Mademoiselle Populaire
Mademoiselle Populaire
Inhaltsangabe
Kritik
Rose Pamphyle (Déborah François), die 21 Jahre alte Tochter des verwitweten Krämers Jean Pamphyle (Frédéric Pierrot), bringt sich nachts heimlich mit einer alten, als Schaufensterdekoration dienenden Schreibmaschine das Tippen mit zwei Fingern bei. 1958 fährt sie von ihrem Dorf in der Normandie in die nächste Stadt und bewirbt sich dort bei dem Versicherungsmakler Louis Échard (Romain Duris) als Sekretärin. Zuerst will er sie nicht einstellen, aber dann bietet er ihr eine einwöchige Probezeit an.
Statt Maurice, den Sohn des Automechanikers im Dorf, zu heiraten, wie Jean Pamphyle sich das vorstellt, zieht Rose in die Stadt und nimmt sich ein Zimmer in der Pension von Mme Teyssier (Serpentine Teyssier).
Nach kurzer Zeit fordert Louis Échard seine neue Sekretärin auf, an einem Schnellschreibwettbewerb teilzunehmen. Rose fügt sich, hat jedoch mit zwei Fingern keine Chance gegen die Konkurrentinnen, die alle mit zehn Fingern tippen. Enttäuscht packt sie ihre Sachen, aber Louis holt sie aus der Pension in sein Haus, stellt ihr ein Gästezimmer zur Verfügung, besorgt eine zweite Schreibmaschine und trainiert jeden Abend mit ihr, das heißt, er lässt sie große Romane der französischen Literatur abtippen. Außerdem überredet er Marie Taylor (Bérénice Bejo), die Ehefrau Bob Taylors (Shaun Benson), seines besten Freundes, Rose Klavierunterricht zu geben. Und um Roses Kondition zu stärken, muss sie täglich laufen, während er mit dem Fahrrad das Tempo vorgibt.
Anfangs nahm Rose an, er wolle sich an sie heranmachen, aber er unternimmt keinen Versuch, sich ihr zu nähern. Auf ihre Frage nach seiner Motivation antwortet Louis, er habe im Zweiten Weltkrieg der Résistance angehört und 1943 hilflos zusehen müssen, wie seine Gruppe bis auf ihn aufgerieben wurde. Seither suche er jede Gelegenheit, anderen Menschen zu helfen. Durch seine Unterstützung soll sie nun zunächst zur schnellsten Schreibkraft der Normandie, dann Frankreichs und schließlich der ganzen Welt werden.
Rose gewinnt die Meisterschaft in der Normandie.
Bald darauf glaubt sie durchschaut zu haben, dass Louis ihre Leistung als sein Werk versteht und es ihm in Wahrheit darauf ankommt, damit Bob und Marie Taylor zu beeindrucken. Er und Marie kennen sich seit der Kindheit. Als Erwachsene hatten sie eine Liaison, aber als der Krieg abzusehen war, wagte Louis es nicht, ihr einen Heiratsantrag zu machen, und Marie entschloss sich dann, den Amerikaner Bob Taylor zu heiraten.
An Weihnachten will Rose ihren Vater mit einem Besuch überraschen, aber er feiert mit Maurice und dessen Familie. Rose wendet sich daraufhin hilfesuchend an Marie Taylor, die sie kurzerhand zu Louis‘ Familie fährt und seinen Eltern (Eddy Mitchell, Miou-Miou) und Geschwistern (Marius Colucci, Emeline Bayart, Yannik Landrein, Nastassja Girard) als dessen Verlobte vorstellt.
Am Abend vor dem Wettbewerb um die französische Meisterschaft schlafen Louis und Rose erstmals miteinander.
Annie Leprince-Ringuet (Mélanie Bernier), die zum dritten Mal den Titel verteidigt, unterliegt ihrer Herausforderin nach einer Verlängerung im Finale.
Ihr bisheriger Manager André Japy (Féodor Atkine) macht Louis klar, dass nur ein Profi wie er Rose zur Weltmeisterschaft führen könne. Louis sagt Rose deshalb, er liebe sie nicht und bringt sie dazu, den Vertrag zu unterschreiben. Die populäre Siegerin wird nun groß vermarktet. Im Heimatdorf sind sie stolz auf Rose, und Jean Pamphyle, der den Aufstieg seiner Tochter im Fernsehen verfolgt, schickt ihr als nachträgliches Geburtstagsgeschenk die alte Schreibmaschine aus der Auslage, obwohl ein Ehepaar sie kaufen wollte.
Im Auftrag von Andrße Japy zwingt Madame Shorofsky (Dominique Reymond) Rose ein hartes Training auf, um sie auf den Wettkampf in den USA vorzubereiten. André Japys Sohn Gilbert (Nicolas Bedos) macht sich währenddessen an die Kandidatin heran.
Rose schafft es in New York bis ins Finale gegen die Titelverteidigerin (Béatrice Guéritaud). Im ersten Durchgang gewinnt sie, aber die zweite Runde geht an die Konkurrentin. Während alle auf den entscheidenden dritten Durchgang warten, tauchen überraschend Bob und Louis auf. Gilbert Japy will nicht, dass Rose sie erblickt. Das würde sie verwirren und ablenken, meint er, aber Louis lässt sich nicht zurückhalten: Während Rose ihre alte Schreibmaschine holt, um sie gegen die von Madame Shorofsky zur Verfügung gestellte „Populaire“ auszutauschen, macht er ihr eine Liebeserklärung. André Japy droht, Rose im Fall einer Niederlage auf Schadenersatz zu verklagen.
Am Ende gewinnt Rose, obwohl sich die Typenhebel ihrer Maschine verhedderten.
Das Malheur bringt Louis auf die Idee, die Typenhebel durch einen Kugelkopf zu ersetzen, und Bob fängt an, die Erfindung zu vermarkten.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)In „Mademoiselle Populaire“, seinem ersten Langfilm, stellt Régis Roinsard (* 1972) eine junge Frau aus der Provinz vor, die in den Fünfzigerjahren als Sekretärin in die Stadt zieht, statt den von ihrem Vater ausgesuchten Mann zu heiraten. Diese Emanzipation geschieht in einer Zeit des Aufbruchs und der Auflösung der überkommenen Rollenerwartungen.
Régis Roinsard hat daraus eine bunte, schwunghafte, amüsante und nostalgische Mischung aus Retro-Komödie und Sportfilm gemacht. Der Vorspann im Stil von Reklame- und Filmplakaten der Fünfzigerjahre setzt gleich den entsprechenden Akzent.
Die Komik in „Mademoiselle Populaire“ ist angereichert durch das Aufeinanderprallen französischer und US-amerikanischer Lebensweisen.
Déborah François erklärte in einem Interview, sie habe sich für die Rolle der Rose Pamphyle in „Mademoiselle Populaire“ Audrey Hepburn als Vorbild genommen. Mitunter fühlt man sich auch an Komödien mit Doris Day und Rock Hudson erinnert. Und bei der Szene, in der Rose wie Judy Barton (Kim Novak) im neuen Kleid aus dem Bad kommt, handelt es sich um eine Hommage an „Vertigo“.
Guillaume Schiffman führte auch bereits in einem anderen Retro-Film die Kamera, und zwar in „The Artist“.
„The Artist“ ist allerdings sehr viel origineller und überzeugender als „Mademoiselle Populaire“.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013