Heute habe ich nicht getrunken

Heute habe ich nicht getrunken

Heute habe ich nicht getrunken

Heute habe ich nicht getrunken – Originaltitel: Un singe sur le dos – Regie: Jacques Maillot – Drehbuch: Pierre Chosson, Jacques Maillot – Kamera: Luc Pagès – Schnitt: Julien Leloup – Musik: Stéphan Oliva – Darsteller: Gilles Lellouche, Carole Franck, Marc Chapiteau, Laurence Cordier, Alain Beigel, Aristide Demonico u.a. – 2009; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Weil Francis dem Alkohol verfällt und die Kontrolle über sein Verhalten verliert, kündigt man ihm. Außer dem Job und seiner Würde verliert er auch seine Familie. Francis säuft mit Obdachlosen und verwahrlost. Mit Hilfe von zwei ehemaligen Alkoholikern bekommt Francis sich allmählich wieder in den Griff, aber als er zu seiner Frau und seinem Sohn zurück möchte, stellt er fest, dass sie bei einem anderen Mann wohnen ...
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Kritik

Die unspektakuläre Darstellung wirkt realistisch, und der Alkoholkranke wird von Gilles Lellouche eindrucksvoll und überzeugend verkörpert. Deshalb ist "Heute habe ich nicht getrunken" ein sehr berührendes Drama.
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Francis (Gilles Lellouche) arbeitet als Verkäufer in einem Autohaus in Lille. Eines Morgens wacht er im Parkhaus mit dem Kopf auf dem Lenkrad seines Autos auf. Er ist verkatert und wird zu spät kommen. Rasch ruft er noch seine Frau Sylviane (Laurence Cordier) an und hinterlässt ihr eine Entschuldigung auf dem Anrufbeantworter, denn sie machte sich bestimmt Sorgen, als er die ganze Nacht nicht nach Hause kam. Offenbar trank er wieder einmal zu viel, als er am Vorabend mit Freunden ausging.

Kurz darauf wird ein Konzertflügel bei ihm angeliefert. Francis kann sich nicht erinnern, einen bestellt zu haben, aber der Spediteur zeigt ihm den Auftrag mit seiner Unterschrift. Als Sylviane dazukommt, tut er so, als habe er sie mit einem Geschenk überraschen wollen. Aber er kann sich die Ausgabe eigentlich gar nicht leisten, denn wegen seiner Alkoholkrankheit sind seine Umsatzzahlen eingebrochen.

Die schlechten Verkaufszahlen führen auch dazu, dass Francis von seinem Chef ermahnt wird, und weil er in letzter Zeit häufig zu spät gekommen ist, erhält er eine Abmahnung. Als er dann auch noch einen Kollegen niederschlägt, wird er fristlos entlassen.

Bei einem Abendessen mit zwei befreundeten Paaren trinkt Francis zu viel Wein, verliert die Kontrolle über sein Verhalten. Die Freunde beobachten ihn irritiert, Sylviane ist beunruhigt.

Francis gesteht ihr, dass er entlassen wurde. Aber er meint, rasch wieder einen neuen Job zu bekommen. Er habe sich vorgenommen, mit dem Trinken aufzuhören, versichert er, und Sylviane verspricht hoffnungsvoll, ihn dabei zu unterstützen.

Statt seinen Sohn Gaspard (Romain Houplain) in die Schule zu bringen, überredet Francis ihn zum Schwänzen und fährt mit ihm herum. Einige Stunden hält er es ohne Alkohol aus, aber dann bestellt er doch ein kleines Bier und kippt es hinunter. Am Abend bringt er Gaspard nach Hause. Er fahre kurz noch einmal los, erklärt er ihm, um Pizza zu holen.

Aber Francis‘ Ziel ist keine Pizzeria, sondern eine Diskothek. Dort macht er sich an eine junge Frau heran und lädt sie ein, mit ihm zum Frühstück nach Venedig zu fliegen. Als er von der Toilette zurückkommt, ist sie fort. Frustriert und betrunken steigt Francis in sein Auto, aber er kann nicht losfahren, denn die Polizei hat eine Kralle angebracht. Er torkelt zum Autohaus. Dort öffnet er die Tür mit dem Nummerncode, holt Wagenschlüssel aus dem Schreibtisch, setzt sich in einen Geländewagen, durchbricht damit die Scheibe der Auslage und rast los.

Am nächsten Morgen wacht er in Bangkok auf. Wie er hier herkam, weiß er nicht. Seinen Pass hat er noch, aber alles andere ist weg. Um Geld für den Rückflug zu bekommen, erzählt er drei französischen Touristen, er sei ausgeraubt worden und müsse zur Beerdigung seines am Vortag bei einem Verkehrsunfall in Lille getöteten Vaters.

Zurück in Lille, wagt er es nicht, sich bei seiner Frau zu zeigen. Er versetzt seine Rolex, kauft davon Alkohol und setzt sich zu zwei Obdachlosen auf eine Parkbank. Zwischen den beiden Clochards kommt es zum Streit, und Carlo (Alain Beigel) schlägt Fanfan (Aristide Demonico) nieder. Am anderen Morgen liegt Fanfan tot am Boden. Francis ruft um Hilfe. Louis (Marc Chapiteau), der in der Nähe als Hausmeister tätig ist, telefoniert nach dem Notarzt, aber der kann nur noch den Totenschein ausstellen.

Louis versucht Francis klarzumachen, dass er auch so enden wird, wenn er nicht mit dem Trinken aufhört, aber Francis stößt ihn zurück: Er will keine Ratschläge.

Carlo ist inzwischen fortgelaufen und hat alles mitgenommen. Francis findet keinen Tropfen Alkohol mehr. Am ganzen Körper zitternd, setzt er sich in den Warteraum des Bahnhofs. Dort glaubt er eine Horde Affen zu sehen, die ihn angreift. Er gerät in Panik und wälzt sich schreiend am Boden, bis ihn die Polizei aufgreift und in eine psychiatrische Klinik bringt.

Als er entlassen wird, sucht er Louis auf und entschuldigt sich bei ihm. Louis lädt ihn auf eine Tasse Kaffee ein und vertraut ihm an, dass er selbst ebenfalls alkoholkrank war, aber inzwischen trocken ist. Er gibt Francis nicht nur eine Adresse der Anonymen Alkoholiker, sondern auch Geld für eine Hotelübernachtung.

Das Geld ermöglicht es Francis, essen zu gehen. Nach der Mahlzeit bestellt er sich einen Cognac. Dann trinkt er in einer Bar weiter. Schließlich taucht Louis auf. Er sagt, Francis habe ihn vor einer halben Stunde angerufen, aber der Betrunkene kann sich nicht daran erinnern. Immerhin lässt er sich von Louis mit nach Hause nehmen und schläft dort.

Am nächsten Tag nimmt Louis ihn mit zu einer Gruppe Anonymer Alkoholiker. Nach kurzer Zeit will Francis wieder gehen, aber Louis hält ihn zurück. Was eine junge Frau namens Jeanne (Carole Franck) der Gruppe berichtet, fesselt Francis. Weil sie nicht über den Tod ihrer lesbischen Freundin Agnès hinwegkam, wurde sie zur Alkoholikerin. Inzwischen hat sie es geschafft, trocken zu bleiben, aber sie fühlt sich leer.

Nach dem Treffen rät Louis seinem neuen Schützling, sich nicht mehr vorzunehmen, als 24 Stunden ohne Alkohol auszukommen. Francis spricht Jeanne auf der Straße an. Sie begreift, was in ihm vorgeht, gibt ihm die Adresse einer AA-Gruppe, die sich am Nachmittag trifft und verspricht, ebenfalls dort zu sein. Nach diesem Treffen nimmt sie ihn mit nach Hause. Um späten Abend glaubt Francis, es nicht länger ohne Alkohol auszuhalten. Er beschimpft Jeanne und stürmt ins Treppenhaus. Dort hält er inne. Schließlich beruhigt er sich und kehrt zurück. Am anderen Morgen hilft er Jeanne beim Kistenabladen auf dem Großmarkt.

Er besorgt sich eine Schlafstelle in einem Obdachlosenasyl.

Einige Zeit später – Francis ist noch immer trocken – sieht er durch die Fenster einer Bar Jeanne mit einem Glas Rotwein am Tresen. Er geht hinein, setzt sich mit ihr an einen Tisch und bestellt zwei Kaffee. Jeanne vertraut ihm an, warum sie wieder mit dem Trinken anfing: Sie verliebte sich in eine junge Lettin namens Helena (Fani Kolarova), die ihre Ferien hier verbrachte, wagte es aber nicht, sie zu küssen. Vor einer halben Stunde rief Helena vom Flughafen an, um sich zu verabschieden. Sie kehrt nach Riga zurück. Jeanne brachte es nicht einmal fertig, sie nach ihrer Adresse zu fragen. Francis drängt Jeanne, zum Flughafen zu fahren. Vielleicht schaffe sie es noch, Helena vor ihrem Abflug zu sehen, meint er. Jeanne springt in ihren Wagen. Am Flughafen kommt sie zu spät, aber sie fährt kurzerhand nach Riga und wählt dort in einer Telefonzelle die Nummern aller in Frage kommenden Einträge im Telefonbuch.

Als Francis seit längerer Zeit trocken ist, trifft er sich mit einem Bekannten und bittet ihn um die Vermittlung eines Jobs. Thierry (Eric Bonicatto) speist ihn jedoch mit leeren Versprechungen ab.

Sein Schwiegervater Georges (Olivier Perrier), den er bei der Gartenarbeit antrifft, bestätigt zwar, dass Sylviane mit Gaspard umgezogen ist, will Francis aber die neue Adresse nicht verraten. Immerhin erklärt Georges sich am Ende bereit, einen Brief seines Schwiegersohns weiterzuleiten.

Louis vermittelt Francis einen Job als Straßenverkäufer. Der Lohn ermöglicht es Francis, eine kleine Wohnung zu mieten. Allmählich bekommt er sein Leben wieder in den Griff.

Jeanne besucht ihn mit Helena am Verkaufsstand. Die beiden Frauen haben sich wiedergefunden und sind glücklich.

Einige Zeit später kommt zufällig Margot (Gaelle Fraysse) vorbei. Sie und ihr Mann (Frank Andrieux) gehörten zu den Freunden von Francis und Sylviane. Widerstrebend schreibt sie Francis die neue Adresse ihrer Freundin auf.

Francis geht hin. Es ist niemand zu Hause. Dann fährt ein Auto vor. Francis versteckt sich im Gebüsch und beobachtet, wie Sylviane und Gaspard aussteigen. Aber sie sind nicht allein: Sylvianes neuer Lebensgefährte (Marc Rioufol) ist bei ihnen. Ihm gehört offenbar auch die Villa, in die sie jetzt hineingehen. Als Francis sich wegschleicht, stößt er auf seinen Sohn, der noch etwas aus dem Auto holt. Sie blicken sich kurz an, aber Sylviane ruft nach dem Jungen und er läuft zu ihr.

Beim nächsten Treffen der Anonymen Alkoholiker redet Francis zum ersten Mal über seine Erlebnisse.

Einige Zeit später begegnen ihm Sylviane und Gaspard auf der Straße, und der Junge läuft freudig auf ihn zu.

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„Heute habe ich nicht getrunken“ ist ein von Jacques Maillot inszeniertes Drama über einen Mann aus der Mittelklasse, der durch seine Alkoholkrankheit alles verliert: Würde, Familie, Anstellung und Geld. Ein langer und beschwerlicher Weg voller Stolpersteine führt aus dieser prekären Situation wieder heraus.

Außer einer Studie über die selbstzerstörerischen Wirkungen der Alkoholkrankheit ist „Heute habe ich nicht getrunken“ auch ein Plädoyer für Solidarität und Mitmenschlichkeit.

Die Handlung entwickelt sich verschachtelt: Während der Absturz des Protagonisten Francis noch bevorsteht, sehen wir bereits, wie er mit zwei Obdachlosen verwahrlost auf einer Parkbank sitzt und säuft. Nach seiner Rückkehr aus Bangkok läuft das Geschehen nur noch auf einer Zeitebene weiter, wird aber mitunter durch kurze Rückblenden unterbrochen.

Die unspektakuläre Darstellung kommt ohne falsche Sentimentalitäten aus, sie wirkt realistisch, und der Alkoholiker wird von Gilles Lellouche eindrucksvoll und überzeugend verkörpert. Deshalb ist „Heute habe ich nicht getrunken“ ein sehr berührender Film.

Deutsche Sychronstimmen in „Heute habe ich nicht getrunken“ (Buch und Regie: Beate Klöckner): Stephan Benson (Francis), Axel Lutter (Louis), Uli Krohm (Fanfan), Gunnar Helm (Carlo), Claudia Galdy (Sylviane), Christin Marquitan (Jeanne) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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