Fabian
Fabian
Inhaltsangabe
Kritik
Dr. Jakob Fabian (Hans Peter Hallwachs), ein 32-jähriger Germanist, der sich als Werbetexter für eine Zigarettenfabrik durchschlägt, glaubt weder an die Liebe noch an die Vernunft, und er strebt auch nicht nach Geld oder Macht. Zusammen mit seinem pessimistischen Freund Labude (Hermann Lause), einem Literaturwissenschaftler, zieht er um 1930 durch Berliner Kneipen und Bordelle. Überall stößt er auf verlogene Fassaden und dahinter auf Opportunismus, Korruption, Anpassung, Betrug und Gewissenlosigkeit.
Soweit diese riesige Stadt aus Stein besteht, ist sie fast noch wie einst. Hinsichtlich der Bewohner gleicht sie längst einem Irrenhaus. Im Osten residiert das Verbrechen, im Zentrum die Gaunerei, im Norden das Elend, im Westen die Unzucht und in allen Himmelsrichtungen wohnt der Untergang. (Erich Kästner in „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“)
Im Atelier einer lesbischen Bildhauerin lernt Fabian die Juristin Cornelia Battenberg (Silvia Janisch) kennen, die aus der Provinz nach Berlin gekommen ist, um hier Geld zu verdienen. Sie arbeitet als Sekretärin bei einer Filmproduktion. Spaßeshalber rät Fabian ihr, Schauspielerin zu werden, denn da bekäme sie mehr Geld. Die beiden werden ein Paar und sind so häufig wie möglich zusammen.
Zufällig begegnet Fabian einem verrückten Landstreicher (Charles Regnier), der behauptet, Maschinen erfunden zu haben, die hunderttausende von Arbeitsplätzen vernichteten. Als er sich der Konsequenzen seiner Erfindung bewusst wurde, habe er sein Vermögen verschenkt und sei deshalb von der Familie entmündigt worden. Fabian nimmt ihn mit in sein Zimmer und gibt ihn gegenüber der Zimmerwirtin, Frau Hohlfeld (Brigitte Mira), als Onkel aus. Aber es dauert nicht lang, bis der alte Mann von zwei Pflegern abgeholt wird.
Fabian erhält ein Kündigungsschreiben und bemüht sich vergeblich um einen neuen Arbeitsplatz. Cornelia verlässt ihn und zieht in eine Wohnung, die ihr ein Filmproduzent gemietet hat. Sie wird Filmschauspielerin. Dadurch verliert Fabian den letzten Halt.
Labude arbeitete fünf Jahre lang an einer Habilitationsschrift über Lessing. Als Dr. Weckerlein (Rainer Hunold) ihn anruft und ihm mitteilt, der Geheimrat (Hans Wyprächtiger) habe die Schrift abgelehnt, erschießt Labude sich und hinterlässt Fabian sein Geld. Labudes Vater (Ivan Desny) kann nicht glauben, dass sein Sohn mit der Habilitationsschrift gescheitert ist. Tatsächlich stellt sich heraus, dass der Geheimrat die hervorragende Arbeit publizieren wollte, und es sich bei Weckerleins Anruf um einen Streich handelte.
In seiner Geburtsstadt Dresden sucht Fabian einen Bekannten auf, der bei einer rechtsgerichteten Zeitung arbeitet. Der verspricht, sich nach einer Anstellungsmöglichkeit in der Redaktion umzuhören, aber Fabian würde die Werbeabteilung vorziehen. Vor der nächsten Verabredung ruft er aus einer Telefonzelle an und lehnt die Mitarbeit bei der Zeitung aus Gewissensgründen ab. Da sieht er, wie ein Junge, der auf dem Geländer einer Brücke balancierte, in den Fluss stürzt. Sofort rennt Fabian auf die Brücke und springt in die Tiefe. Der Junge schwimmt heulend an Land. Fabian ertrinkt. Er konnte nicht schwimmen.
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Fabian ist es unmöglich, im Strom mitzuschwimmen: Opportunismus, Korruption, Anpassung, Betrug und Gewissenlosigkeit sind nicht seine Sache. Aber er verändert nichts, engagiert sich nicht, sondern beobachtet seine Mitmenschen wie durch eine Glasscheibe.
Wolf Gremm verfilmte einen 1931 veröffentlichten Roman von Erich Kästner. „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ ist eine Satire auf die zerrütteten Verhältnisse in Berlin zu Beginn der Dreißigerjahre, also am Ende der Weimarer Republik. In pointierten Episoden veranschaulichen Erich Kästner bzw. Wolf Gremm den geistigen und moralischen Verfall und kritisieren die Lethargie der Mitläufer, die zwar beobachten, was geschieht, aber nichts dagegen tun.
Alexandra Gaida-Steingaß veröffentlichte dazu: „Vom Buch zum Film: Erich Kästners Fabian – Die Geschichte eines Moralisten“ (Verlag Accepta Kommunikation, Ebersbach an der Fils 2014, 223 Seiten, ISBN: 978-3-9815651-0-2).
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003
Erich Kästner: Emil und die Detektive