Geständnisse. Confessions of a Dangerous Mind
Geständnisse. Confessions of a Dangerous Mind
Inhaltsangabe
Kritik
Charles Hirsch („Chuck“) Barris (Sam Rockwell) stammt aus dem jüdischen Kleinbürgermilieu in Philadelphia. Angeblich wurde seine Zwillingsschwester bei der Geburt mit seiner Nabelschnur erdrosselt. Seine um die Tochter trauernde Mutter zog ihn deshalb wie ein Mädchen auf. Um etwas aus sich zu machen, reist er mit dreißig nach New York und fängt dort bei einem Fernsehsender als Führer von Besuchergruppen an. Ehrgeizig bewirbt er sich zusammen mit 2000 anderen Personen um ein halbes Dutzend freie Stellen in einem Managementtraining. Gerade als seine Freundin Debbie (Maggie Gyllenhaal) schwanger ist, wird er gefeuert, aber 1961 erhält er bei einem anderen Fernsehsender eine neue Chance.
Splitternackt steht er nachts an Debbies geöffneten Kühlschrank, um sich ein Bier zu holen, als unerwartet deren Mitbewohnerin Penny (Drew Barrymore) ins Zimmer kommt. Die beiden verlieben sich und werden ein Paar.
Von seiner Schwester erfährt Chuck Barris, dass deren Freundin Tuvia (Rachelle Lefevre) inzwischen ebenfalls von Philadelphia nach New York gezogen ist. Er besucht sie auf der Stelle und lädt sie zum Essen ein, obwohl sie einen Säugling im Arm hält. Tuvia erinnert sich mit Abscheu daran, wie Chuck sie vor siebzehn Jahren – er war damals elf (Michael Cera), sie acht (Chelsea Ceci) – dazu gebracht hatte, auszuprobieren, ob sein Penis nach Erdbeeren schmeckt. Sie will nichts von ihm wissen und schlägt ihm die Tür vor der Nase zu.
Seinem Fernsehsender präsentiert Chuck Barris die Idee für eine neuartige Nachmittagsshow: „The Dating Game“. Eine junge Frau stellt drei Männern, die durch eine Wand von ihr getrennt sind, dumme Fragen und entscheidet aufgrund der Antworten, mit welchem von ihnen sie ein vom Sender bezahltes Wochenende in einem Hotel verbringen möchte. – Die Verantwortlichen halten nichts von der Idee und lehnen sie ab.
Kurz darauf wird Chuck Barris auf der Straße von einem Fremden angesprochen, der ihn einige Tage beschattete. Der Mann, der sich Jim Byrd (George Clooney) nennt, wirbt den Zweiunddreißigjährigen für den „Kampf gegen den Kommunismus und für die weltweite Durchsetzung der Demokratie“ an, und zwar als Auftragskiller für die CIA. Chuck Barris lässt sich zu einer entsprechenden Ausbildung in Mexiko überreden.
Als er von dort zurückkommt, erfährt er von Penny – die inzwischen in Kalifornien war und sich nun als Hippie-Mädchen fühlt –, dass ein gewisser Larry Goldberg (Jerry Weintraub) aus Los Angeles angerufen und nach ihm gefragt hat. Larry Goldberg! Der mächtige Fernsehproduzent! Sofort wählt Chuck Barris dessen Nummer.
Larry Goldberg ist an „The Dating Game“ interessiert; die ersten von Chuck Barris vorgestellten Probeaufnahmen sind den Fernsehgewaltigen zu obszön, aber die Show wird angenommen, und 1967 sogar in die Prime Time gerückt.
Jim Byrd bringt den erfolgreichen Fernsehproduzenten auf die Idee, den Kandidaten statt eines Wochenendes in einem örtlichen Hotel eine schöne Reise anzubieten und das Gewinner-Paar als „Anstandsdame“ zu begleiten. Auf diese Weise könne er in den entsprechenden Städten unauffällig für die CIA tätig werden.
Die erste Reise führt Chuck Barris und das Gewinner-Paar nach Helsinki. Dort erhält er von der geheimnisvollen CIA-Agentin Patricia Watson alias Olivia (Julia Roberts) seinen Auftrag und das Geld dafür. Ohne zu zögern, erschießt er die Zielperson.
Von dem Geld, das er als Fernsehproduzent und CIA-Agent verdient, kauft Chuck Barris für sich und Penny eine Villa mit Swimmingpool.
In Ostberlin, wo er einen gewissen Hans Kolbert töten soll, wird er vom KGB festgenommen, aber nicht umgebracht, sondern gegen einen anderen Agenten ausgetauscht.
Nach „The Dating Game“ erfindet Chuck Barris noch eine Reihe weiterer Formate für Unterhaltungssendungen, darunter die „Gong Show“, bei der eitle, aber nicht unbedingt begabte Amateure auf der Bühne singen oder tanzen und sich dem gnadenlosen Urteil des Publikums aussetzen, bis ein Gongschlag sie von der Bühne scheucht. „Wer hätte gedacht, dass so viele Amerikaner bereit sind, sich vor der ganzen Nation zum Affen zu machen?“, wundert Chuck Barris sich. Seriöse Zeitungen halten die „Gong Show“ für den Untergang der Zivilisation.
Nachdem der CIA-Agent Keeler (Rutger Hauer) von gegnerischen Agenten ermordet wurde, verlangt Jim Byrd von Chuck Barris, den in den eigenen Reihen vermuteten Maulwurf zu entlarven und zu liquidieren.
Penny ahnt zwar, dass Chuck Barris sie mit anderen Frauen betrügt, doch als sie ihn in der gemeinsam bewohnten Villa mit Patricia Watson in flagranti ertappt, will sie sich von ihm trennen.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Ist Patricia der Maulwurf? Hat sie es auch auf Chuck Barris abgesehen? Als er in ihrer Wohnung Kaffee trinkt, bricht er nach dem ersten Schluck zusammen. Patricia wundert sich, dass das Gift so schnell wirkt. Doch kurz darauf krümmt sie sich selbst vor Schmerzen auf dem Boden, während Chuck wieder aufsteht: Er vertauschte nämlich misstrauisch die Tassen.
Penny versöhnt sich mit ihm, und die beiden heiraten. Als Chuck unter den Hochzeitsgästen Jim Byrd und andere CIA-Agenten entdeckt, drängt er Penny ins Auto. Aufgeregt gesteht er seiner Frau, er habe für die CIA gearbeitet und viele Menschen umgebracht. Penny hält das für einen seiner skurrilen Witze und lacht, bis er in ihr Gelächter einstimmt.
Doch sein (Doppel-)Leben ist aus den Fugen geraten, und als seine Einschaltquoten Mitte der Siebzigerjahre sinken, werden seine Game-Shows abgesetzt.
Anfang 1981 sitzt Chuck Barris nackt, bärtig und verwahrlost in einem vermüllten Hotelzimmer in New York und öffnet auch Penny nicht die Tür. Während im Fernsehen über die Amtseinführung von US-Präsident Ronald Reagan berichtet wird, schreibt Chuck Barris an seiner „unauthorisierten Autobiografie“ mit dem Titel „Confessions of a Dangerous Mind“, die er (im Film) mit den Worten beginnt: „Mein Name ist Charles Hirsch Barris. Ich habe Popsongs geschrieben. Ich war Fernsehproduzent. Ich bin für die Verschmutzung der Fernsehlandschaft mit hirnerweichendem und kindischem Entertainment verantwortlich. Außerdem habe ich dreiunddreißig Menschen getötet.“
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Bei seinem Regiedebüt „Geständnisse. Confessions of a Dangerous Mind“ griff George Clooney auf die „unauthorisierte Autobiografie“ des amerikanischen Fernsehproduzenten Chuck Barris zurück, eines Exzentrikers, der behauptet, als Auftragskiller für die CIA gearbeitet zu haben. Sicher ist, dass er in den Sechzigerjahren erfolgreiche Game-Shows wie „The Dating Game“ – das Vorbild für die deutsche Sendung „Herzblatt“ – für das Fernsehen entwickelte. Obwohl durch eingestreute Interviews mit Kollegen von Chuck Barris der Eindruck von Authentizität erweckt werden soll, versuchen Charlie Kaufman (Drehbuch) und George Clooney in „Geständnisse. Confessions of a Dangerous Mind“ nicht die Wahrheit herauszufinden bzw. zwischen Wahn und Realität zu unterscheiden, sondern sie zeigen den Protagonisten in seiner Skurrilität und Zerrissenheit. Das Ergebnis ist eine schräge Tragikomödie über einen genialen Spinner.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007
Chuck Barris (Kurzbiografie)
George Clooney (kurze Biografie / Filmografie)
George Clooney: Good Night, and Good Luck
George Clooney: The Ides of March. Tage des Verrats
George Clooney: Monuments Men. Ungewöhnliche Helden