A Most Violent Year

A Most Violent Year

A Most Violent Year

A Most Violent Year – Originaltitel: A Most Violent Year – Regie: J. C. Chandor – Drehbuch: J. C. Chandor – Kamera: Bradford Young – Schnitt: Ron Patane – Musik: Alex Ebert – Darsteller: Oscar Isaac, Jessica Chastain, David Oyelowo, Albert Brooks, Elyes Gabel, Alessandro Nivola, Glenn Fleshler, Peter Gerety u.a. – 2014; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Der Latino Abel Morales hat sich in New York vom LKW-Fahrer zum Eigentümer einer Heizöl-Handlung hochgearbeitet. Im Gegensatz zu seinem Schwiegervater, dem Gründer der Firma, will Abel ohne kriminelle Machenschaften Erfolg haben. Als er den nächsten Expansionsschritt vorbereitet, häufen sich Raubüberfälle auf seine Tanklastzüge, und die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn. Obwohl der Schaden immens ist und sein Plan zu scheitern droht, bleibt Abel seinen Grundsätzen treu ...
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Kritik

Mit dem Drama "A Most Violent Year" hält J. C. Chandor der kapita­listi­schen Gesellschaft einen Spiegel vor. Die Handlung wird bedächtig und nüchtern entwickelt. Mehr Wert als auf Spannung legt J. C. Chandor auf die düstere Atmosphäre, die wohl auch von der Fahlheit der Bilder unterstützt werden soll.
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Der Latino Abel Morales (Oscar Isaac) betreibt in Brooklyn einen Heizöl-Handel. Aufgrund des Erfolgs kann er es sich 1981 leisten, mit seiner Frau Anna (Jessica Chastain) und seinen drei kleinen Töchtern Annie, Elizabeth und Catherine (Daisy Tahan, Taylor Richardson, Giselle Eisenberg) in eine luxuriöse Villa in einem noblen Vorort von New York umzuziehen. Anna Morales ist die Tochter des Firmengründers. Abel, der Sohn von Einwanderern, arbeitete sich vom Fahrer eines Tanklasters zum Nachfolger seines Schwiegervaters als Eigentümer das Unternehmens hoch. Während dieser allerdings mit der Mafia kooperierte, legt Abel Morales Wert darauf, ohne kriminelle Machenschaften auszukommen. Bisher ist ihm das gelungen.

Für den nächsten Expansionsschritt benötigt er ein Industriegelände am Hudson mit Lagerkapazitäten und der für den Transport auf dem Wasser erforderlichen Logistik. Es gehört dem orthodoxen Juden Joseph Mendelsohn (Jerry Adler). Nachdem Abel 40 Prozent des Kaufpreises angezahlt hat, bleiben ihm aufgrund des Vertrags 30 Tage Zeit für den Rest. Der befreundete Bankmanager Ian Thompson (Jason Ralph) hat ihm bereits ein Darlehen in Höhe von 1,5 Millionen Dollar in Aussicht gestellt.

Julian (Elyes Gabel), einer der Fahrer, wird überfallen und krankenhausreif geschlagen. Zwar findet man den Tanklastzug bald wieder, aber das Heizöl im Wert von 6000 Dollar wurde abgepumpt. Ähnliche Vorfälle häufen sich.

Mitten in der Nacht wacht Abel auf, weil der Hund jault. Er überrascht einen Einbrecher (Phillip Chi), dem es allerdings gelingt, ins Freie zu kommen und davonzurennen. Am nächsten Tag sieht Anna, wie eine ihrer Töchter mit einer Pistole spielt. Sie nimmt die Waffe an sich und stellt erschrocken fest, dass sie sowohl geladen als auch entsichert ist. Das Kind fand sie im Gebüsch am Haus.

Aufgrund der Vorfälle drängt der für das Unternehmen zuständige Gewerkschaftsfunktionär darauf, die Fahrer mit Schusswaffen auszurüsten. Aber das will Abel auf keinen Fall, obwohl auch seine Frau der Meinung ist, dass er zu wenig für den Schutz seiner Mitarbeiter unternehme.

Während einer nächtlichen Autofahrt des Ehepaars kommt es zu einem Wildunfall. Abel hält an, nimmt das zum Reifenwechseln dienende Drehkreuz aus dem Kofferraum und geht damit zu dem verletzten Hirsch, um ihn zu erlösen. Aber er bringt es nicht fertig, zuzuschlagen. Da krachen Schüsse. Anna schießt auf das Tier. Dass sie sich gegen Abels Willen eine Pistole besorgte, löst einen heftigen Streit aus.

Weil der ehrgeizige afroamerikanische Staatsanwalt Lawrence (David Oyelowo) und seine Kollegin Lange (Ashley Williams) gegen die Unternehmen in der New Yorker Heizöl-Branche ermitteln, hat Anna damit angefangen, die Geschäftsbücher vergangener Jahre zu durchforsten. Ausgerechnet während der Feier eines Kindergeburtstags kommt Lawrence, um die Privatvilla zu durchsuchen. Anna kann ihn allerdings so lange vor der Tür hinhalten, bis Abel die Kisten mit den Aktenordnern aus einem Fenster gehoben und draußen versteckt hat.

Die Staatsanwaltschaft findet bei der Durchsuchung nichts, hat jedoch einiges an Belastungsmaterial zusammengetragen und bietet Abel Morales über dessen Syndikus Andrew Walsh (Albert Brooks) einen Deal an. Darauf lässt der Unternehmer sich nicht ein.

Einer von drei neu eingestellten Handelsvertretern (Ben Rosenfield) wird niedergeschlagen, kommt auf der Ladefläche eines LKWs wieder zu sich und wird auf einer Müllhalde ausgesetzt.

Zwei Männer überfallen Julian bei seiner ersten Fahrt nach dem Krankenhaus-Aufenthalt. Inzwischen hat er sich allerdings eine Pistole besorgt, und er liefert sich mit den beiden Angreifern einen Schusswechsel. Als die Polizei auftaucht, flüchtet er ebenso wie einer der Räuber. In den Medien heißt es, Abel Morales habe seine Fahrer mit Waffen ausgerüstet. Aufgrund der geschäftsschädigenden Schlagzeilen verweigert die Bank dem Unternehmer zwei Tage vor dem Ablauf der Frist den benötigten Kredit.

Auf der Suche nach Julian schaut Abel bei dessen Frau Luisa (Catalina Sandino Moreno) vorbei. Sie behauptet zwar, nicht zu wissen, wo ihr Mann sich aufhält, doch Abel entdeckt ihn in der Wohnung. Obwohl Julian durchs Fenster flieht, können Abel und Andrew Walsh ihn stellen und mit dem Auto zu einem Ort bringen, an dem er der Polizei übergeben werden soll. Statt jedoch in den Streifenwagen einzusteigen, rennt Julian erneut weg und taucht unter.

Immerhin gewährt Joseph Mendelsohn seinem in Bedrängnis geratenen Geschäftspartner einen dreitägigen Zahlungsaufschub. Die Zeit will Abel nutzen, um von Konkurrenten Darlehen zu bekommen, auch wenn er dafür sehr ungünstige Bedingungen akzeptieren muss. Außerdem belastet er ein ihm und seinem jüngeren Bruder Elias Morales (Pico Alexander) gehörendes Mehrfamilienhaus mit einer Hypothek.

Auf seine Bitte hin organisiert der Unternehmer Bill O’Leary (Peter Gerety) ein Treffen aller maßgeblichen Firmeninhaber der Heizöl-Branche in New York. Einer von ihnen, Peter Forente (Alessandro Nivola), versichert Abel Morales, dass keiner von ihnen etwas mit den Attacken gegen ihn zu tun habe.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Als Abel im Auto über Funk hört, dass ganz in der Nähe sein Fahrer Eddy (William Hill) überfallen wird, fährt er sofort hin und verfolgt den gekaperten Tanklaster. Der kippt bei der Verfolgsjagd nach der Durchquerung eines Tunnels um. Dabei kommt einer der beiden Gangster ums Leben. Der andere rennt in eine U-Bahn-Station. Abel bleibt ihm jedoch auf den Fersen und schlägt ihn nieder. Er hat die Pistole bei sich, die neben dem aus dem Tanklaster geschleuderten Mann lag. Damit bedroht er nun dessen Komplizen. Der nennt ihm zwar nicht den Namen des Auftraggebers, aber als Abel ihn dennoch laufen lässt, verrät er, wohin er die letzte Fuhre brachte. Es handelt sich um ein Lager des Heizöl-Händlers Arnold Kline (Glenn Fleshler). Abel findet ihn beim Frisör Jimmy (Jimmy Palumbo) und verlangt von ihm, für die 400 000 Liter Heizöl, die Abel im letzten halben Jahr geraubt wurden, 213 000 Dollar zu bezahlen. Kline erklärt sich damit einverstanden und beteuert, er habe zwar das gestohlene Heizöl angenommen, aber nichts mit den Überfällen zu tun gehabt.

Anna überrascht ihren Mann mit der Information, dass er die noch fehlende Geldsumme von einem heimlich von ihr angelegten Konto abheben könne. Seit sie für die Buchhaltung des Unternehmens zuständig ist, frisierte sie die Bücher und zweigte unauffällig Beträge ab. Zunächst schimpft Abel wegen der Unterschlagungen, aber dann sieht er ein, dass es Anna darauf ankam, eine Sicherheit aufzubauen.

Im Beisein von Anna und Andrew Walsh übergibt er Joseph Mendelsohn 1,5 Millionen Dollar und erhält dafür die Besitzurkunde für das erworbene Areal. Dass er auch noch 11 000 Dollar für das Heizöl in den Tanks auf dem Gelände bezahlen muss, ärgert Anna, doch Abel hält es für korrekt.

Da taucht Julian auf. Er hat eine Pistole in der Hand. Der mittellose, von der Polizei gesuchte Latino erklärt Abel, dass dieser sein Vorbild gewesen sei. Aber Julian hat es zu nichts gebracht, während der Unternehmer wieder einmal alles bekam, was er sich vorstellte. Verzweifelt fordert er seinen bisherigen Arbeitgeber auf, sich um seine Familie zu kümmern. Dann hält er sich den Lauf der Waffe unters Kinn und erschießt sich.

Die drei Zeugen des Selbstmords rufen die Polizei. Der Staatsanwalt kommt persönlich. Lawrence weiß bereits, dass das Gelände am Hudson jetzt Abel Morales gehört. Er zeigt sich von den Erfolgen des Unternehmers beeindruckt, weist ihn darauf hin, dass er aufgrund der neuesten Expansion über großen, auch politischen Einfluss in New York verfüge und bietet ihm zwischen den Zeilen Unterstützung an.

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Die Handlung spielt 1981 in New York. Darauf bezieht sich auch der Titel „A Most Violent Year“, denn die Achtzigerjahre waren in der Statistik des NYPD Rekordjahre. 1990 wurden in New York 2245 Menschen ermordet.

Mit „A Most Violent Year“ hält Jeffrey C. Chandor (* 1973) der kapitalistischen Gesellschaft einen Spiegel vor. Der Film dreht sich um die Frage, ob ein Unternehmer erfolgreich sein kann, ohne Gesetze zu übertreten. Im Mittelpunkt steht der Latino Abel Morales. Mit seinem perfekt gescheitelten Haar und seinem eleganten Kamelhaarmantel hebt er sich von der schmutzigen Umgebung ab, in der er seinen Geschäften nachgeht. Er fürchte sich vor nichts außer Misserfolgen, erklärt er einmal. Und er lässt auch keinen Zweifel daran, dass er es nicht zulässt, wenn sich ihm jemand in den Weg stellt. Aber er hält sich von der Mafia fern und beteiligt sich nicht an der in seiner Branche üblichen Korruption. Abel Morales arbeitet schwer, und ein Privatleben kennt er deshalb kaum. Warum er das alles auf sich nehme, fragt ihn einmal sein Rechtsanwalt Andrew Walsh. Der Sohn von Einwanderern versteht die Frage gar nicht; er hat nie darüber nachgedacht.

J. C. Chandor bedient sich der Stilmittel des Mafia- bzw. Gangster-Thrillers. Aber „A Most Violent Year“ ist tatsächlich ein anspruchsvolles Drama, das sich ebenso als Charakter- wie als Milieustudie auffassen lässt. Die Handlung wird bedächtig und nüchtern entwickelt. Mehr Wert als auf Spannung legt J. C. Chandor in „A Most Violent Year“ auf die düstere Atmosphäre, die wohl auch von der schwachen Ausleuchtung, der Kontrastarmut und den fahlen Farben der Bilder unterstützt werden soll. Gerade wegen der zurückgenommenen Erzählweise wirkt die Musikuntermalung von Alex Ebert zu aufdringlich.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

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