Die fremde Frau
Die fremde Frau
Inhaltsangabe
Kritik
Helen Berg (Corinna Harfouch) lebt seit langem in Rio de Janeiro. Nach mehr als zwanzig Jahren kommt sie erstmals wieder nach Hamburg. Bei der Einreise zeigt sie ihren Pass vor, in dem steht, dass sie am 4. Mai 1960 in der Hansestadt geboren wurde. Sie mietet eine großzügige Wohnung in einem vornehmen Viertel der Stadt, von der sie die Villa der wohlhabenden Familie Brandenburg gut beobachten kann. Dort wohnt die verwitwete Elisabeth Brandenburg (Carola Regnier) mit ihrem Sohn Alexander (Ulrich Tukur) und dessen Ehefrau Konstanze (Judith Engel).
In einer Bar nimmt Helen Kontakt mit Alexander Brandenburg auf, der sofort für die geheimnisvolle Frau entflammt.
Seine Ehefrau Konstanze ist Rechtsanwältin. Nach einer Gerichtsverhandlung wird sie unvermittelt von Helen angesprochen, die behauptet, es gelte einen vor dreiundzwanzig Jahren geschehenen Mordfall aufzuklären. Bei dem Opfer habe es sich um Peter Dormin gehandelt. Der sei damals spurlos verschwunden. Helen zeigt Konstanze ein Foto, auf dem ein wertvolles Collier zu sehen ist und behauptet, es stünde im Zusammenhang mit Peter Dormins Verschwinden.
Einige Tage später erhält Alexander Brandenburg in seinem Juweliergeschäft unverhofft Besuch von Helen: Er soll eine Halskette für sie anfertigen. Der Preis spielt angeblich keine Rolle, aber ein Unikat müsse es sein. Die Gestaltung will Helen ihm überlassen. Unter dem Vorwand, mehr über sie wissen zu müssen, um sicher sein zu können, dass ihr seine Arbeit gefallen wird, verabredet er sich mit Helen und erhält von ihr den Schlüssel zu einem Hotelzimmer.
Alexander ist entsetzt, als Helen in seinem Privathaus auftaucht, aber sie will angeblich nur kurz mit ihrer Anwältin sprechen. Danach bittet sie Elisabeth Brandenburg, die in die Oper fährt, sie im Taxi mit in die Stadt zu nehmen. Während der Fahrt gibt sie sich als Fotografin aus. Sie tut so, als wundere sie sich darüber, dass die elegant gekleidete Dame keinen Schmuck trage, weiß aber zur Verblüffung ihrer Gesprächspartnerin, dass diese ihre Juwelen seit mehr als zwanzig Jahren im Banksafe aufbewahrt, als Vorsichtsmaßnahme, weil ihr damals ein wertvolles Collier gestohlen worden war.
Sie kann die alte Dame einige Zeit später überreden, ihr für Aufnahmen Modell zu stehen. Als Dekoration verwendet sie einen Rosenstrauß. Dabei sticht sie sich an einem Dorn und beginnt ungewöhnlich stark zu bluten, aber sie hat in ihrer Handtasche einen speziellen Spray, der die Blutung stillt. Nach den ersten Aufnahmen meint Helen, Elisabeth müsse eine Halskette tragen und wirft ihr unvermittelt das Collier zu, dessen Foto sie Konstanze gezeigt hatte. Elisabeth Brandenburg starrt auf das kostbare Geschmeide. Sie kennt es nur zu gut, denn sie drückte es vor dreiundzwanzig Jahren einem jungen Mann in die Hand, um ihn loszuwerden. Helen schießt eine Aufnahme nach der anderen von ihr. Panisch vor Schreck springt Elisabeth auf und läuft aus dem Atelier.
Am Abend dieses Tages geht Helen erneut zu Alexander ins Juweliergeschäft und richtet es so ein, dass seine Mutter sie zusammen in flagranti ertappt.
Fünf Wochen nach ihrer Kontaktaufnahme verabschiedet Helen sich von Alexander Brandenburg. Sie wolle wieder zurück nach Rio de Janeiro. Er folgt ihr zum Flughafen, und sie verspricht ihm, wiederzukommen.
Bei der Rückfahrt vom Flughafen gerät das Auto vor Alexander plötzlich ins Schleudern und explodiert. Er rennt hin, um zu helfen, aber die Flammen sind so heiß, dass er nicht näher herankommt.
Drei Tage später erhält er von Dr. Wolfgang Kern (Hermann Lause) einen Pass ausgehändigt. Der Notar erfüllt damit das Vermächtnis einer vor drei Tagen bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommenen Person, über deren Identität er nichts verraten darf. Alexander wundert sich über das eigenartige Vermächtnis und den Zusammenhang – denn es besteht kein Zweifel, dass es sich um den von ihm beobachteten Unfall handelt. Der Pass lautet auf den Namen „Peter Dormin“, und Alexander fällt auf, dass dieser Peter Dormin am selben Tag wie er geboren wurde: am 4. Mai 1960. Zu Hause zeigt er Konstanze den Pass und erfährt, dass Helen Berg behauptet hatte, dieser Peter Dormin sei vor mehr als zwanzig Jahren ermordet worden.
Konstanze hatte inzwischen die Adresse der Eltern Peter Dormins herausgefunden, aber ihr Mann hält sie davon ab, sie zu befragen. Stattdessen fährt er zu der Mietskaserne, in der sie wohnen. Herta und Walter Dormin (Tatja Seibt, Jochen Regelien) duzen ihren Besucher, denn sie kennen ihn gut: Er war Peters bester Jugendfreund. Herta Dormin klagt, ihr jetzt tödlich verunglückter Sohn habe vor dreiundzwanzig Jahren plötzlich Geld gehabt und sei dann spurlos verschwunden. Erst durch den Unfall hörten sie wieder von ihm.
Eine SMS ruft Alexander in das Hotel, in dem er sich schon einmal mit Helen traf. Der Portier (Christoph Tomanek) hat ausdrückliche Anweisung, nur einen Herrn Dormin hinaufzulassen. In dem Zimmer ist zwar niemand, aber auf dem Tisch liegt Helens Tagebuch, das mit der Kontaktaufnahme in der Bar beginnt. Alexander liest bestürzt die Aufzeichnungen und schläft dann allein in dem Hotelbett. Am anderen Morgen bringt man ihm einen Brief. Er ist von Helen. Sie habe sich eine Liebesbeziehung mit ihm gewünscht, aber schließlich die Unnmöglichkeit eingesehen, heißt es da.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Elisabeth Brandenburg wirft Vera (Marie Anne Fliegel), einer langjährigen Angestellten im Juweliergeschäft, vor, an allem Schuld zu sein und gesteht dann Alexander, dass sie nicht seine leibliche Mutter ist. Weil Elisabeth zugesehen hatte, wie ihr Vater qualvoll an der Bluterkrankung gestorben war und wusste, dass Frauen niemals selbst an der Bluterkrankung leiden, sie jedoch ihren Söhnen vererben können, geriet sie kurz nach der Geburt ihres Sohnes in Panik. Um nicht noch einmal den Tod eines Angehörigen erleben zu müssen, vertauschte sie in der Entbindungsstation des Krankenhauses kurz entschlossen ihr Kind gegen das der Dormins. Vera, die sie dabei zufällig beobachtet hatte, klärte Peter Dormin später über seine wahre Identität auf. Als er daraufhin unangenehme Fragen stellte und seinen rechtmäßigen Platz in der Familie Brandenburg beanspruchte, fand Elisabeth ihn mit dem wertvollen Collier ab, von dem sie ihrem Mann gegenüber behauptete, es sei ihr von einem Einbrecher gestohlen worden.
Nach diesem Geständnis versichert sie Alexander, er gehöre hierher und erschießt sich.
Mit den Worten „Ich liebe Helen“ geht Alexander ins Freie. Dort blendet ihn die Frontlinse des Fernrohrs, mit dem Helen ihn und seine Familie beobachtete. Er geht hinauf in die Wohnung. An der Wand hängt ein Foto, auf dem ein Patient oder eine Patientin mit dick verbundenem Genitalbereich in einem Krankenhausbett liegt. Während am Bett selbst der Name „Peter Dormin“ steht, hängt an der Wand ein Plakat mit der Aufschrift „Happy Birthday Helen“. Auf dem Balkon ist ihm, als trete Helen auf ihn zu. Er verliert das Gleichgewicht und stürzt über die Brüstung in die Tiefe.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Da ich zahlreiche Anfragen bekam, gehe ich hier noch kurz auf diese Schlüsselszene ein: Daraus ist zu schließen, dass Peter Dormin (sein Name steht am Bett) sich einer Geschlechtsumwandlung unterzog und zu Helen wurde (ihr Name steht auf dem Plakat an der Wand). In dem Auto, das Alexander sah, verbrannte eine Frau: Helen. Sie verübte Selbstmord.
„Die fremde Frau“ ist ein überaus spannender Thriller von Matthias Glasner. Zu den Stärken des Films zählen nicht zuletzt die ausgezeichneten Schauspieler und die anspruchsvolle Kameraführung von Jutta Pohlmann, die das Gefühlschaos Helens symbolisiert, indem sie ihr Hotelzimmer in rotes Licht taucht und auf diese Weise einen scharfen Kontrast zu den klar strukturierten und ausgeleuchteten Außenaufnahmen erzeugt.
Man muss genau aufpassen, um die kurze, unauffällige Schlüsselszene nicht zu übersehen, die für das Verständnis des Films unverzichtbar ist.
Die Filmmusik in „Die fremde Frau“ stammt übrigens aus aus der Oper „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner („Liebestod“) und dem Thriller „Vertigo“ von Alfred Hitchock.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004
Matthias Glasner: Der freie Wille
Matthias Glasner: This Is Love