Houston

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Houston – Originaltitel: Houston – Regie: Bastian Günther – Drehbuch: Bastian Günther – Kamera: Michael Kotschi – Schnitt: Anne Fabini – Musik: Michael Rother – Darsteller: Ulrich Tukur, Garret Dillahunt, Wolfram Koch, Jenny Schily, Jens Münchow, Marta Martin, Maurizio Magno u.a. – 2013; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Bastian Günther porträtiert in "Houston" einen Headhunter, der in der auf Erfolg getrimmten globalisierten Geschäftswelt bestehen will, darüber sein Privatleben vernachlässigt und sich mit Alkohol über Versagens­ängste hinweghilft. Ein deutsches Kfz-Unternehmen beauftragt ihn, den CEO eines amerikanischen Ölkonzerns abzuwerben. Dazu fliegt er nach Houston, aber es gelingt ihm nicht, an Steve Ringer heranzukommen. In seiner Not versucht er, ihn mit kom­pro­mitie­ren­den Fotos zu erpressen ...
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Kritik

Die Entfremdung des von Ulrich Tukur überzeugend dargestellten Pro­ta­go­nisten und dessen Kontrollverlust werden in dem ungewöhn­lichen Film "Houston" durch Glas­scheiben ver­an­schau­licht, die ihn von der Realität trennen und durch Spiegel­bilder irritieren.
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Der alkoholkranke Headhunter Clemens Trunschka (Ulrich Tukur) wohnt mit seiner Ehefrau Christine (Jenny Schily), der Tochter Hannah (Marta Martin) und dem Sohn Jonas in Düsseldorf. Stefan Borgmann (Wolfram Koch), der Personalchef eines Kfz-Herstellers, und dessen Chefin (Caroline Schreiber) beauftragen ihn, den CEO des amerikanischen Ölkonzerns Houston Petrol abzuwerben. Steve Ringer (Jason Douglas) soll Vorstandsvorsitzender des deutschen Unternehmens werden.

Von seinen Auftraggebern erfährt Trunschka, dass Ringer zu einem Meeting in Düsseldorf erwartet wird. Der Headhunter quartiert sich im selben Hotel ein, aber es gelingt ihm nicht, in die Nähe des von Sicherheitskräften abgeschirmten CEO zu kommen. Als der Konferenzraum abends gereinigt wird, stiehlt Trunschka Müllsäcke und durchwühlt sie in seinem Zimmer. Dabei findet er ein Namenskärtchen, mit dem er sich am nächsten Tag Zutritt zu dem Meeting verschafft. Aber er hatte wieder zu viel getrunken, wachte zu spät auf und erfährt nun, dass Ringer bereits abgereist ist.

Von seinem Freund Hannes (Jens Münchow) lässt Trunschka sich zum Flughafen bringen. Dass er zu Hause noch einen Antrag unterschreiben sollte, damit Jonas Förderunterricht bekommt, hat er vergessen. Er fliegt nach Houston, wo sich die Konzernzentrale des Ölkonzerns befindet.

An der Rezeption fragt er nach einer Toilette, aber die Empfangsdame (Jennifer Almaguer) lässt sich nicht erweichen: Er darf nicht weiter ins Gebäude. Später ruft er an und gibt sich als Andreas Lukas aus. Diesen Namen eines Managers von Houston Petrol schnappte er in Düsseldorf auf. Der Sekretärin, die seinen Anruf entgegennimmt, erklärt er, dass „der Vertrag mit den Balten“ unterschriftsreif sei und es nur noch zwei kleine Punkte gebe, die er mit dem CEO abklären müsse, mit dem er bereits in Düsseldorf darüber gesprochen habe. Aber das Personal von Houston Petrol hat strikte Anweisung, niemand zum CEO durchzustellen.

Als Trunschka sich Ringers Privatvilla zu nähern versucht, wird er von Security Guards zurückgewiesen.

Er besticht Carlos Ramos (Edgar Arreola), der bei einem Lieferanten von Houston Petrol angestellt ist. Der nimmt zwar 500 Dollar Vorschuss entgegen, ebenso wie den USB-Stick mit einer Abhörsoftware, den er in die Konzernzentrale einschmuggeln soll, tut dann aber nichts weiter.

Als Ringer sich mit anderen Leuten in einem Hotel trifft, wartet Trunschka in der Bar auf eine Gelegenheit, an ihn heranzukommen. Wie selbstverständlich setzt sich ein ebenso aufdringlicher wie geschwätziger Amerikaner zu ihm: Robert Wagner (Garret Dillahunt). Dessen Aufgabe ist es, inkognito Einrichtungen des Gastronomie-Konzerns zu überprüfen, bei dem er angestellt ist. Der Kellner, der ihm an diesem Abend das Glas voller als vorgeschrieben einschenkt, wird aufgrund des Prüfungsberichtes entlassen.


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Wagner nimmt „Clem“, wie er ihn nennt, mit in den exklusiven Golfclub Ravenaux, zu dessen Mitgliedern Ringer gehört. Aber dort verpasst Trunschka den CEO um wenige Minuten.

Als Trunschka von Wagner erfährt, dass Ringer heimlich eine Geliebte (Cheryl Stell) hat, knipst er wie ein Privatdetektiv Fotos des Paares. Damit versucht er, ein Treffen zu erpressen und übergibt den vor der Privatvilla patrouillierenden Sicherheitskräften eine entsprechende Nachricht.

Borgmann unterrichtet Trunschka telefonisch darüber, dass ihm der Auftrag wegen Erfolglosigkeit entzogen wurde. Offenbar hat das Kfz-Unternehmen bereits einen anderen Headhunter nach Houston geschickt.

Aber als Trunschka nun von einer angeblichen Assistentin Ringers angerufen wird und für den nächsten Tag einen Termin bekommt, macht er weiter.

Beim Treffpunkt handelt es sich um einen abgelegenen Bahnübergang. Dort ist niemand, und Trunschka muss lange warten, bis ein anderes Auto auftaucht. Drei der Security Guards (Ricky Catter, Scott Jefferies, Roc Living), die er bereits kennengelernt hat, springen heraus. Sie haben Baseballschläger bei sich. Bevor er die Zentralverriegelung betätigen kann, zertrümmern sie die Seitenscheibe, reißen die Tür auf und zerren ihn ins Freie, wo sie ihn zusammenschlagen.

Nach einer Weile kommt er wieder zu sich und schafft es mühsam ins Auto. Er quartiert sich in einem schäbigen Motel ein und fährt erst am nächsten Tag nach Houston zurück. Aber die Straßen sind durch eine Parade verstopft.

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Bastian Günther porträtiert in „Houston“ einen Headhunter, der in der auf Erfolg getrimmten globalisierten Geschäftswelt bestehen will, darüber sein Privatleben vernachlässigt, sich mit Alkohol über Versagensängste hinweghilft – und scheitert.

Seine Entfremdung wird durch spiegelnde Glasscheiben veranschaulicht, die ihn von der Umwelt trennen, wenn er zum Beispiel im Auto sitzt, und es gehört zur Symbolik, dass die Autoscheiben am Ende zertrümmert werden. Als Trunschka aus einem Hotelfenster in Houston schaut, segelt von weiter oben ein Hemd herab, ohne dass es dafür eine Erklärung gibt. Das wirkt ebenso trostlos und verstörend wie eine Szene, in er betrunken in der Badewanne liegt, und zwar genauso wie die Leiche des Ministerpräsidenten Uwe Barschel 1987 im Hotel Beau-Rivage in Genf.

Getragen wird „Houston“ von Ulrich Tukur, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird und der in jeder Szene zu sehen ist. Aber auch die Kameraführung von Michael Kotschi trägt maßgeblich dazu bei, eine besondere Atmosphäre zu evozieren.

Die Musikuntermalung stammt von dem Komponisten und Rockmusiker Michael Rother (* 1950).

Die Weltpremiere des ungewöhnlichen Films von Bastian Günther fand am 22. Januar 2013 beim Sundance Festival statt. In die deutschen Kinos kam „Houston“ am 5. Dezember 2013.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2017

Bastian Günther: Autopiloten

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