Konrad Lorenz


Konrad Lorenz wurde am 7. November 1903 in Altenberg bei Wien als zweiter Sohn des Orthopädie-Professors Adolf Lorenz und dessen Ehefrau Emma geboren. (Sein Bruder Albert war damals bereits achtzehn.)

Als fünfjähriges Kind fiel Konrad Lorenz auf, dass ihm Entenküken nachliefen, als ob er das Muttertier gewesen wäre, wenn er sich in einer bestimmten Phase ihrer Entwicklung bei ihnen aufgehalten hatte. (Später entwickelte er dafür den Begriff „Prägung“.) Das 1922 an der Columbia University in New York begonnene Medizinstudium schloss Konrad Lorenz 1928 in Wien mit der Promotion ab; danach studierte er in seiner Heimatstadt Zoologie und erwarb 1933 einen zweiten Doktorhut. Drei Jahre später habilitierte er sich.

Mit der Abhandlung „Über den Begriff der Instinkthandlung“ legte der Wiener Privatdozent Konrad Lorenz 1937 die Grundlagen der vergleichenden Verhaltensforschung (Ethologie).

Zwei Wochen nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich beantragte Konrad Lorenz am 28. Juni 1938 die Mitgliedschaft in der NSDAP:

Ich war als Deutschdenkender und Naturwissenschaftler selbstverständlich immer Nationalsozialist […] Schließlich darf ich wohl sagen, dass meine ganze wissenschaftliche Lebensarbeit, in der stammesgeschichtliche, rassenkundliche und sozialpsychologische Fragen im Vordergrund stehen, im Dienste Nationalsozialistischen Denkens steht. (Zit.: Klaus Taschwer und Benedikt Föger: Konrad Lorenz. Biographie. Wien 2003, Seite 84f)

Am 31. August 1940 folgte Konrad Lorenz einem Ruf nach Königsberg und wurde dort – angeblich gegen den Willen der Fakultät – ordentlicher Professor und Leiter des Instituts für vergleichende Psychologie. In einem damals veröffentlichten Artikel hielt er „eine noch schärfere Ausmerzung ethisch Minderwertiger […], als sie es heute schon ist“ für die „Rassenpflege“ erforderlich:

Misslingt die Ausmerzung der mit Ausfällen behafteten Elemente, so durchdringen diese den Volkskörper in biologisch ganz analoger Weise und aus ebenso analogen Ursachen wie die Zellen einer bösartigen Geschwulst. (Zit.: Klaus Taschwer und Benedikt Föger, a. a. O., Seite 91)

Im Oktober 1941 musste er zur Wehrmacht. Als Heerespsychiater und Neurologe in einem Lazarett in Posen beteiligte sich Konrad Lorenz 1942 an erbbiologischen Untersuchungen der „Reichsstiftung für deutsche Ostforschung“, die an „deutsch-polnischen Mischlingen und Polen“ durchgeführt wurden. Was Konrad Lorenz in Posen genau getan hatte, konnte nie geklärt werden.

1944 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung im Jahr 1948 ließ Konrad Lorenz sich wieder in Altenberg nieder, wo er im Jahr darauf ein Institut für vergleichende Verhaltensforschung gründete. 1949 erschien sein Buch „Er redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen“.

Um zu verhindern, dass Konrad Lorenz sich von dem niederländischen Ethologen Nikolaas Tinbergen (1997 – 1988) überreden ließ, nach Oxford zu kommen, richtete die Max-Planck-Gesellschaft 1950 eigens für ihn in Buldern bei Münster eine Forschungsstelle für vergleichende Verhaltensforschung ein.

Von 1961 bis 1973 arbeitete Konrad Lorenz als Direktor des neuen Max Planck-Instituts für Verhaltensforschung in Seewiesen am Starnberger See.

1973 erhielt er gemeinsam mit dem Zoologen Karl von Frisch (1886 – 1982) und Nicolaas Tinbergen den Nobelpreis für Medizin.

In den Achtzigerjahren engagierte er sich für den Umweltschutz.

Am 27. Februar 1989 starb Konrad Lorenz im Alter von fündundachtzig Jahren an Nierenversagen.

Konrad Lorenz hatte die Verhaltensforschung als eigenständiges Fachgebiet eingeführt; er gilt nicht nur als Hauptvertreter der klassischen Ethologie, sondern auch als einer der bedeutendsten Theoretiker der Evolutionären Erkenntnistheorie („Die Rückseite des Spiegels“). Er hielt nicht viel von Experimenten in der vergleichenden Verhaltensforschung, sondern konzentrierte sich stattdessen auf die Beobachtung und Protokollierung des Tierverhaltens in einer möglichst natürlichen Umgebung. Konrad Lorenz erforschte die Prägung, erkannte, dass bestimmte Verhaltensweisen durch Schlüsselreize ausgelöst werden (angeborene Auslösemechanismen) und zeigte sich zugleich überzeugt, dass das Tierverhalten vor allem durch Instinkte bestimmt wird.

Die Figur Ludwig Kaltenburg in dem Roman „Kaltenburg“ von Marcel Beyer weist Übereinstimmungen mit Konrad Lorenz‘ Biografie auf.

Konrad Lorenz: Bibliografie (Auswahl)

  • Der Kumpan in der Umwelt des Vogels (In: Journal für Ornithologie, 1935)
  • Er redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen (1949)
  • So kam der Mensch auf den Hund (1950)
  • Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression (1963)
  • Über tierisches und menschliches Verhalten (1965)
  • Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit (1973)
  • Die Rückseite des Spiegels. Versuch einer Naturgeschichte des menschlichen Erkennens (1973)
  • Vergleichende Verhaltensforschung oder Grundlagen der Ethologie (1978)
  • Der Abbau des Menschlichen (1983)

© Dieter Wunderlich 2008

Die Rückseite des Spiegels

Marcel Beyer: Kaltenburg

David Nicholls - Zwei an einem Tag
David Nicholls gliedert "Zwei an einem Tag" zwar in 23 Kapitel, die alle einen 15. Juli zwischen 1988 und 2007 im Titel haben, aber er beschränkt die Darstellung in dem tragikomischen, ein wenig melancholischen Liebesroman nicht auf diese Tage.
Zwei an einem Tag