Heinrich Harrer


Heinrich Harrer wurde am 6. Juli 1912 in Obergossen bei Hüttenberg in Kärnten als ältestes Kind des Postbeamten Josef Harrer und dessen Ehefrau Julia geboren. Als er 15 Jahre alt war, zog die Familie nach Graz. Schon als Schüler begann Heinrich Harrer sich für eine ganze Reihe von Sportarten zu begeistern. Dazu gehörten Bergsteigen, Skifahren und Golf. 1933 bis 1938 studierte er an der Karl-Franzens-Universität in Graz Sport und Geografie fürs Lehramt. 1937 wurde er Nationaltrainer der österreichischen Ski-Nationalmannschaft der Damen.

Angeblich trat er bereits im Herbst 1933 der damals in Österreich noch verbotenen SA bei, aber das bestritt er später. Auf jeden Fall wurde Heinrich Harrer im Frühjahr 1938 Mitglied der NSDAP und der SS.

Kurz nach dem Staatsexamen, am 9. Juli 1938, fuhr er nach Grindelwald, um die 1650 Meter hohe Eigernordwand zu bezwingen, ein Vorhaben, an dem bis dahin alle Bergsteiger gescheitert und seit 1930 60 tödlich verunglückt waren. Heinrich Harrer, Anderl Heckmair, Fritz Kasparek und Ludwig Vörg gelang die Erstbesteigung vom 21. bis 24. Juli 1938. Die Nationalsozialisten feierten diese Leistung, und Hitler persönlich empfing die erfolgreichen Alpinisten in Breslau.

Im Dezember 1938 heiratete Heinrich Harrer Lotte Wegener, die Tochter des deutschen Polarforschers Alfred Wegener (1880 – 1930).

1939 machte Heinrich Harrer bei einer von Peter Aufschnaiter (1899 – 1973) geleiteten Erkundungsexpedition der Deutschen Himalaya-Stiftung zum Nanga Parbat (8125 Meter) und Rakaposhi (7788 Meter) mit. Die beiden Berge gehörten damals zu Britisch-Indien. Die Teilnehmer wurden vom Beginn des Zweiten Weltkriegs überrascht. Während sie in Karatschi auf das Schiff für die Rückreise warteten, wurden sie festgenommen und ab 3. September 1939 im britischen

Internierungslager in Ahmadnagar bei Bombay interniert.

Heinrich Harrer, Peter Aufschnaiter und einigen weiteren Gefangenen gelang am 29. April 1944 der Ausbruch aus dem Internierungslager Dehradun, 250 Kilometer nördlich von Neu- Delhi. Auf dem 5300 Meter hohen Tsangtschokla-Pass überquerten vier von ihnen am 17. Mai 1944 die Grenze, und am 15. Januar 1946 erreichten Heinrich Harrer und Peter Aufschnaiter die tibetische Hauptstadt Lhasa. Sie hatten 2100 Kilometer Fußmarsch hinter sich.

Die Tibeter duldeten eigentlich keine Fremden in ihrem Land, aber Heinrich Harrer wurde Privatlehrer des jungen Dalai Lama, und Peter Aufschnaiter machte sich durch die Verbesserung der Infrastruktur Tibets verdient.

Als die Volksrepublik China das seit 1911 faktisch unabhängige Tibet im Oktober 1950 zu besetzen begann, flohen Heinrich Harrer und Peter Aufschnaiter am 20. Dezember 1950 mit dem Dalai Lama ins Tschumbi-Tal. Während sich Peter Aufschnaiter noch vor der Ankunft der Flüchtlinge im Tschumbi-Tal von ihnen trennte und in Tibet blieb, setzte Heinrich Harrer sich vom Tschumbi-Tal über die nahe Grenze nach Indien ab und kehrte dann nach Europa zurück.

Dort heiratete er 1952 Etta Truxa. Seine erste Ehe war geschieden worden, während er sich noch in Asien aufgehalten hatte. Erst seine 1962 geschlossene dritte Ehe hielt bis zu seinem Tod.

1952 veröffentlichte er den Bestseller „Sieben Jahre in Tibet. Mein Leben am Hofe des Dalai Lama“ (Ullstein Verlag, Berlin / Wien 1952), in dem er seine Erlebnisse auf der Flucht und in Tibet recht einseitig darstellte. Das Buch wurde 1997 von Jean-Jacques Annaud verfilmt: „Sieben Jahre in Tibet“.

In den Jahren 1953 bis 1991 unternahm Heinrich Harrer noch 23 Expeditionen u. a. in Südamerika, Alaska, Afrika und Asien.

Heinrich Harrer starb am 7. Januar 2006 im Alter von 93 Jahren im Krankenhaus in Friesach in Kärnten.

© Dieter Wunderlich 2013

Peter Aufschnaiter (kurze Biografie)
Jean-Jacques Annaud: Sieben Jahre in Tibet

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.