Michael Kohlhaas

Michael Kohlhaas

Michael Kohlhaas

Michael Kohlhaas – Originaltitel: Michael Kohlhaas – Regie: Arnaud des Pallières – Drehbuch: Christelle Berthevas und Arnaud des Pallières nach der Novelle "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist – Kamera: Adrien Debackere, Jeanne Lapoirie – Schnitt: Sandie Bompar, Arnaud des Pallières – Musik: Martin Wheeler– Darsteller: Mads Mikkelsen, Mélusine Mayance, Delphine Chuillot, David Kross, Bruno Ganz, Denis Lavant, Roxane Duran, Paul Bartel, David Bennent, Swann Arlaud u.a. – 2013; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Ein rechtschaffener Pferdehändler, dem Unrecht widerfahren ist, ruft die Gerichte an. Als er begreift, dass sein Widersacher von korrupten und einflussreichen Leuten geschützt wird, versucht er sein Recht gewaltsam zu erzwingen. Die Selbstjustiz eskaliert in einer Rebellion, die vielen Menschen das Leben kostet und andere ins Unglück stürzt ...
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Kritik

Arnaud des Pallières hat aus Kleists Novelle "Michael Kohlhaas" einen düsteren Western gemacht, der mehr von archaisch-pathetischen Bildern als von Dialogen getragen wird. Die Verfilmung wirkt überambitioniert und schwerfällig.
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Der Pferdehändler Michael Kohlhaas (Mads Mikkelsen) lebt mit seiner Frau Judith (Delphine Chuillot) und der Tochter Lisbeth (Mélusine Mayance) im 16. Jahrhundert in den Cevennen. Als er wieder einmal eine Koppel Pferde in die Stadt bringen will, um sie dort zu verkaufen, trifft er an einer Brücke auf einen Schlagbaum. Der alte Schlossherr, dem die Brücke gehörte, ist tot, und der junge Baron (Swann Arlaud), der ihn beerbte, verlangt unerwartet einen Passierschein. Michael Kohlhaas, der die Brücke bereits siebzehn Mal ohne ein solches Dokument überquerte, muss zusichern, dass er sich das verlangte Papier in der Stadt besorgt und zwei Rappen als Pfand zurücklassen. Sein Diener César (David Bennent) bleibt bei den Tieren, um sie zu pflegen.

In der Stadt sucht Michael Kohlhaas den ihm wohlgesonnenen Gouverneur (Bruno Ganz) auf und erfährt, dass es den vom Baron geforderten Pass gar nicht gibt. Es handelte sich um einen Willkürakt.

Als Kohlhaas nach dem Verkauf der restlichen Pferde wieder zu der Burg des Barons kommt, findet er statt seiner wohlgenährten Rappen zwei jämmerliche Mähren vor, und César wurde davongejagt. Der aufgebrachte Händler besteht auf der Rückgabe gesunder Tiere und reitet ohne die beiden Gäule nach Hause.

Der Knecht berichtet ihm, dass der Burgverwalter die beiden Rappen als Zugtiere bei der Feldarbeit einsetzte und in einem Schweinekoben unterbrachte. Als César die besudelten Tiere zur Schwemme außerhalb der Burg führte, um sie zu säubern, hetzte man die Hunde auf ihn.

Michael Kohlhaas beauftragt einen Advokaten (Jacques Nolot) mit einer Klage gegen den Baron. Aber als das Gericht diese unter dem Einfluss eines Verwandten des Burgherrn drei Monate später zurückweist, legt der Jurist das hoffnungslose Mandat nieder. Er rät Kohlhaas, seine Rappen abzuholen und es dabei zu belassen. Der Pferdehändler findet sich allerdings nicht mit dem Unrecht ab und verkauft seinen gesamten Besitz einem Nachbarn (Jean-Louis Coulloc’h), um sich die finanziellen Mittel für die weitere Auseinandersetzung zu beschaffen.

Judith will Prinzessin Margarete (Roxane Duran), der Schwester des Königs, eine Bittschrift ihres Mannes überbringen. Aber eine übereifrige Wache verwehrt ihr gewaltsam den Zutritt. Blutüberströmt wird Judith auf einem Karren nach Hause gebracht, und dort stirbt sie.

Da vertraut Michael Kohlhaas seine Tochter einem Prediger (David Kross) an, ruft seine Knechte zusammen, bewaffnet sie und reitet mit ihnen zu der Burg des Barons. Sie brennen die Gebäude nieder und töten die Männer des Schlossherrn im Kampf. Der Baron entkommt und versteckt sich in einer Abtei. Als Kohlhaas angreift, hilft die Äbtissin (Amira Casar) dem Verfolgten, sich zu verkleiden und zu fliehen.

Kohlhaas terrorisiert daraufhin mit seinem Gefolge den ganzen Landstrich. Auf beiden Seiten kommen Menschen ums Leben; auch der Knecht César wird bei einem der Kämpfe tödlich verwundet. Kohlhaas holt seine Tochter zurück. Während er in Selbstjustiz versucht, das zu erzwingen, was er für Gerechtigkeit hält, sorgt er mit Richtersprüchen für Ordnung in den eigenen Reihen und lässt beispielsweise einen Dieb aufhängen.

Ein fahrender Theologe (Denis Lavant) wirft Kohlhaas vor, Menschen ins Unglück zu stürzen, die mit seiner Sache gar nichts zu tun haben. Der Gescholtene bittet den Geistlichen, ihm die Beichte abzunehmen, ist jedoch nicht bereit, dem Baron zu vergeben. Deshalb verweigert ihm der Theologe die Absolution und zieht weiter.

Die Prinzessin sichert Kohlhaas freies Geleit zu, wenn er seinen Rachefeldzug beendet und sich dem Urteil eines Tribunals unterwirft. Kohlhaas nimmt die Bedingungen an und legt die Waffen nieder. Weil jedoch zwei seiner Knechte eigenmächtig weiterkämpfen, wird er schließlich in Ketten in die Stadt gebracht.

Das Tribunal gibt dem Kläger Recht und verurteilt den Baron zu zwei Jahren Haft. Michael Kohlhaas erhält nicht nur seine beiden gesundgepflegten Rappen zurück, sondern auch eine finanzielle Entschädigung. Die Pferde schenkt er seiner Tochter, die nun bei einer Tante leben soll, und das Geld übergibt er dem Prediger für wohltätige Zwecke. Nachdem Michael Kohlhaas die verlangte Gerechtigkeit bekommen hat, fordert ihn der Gouverneur auf, auch das Urteil wegen Landfriedensbruchs zu akzeptieren. Widerstandslos lässt Michael Kohlhaas sich für die Enthauptung vorbereiten und kniet sich dann hin, während der Henker das Schwert hebt.

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In Heinrich von Kleists Novelle „Michael Kohlhaas“ geht es um Gerechtigkeit, Korruption und Selbstjustiz: Ein aufgebrachter Mann, dem Unrecht widerfahren ist, ruft die Gerichte an. Als er begreift, dass sein Widersacher von korrupten und einflussreichen Leuten geschützt wird, versucht er sein Recht gewaltsam zu erzwingen. Die Selbstjustiz wächst sich rasch zu einer Rebellion aus, die vielen Menschen das Leben kostet und andere ins Unglück stürzt. So wird aus dem rechtschaffenen Pferdehändler ein Terrorist. Am Ende erfüllt ein Gericht zwar seine gerechten Forderungen, verurteilt ihn aber zugleich wegen Landfriedensbruchs zum Tod. Michael Kohlhaas akzeptiert das Urteil, denn er schätzt den Wert der Gerechtigkeit höher als den seines eigenes Lebens.

Bemerkenswert ist, wie der Zustand der beiden Rappen mit der Situation korrespondiert. Zu Beginn sind sie gesund, und die Welt des Pferdehändlers ist in Ordnung. Dann befinden sie sich in einem jämmerlichen Zustand und drohen zugrunde zu gehen, aber als das Recht am Ende wiederhergestellt wird, sehen sie von Neuem wohlgenährt und prächtig aus.

Christelle Berthevas und Arnaud des Pallières lassen die Handlung zwar im 16. Jahrhundert, verlegen sie jedoch von der Havel in die Cevennen und weichen auch sonst deutlich von der literarischen Vorlage ab. Sie haben aus der Novelle eine Art düsteren Western gemacht, der weniger von Dialogen als von archaischen Bildern getragen wird. Michael Kohlhaas ist in dieser spröden Interpretation nicht ein hitziger Gerechtigkeitsfanatiker wie bei Heinrich von Kleist, sondern ein selbstbeherrschter Prinzipienreiter.

Die Handlung entwickelt sich innerhalb von 45 Minuten bis zu Judiths Tod, aber dann zieht sich der Rachefeldzug des Pferdehändlers über mehr als eine Stunde hin.

Arnaud des Pallières legt in „Michael Kohlhaas“ großen Wert auf das Hörerlebnis. Die Musikuntermalung beschränkt sich allerdings mit wenigen Ausnahmen auf ein bedrohlich grollendes Trommeln. Davon heben sich deutlich die Geräusche ab: beispielsweise das Summen von Fliegen, das Schnauben von Pferden und das Keuchen von Menschen.

Durch den künstlerischen Anspruch und die emotionale Zurückhaltung wirkt Arnaud des Pallières‘ Verfilmung der Novelle „Michael Kohlhaas“ pathetisch und schwerfällig. Mitreißend ist sie nicht.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014

Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.