Under the Skin
Under the Skin
Inhaltsangabe
Kritik
Ein Motorradfahrer (Jeremy McWilliams) steigt ab, holt die Leiche einer jungen Frau (Lynsey Taylor Mackay) aus dem Straßengraben und trägt sie zu einem weißen Lieferwagen, der ihm auf der Straße entgegenkam und ebenfalls anhielt.
In der nächsten Szene liegt die Tote in einem undefinierbaren Raum auf dem Fußboden. Eine nackte Frau (Scarlett Johansson) beugt sich über sie, entkleidet sie und zieht dann Unterwäsche, Kleidung und Schuhe der Toten an. Anschließend fährt sie in ein Einkaufszentrum, wo sie sich einen Lippenstift, ein rotes Oberteil und eine Pelzjacke kauft.
Scheinbar ziellos fährt sie mit dem weißen Lieferwagen durch Glasgow, beobachtet Passanten und fragt Männer nach dem Weg. Aber das ist nur ein Vorwand, um herauszufinden, ob die Männer zu Hause erwartet werden oder nicht. Allein lebende Männer animiert sie zum Einsteigen. Einmal nimmt sie auch einen Anhalter (Joe Szula) mit. Sie lockt die Männer in wechselnde alte Häuser, und indem sie sich bis auf die Unterwäsche auszieht, bringt sie ihre Opfer dazu, sich vollständig zu entkleiden. Während ihr ein nackter Mann folgt, versinkt er immer tiefer in einer schwarzen Flüssigkeit, und sobald er ganz untergetaucht ist, geht die Frau wie auf einem festen Boden zurück.
An einem schottischen Strand schaut sie einem Schwimmer (Kryštof Hádek) zu und wartet, bis er aus dem Wasser kommt. Er sei aus der Tschechischen Republik, erklärt er, und habe in der Nähe ein Zelt aufgeschlagen, um allein zu sein. In der Bucht befindet sich außer ihnen nur noch ein Paar mit einem Kleinkind. Als die Frau (Alison Chand) um Hilfe schreit, weil sie befürchtet, von der mächtigen Brandung gegen die Klippen geschleudert zu werden, eilen ihr der Begleiter (Roy Armstrong) und der Tscheche zu Hilfe, während das Baby (Ben Mills / Oscar Mills) am Strand sitzt und plärrt. Fassungslos schaut die mysteriöse Frau zu: Mitleid und Hilfsbereitschaft sind ihr fremd. Als der Tscheche besinnungslos an den Strand gespült wird, schlägt sie ihm einen Stein auf den Kopf und zerrt ihn zum Lieferwagen.
Am nächsten Tag hört sie teilnahmslos in den Radionachrichten, dass ein 36-Jähriger namens Kenneth, seine Frau Alison und der 18 Monate alte Sohn des Paares seit einem Badeausflug vermisst werden.
Eine Gruppe von Frauen, der sie auf der Straße begegnet, nimmt sie mit in eine Diskothek.
Als sie wieder im Lieferwagen sitzt, wird sie von einer Jugend-Gang angegriffen, aber sie gibt Gas und entkommt unverletzt.
Das Gesicht des nächsten Mannes (Adam Pearson), den sie nach dem Weg fragt und im Wagen mitnimmt, ist durch eine Neurofibromatose entstellt. Deshalb lebt der 26-Jährige einsam am Rand der Gesellschaft. Er hat weder Angehörige noch Freunde und gibt auf eine entsprechende Frage zu, dass er noch nie mit einer Frau zusammen war. Dass ihn die schöne Fahrerin anschaut und mit ihm spricht, als sähe er gar nicht abstoßend aus, hält er für einen Traum. Sie lässt ihn zwar am Leben, aber der Motorradfahrer bringt den Mann dann um.
In einem Café lässt sich die Frau sich ein Stück Schwarzwälder Kirsch Torte servieren. Sie probiert davon, muss sich aber sofort übergeben.
Ohne ihre Pelzjacke geht sie zu Fuß weiter, obwohl es regnet. Ein an einer Bushaltestelle stehender Mann weist sie auf den in wenigen Minuten zu erwartenden Bus hin. Sie steigt mit ihm ein. Der Fahrer (Gerry Goodfellow) rät der Frau, sich wärmer anzuziehen, um sich nicht zu erkälten, und der männliche Fahrgast legt ihr seine Jacke um. Er steigt mit ihr aus, nimmt sie mit nach Hause und stellt ihr das Gästezimmer zur Verfügung. In dem vom elektrischen Heizofen ausgehenden Lichtschein betrachtet die Frau ihren nackten Körper in einem Wandspiegel. Augenscheinlich gefällt ihr, was sie da vermutlich zum ersten Mal sieht.
Am nächsten Tag lässt sie es zu, dass der Gastgeber ihr die Jeans und den Slip auszieht, aber nachdem er in sie eingedrungen ist, stößt sie ihn zurück, setzt sich auf, leuchtet mit einer Taschenlampe zwischen ihre gespreizten Beine und betrachtet verwirrt ihren Schoß.
Dann rennt sie in den nahen Wald. Sie geht weiter, bis sie auf einer Lichtung eine Hütte entdeckt. Dort legt sie sich zum Schlafen nieder, schreckt aber wieder hoch, als sie von einem Holzfäller (Dave Acton) befummelt wird. Sie flieht, erreicht einen abgestellten Holztransporter, klettert ins Führerhaus, hupt, läuft weiter. Der Mann holt sie ein und versucht, sie zu vergewaltigen. Als er merkt, dass er ihr Hautfetzen abgerissen hat, rennt er erschrocken davon. Die Frau erhebt sich und entledigt sich des Haars und der menschlichen Haut. Darunter kommt ein schwarzes Wesen zum Vorschein. Der Holzfäller kehrt mit einem Kanister zurück, überschüttet es mit Benzin und zündet es an.
Der brennende Alien läuft aus dem Wald auf eine verschneite Wiese und bricht zusammen.
Der Motorradradfahrer steht in einiger Entfernung auf einem Hügel und sieht den von der Asche des ausgehenden Feuers aufsteigenden Rauch.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Der Film „Under the Skin. Tödliche Verführung“ basiert auf dem 2000 von Michel Faber veröffentlichten Roman „Under the Skin“ / „Die Weltenwanderin“ (Übersetzung: Isabell Lorenz, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2000, 379 Seiten, ISBN 3-462-02942-8). Das Buch wirkt zunächst wie Trash, aber es handelt sich um eine böse Gesellschaftssatire in Form einer Dystopie.
In „Under the Skin. Tödliche Verführung“ – einer Mischung aus Horror und Science Fiction – ist aus der Romanfigur Isserley eine schöne, von Scarlett Johansson verkörperte Frau geworden. Dass sie nicht von dieser Welt ist, ahnen wir zunächst nur aufgrund der Mimik: Offenbar ist ihr alles fremd, was sie sieht, sogar ihr eigener Körper. Jonathan Glazer und Walter Campbell zeigen das Geschehen konsequent aus der Perspektive dieser staunenden Frau, die weder Mitleid noch andere Gefühle kennt.
Warum fährt dieses rätselhafte Wesen auf der Jagd nach allein lebenden Männern durch Schottland? Welche Beziehung besteht zwischen ihr und dem Motorradfahrer? Hilft er ihr oder kontrolliert er sie? Auf diese Fragen verweigern Jonathan Glazer und Walter Campbell die Antwort. Erklärt wird hier nichts. Auf die Handlung reduziert, wäre „Under the Skin. Tödliche Verführung“ nichts weiter als eine dünne, absurde und viel zu langsam entwickelte Geschichte. Aber darum geht es nicht. Interessant ist die verschobene Wahrnehmung unseres Alltags. Dementsprechend wird der Film von Scarlett Johanssons Mimik getragen. Gesprochen wird in „Under the Skin. Tödliche Verführung“ nur wenig.
Die ungewöhnliche, kongeniale Musikuntermalung wurde von Mica Levi (* 1987) komponiert, die unter dem Künstlernamen Micachu die Band „Micachu and the Shapes“ gegründet hat.
Die im Oktober 2011 begonnenen und erst ein Jahr später abgeschlossenen Dreharbeiten fanden in Glasgow, in der Ruine des Tantallon Castle an der Südküste des Firth of Forth, an der Nordseeküste bei Auchmithie, im Wald bei Lochgoilhead und an anderen Orten in Schottland statt. Wenn Scarlett Johannson in improvisierten Szenen ahnungslose Passanten vor versteckten Kameras ansprach, hörte sie Jonathan Glazers Regieanweisungen über einen Knopf im Ohr.
Die Premiere von „Under the Skin“ fand am 29. August 2013 beim Telluride Film Festival in Colorado statt. In die britischen Kinos kam der Film am 14. März 2014. In Deutschland nahmen nur einige wenige Kinos „Under the Skin. Tödliche Verführung“ im Herbst 2014 ins Programm auf. Eine DVD gibt es seit 10. Oktober 2014.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015
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