An einem Tag wie jeder andere

An einem Tag wie jeder andere

An einem Tag wie jeder andere

Originaltitel: The Desparate Hours – Regie: William Wyler – Drehbuch: Joseph Hayes, nach seinem Roman und seinem Theaterstück "An einem Tag wie jeder andere" – Kamera: Lee Garmes – Schnitt: Robert Swink – Musik: Gail Kubik – Darsteller: Humphrey Bogart, Fredric March, Arthur Kennedy, Martha Scott, Dewey Martin, Gig Young, Mary Murphy, Richard Eyer, Robert Middleton u.a. – 1955; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Nach dem Ausbruch aus der Haftanstalt versteckt sich der intelligente, nervenstarke Verbrecher Glenn Griffin mit seinem Bruder Hal und dem debilen Sadisten Sam Kobish im Haus der Familie Hilliard. Dan Hilliard unterdrückt Angst und Wut, handelt besonnen und verantwortungsbewusst. Er will verhindern, dass die Polizei sein Haus stürmt, solange die Gangster seine Frau, die 19-jährige Tochter oder den 9 Jahre alten Sohn in ihrer Gewalt haben ...
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Kritik

In dem von William Wyler straff inszenierten Gangsterfilm – einer Verfilmung des Romans "An einem Tag wie jeder andere" von Joseph Hayes – erleben wir ein spannendes Psychoduell zwischen zwei starken, intelligenten Männern.
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Der Verbrecher Glenn Griffin (Humphrey Bogart) bricht mit seinem jüngeren Bruder Hal (Dewey Martin) und dem debilen Sadisten Sam Kobish (Robert Middleton) aus einer amerikanischen Haftanstalt aus. Sie dringen in das Haus der Familie Hilliard ein und verstecken sich dort vor der Polizei. Mit einem Revolver, den sie einem Wachmann abnahmen, zwingen sie Dan Hilliard (Fredric March), dessen Frau Eleanor („Ellie“ – Martha Scott), die neunzehnjährige Tochter Cindy (Mary Murphy) und den neunjährigen Sohn Ralph (Richard Eyer), Glenns Anweisungen zu befolgen. Das Fluchtauto fahren die Gangster in die Garage, und Hal nimmt die Pistole an sich, die Dan im Schlafzimmer versteckt hat.

Glenn ruft seine Freundin Helen Miller in Pittsburgh, Pennsylvania, an und gibt ihr die Adresse durch: Sie soll mit einem größeren Geldbetrag kommen, den er für die weitere Flucht benötigt. Er erwartet sie gegen Mitternacht. Weil kein Alkohol im Haus ist, schickt er Dan los, eine Flasche Whiskey zu kaufen. Als der Hausherr mit zwei Flaschen zurückkommt, zerschlägt Glenn eine, denn er durchschaut, dass Dan versuchen wollte, die Eindringlinge betrunken zu machen.

Cindy ist an diesem Abend mit ihrem Freund, dem jungen Rechtsanwalt Chuck Wright (Gig Young), verabredet. Damit er keinen Verdacht schöpft, schickt Glenn sie hinaus, sobald Chuck hupt. Weil ihre Eltern und ihr kleiner Bruder in der Gewalt der Verbrecher sind, bleibt Cindy nichts anderes übrig, als so zu tun, als sei alles in Ordnung. Chuck spürt jedoch, dass sie bedrückt ist und nimmt an, es sei wegen ihres Vaters. Er weiß, dass Dan Hilliard den Umgang seiner Tochter mit ihm missbilligt. Als Chuck sie heimbringt und noch Licht brennt, will er auf der Stelle mit Dan Hilliard reden und Cindy kann ihn nur mühsam davon abhalten, ihr ins Haus zu folgen.

Drinnen fordert Kobish das Mädchen lüstern auf, sich von ihm durchsuchen zu lassen. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, auch zwischen den Verbrechern. Während Glenn seinem verärgerten Kumpan in die Garage folgt, täuscht Cindy eine Ohnmacht vor, und als Hal sich über sie beugt, beißt sie ihn in die Hand. Diese Vorlage nutzt Dan, um Hal zu überwältigen, aus dem Haus zu werfen und die Türe zur Garage abzuschließen. Dann greift er zum Telefon, um die Polizei zu alarmieren. Doch in diesem Augenblick stellt Ellie fest, dass Ralph nicht mehr in seinem Zimmer ist. Der Junge kletterte aus dem Fenster und sprang vom Dach. Nun hält Glenn ihn draußen fest, bis Dan ihn wieder ins Haus lässt.

Inzwischen leitet Deputy Sheriff Jesse Bard (Arthur Kennedy) die Fahndung nach den Ausbrechern. Helen Miller wird observiert – bis sie unterwegs wegen eines Verkehrsdeliktes von einem ahnungslosen Streifenbeamten verfolgt wird. Sie entkommt dem Polizisten und lässt den Wagen stehen. Durch den Vorfall haben jedoch auch Bards Männer ihre Spur verloren.

Als Helen anruft, um Glenn mitzuteilen, dass sie es in dieser Nacht nicht mehr schafft, zu ihm zu kommen, weist er sie an, das Geld per Post an Dan Hilliards Büro zu schicken.

Am nächsten Morgen ordnet er an, dass zwar Ralph in der Schule krank gemeldet wird aber Dan und Cindy wie gewohnt zur Arbeit fahren. Ellie und Ralph bleiben als Geiseln zurück.

Im Verlauf des Vormittags kommt Mr Patterson (Walter Baldwin) mit seinem Lastwagen vorbei und holt den Müll ab. Dabei fällt ihm der fremde Wagen in der Garage auf. Deshalb gibt Glenn seinem Kumpan Kobish den Revolver und beauftragt ihn, Patterson zu töten. Kobish rennt dem abfahrenden Wagen nach, springt auf und zwingt Patterson, aus der Stadt hinauszufahren. Nachdem er Patterson erschossen hat, ruft er Dan von einem Drugstore aus im Büro an und verlangt, dass er abgeholt wird. Dan zögert, doch als Kobish damit droht, der Polizei zu verraten, wo seine Kumpane zu finden sind, fügt er sich, denn er will auf keinen Fall, dass die Polizei die gefährlichen Verbrecher angreift, solange diese noch Familienmitglieder in ihrer Gewalt haben.

Als Dan mit Kobish ins Haus kommt, sitzt dort Ralphs Lehrerin, Miss Swift (Beverly Garland) mit Ellie und Ralph zusammen: Sie wollte ihren kranken Schüler besuchen. Bevor sie geht, bringt Ralph ihr ein Schulheft aus seinem Zimmer. Das nimmt jedoch Dan an sich. Sobald Miss Swift fort ist, schaut Glenn in das Heft und findet einen Hilferuf darin.

Dan ahnte, warum Ralph seiner Lehrerin das Heft mitgeben wollte und hielt den Hilferuf zurück, damit die Polizei nicht erfährt, dass die Verbrecher in seinem Haus sind. In einer anonymen Nachricht macht er die Polizei darauf aufmerksam, dass die Ausbrecher sich im Haus einer rechtschaffenen Familie verstecken und im Fall eines Angriffs nicht zögern würden, ihre Geiseln zu erschießen. Daraufhin ordnet Bard an, alle Uniformierten und Streifenwagen aus dem Stadtviertel zurückzuziehen, in dem die Verbrecher vermutet werden. Zusammen mit anderen Zivilbeamten durchkämmt er das Gebiet.

Gegen den Rat ihres Vaters kommt Cindy am Abend zurück.

Hal hält es für zu gefährlich, noch länger in dem Haus zu bleiben. Gegen den Rat seines Bruders verlässt er es und nimmt Dan Hilliards Pistole mit. Als er unterwegs im Autoradio hört, dass die Polizei den Ausbrechern dicht auf den Fersen ist, will er seinen Bruder warnen und fährt zu einem Diner mit einer Telefonzelle. Um nicht erkannt zu werden, schraubt er die Lampe heraus. Während er noch nach der Nummer sucht, will zufällig ein Streifenbeamter telefonieren und öffnet die Tür der unbeleuchteten Telefonzelle. Hal schießt sofort. Er rennt davon, wird angeschossen und gerät auf der Straße unter einen Truck.

Die bei seiner Leiche gefundene Pistole, die auf den Namen Dan Hilliard eingetragen ist, bringt die Polizei auf die Spur der beiden anderen Ausbrecher. Vorsichtig umstellen schwer bewaffnete Beamte in weitem Abstand das Haus.

Der Nachtwächter Carl (Burt Mustin) ruft an und teilt Dan mit, dass im Büro ein Eilbrief für ihn eingetroffen sei. Dan fährt los, um das Kuvert mit dem Geld zu holen.

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Chuck Wright, der sich über Cindys Verhalten wundert, wird in der Nähe ihres Elternhauses aufgegriffen. Bard durchschaut rasch, dass es sich um den besorgten Freund der Tochter handelt, aber der Rechtsanwalt schweigt, um die Familie nicht in Gefahr zu bringen. Dann ruft er Cindy an, kündigt seinen Besuch an und legt auf, bevor Cindy etwas erwidern kann.

Cindy will ihre Angehörigen auf keinen Fall allein zurücklassen und weigert sich deshalb, zu Chuck hinauszugehen, als dieser klingelt. Chuck öffnet die unverschlossene Tür, zieht Cindy ins Freie und führt sie zum Wagen.

Als Dan mit dem Geld zurückkommt, fangen Bard und ein weiterer Kriminalbeamter ihn ab und bringen ihn ins Haus der Nachbarn Walling (Edmund Cobb, Ann Doran), in dem das Einsatzkommando seine Zentrale eingerichtet hat. Der für den Ort zuständige Sheriff ist wild entschlossen, Hilliards Haus zu stürmen, sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind. Nach dem Mord an Patterson will er die Ausbrecher unter keinen Umständen entkommen lassen, denn das würde seine Chancen bei der nächsten Wahl verringern. Dan versucht dagegen, eine Schießerei zu verhindern, bei der seine Angehörigen verletzt werden könnten. Weil er weiß, dass Glenn das Haus nicht ohne Geld verlassen würde, besteht er darauf, ihm das Kuvert zu bringen. Bard zeigt Verständnis für ihn und gibt ihm einen Revolver mit. Dan nimmt die Waffe, leert jedoch das Magazin, bevor er sie einsteckt.

Wie erwartet, wird Dan nach seiner Rückkehr von Glenn durchsucht. Der Verbrecher nimmt ihm das Geld und den Revolver ab. Wie zuvor vereinbart, ist Dan bereit, als Geisel mitzukommen, aber Glenn verlangt nun, dass auch Ellie und Ralph mitfahren. Die beiden haben sich im Schlafzimmer eingeschlossen. Während Glenn hinaufgeht und die Tür eintritt, sorgt Dan mit einer Finte dafür, dass Kobish die Haustüre einen Spalt öffnet. Dann klemmt er dem Gangster den Arm ein, bis dieser die Waffe fallen lässt, und stößt ihn hinaus. Kobish wird von der Polizei erschossen.

Mit Kobishs Waffe in der Hand geht Dan auf Glenn zu, der Ralph den Revolver an den Kopf hält, den er Dan abgenommen hat. Dan fordert seinen Sohn ruhig auf, wegzulaufen, denn er weiß, dass die Waffe nicht geladen ist. Sobald Glenn begriffen hat, dass es keine Chance mehr für ihn gibt, will er nur noch möglichst rasch von Dan erschossen werden. Der zwingt ihn jedoch, sein Haus zu verlassen. Draußen schleudert Glenn den ungeladenen Revolver in einen Scheinwerfer – und bricht im Kugelhagel zusammen.

Als alles vorbei ist, kommt Cindy gelaufen. Dan, der inzwischen ins Freie gegangen ist, schart seine Familie um sich und geht ins Haus zurück. Bevor er die Türe schließt, winkt er Chuck herein.

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Joseph Hayes (1918 – 2006) veröffentlichte 1954 den Roman „The Desperate Hours“ – „An einem Tag wie jeder andere“. Im Jahr darauf brachte er die Handlung am Broadway auf die Bühne. Auch das Drehbuch für die Verfilmung stammt von ihm. Eine deutsche Übersetzung des Buches erschien 1955 im S. Fischer Verlag (Übersetzung: Maria Schweinitz, Berlin / Frankfurt am Main 1955, 319 Seiten).

In dem von William Wyler straff inszenierten Gangsterfilm „An einem Tag wie jeder andere“ erleben wir ein spannendes Psychoduell zwischen zwei starken, intelligenten Männern: Einem Verbrecher, der die Reichen und Privilegierten hasst, steht ein Manager gegenüber, der alles tut, um seine Familienangehörigen zu beschützen und dabei zugleich seinem neunjährigen Sohn demonstriert, dass zur Männlichkeit Verantwortungsbewusstsein und besonnenes Handeln gehören.

In der Szene mit dem zum Sturm auf das Haus entschlossenen Sheriff kritisieren Joseph Hayes und William Wyler Politiker, die sich bei ihren Entscheidungen vor allem von wahltaktischen Gesichtspunkten leiten lassen.

Strahlende Sieger gibt es in diesem film noir nicht.

„An einem Tag wie jeder andere“ ist der letzte Film mit Humphrey Bogart. Während der Dreharbeiten litt er bereits an einem Speiseröhren-Karzinom. Er wurde im Januar 1956 operiert und starb am 14. Januar 1957 im Alter von siebenundfünfzig Jahren.

Michael Cimino drehte 1990 ein Remake von „The Desperate Hours“, das in Deutschland mit dem Titel „24 Stunden in seiner Gewalt“ ins Kino kam.

Originaltitel: Desparate Hours – Regie: Michael Cimino – Drehbuch: Lawrence Konner, Mark Rosenthal, nach einem Drehbuch von Joseph Hayes – Kamera: Doug Milsome – Schnitt: Christopher Rouse – Musik: David Mansfield – Darsteller: Mickey Rourke, Anthony Hopkins, Mimi Rogers, Lindsay Crouse, Kelly Lynch, Elias Koteas, David Morse, Shawnee Smith, Danny Gerard, Gerry Bamman u.a. – 1990; 105 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

Nikola Hahn - Die Farbe von Kristall
"Die Farbe von Kristall" ist kein simpler Krimi, sondern eine lebendige, spannend zu lesende komplexe 800-Seiten-Komposition über Armut und Reichtum, Geld und Erpressung, Kleinganoven und Mörder, Hass, betrogene und unterdrückte Frauen, Kinderhandel, Prostitution und sexuelle Perversion im Milieu der Frankfurter Altstadt um 1900.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.