The Drop. Bargeld

The Drop. Bargeld

The Drop. Bargeld

The Drop. Bargeld – Originaltitel: The Drop – Regie: Michaël R. Roskam – Drehbuch: Dennis Lehane nach seinem Roman "The Drop. Bargeld" – Kamera:Nicolas Karakatsanis – Schnitt: Christopher Tellefsen – Musik: Marco Beltrami – Darsteller: Tom Hardy, Noomi Rapace, James Gandolfini, Matthias Schoenaerts, John Ortiz, Elizabeth Rodriguez, Michael Aronov, Morgan Spector, James Frecheville u.a. – 2014; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Bob arbeitet als Barkeeper in einer Kneipe in Brooklyn, die früher seinem Cousin Marv gehörte, aber inzwischen der Tsche­tsche­nen-Mafia als Drop Bar dient. Bob ist einsam, bis er in einer Mülltonne einen verprügelten Welpen findet und ihn eine junge Frau, die ihn dabei beobachtete, hin und wieder beim Ausführen des Hundes begleitet. Eric Deeds, der Besitzer des Tieres, verlangt den Hund zurück. Er glaubt, dass Bob sich vor ihm fürchte, weil er allgemein als Mörder eines vor zehn Jahren spurlos aus Marvs Bar verschwundenen Junkies gilt ...
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Kritik

"The Drop. Bargeld" ist eine Mischung aus Groteske und Drama, Romanze und Gangsterthriller von Dennis Lehane und Michaël R. Roskam. Die Figuren sind skurril und noch wichtiger als die originelle, scheinbar harmlos beginnende Handlung, in der sich Komik und Gewalt nahe sind.
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Bob (Tom Hardy) arbeitet seit fast zwei Jahrzehnten als Barkeeper in der Kneipe in Brooklyn, die früher einmal seinem Cousin Marvin (James Gandolfini) gehörte.

Vor achteinhalb Jahren übernahm die Tschetschenen-Mafia die Kneipe und machten daraus eine Drop Bar, in der an bestimmten Abenden Mafia-Gelder gesammelt und zwischengelagert werden. Marv fungiert dort nur noch als Geschäftsführer und muss tun, was Pjotr Umarov bzw. dessen Sohn Chovka Umarov (Michael Aronov) von ihm verlangen.

Während Marv sich wenigstens mit seiner Schwester Dottie (Ann Dowd) eine Wohnung teilt, lebt Bob ganz allein und ist noch einsamer als sein Cousin.

Auf dem Heimweg von der Bar hört Bob ein Winseln aus einer Mülltonne und findet darin einen verletzten Welpen. Als er ihn herausholt, spricht ihn eine der Bewohnerinnen des Apartmenthauses an, zu dem die Mülltonne gehört und fragt, was er da treibe. Sie heißt Nadia (Noomi Rapace), erklärt ihm, bei dem verprügelten Tier handele es sich um einen American Staffordshire Terrier, also einen Pitbull, und wenn er den verletzten Kampfhund nicht aufnehme, müsse dieser ins Tierheim. Sie könne ihn nicht nehmen, weil sie zu viel unterwegs sei. So kommt Bob unversehens zu einem Hund – und einer Freundin, denn Nadia hilft ihm nicht nur, alles Erforderliche für „Rocco“ zu kaufen, sondern begleitet ihn auch des Öfteren, wenn er ihn ausführt.

Nachdem einer von Chovka Umarovs Männern in einer der folgenden Nächte die illegalen Einnahmen abgeholt hat, wird Marvs Kneipe von zwei bewaffneten Männern mit Skimasken überfallen. Um halb drei Uhr morgens halten sie Marv und Bob eine Mülltüte hin und sagen: „Vollmachen!“ Aber mehr als die regulären Tageseinnahmen – 5000 Dollar und ein bisschen Kleingeld – erbeuten sie nicht.

Weil Rardy (Michael Esper), einer der Gäste, zusammengeschlagen in einem Nebenraum liegt, wählen Marv und Bob die Notrufnummer. Bob und der Detective, der den Fall aufnimmt, kennen sich, weil sie beide regelmäßig zur Messe gehen. Evandro Torres (John Ortiz) teilt Bob mit, dass die Kirche demnächst an einen Immobilienhai verkauft werde. Dann fragt er ihn, warum er beim Abendmahl immer sitzen bleibe, aber das hält Bob für seine Privatangelegenheit. Unvermittelt weist er darauf hin, dass einer der beiden Räuber eine stehengebliebene Armbanduhr getragen habe. Sobald der Detective fort ist, fragt Marv seinen Cousin, ob er von allen guten Geistern verlassen sei, weil er den Cop einen Tip gab und gegen das Schweigegebot der Mafia verstieß.

Die Uhr gehört dem unbedarften Kleinganoven Brian Fitzgerald (Tobias Segal). Mit seinem „Fitz“ gerufenen Bruder Ed (James Frecheville) zusammen überfiel er die Drop Bar.

Als Bob und Marv am Morgen nach dem Überfall vor der Kneipe Schnee schippen, halten eine schwarze Limousine und ein weißer Lieferwagen. Chovka Umarov verlangt von Marv und Bob, das Geld wiederzubeschaffen, und um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, zeigt er ihnen einen Gefangenen im Lieferwagen, dessen rechter Fuß mit einem Metallbolzen durchbohrt ist.

Ein junger Kerl namens Eric Deeds (Matthias Schoenaerts) kontaktiert Bob und behauptet, der Besitzer des Hundes zu sein. Den verlangt er jetzt zurück, aber Bob will das Tier nicht mehr hergeben, schon gar nicht dem Mann, der es geschlagen und in die Mülltonne geworfen hat.

Als Bob und Marv einige Zeit nach dem Raubüberfall die geleerten Mülltonnen von der Straße holen, finden sie in einem schwarzer Müllsack einen abgetrennten Arm mit einer kaputten Uhr und die aus der Drop Bar gestohlenen Geldscheine. Während Marv das Blut von den Banknoten wäscht, um sie später Chovka geben zu können, fährt Bob mit dem Arm los und schleudert ihn schließlich in hohem Bogen in einen Kanal. Kurz darauf taucht Evandro Torres auf und fragt ihn nach Eric Deeds. Bob hofft, dass der Detective nicht erkannt hat, was er ins Wasser warf.

Eric Deeds gilt allgemein als Mörder des vor zehn Jahren nach einem Besuch in Marvs Kneipe spurlos verschwundenen Junkies Richie Whelan und prahlt auch selbst in der Unterwelt damit, aber die Polizei hat ihm nichts nachweisen können.

Bob findet heraus, dass Eric Deeds mit Nadia Dunn zusammen war. In einem Wutanfall schlug der Kerl den Welpen und warf ihn dann in die Mülltonne. Nadia warnt Bob vor ihrem Ex-Freund. Der habe einen umgebracht, sagt sie. „Richie Whelan“, sagt Bob. „Ich weiß.“

Eric verlangt von Bob 10 000 Dollar für den Hund, setzt ihm eine Frist bis zum nächsten Morgen und rät ihm, sich das Geld aus dem Safe in Marvs Büro zu holen.

Währenddessen wird Ed Fitzgerald von Marv in einem gestohlenen Auto mitgenommen. Der Kleinganove beklagt seinen von der Tschetschenen-Mafia ermordeten Bruder. Als die Kofferraumklappe aufschwingt, hält Marv an einem abgelegenen Ort und fordert Fitz auf, sie zu schließen. Sobald Ed hinter dem Wagen steht, legt Marv den Rückwärtsgang hinein und wirft ihn um. Dann fährt er mehrmals vorwärts und rückwärts über den am Boden liegenden Räuber.

Am nächsten Morgen holt Bob zehn 1000-Dollar-Scheine aus einer Kaffeedose im Keller, legt sie auf den Küchentisch und wartet auf Eric. Aber der taucht nicht auf.

Evandro Torres trifft sich mit Detective Lisa Romsey (Elizabeth Rodriguez) von der Mordkommission. Sie lässt ihn kurz eine Akte über Eric Deeds durchblättern, aus der hervorgeht, dass der Mann zu der Zeit, als Richie Whelan verschwand, Patient in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt war.

An diesem Abend findet der Super Bowl in Brooklyn statt, und in Marvs Kneipe sollen die Wettgelder der Tschetschenen-Mafia gesammelt werden. Eine Million Dollar werden in der Drop Bar erwartet. Weil Marv sich krank meldet, besorgt Bob sich eine Aushilfe, um den Ansturm der Gäste zu bewältigen.

Männer mit Umschlägen kommen und gehen. Bob schiebt die Banknotenbündel möglichst unauffällig durch einen Schlitz unter der Kasse in einen Behälter.

Er ist überrascht, als Eric mit Nadia auftaucht. Sind die beiden wieder zusammen?


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Marv, der in der Nähe der Drop Bar in seinem geparkten Auto sitzt, dessen Kofferraumboden er mit mehreren zusammengeklebten Müllsäcken abgedeckt hat, ruft Eric an und fragt, wann er in die Kneipe gehen werde. Dass Eric bereits seit einer Stunde dort ist, war nicht abgemacht. Marv warnt Eric vor Bob; den dürfe er nicht unterschätzen, meint er.

Während Eric auf der Toilette ist, kommt Nadia zu Bob an den Tresen und beteuert, nicht freiwillig mit Eric hier zu ein. Er sei am Vorabend bei ihr eingebrochen, sagt sie, und habe sie bedroht. Der Mann sei gefährlich.

Um Viertel vor zwei Uhr nachts sind alle Gäste bis auf Eric und Nadia fort. Bob legt 10 000 Dollar auf den Tresen. Aber damit gibt Eric sich nicht zufrieden. Das sei nur für den Hund, sagt er und fragt, wie viel Bob bereit sei, für Nadia zu bezahlen. Er will die Million aus dem Safe und weiß, dass das Zeitschloss nur um Punkt zwei Uhr nachts geöffnet werden kann.

Statt darauf einzugehen, erzählt Bob ruhig eine Geschichte. Marv sei vor zehn Jahren vor allem als Kredithai tätig gewesen, habe jedoch zu viel gekokst und sei dadurch selbst in Schwierigkeiten geraten. Eric weist ungeduldig darauf hin, dass es kurz vor zwei Uhr sei und das Zeitschloss nur wenige Minuten offen bleibe. Aber Bob fährt ungerührt mit seiner Erzählung fort: Ein Kerl, der sich von Marv Geld besorgt hatte, es aber nicht zurückzahlen konnte, gewann beim Glücksspiel 17 000 Dollar, etwas mehr, als er Marv schuldete. Während Eric immer aufgeregter auf die Uhr schaut, berichtet Bob, dass Marv das ganze Geld genommen habe. Damit das niemand erfuhr, musste der Junge sterben. Die Leiche wurde in einem nicht mehr benötigten Öltank mit Chemikalien aufgelöst. Der Junge hieß Richie Whelan. Er wurde nicht von von dem Aufschneider Eric ermordet, sondern von Bob. Nach dieser Pointe hat Bob plötzlich eine Waffe in der Hand und schießt Eric direkt unter dem Kehlkopf in den Hals. Nadia schreit auf.

Marv, der nach wie vor im Auto sitzt und wartet, wundert sich, als eine junge Frau allein aus der Bar kommt und es offenbar eilig hat, wegzukommen. Eric Deeds hätte schon vor zehn Minuten da sein sollen. Gerade, als Marv nachsehen will, fährt Chovkas schwarzer Chevrolet Suburban vor. Chovka und seine Begleiter steigen aus. Sie haben große Rollkoffer dabei und betreten die Drop Bar.

Bob hat den Tschetschenen einen Millionenverlust erspart. Chovka weiß das zu schätzen. Damit Erics Leiche in einen der Rollkoffer passt, brechen die Männer dem Toten die Beine. Als Marv einen der Tschetschenen kommen sieht, kneift er die Augen zusammen, weil er weiß, was geschehen wird: Der Mafioso erschießt ihn durchs Seitenfenster. Die Million in der Drop Bar wird sicherheitshalber in Bierfässern versteckt.

Am nächsten Tag wendet sich Evandro Torres erneut an Bob und spricht ihm das Beileid zum Tod des Cousins aus. Das sei eine regelrechte Hinrichtung gewesen, meint er. Dann kommt der Detective auf Eric Deeds zu sprechen. Der habe sich am Super Bowl Sunday in Marvs Kneipe aufgehalten. Ob Bob ihn gesehen habe. Der Barkeeper antwortet, die Kneipe sei voll gewesen und Eric Deeds sei ihm zumindest nicht aufgefallen. Der Cop weist auf die Parallelität in den Fällen Eric Deeds und Richie Whelan hin: Beide wurden zuletzt in Marvs Kneipe gesehen. Das sei paradox, meint er, denn Eric Deeds gelte als Richie Whelans Mörder. Allerdings könne er es nicht gewesen sein, denn er wurde damals in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt behandelt. Evandro Torres lässt erkennen, dass er Bob durchschaut hat, aber er unternimmt nichts gegen ihn. Stattdessen bedauert er den Verkauf der Kirche an eine skrupellose Immobiliengesellschaft.

Bob geht mit Rocco zu Nadia, und sie begleitet ihn wie zu Beginn ihrer Bekanntschaft beim Ausführen des Hundes.

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Dennis Lehane veröffentlichte Ende 2009 die Kurzgeschichte „Animal Rescue“. Später machte er daraus sowohl ein Drehbuch als auch einen Roman: „The Drop. Bargeld“ (Diogenes Verlag, Zürich 2014). Bei der Verfilmung führte der Belgier Michaël R. Roskam (* 1972) Regie. Dabei wurde die Handlung von Boston-Dorchester nach New York-Brooklyn verlegt, und aus dem Hund, der in „Animal Rescue“ Cassius heißt – Kurzform: „Cash“ (Bargeld) – ist Rocco geworden.

„The Drop. Bargeld“ ist eine Mischung aus Groteske und Drama, Romanze und Gangsterthriller. „Man kann das Leben nicht kontrollieren“, heißt es im Roman. Darum geht es. Der Protagonist Bob weiß, dass er sich auf niemand verlassen kann, nicht einmal auf seinen Cousin Marvin, und ob seine sich anbahnende Beziehung mit Nadia tragfähig wird, ist noch nicht sicher.

Nicht nur der Hundewelpe ist verletzt. Auch die Menschen sind es: Bob, Nadia, Marv, Detective Torres … Die Figuren in „The Drop. Bargeld“ sind skurril. Dennis Lehane und Michaël R. Roskam setzen mehr auf sie als auf die Handlung. Und die Rollen sind überzeugend besetzt. Vor allem der Hauptdarsteller Tom Hardy zeigt eine eindrucksvolle Bandbreite von Charaktermerkmalen; das Spektrum reicht vom schüchternen und verletzlichen Verlierertyp bis zum knallharten Kerl, der die Gesetze der Unterwelt kennt und sich nichts vormachen lässt. Dieser Facettenreichtum ermöglicht es Tom Hardy bzw. Bob, zur Identifikationsfigur zu werden.

Obwohl „The Drop. Bargeld“ character driven ist und nicht plot- oder action driven, ist die Geschichte originell, verblüffend und unterhaltsam. Der Film fängt scheinbar harmlos an und wirkt erst einmal ebenso ungefährlich wie Bob. Aber das bleibt nicht so. Überraschende Wendungen sorgen für Spannung, und Michaël R. Roskam scheut nicht vor brutaler Gewalt zurück, die allerdings wie bei Quentin Tarantino durch Komik gebrochen ist.

Bei „The Drop. Bargeld“ handelt es sich übrigens um Michaël R. Roskams ersten in Hollywood gedrehten Film.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

Dennis Lehane: The Drop. Bargeld

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.