Abendanzug

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Abendanzug

Abendanzug - Originaltitel: Tenue de soirée - Regie: Bertrand Blier - Drehbuch: Bertrand Blier - Kamera: Jean-Bernard Penzer - Schnitt: Claudine Merlin - Musik: Serge Gainsbourg - Darsteller: Gérard Depardieu, Michel Blanc, Miou-Miou, Bruno Cremer, Jean-Pierre Marielle, Michel Creton, Jean-François Stévenin, Mylène Demongeot, Caroline Sihol, Jean-Yves Berteloot u.a. - 1986; 80 Minuten

Inhaltsangabe

Als Monique ihrem erbärmlichen Lebensgefährten Antoine eine Szene macht, weil sie in einem Wohnwagen hausen und keine Kleider zum Wechseln haben, tritt der selbstsichere Gauner Bob in ihr Leben. Er stiftet das Pärchen an, mit ihm in Villen einzubrechen. Dort stoßen sie mitunter auf gelangweilte Großbürger, die nicht die Polizei rufen, sondern auf sexuelle Abenteuer aus sind. Monique möchte mit Bob fortgehen, aber der hat sich in Antoine verliebt ...
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Kritik

"Abendanzug" ist eine provokante, unterhaltsame Groteske. Die grelle Situationskomik wird durch schräge, obszöne Dialoge ergänzt. Hervorzuheben ist die exzellente Besetzung.
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Lauthals beschimpft Monique (Miou-Miou) ihren sanften, verklemmten Lebensgefährten Antoine (Michel Blanc) in einem Lokal: Sie will nicht länger wie eine stinkende Landstreicherin herumlaufen, sondern endlich einmal wieder baden und frische Unterwäsche anziehen. Ein Fremder wird Zeuge des Streits, nähert sich, hört eine Weile zu und ohrfeigt dann Monique. Als Antoine mit einem Messer herumfuchtelt, um seine Freundin zu verteidigen, zieht Bob (Gérard Depardieu) – so heißt der andere – großspurig sein Jackett aus, reißt sich das Hemd auf und bietet Antoine die nackte Brust. Der bringt es nicht fertig, zuzustechen. Bob wirft jedem der beiden 10 000 Francs hin und nimmt das Pärchen dann mit.

Sie brechen in eine Villa ein. Während Antoine von Bob mit den in einem Kleiderschrank gefundenen Sachen neu einkleidet wird, nimmt Monique erst einmal ein Bad. Das geraubte Geld überlässt Bob Antoine. Auf dem Dachboden einer anderen Villa finden sie Goldbarren. Danach hat Antoine genug von Bob und den Einbrüchen. Monique möchte bei dem selbstsicheren Einbrecher bleiben, aber der schickt sie zu ihrem Lebensgefährten zurück, mit dem sie in einem Wohnwagen haust.

Der Camper wird kurze Zeit später durch die Explosion einer Propangasflasche zerstört.

Daraufhin schließen Antoine und Monique sich Bob wieder an. Zu dritt schlafen sie in fremden Betten und essen von fremden Tellern.

Sie genießen gerade einen kostbaren Wein, als die Besitzer der Villa, in die sie eingedrungen sind, von einem Theaterbesuch nach Hause kommen. Es handelt sich um ein gelangweiltes großbürgerliches Ehepaar. Statt die Polizei zu rufen, lädt der Hausherr (Jean-Pierre Marielle) die drei Einbrecher ein, die Nacht in den Gästezimmern zu verbringen, und als sie sich sträuben, versucht er, sie mit vorgehaltener Pistole zum Partnertausch zu zwingen. Halb nackt flüchten die Einbrecher aus der Villa und nehmen sich Hotelzimmer.

Monique fordert Bob auf, sie von der „erbärmlichen Null“ zu befreien und mit ihr wegzugehen, aber er gesteht ihr, in Antoine verliebt zu sein. Allerdings lässt er sich von Monique verführen, nachdem Antoine ihn abgewiesen hat.

Als die beiden Männer ohne Monique in eine Villa einbrechen, gelingt es Bob, Antoine ins Bett zu bekommen. Überraschend kommt der Bewohner nach Hause. Bob verlässt das Schlafzimmer, preist dem Hausherrn Antoine als Liebhaber an und kassiert für ihn. Antoine wehrt sich jedoch und schlägt den schwulen Hausbesitzer nieder. Fairerweise steckt Bob dem Bewusstlosen das bezahlte Geld in die Tasche, bevor er mit Antoine die Villa verlässt.

Inzwischen weiß Antoine nicht mehr, ob er hetero- oder homosexuell ist. Bob verschafft ihm und Monique ein kleines Heim. Dort lässt er Monique von morgens bis abends kochen, putzen und waschen und nörgelt ständig an ihr herum. Nach einem ihrer Einkäufe trägt ihr ein Fremder, der sich als Pedro (Michel Creton) vorstellt, die schwere Tasche. Er sei gerade dabei, in Spanien einen Nachtklub aufzumachen, erzählt er und überredet Monique, mit ihm zu kommen. In Wirklichkeit hat Bob ihn dafür bezahlt, Monique wegzulocken, und statt mit ihr nach Spanien zu reisen, schickt Pedro sie an Ort und Stelle auf den Strich.

Einige Wochen, nachdem Monique fortgegangen ist, beschwert Antoine sich bei Bob, weil er sich vernachlässigt fühlt. Da bringt Bob ihn dazu, sich mit Perücke, Kleid, Stöckelschuhen und Schminke wie eine Frau herzurichten und geht mit ihm aus. In der Disko sind zufällig auch Pedro und Monique. Antoine beobachtet, wie brutal der Zuhälter mit Monique umspringt – und sticht ihn wütend nieder.

Bob verliebt sich inzwischen in einen attraktiven Schwulen. Aus Eifersucht schießt Antoine mit einem Revolver, den er Monique abgenommen hat, auf den Rivalen, verletzt ihn aber nur leicht an der Schulter. Dann nimmt er seine Perücke ab, zwingt Bob mit vorgehaltener Waffe, sie aufzusetzen und will zum Meer gefahren werden. Dazu muss Bob erst ein Auto stehlen.

Am Ende gesellen sich Bob und Antoine als Tunten zu Monique und gehen zusammen mit ihr auf den Strich.

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„Abendanzug“ ist eine provokante Satire über die bürgerliche Gesellschaft, eine bizarre Dreiecksgeschichte und eine unterhaltsame Groteske über den Traum vom Glück, der am hetero- bzw. homosexuellen Beziehungsstress scheitert. Die grelle Situationskomik wird durch schräge, obszöne Dialoge ergänzt. Hervorzuheben ist die exzellente Besetzung mit Gérard Depardieu, Michel Blanc und Miou-Miou.

Der fast ausnahmslos im Studio gedrehte Film war 1986 einer der erfolgreichsten Filme im französischen Kino. In acht Kategorien wurde „Abendanzug“ für einen „César“ nominiert – Film, Regie, Drehbuch (Bertrand Blier), männlicher Hauptdarsteller (Michel Blanc), weibliche Hauptdarstellerin (Miou-Miou), Schnitt (Claudine Merlin), Musik (Serge Gainsbourg), Ton (Dominique Hennequin, Bernard Bats) – doch bei der Verleihung ging der Film leer aus.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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Victor Klemperer - Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher
Victor Klemperers "Tagebücher 1933 - 1945" zeichnen sich durch präzise wiedergegebene detaillierte Beobachtungen aus dem Alltag unter dem NS-Regime und scharfsinnig-kritische Analysen aus. Sein besonderes Augenmerk galt der nationalsozialistischen Sprache.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.