Totschlag / Falsche Entscheidung
Totschlag / Falsche Entscheidung
Inhaltsangabe
Kritik
Carsten (Jesper Christensen) ist zweiundfünfzig. Er gibt Sozialkundeunterricht an einem Gymnasium in einer dänischen Stadt und macht aus seiner linksgerichteten politischen Einstellung kein Hehl. Weder seine Ehefrau Nina (Pernilla August) noch sein Sohn Tobias (Thomas Voss) ahnen, dass er seit über einem Jahr ein Verhältnis mit seiner früheren Schülerin Pil Andreasen (Beate Bille) hat.
Pil, die Carsten von seinen politischen Ideen überzeugen konnte, bricht mit ihren Gesinnungsgenossen Peter (Mads Wille) und Denis in eine Waffenfabrik ein, um Lieferungen in den Nahen Osten zu sabotieren. Doch sie werden von einem Wachmann (Mads Keiser) überrascht. Die vermummten Aktivisten springen in ihren VW-Bus und fahren los, aber er stellt sich ihnen mit gezogener Waffe in den Weg. Als sein Kollege nach ihm ruft und er kurz umschaut, wird er umgefahren und tödlich verletzt.
Verzweifelt ruft Pil am nächsten Morgen Carsten an und bittet ihn um Geld für die geplante Flucht ins Ausland. Carsten drängt sie zunächst, sich zu stellen, denn man werde sie allenfalls wegen Sachbeschädigung zu einer kurzen Haftstrafe verurteilen. Pil gesteht ihm jedoch, dass sie am Steuer des VW-Busses saß. Sie muss also mit sechzehn Jahren Gefängnis rechnen.
Kurz darauf werden Pil, Peter und Denis in Carstens Landhaus festgenommen.
Carsten solidarisiert sich mit den Aktivisten und versucht in einem Fernsehinterview deren Tat zu rechtfertigen, indem er die Menschen, die durch aus Dänemark gelieferte Waffen getötet werden, gegen den Wachmann aufrechnet. Die Eltern seiner Schüler verlangen daraufhin seine Ablösung als Lehrer. Obwohl der Schuldirektor Poul (Michael Moritzen) mit Carsten befreundet ist, sieht er sich gezwungen, ihn vom Unterricht zu suspendieren.
Jede Woche besucht Carsten seine Geliebte im Gefängnis. Dass er ein Verhältnis mit der jungen Frau hat, lässt sich nicht länger verheimlichen. Er gesteht es Nina und zieht ins Ferienhaus. Sie einigen sich darauf, ihr Wohnhaus zu verkaufen und reichen die Scheidung ein. Carstens bürgerliche Existenz bricht zusammen.
Die Verhafteten verweigern jede Aussage, und Carsten bestärkt Pil darin, damit durchzuhalten. Weil nicht nachgewiesen werden kann, welcher der drei Aktivisten den Wachmann umbrachte, verhängt das Gericht nur eine sechsmonatige Freiheitsstrafe wegen Sachbeschädigung gegen sie, die durch die U-Haft bereits verbüßt ist. Lisbeth (Charlotte Fich), die Witwe des getöteten Wachmanns, kann es nicht fassen, dass alle drei Angeklagten freigelassen werden.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
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Carsten nimmt Pil zunächst im Landhaus auf und kauft dann eine neue Wohnung in der Stadt, aber er muss bald feststellen, dass er die junge Frau nicht einsperren kann: Sie trifft sich mit ihren gleichaltrigen Freunden und übernachtet auch schon mal bei Peter.
Lisbeth versucht verzweifelt herauszufinden, wer ihren Mann getötet hat. Als sie wieder einmal bei Carsten klingelt, um Pil zu befragen, geht er zu ihr hinunter auf die Straße und stößt die Betrunkene zu Boden. Pil, die es durchs Fenster beobachtet hat, kritisiert Carsten nach seiner Rückkehr in die Wohnung wegen seines rüden Verhaltens gegenüber einer wehrlosen Frau. Es kommt zum Streit.
Nach dem Zerwürfnis mit Pil bittet Carsten seine Frau um Verzeihung. Er will seine falsche Entscheidung revidieren, aber Nina hat inzwischen eingesehen, dass es richtig war, die nur noch auf dem Papier bestehende Ehe aufzugeben. In drei Wochen wird sie nach New York ziehen.
Als Carsten erfährt, dass Lisbeth sich ertränkt hat [Suizid], sucht er Pil auf und drängt sie, ein Geständnis abzulegen, aber sie lässt ihn von Peter hinauswerfen. Daraufhin geht er selbst zur Polizei und sagt aus, dass Pil den Wagen gefahren habe. Doch ohne neue Beweise oder ein Geständnis der Täterin kann das rechtskräftige Urteil nicht aufgehoben werden.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Mit dem Film „Drabet“ – „Totschlag. Im Teufelskreis der Gewalt“ (DVD); „Falsche Entscheidung“ (TV) – hat der dänische Regisseur Per Fly (* 1960) seine mit „Die Bank“ (2000) und „Das Erbe“ (2003) begonnene Trilogie über die dänische Gesellschaft abgeschlossen.
Die Bank – Originaltitel: Bænken – Regie: Per Fly – Drehbuch: Kim Leona, Per Fly – Kamera: Jørgen Johansson – Schnitt: Morten Giese – Musik: Halfdan E – Darsteller: Jesper Christensen, Stine Holm Joensen, Nicolaj Kopernikus, Marius Sonne Janischefska, Jens Albinus, Sarah Boberg, Benjamin Boe Rasmussen, Lars Brygmann, Lars Ranthe, Holger Perfort, Britta Lillesøe u.a. – 2000; 95 Minuten
In dem düsteren Gesellschaftsdrama porträtiert Per Fly einen zweiundfünfzigjährigen Vertreter der Mittelschicht, der mit einer jungen politischen Aktivistin ein Verhältnis hat und zu ihr hält, obwohl sie bei einer Aktion einen Wachmann tötete. Dafür gibt er seine Ehe und seinen Beruf auf. Am Ende begreift er, dass er die falsche Entscheidung getroffen hat und versucht vergeblich, sie zu revidieren.
Per Fly erzählt die tragische Geschichte ruhig, nüchtern und unspektakulär.
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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2008
Per Fly: Das Erbe