Bombón
Bombón
Inhaltsangabe
Kritik
Von seiner Frau hat Juan („Coco“) Villegas (Juan Villegas) seit zwanzig Jahren nichts mehr gehört. Ebenso lang war er als Mechaniker bei einer Tankstelle beschäftigt. Jetzt wurde sie verkauft, und der Zweiundfünfzigjährige verlor seinen Job. Juan kam bei seiner Tochter Lucia (Mariela Díaz) unter, die mit dem lethargischen Taugenichts Tucumano (Mario Lescano) verheiratet ist und mit ihren drei kleinen Kindern (Lautaro Díaz, Mauro Barboza, Nerea Muriano) alle Hände voll zu tun hat. Juan schnitzt Messergriffe, um ein wenig Geld zu verdienen, aber niemand kauft ihm so ein Messer für einen angemessenen Preis ab. Nur ein Wachmann (Enrique J. Zuccarino), der Juan dabei erwischt, wie er den Arbeitern auf dem Privatgelände einer Ölgesellschaft seine Messer anbietet, zeigt Interesse daran und verzichtet als Gegenleistung für ein geschenktes Messer herablassend auf eine Anzeige. Mit stoischer Freundlichkeit nimmt Juan es hin.
Juan versucht es bei der Arbeitsagentur, aber der Angestellte (Rolo Andrada) tippt nur gelangweilt seine Daten ein.
In seiner Gutmütigkeit hilft Juan einer Frau, die mit ihrem Wagen liegen geblieben ist. Sie heißt Claudina (Claudina Fazzini) und ist dreiunddreißig Jahre alt. Juan stellt fest, dass die Keilriemen-Scheibe gebrochen ist und schleppt Claudina 150 Kilometer weit ab, bis zu dem Haus, in dem sie mit ihrer Mutter (Kita Ca) lebt. Im Schuppen findet Juan das nötige Werkzeug, um die Keilriemen-Scheibe zu reparieren. Claudina und ihre Mutter haben nicht genügend Geld, um ihn zu bezahlen und laden ihn stattdessen zu Tee und Kuchen ein. Kurz bevor Claudinas Vater vor eineinhalb Jahren starb, hatte er eine argentinische Dogge mit Stammbaum gekauft, um eine Hundezucht aufzumachen. Die beiden Frauen drängen Juan den weißen Rüden auf. Der weiß zwar nicht, was er mit einem Hund anfangen soll, der auf den Namen „Lechien“ hört, und noch weniger, woher er das Fressen für ihn nehmen soll, aber er nimmt ihn mit.
Weil seine Tochter keinen Hund im Haus haben will, bleibt Juan nichts anderes übrig, als wieder loszufahren.
Als der Besitzer einer Schafschurstation (Carlos Aguirre) „Lechien“ sieht, stellt er Juan für drei Tage als Wachmann im Wolllager ein. Auf keinen Fall soll er seinen wegen Alkoholproblemen entlassenen Vorgänger Galván (Adrián Giampani) ins Lager lassen. Als Galván dann kommt, hat Juan jedoch Mitleid mit ihm und überlässt ihm den Job.
Kurz darauf bewundert der Filialleiter einer Bank (Carlos Rossi) „Lechien“ und rät Juan, sich mit dem Rassetier an den Hundetrainer Walter Donado (Walter Donado) in Trelow zu wenden. Als dieser den Hund sieht, ist er sofort bereit, ihn für Hundeschauen herzurichten und die Einnahmen mit Juan zu teilen.
Eine Woche später präsentieren Walter und Juan „Bombón“ – so wird der Hund jetzt genannt – bei einer Hundeschau in Bahia Blanca. Dort muss sich der arbeitslose Mechaniker unversehens in einer schrillen Welt von vorwiegend reichen Hundenarren bewegen. Trotz Juans Unbeholfenheit gewinnt Bombón auf Anhieb den dritten Platz, und Walter erhält von einem anderen Hundehalter einen Auftrag, den Rüden gegen einen angemessenen Preis zum Decken einer Zuchthündin vorbeizubringen.
Den Erfolg feiern Walter und Juan in einer Bar. Schüchtern hört Juan der nicht mehr ganz jungen Sängerin Susana (Rosa Valsecchi) zu, während Walter gehörig auftrumpft, Susana an den Tisch holt, mit einem anderen Gast in Streit gerät, sich mit ihm prügelt und deshalb vorübergehend eingesperrt wird.
Juan bringt Susana artig nach Hause und wird von ihr noch auf einen Matetee eingeladen.
Weil der Leiter des Polizeireviers am nächsten Morgen noch nicht aufgetaucht ist, verzögert sich Walters Freilassung. Juan muss allein zu dem überspannten Züchter, der seine Hündin gedeckt haben möchte. Sie sperren die beiden Tiere ins Gehege, aber statt sich der läufigen Hündin zu nähern, verkriecht sich Bombón.
Als Walter endlich frei kommt und von Bombóns Versagen hört, fährt er mit ihm und Juan zu dem Halter einer älteren Hündin, die gerade läufig ist, aber der Rüde zeigt keinerlei Interesse.
Daraufhin schlägt Walter vor, Juan solle in Bahia Blanca bleiben und sich dort eine Arbeit suchen, während er mit dem Hund im Bus zurückkehren und sich um dessen Training kümmern will. Traurig blickt Juan dem Bus nach.
Lang hält er es ohne Bombón nicht aus: Er fährt zu Walter. Der ist nicht da, aber Walters Ehefrau (Leda Cacho) behauptet, Bombón sei ausgerissen. Juan sucht nach ihm und findet ihn schließlich in einer Ziegelei – wo er gerade eine schwarze Mischlingshündin besprungen hat.
Mit Bombón auf dem Beifahrersitz macht Juan sich auf den Weg zurück nach Bahia Blanca, zu Susana. Unterwegs nimmt er ein junges Paar (Andrea Suárez, Luciano Canini) mit, das dort Arbeit suchen will.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)„Bombón. Eine Geschichte aus Patagonien“ erinnert ein klein wenig an einen gesellschaftskritischen Film von Vittorio De Sica über einen pensionierten, einsamen Beamten, der mit seinem kleinen Hund in einem schäbigen Zimmer lebt. Weil seine Rente nicht einmal dafür reicht und seine Vermieterin kein Mitleid kennt, beschließt Umberto D., zusammen mit seinem Hund aus dem Leben zu scheiden. Im letzten Augenblick entläuft ihm der Hund – und verhindert auf diese Weise den Suizid.
Umberto D. – Regie: Vittorio De Sica – Drehbuch: Cesare Zavattini, Vittorio De Sica – Kamera: G. R. Aldo – Darsteller: Carlo Battisti, Maria Pia Casilio, Lina Gennart u. a. – 1951
Santiago Calori, Salvador Roselli und Carlos Sorin ist mit „Bombón. Eine Geschichte aus Patagonien“ eine Mischung aus Sozialdrama und Komödie gelungen. Lakonisch und unspektakulär erzählen sie die zugleich anrührende und unterhaltsame Geschichte. Dabei entwickeln sie einen ganz eigenen Stil.
Sehenswert ist „Bombón. Eine Geschichte aus Patagonien“ schon allein wegen des Hauptdarstellers Juan Villegas. Wenn man sein bescheidenes, sanftes Verhalten und sein differenziertes Mienenspiel beobachtet, kann man es kaum glauben, dass es sich um einen Laiendarsteller handelt. Vor den Dreharbeiten betrieb der Mechaniker Juan Villegas eine Werkstatt, in die er danach auch wieder zurückkehrte.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006