Chiko

Chiko

Chiko

Originaltitel: Chiko – Regie: Özgür Yildirim – Drehbuch: Özgür Yildirim – Kamera: Matthias Bolliger – Schnitt: Sebastian Thümler – Musik: Darko Krezic – Darsteller: Denis Moschitto, Moritz Bleibtreu, Volkan Özcan, Fahri Ögün Yardim, Reyhan Sahin, Lilay Huser, Philipp Baltus, Henny Reents, Hans Löw, Simon Goerts, Murat Karaman, Enver Akin u.a. – 2008; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Chiko und sein Freund Tibet sind Söhne von zwei türkischen Einwandererfamilien in Hamburg. Sie träumen davon, im Drogenhandel das große Geld zu machen. Als sie für den Unterweltboss Brownie arbeiten, bleibt diesem nicht verborgen, dass Tibet ihn betrügt, und er bestraft ihn brutal. Chiko gerät dadurch in ein Dilemma zwischen der Freundschaft zu Tibet und der Loyalität gegenüber Brownie ...
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Kritik

"Chiko" ist eine packende Gangster-Tragödie. Özgür Yildirim erzählt stringent und schreckt nicht vor brutalen Szenen zurück. Die Darstellung wirkt authentisch.
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Isa (Denis Moschitto), der Sohn türkischer Einwanderer in Hamburg, nennt sich lieber Chiko. Er ist verheiratet und hat eine kleine Tochter; sein engsten Freund Tibet (Volkan Özcan) wohnt dagegen noch bei der Mutter (Lilay Huser). Die beiden jungen Männer träumen davon, im Drogenhandel das große Geld zu machen. Chiko geht es darum, sich Respekt zu verschaffen; Tibet hofft dagegen, seiner Mutter, die er jede Woche mehrmals zur Dialyse bringen muss, eine Nierentransplantation bezahlen zu können.

Die beiden überfallen den Dealer Scholle (Philipp Baltus), der für die Kiez-Größe Brownie (Moritz Bleibtreu) arbeitet, verwüsten seine Wohnung und schlagen ihn zusammen. Dann zeigt Chiko ihm seinen auf den Unterarm eintätowierten Namen. Wie erwartet, wird er bald darauf von zwei Männern zu Brownie gebracht. Der Gangster betreibt ein Musikstudio, macht sein Geld jedoch vor allem mit Drogen und Prostituierten. Gut gelaunt fragt er Chiko, warum dieser Scholle überfallen habe. „Ich hab‘ ihm in die Fresse gehauen, sonst wäre ich nie an Sie rangekommen“, erklärt Chiko dreist. Das verschafft ihm Respekt. Brownie beauftragt ihn, innerhalb von eineinhalb Wochen zehn Kilogramm Marihuana zu verkaufen. Wenn ihm das gelingt, wird er weiter für Brownie arbeiten dürfen.

Um Geld für seine Mutter zu bekommen, zweigt Tibet etwas von dem Stoff ab und handelt damit auf eigene Rechnung. Das bleibt Brownie nicht verborgen. Er lässt Tibet zu sich kommen, von seinen Männern festhalten und treibt ihm mit einem Vorschlaghammer einen großen Zimmermannsnagel ins Fußgelenk.

Chiko gerät dadurch in ein Dilemma zwischen der Freundschaft zu Tibet und der Loyalität gegenüber Brownie. Er entscheidet sich für Tibet. Nachdem er sich eine Pistole besorgt hat, mit der er Brownie bei der Übergabe des ersten Geldes ins Bein schießen will, fährt er mit Tibet und seinem Kumpel Curly (Fahri Ogün Yardim) los. Aber auch als er mit dem Gangster allein in der Toilette ist, bringt er es nicht fertig, den Plan auszuführen.

Nach der bestandenen Probe lässt Brownie Chiko durch Tonton (Lukas Gregorowicz) ins sehr viel lukrativere Kokain-Geschäft einweisen. Chiko bringt es rasch zu einer weißen Mercedes-Limousine und einem Loft. Außerdem überredet er Brownie, die attraktive Prostituierte Meryem (Reyhan Sahin) freizugeben, in die er sich verliebt hat. Sie zieht zu ihm.

Tibet stürzt dagegen ab. Er konsumiert selbst Drogen. Eines Abends lässt er sich von Curly zu Brownies Villa bringen. Als der Gangster zu einem abgelegenen Parkplatz fährt, folgen sie ihm unauffällig. Brownie trifft sich mit Geschäftspartnern. Chiko, der auch dabei ist, sieht als Einziger, wie Tibet aus dem Beifahrerfenster mit einer Pistole auf Brownie zielt. Als Tibet in die Augen seines Freundes sieht, wagt er es nicht mehr, auf Brownie zu schießen.

Kurz darauf kommt es wegen des missglückten Anschlags zwischen Chiko, Tibet und Curly zum Streit. Tibet zieht seine Waffe. Bei einem Handgemenge zwischen den drei Jugendlichen löst sich ein Schuss und trifft Curly, der daraufhin ins Krankenhaus gebracht wird. Nach dem Vorfall will Chiko nichts mehr mit Tibet zu tun haben.

Bei einer geplanten Übergabe von Ware gegen Geld werden Tonton und Chiko plötzlich von den beiden anderen Männern angegriffen. Tonton kommt ums Leben. Chiko schlägt daraufhin die beiden Gegner halb tot und verhindert den Raub des Stoffes.

Tibet kann kaum an etwas anderes als Rache denken. Er lauert Brownie auf und feuert mehrere Schüsse auf ihn ab, trifft ihn jedoch nicht. Der Gangster argwöhnt, dass Chiko von dem Anschlag seines Freundes im Voraus wusste. Um seine Treue zu beweisen, soll Chiko Tibet töten. Zum Schein geht Chiko darauf ein, aber statt Tibet zu erschießen, versteckt er ihn mit Hilfe eines Imams (Enver Akin) in einer Moschee.

Aufgrund der Anspannung kokst Chiko inzwischen selbst.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Brownie schickt zwei seiner Männer zu Tibets Mutter. Sie sollen aus ihr herausprügeln, wo Tibet sich versteckt. Chiko, der Tibet versprochen hat, dessen Mutter zur Dialyse zu fahren, findet die schwer verletzte Frau auf dem Boden in ihrer Wohnung. Er bringt sie ins Krankenhaus, aber die Ärzte können ihr Leben nicht mehr retten.

Nachdem er Tibet über den Tod seiner Mutter benachrichtigt hat, fährt er zu Brownie und erschießt ihn vor den Augen seiner Frau und seiner kleinen Tochter.

Dann stopft er ein mit Banknoten prall gefülltes Kuvert in den Briefkasten seiner Ehefrau, fährt zum Kindergarten, um seine Tochter zu umarmen und verlässt Hamburg. Nach einigen Kilometern dreht er um und kehrt zu der Moschee zurück, in der Tibet sich versteckt, denn er will seinen Freund mitnehmen. Bevor Chiko von dem Racheakt und der geplanten Flucht berichten kann, ersticht Tibet ihn in seiner verzweifelten Wut und bricht dann schluchzend zusammen.

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Bei der Gangster-Tragödie „Chiko“ handelt es sich um das Spielfilmdebüt des 1979 in Hamburg-Dulsberg geborenen deutsch-türkischen Regisseurs und Drehbuchautors Özgür Yildirim.

Die Handlung dreht sich um Respekt, Loyalität, Freundschaft und Rache. Obwohl Menschen ermordet wrden, spielt die Polizei überhaupt keine Rolle. Özgür Yildirim erzählt stringent und schreckt nicht vor brutalen Szenen zurück. Die packende Darstellung wirkt (zumindest für Uneingeweihte) authentisch. Die Dialoge in einer deutsch-türkischen Jugendsprache sind vor allem in den ersten Minuten nicht immer leicht zu verstehen, weisen aber eine gute Portion Sprachwitz auf.

Die Dreharbeiten für „Chiko“ dauerten vom 27. Februar bis 16. April 2007.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

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