich auf. Sie beneideten ihn um seine Vorrechte. Dass er kein Blatt vor den Mund nahm und offen seine Meinung äußerte, gefiel der Königin, aber die Höflinge und die anderen Mitglieder der königlichen Familie fanden dies ungezogen. Ihnen missfiel auch, dass Victoria auf John Brown hörte und beispielsweise aus Rücksicht auf die Diener die Schließung des Raucherzimmers auf Schloss Balmoral um 24 Uhr anordnete. Mitte der Sechzigerjahre wurde die ständige Präsenz des unverheirateten Dieners John Brown in Victorias Nähe Gegenstand des Geredes, und hinter vorgehaltener Hand nannte man die Königin spöttisch „Mrs Brown“. Anlässlich einer Schweiz-Reise im Jahr 1868 kam sogar das Gerücht auf, Victoria habe dort heimlich ein von John Brown gezeugtes Kind geboren.

Als die Königin sich 1872 vor Buckingham Palace dem Volk zeigte, vereitelte John Brown ein Attentat des irischen Rebellen Arthur O’Connor. Zum Dank dafür stiftete Victoria die Faithfull Service Medal und verlieh die erste ihrem treuen Diener.

Anfang 1883 erkrankte John Brown, ließ es sich jedoch nicht nehmen, der Königin weiterhin rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen. Er starb am 27. März in Windsor.

Victoria schrieb in ihr Tagebuch, sie habe nicht nur einen treuen Diener, sondern auch einen wahren Freund verloren.

Als sie sich mit dem Gedanken trug, John Browns Tagebuch zu veröffentlichen, verhinderte ihr Privatsekretär dies, indem er es verbrannte.

In „Ihre Majestät Mrs Brown“ stellen Jeremy Brock (Drehbuch) und John Madden (Regie) diese außergewöhnliche Beziehung zwischen einer Königin und einem Diener dar. Judi Dench und Billy Connolly verkörpern die beiden Hauptfiguren farbig und überzeugend. Darüber hinaus vermittelt uns der Film „Ihre Majestät Mrs Brown“ einen Eindruck vom höfischen Leben in der viktorianischen Ära.

In den Kategorien Beste Hauptdarstellerin und Bestes Make-up wurde „Ihre Majestät Mrs Brown“ für je einen „Oscar“ nominiert.

Königin Victoria und John Brown sind übrigens auch Figuren in dem Film „Der Dreckspatz und die Königin“.

Der Dreckspatz und die Königin – Originaltitel: The Mudlark – Regie: Jean Negulesco – Drehbuch: Nunnally Johnson – Kamera: Georges Périnal – Schnitt: Thelma Connell – Musik: William Alwyn – Darsteller: Irene Dunne, Alec Guinness, Andrew Ray, Finlay Currie, Anthony Steel u.a. – 1950; 95 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.