Josef Mengele


Josef Mengele wurde am 16. März 1911 als Sohn einer Industriellenfamilie in Günzburg geboren. Ab 1930 studierte er in München, Bonn und Wien Medizin und Anthropologie. Mit zwanzig schloss er sich dem rechtsradikalen Kampfbund „Stahlhelm. Bund der Frontsoldaten“ an. Bei dessen Auflösung wurde Josef Mengele von der SA übernommen, trat jedoch bald darauf wieder aus. 1935 promovierte er an der philosophischen Fakultät der Universität München mit einer „Rassenmorphologischen Untersuchung des vorderen Unterkieferabschnitts bei vier rassischen Gruppen“. Nach der medizinischen Staatsprüfung praktizierte er ein halbes Jahr lang an der Universitätsklinik in Leipzig. 1937 wurde Josef Mengele Assistent am Institut für Erbbiologie und Rassenhygiene in Frankfurt am Main und ließ sich in die NSDAP aufnehmen. Im Jahr darauf promovierte er ein zweites Mal mit einer medizinischen Dissertation, die den Titel „Sippenuntersuchungen bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalte“ trug.

1940 meldete sich Dr. phil. Dr. med. Josef Mengele freiwillig zur Waffen-SS. Als Bataillonsarzt der SS-Division „Wiking“ wurde er 1942 in der Ukraine schwer verwundet und aufgrund seiner dadurch verursachten Untauglichkeit für den Frontdienst nach Berlin versetzt.

1943 ging Josef Mengele – entweder aufgrund einer angeordneten Versetzung oder aus eigenem Antrieb – nach Auschwitz, um in dem Vernichtungslager medizinische und anthropologische Untersuchungen durchzuführen. Ziel seiner grausamen Experimente war es, durch den Vergleich von Zwillingen den Zusammenhang zwischen Vererbung und Umwelteinflüssen zu erforschen und sich später auf diesem Gebiet zu habilitieren. Zu den Aufgaben der Ärzte gehörte auch die Selektion der Menschen auf der Bahnrampe von Auschwitz.

Am 17. Januar 1945, als die Vorhut der Roten Armee nur noch zehn Tage von Auschwitz entfernt war, setzte Josef Mengele sich nach Westen ab. Im Juni nahmen ihn zwar die Amerikaner fest, aber es gelang ihm, seine Identität zu verbergen – er nannte sich Fritz Hollmann – und erhielt im August seine Freiheit zurück. Ende Oktober kam er in Mangolding bei Rosenheim als Stallknecht unter.

Als „Helmuth Gregor“ emigrierte er 1949 über Genua nach Buenos Aires. Fünf Jahre später ließ er sich von seiner Frau Irene scheiden, die er in Deutschland zurückgelassen hatte, und 1958 heiratete in Montevideo Martha, die Witwe seines verstorbenen Bruders Karl. Als im Jahr darauf ein Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde und er deshalb nach Paraguay floh, kehrte Martha mit ihrem Sohn aus erster Ehe nach Deutschland zurück. Aufgeschreckt durch die Entführung Adolf Eichmanns (1906 – 1962) von Argentinien nach Israel durch den Geheimdienst „Mossad“ im Mai 1960, tauchte Josef Mengele in der Nähe von São Paulo unter. Er kam bei einem Badeunfall am 7. Februar 1979 ums Leben und wurde unter dem Namen „Wolfgang Gerhard“ bestattet. Erst sechs Jahre später stieß der israelische Geheimdienst auf das Grab. Das Skelett wurde exhumiert und 1991 durch eine DNS-Analyse als das von Josef Mengele identifiziert.

Literaturhinweis
Sven Keller: Günzburg und der Fall Josef Mengele. Die Heimatstadt und die Jagd nach dem NS-Verbrecher. Oldenbourg-Verlag, München 2003

© Dieter Wunderlich 2004

Auschwitz
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