Alle haben geschwiegen
Alle haben geschwiegen
Inhaltsangabe
Kritik
Die zwanzigjährige Landshuterin Corinna Klein (Dorothée Hartinger), die im zweiten Monat schwanger ist, trampt von Hamburg nach Hause. Ihre Leiche wird von der Kneipenbedienung Carla Polandt (Johanna Bittenbinder) am Rand einer Kleinstadt im Altmühltal gefunden. Corinna wurde mit einem Stück Draht erdrosselt. Ihr Körper weist zahlreiche Blutergüsse auf. Die Nacktheit ihres Unterkörpers weist auf eine Vergewaltigung hin, aber die Gerichtsmediziner finden kein Sperma.
Die Kommissare Werner (Wolfram Berger) und Kronauer (Heinz Josef Braun) ermitteln in dem Mordfall. Eine Frau hat in der Mordnacht Geräusche von Autos und Hundegebell gehört. Darüber hinaus will niemand etwas Verdächtiges beobachtet haben, und das Mordopfer kennen alle angeblich nur aus der Zeitung.
Der Verdacht fällt auf eine Wohngemeinschaft in einer süddeutschen Stadt, in der Corinna vor einem Jahr eine Nacht verbracht hatte. Sollte sie Drogen aus Hamburg bringen? Wurde sie ermordet, weil sie eine Lieferung zu unterschlagen versucht hatte? Nach kurzer Zeit stellt Kommissar Werner fest, dass der Hauptverdächtige für die Tatzeit ein einwandfreies Alibi hat.
Der Meister einer Werkstatt in der Stadt, in der Corinnas Leiche gefunden wurde, macht die Polizei schließlich darauf aufmerksam, dass sein inzwischen entlassener Mitarbeiter Lutz Kern (Gerhard Wittmann) am Morgen nach dem Mord drei Stunden zu spät kam und von seinen Kollegen wegen einer auffälligen Kratzwunde am Hals gehänselt wurde. Die Kommissare verhören den jungen Mann. Die Kratzwunde habe er sich wohl bei einer Rauferei in der Kneipe „La Paloma“ am Vorabend zugezogen, sagt er. Zeugen bestätigen die Schlägerei.
Die polizeilichen Ermittlungen verlaufen ergebnislos und werden nach einem Jahr eingestellt.
Zwei Jahre später, bei der Hochzeitsfeier von Sylvia Brenner (Elisabeth Romano), klagt der betrunkene Andi Kiefer (Mario Irrek), dass er von allen missachtet werde, obwohl er sie doch gedeckt habe, damals, als Sylvias Bruder Rick (Winfried Frey) und sein Chef Georg Habich (Robert Giggenbach), der Wirt der Kneipe „La Paloma“, die Tramperin umgebracht hatten. Als er seine Aussage am nächsten Tag vor der Polizei wiederholen soll, kann er angeblich kaum glauben, die falsche Beschuldigung ausgesprochen zu haben und beruft sich auf seine Trunkenheit. Kommissar Werner befragt auch Georg Habich, aber der bezeichnet Andi als Lügner und betont noch einmal, Corinna Klein nie gesehen zu haben, schon gar nicht in seiner Kneipe.
Wieder vergehen zwei Jahre. Andi Kiefer ist inzwischen zum Penner geworden und wird von einer Polizeistreife betrunken neben dem eingeschlagenen Schaufenster eines Lebensmittelgeschäfts aufgegriffen. Am Tag darauf erfährt Kommissar Werner, dass Andi Kiefer eine Aussage über den Mord vor fünf Jahren machen möchte.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Er nennt der Polizei die Namen von jungen Frauen, die in seinem Beisein von Rick Brenner und Lutz Kern vergewaltigt und misshandelt worden waren. Die Opfer bestätigen es und erklären, dass sie aus Angst vor den Tätern und um nicht ins Gerede zu kommen keine Anzeige erstattet und geschwiegen hatten. Corinna Klein, so Andi Kiefer weiter, sei von Rick Brenner und Georg Habich im Beisein von ihm und Lutz Kern ermordet worden. Die vier jungen Männer werden angeklagt. Während Habich, Brenner und Kern ihre Unschuld beteuern, sagt Andi Kiefer aus, was in der Mordnacht vor fünf Jahren geschah.
Er selbst stand damals mit Carla Polandt hinter der Theke im „La Paloma“. Wegen der Schlägerei zwischen Lutz Kern und einem anderen Gast griff er zum Telefon und rief den Wirt um Hilfe. Carla ging nach Hause und beobachtete beim Verlassen der Kneipe gerade noch, wie Georg Habich mit dem Auto ankam. Andi Kiefer sah die Tramperin hinter dem Wirt hereinkommen. Offenbar hatte er sie auf dem Weg mitgenommen. Er sorgte für Ruhe, wollte zwei betrunkene Gäste nach Hause fahren und bat Corinna, in der Kneipe auf ihn zu warten. Der geschiedene Mann rechnete sich vermutlich eine Chance aus, die Nacht mit ihr verbringen zu können. Während seiner Abwesenheit beobachtete Andi, wie Rick Brenner und Lutz Kern sich an das Mädchen heranmachten. Alle anderen Gäste hatten das Lokal bereits verlassen. Corinna wehrte sich, die beiden Männer packten sie, zerrten sie gewaltsam auf einen Tisch, rissen ihr die Jeans und das Höschen herunter und vergewaltigten sie. Dabei verlor sie das Bewusstsein. Kurz darauf kehrte Georg Habich zurück. Als er begriff, was geschehen war, befand er, das Mädchen müsse fortgeschafft werden. Sonst würde es zur Polizei gehen und sie alle zusammen in Schwierigkeiten bringen. Die Männer trugen Corinna hinaus ins Auto und fuhren mit ihr in den Wald. Als Rick sie vom Rücksitz zog, sprang sie plötzlich auf und rannte davon. Da schrie Georg Habich, Rick solle sie einholen und mundtot machen. Andi Kiefer hörte einen gellenden Schrei des Mädchens. Dann kam Rick Brenner zurück und jammerte: „Das habe ich nicht gewollt.“
Nach der ersten Gerichtsverhandlung erklärt der Verteidiger (Dominic Raacke) den Journalisten, man habe gegen seine Mandanten nur die zweifelhafte Aussage des Mitangeklagten Kiefer vorgebracht. Das sei kein Beweis, der zu einer Verurteilung wegen Mordes führen könne. Eine junge Frau, die das Statement im Fernsehen hört, meldet sich daraufhin bei der Polizei. Sie sagt vor Gericht aus, Rick Brenner habe ihr damals gestanden, der Mörder der Tramperin zu sein.
Rick Brenner wird wegen Mordes, Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt, Georg Habich und Andi Kiefer erhalten wegen Beihilfe bei einem Mord zwölf- bzw. fünfjährige Haftstrafen, und Lutz Kern muss wegen Beihilfe, Vergewaltigung und sexueller Nötigung für acht Jahre ins Gefängnis.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)
An einem authentischen Fall orientierten sich der Münchner Jurist Norbert Kückelmann und Dagmar Kekulé. In dem sachlichen, spannenden und beklemmenden Film „Alle haben geschwiegen“ prangern sie die Verantwortungslosigkeit der Zeugen an, die über ihre Beobachtungen schweigen und demonstrieren, wie ohnmächtig die Polizei ist, wenn sie auf eine undurchdringliche Wand des Verheimlichens stößt.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002/2003