WIR
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Inhaltsangabe
Kritik
Der gelernte Schreiner Florian (Oliver Bokern) zieht nach einem Spanienurlaub von Aachen nach Berlin, um dort Architektur zu studieren. Pit (Jannek Petri), sein bester Freund, den er allerdings zwei Jahre nicht gesehen hat, wollte ihn vom Bahnhof abholen, hat jedoch die Umstellung auf Sommerzeit verpasst und kommt deshalb eine Stunde zu spät. Er nimmt Florian fürs Erste bei sich auf.
Die Freundschaft ist allerdings nicht mehr so wie früher, denn Pit ist schwul und möchte nicht, dass Florian erfährt, wie verliebt er früher in ihn war. Er jobt hinter der Theke einer Diskothek, geht aber regelmäßig ins Fitness-Studio und hat sich gerade ein Brustwarzen-Piercing machen lassen, denn er träumt von einer Karriere als Model.
Bei einer Party am Ankunftstag lernt Florian Anke (Lilia Lehner) und Judith (Karina Plachetka) kennen, die ihn in ihrer Wohngemeinschaft aufnehmen.
Judith liebt Carsten (Knut Berger), aber den zieht es inzwischen mehr zu Männern wie Pit als zu Frauen. Hin und wieder schnupft er Kokain. Als Judith herausfindet, warum er sie in letzter Zeit vernachlässigt, bricht es ihr das Herz.
Anke kann sich nicht entscheiden, was sie machen soll. Anfangs studierte sie Soziologie, dann wechselte sie zur Psychologie, aber das ist auch nicht das Richtige für sie.
Carstens Schwester Käthe (Brigitte Hobmeier) nimmt zwar immer wieder einen Mann mit in ihr Zimmer und hat Sex mit ihm, aber danach drängt sie ihn, sich anzuziehen und zu gehen, denn sie mag nicht neben „einem Fremden“ schlafen.
Auf der Party begegnet Florian auch noch einer Gruppe, die ihren ersten Film vorbereitet: Andreas (Patrick Güldenberg) schreibt am Drehbuch, und Till (Sebastian Reiß) kümmert sich als Produzent um Fördergelder.
Till ist seit vier Jahren mit der Künstlerin Petronella (Rike Schmid) zusammen, in die Florian sich auf den ersten Blick verliebt. Obwohl alle glauben, dass die Beziehung zwischen Till und Petronella fest sei, trifft sich die junge Frau bald regelmäßig mit Florian und schläft mit ihm. Nach vier Monaten drängt Florian sie, sich von Till zu trennen, aber Petronella fällt es schwer, ihre Wahl zu treffen.
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Weil Till nur noch an sein Filmprojekt denkt, merkt er lange Zeit nicht, dass Petronella ihn betrügt. Und als er dann Verdacht schöpft, ist es zu spät: Bei einem nächtlichen Straßenrennen verliert Micky (Sebastian Songin) die Kontrolle über sein Auto. Durch die Unfallverletzungen fällt er ins Koma; Petronella, die mit anderen zusammen ebenfalls in dem Wagen saß, stirbt im Krankenhaus.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)In seinem Debütfilm „WIR“ erzählt Martin Gypkens, ein Absolvent der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg, von einem Dutzend Männern und Frauen in Berlin. Sie sind zwischen Anfang und Mitte zwanzig und stehen vor Weichenstellungen in ihrem Leben, aber es fällt ihnen schwer, die richtigen Entscheidungen in Studium, Beruf und Partnerschaft zu treffen. Einige von ihnen müssen sich auch damit abfinden, dass ihre Freunde eigene Wege gehen.
Dieses Gefühlschaos verdichtet Martin Gypkens zu einem sensiblen Porträt dieser Generation, einer Momentaufnahme ihres Lebensgefühls und des Milieus. Mit Ausnahme der Beendigung der Dreiecksbeziehung zwischen Till, Petronella und Florian wirkt die Darstellung sehr authentisch. Politische, wirtschaftliche oder gesellschaftskritische Fragen hat Martin Gypkens allerdings ausgeklammert.
In „WIR“ gibt es keine Hauptdarsteller und dementsprechend auch keine Handlung, sondern Martin Gypkens hat mit zehn oder zwölf mehr oder weniger gleichgewichtigen Figuren einen Episodenfilm gedreht. Damit hat er sich eine ehrgeizige Aufgabe gestellt. Abgesehen von einigen Längen ist es ihm und seinem Team tatsächlich gelungen, die Charaktere individuell anzulegen und die vielen Minigeschichten so miteinander zu verknüpfen, dass ein Gesamteindruck entsteht und man als Zuschauer nicht die Übersicht verliert.
Eva Fleig drehte übrigens mit einer Handkamera auf Super 16. Erst der fertig geschnittene Film wurde dann auf Cinemascope-Format aufgeblasen.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005
Martin Gypkens: Nichts als Gespenster