Erwin von Lahousen
Erwin Heinrich René Lahousen Edler von Vivremont wurde am 25. Oktober 1897 in Wien als Sohn des österreichischen Feldmarschallleutnants Wilhelm Carl Lahousen Edler von Vivremont geboren. Die 1880 in Österreich geadelte Familie stammte aus Deutschland.
Im Ersten Weltkrieg wurde der junge Offizier mehrmals schwer verwundet. Ab 1. Januar 1919 diente er in der österreichischen Volkswehr, ab Oktober 1920 dann im Heer der Ersten Republik. Am 1. Mai 1925 wurde er zum Hauptmann befördert.
In der Wehrmacht leitete Oberstleutnant i. G. Lahousen ab Anfang 1939 die Abteilung II des Amtes Ausland/Abwehr. Das fragmentarisch erhaltene Diensttagebuch, das er im Auftrag von Admiral Wilhelm Canaris (1887 – 1945) anlegte, gilt als wertvolle zeitgeschichtliche Quelle. (Es befindet sich im Nationalarchiv in Washington, D. C.)
Ebenso wie Wilhelm Canaris arbeitete Erwin von Lahousen auf Hitlers Sturz hin und unterstützte Attentatsvorbereitungen [Widerstand]. Beispielsweise nahm er am 7. März 1943 Sprengstoff und Zünder mit zum Hauptquartier der Heeresgruppe Mitte in Smolensk. Oberst Heinz Brandt (1907 – 1944) nahm den von Oberst Henning von Tresckow und Oberleutnant Fabian von Schlabrendorff als Cognac-Flaschen getarnten Sprengstoff ahnungslos mit, als er am 13. März 1943 mit Hitler im selben Flugzeug von einem Besuch in Smolensk zurückkehrte. Allerdings versagte der Zündmechanismus der Bombe, und das Attentat scheiterte.
Vor der Beförderung zum General sollte Erwin von Lahousen sich an der Front bewähren. Dabei wurde er am 19. Juli 1944 an der Ostfront schwer verwundet. Die Beförderung zum Generalmajor erfolgte am 1. Januar 1945.
Nach dem Krieg geriet Erwin von Lahousen in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher sagte er am 30. November 1945 als Kronzeuge der Anklage aus. Vom 23. August bis 8. Dezember 1946 wurde er vom britischen Secret Service vernommen.
Am 4. Juni 1947 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, zog Erwin von Lahousen nach Seefeld in Tirol. Dort starb seine Ehefrau Margarethe am 13. November 1950. Nach der Hochzeit mit der Witwe Stephanie Znidaric im Jahr 1953 lebte er mit ihr und ihren drei Kindern in Innsbruck. Dort erlag er am 24. Februar 1955 einem dritten Herzinfarkt.
In dem von Matti Geschonnek nach Motiven des Buches „Das Zeugenhaus“ von Christiane Kohl gedrehten Film ist Erwin von Lahousen eine der Hauptfiguren und wird von Matthias Brandt dargestellt: „Das Zeugenhaus“.
© Dieter Wunderlich 2014
Matti Geschonneck: Das Zeugenhaus