Im Namen meines Sohnes

Im Namen meines Sohnes

Im Namen meines Sohnes

Originaltitel: Im Namen meines Sohnes – Regie: Damir Lukačević – Drehbuch: Damir Lukačević – Kamera: Jörg Widmer – Schnitt: Uta Schmidt – Musik: Ingo Ludwig Frenzel – Darsteller: Tobias Moretti, Inka Friedrich, Maxim Mehmet, Eugen Knecht, Marc Zwinz, Merlin Rose u.a. – 2015; 90 Minuten

Inhaltsangabe

1992 wird der 13-jährige Sohn von Claus und Heike Jansen aus dem Internat ent­führt. Vier Wochen später bestätigen sich die schlimmsten Befürchtungen: Hannes' Leiche wird nackt und mit auf den Rücken gefesselten Händen in einer Düne gefun­den. Der Vater setzt alles daran, die Auf­klärung des Ver­brechens voranzutreiben. Die Obsession hat einen enormen Preis: Sie zerstört seine Familie, kostet ihn seine Anstellung und 20 Jahre seines Lebens ...
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Kritik

"Im Namen meines Sohnes" ist ein erschüt­tern­des Drama. Damir Lukačević entwickelt die tragische Geschichte konsequent aus der Perspektive von Claus Jansen und hält sich dabei eng an die Fakten eines tatsächlichen Serien­verbrechens.
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Zwei Tage bevor Familie Jansen 1992 zu einem Urlaub in die USA aufbrechen möchte, verschwindet Hannes, der ältere der beiden Söhne, nachts aus dem Internat. Ist der 13-Jährige, der bei einer Mathematik-Prüfung versagte, aus Angst vor der Reaktion des Vaters ausgerissen? Der 43-jährige Wirtschaftsinformatiker Claus Jansen (Tobias Moretti) und seine Frau Heike (Inka Friedrich) können sich das nicht vorstellen; sie gehen von einer Entführung aus. Kommissar Jan Schnabel (Maxim Mehmet) leitet die Ermittlungen.

Vier Wochen später bestätigen sich die schlimmsten Befürchtungen: Hannes‘ Leiche wird nackt und mit auf den Rücken gefesselten Händen in einer Düne gefunden. Offenbar wurde er vom Entführer missbraucht und erdrosselt.

Claus Jansen setzt alles daran, die Aufklärung des Verbrechens voranzutreiben. Er verteilt Handzettel, gibt Fernsehinterviews am Grab des toten Kindes und lässt auf eigene Kosten DNA-Vergleiche durchführen. Der russische Asylant Vladimir Suworow (Eugen Knecht), der Privatdetektiv werden möchte, bietet ihm seine Hilfe an. Claus Jansen braucht lediglich für die Spesen aufzukommen; auf ein Honorar verzichtet Vladimir Suworow, denn er hofft, dass er nach der Lösung eines spektakulären Falles eine Lizenz bekommt und ein Detektivbüro eröffnen kann.

Die Polizei nimmt einen Verdächtigen fest, muss Michael Strong (Jean Denis Römer) jedoch bald wieder freilassen, weil ihm nichts nachgewiesen werden kann.

Aus Frustration über die ausbleibenden Ermittlungserfolge beschuldigt Claus Jansen sowohl den Polizisten Jan Schnabel als auch den Internatsleiter Hans Graf-Wenzig, den Mörder zu decken. Das gegen ihn eröffnete Verfahren wegen Verleumdung wird gegen Zahlung von 6000 D-Mark an eine gemeinnützige Einrichtung eingestellt.

Im Sommer 1995 wird der zehnjährige Tim Wegegrund aus einem Ferienheim entführt und ermordet. Sebastian („Basti“ – Luke Vogelbein), der siebenjährige Bruder des ermordeten Hannes Jansen, verbringt die Sommerferien ebenfalls in so einer Einrichtung. Aus Sorge um seine Sicherheit holen Claus und Heike Jansen ihn nach Hause.

Erst jetzt erzählt Sebastian von einem maskierten, schwarz gekleideten Mann, der vor einem Jahr gegen 4 Uhr morgens im Schlafsaal des Internats gesehen wurde. Die Medien greifen Berichte mehrerer Zeugen über den „Maskenmann“ auf.

Vladmir Suworow gibt seine Nachforschungen im Frühjahr 1996 auf. Zum Abschied weist er Claus Jansen darauf hin, welches Glück dieser habe, dass seine Frau trotz seiner Obsession zu ihm hält.

1998 wird ein Junge aus einem Zeltlager in den Niederlanden entführt und ermordet.

Jan Schnabel, den die unaufgeklärten Fälle nicht loslassen, hat sich inzwischen zum Profiler ausbilden lassen und beim FBI Erfahrungen gesammelt. Aber das hilft zunächst nicht weiter.

Erst als im Frühjahr 2001 Patrick Ernst aus einem norddeutschen Schullandheim entführt wird und man zwei Wochen später die Leiche des Kindes findet, setzt sich bei den verschiedenen in ähnlichen Mord- und Missbrauchsfällen von Schülern ermittelnden Polizeidienststellen die Überzeugung durch, es mit einem Serientäter zu tun zu haben. Davon war Claus Jansen von Anfang an überzeugt.

Während er sich sich um nichts anderes mehr als um die Suche nach dem Mörder des älteren Sohnes kümmert und in jeder freien Minute in der zum Büro umfunk­tionierten Garage über den Ermittlungsakten und Zeitungsberichten über ähnliche Fälle brütet, versucht Heike Jansen die Familie zusammen­zu­halten und über den Verlust hinwegzukommen. „Wir haben noch ein Kind“, gibt sie Claus zu bedenken. Die Antwort lautet: „Aber der Verbrecher läuft doch da draußen ‚rum!“ Heike fängt wieder als Kindergärtnerin zu arbeiten an, während Claus seine Anstellung verliert und halbherzig davon spricht, sich selbstständig machen zu wollen. Schließlich erträgt Heike ihren Mann nicht länger und trennt sich von ihm. Sebastian (jetzt: Merlin Rose) zieht im Jahr darauf ebenfalls aus, um zu studieren. Beim Abschied fragt er den Vater: „Kriegst du in deiner Garage noch irgendwas mit?“

Im April 2011 nimmt die Polizei den Pädagogen Ralph Maeck (Marc Zwinz) fest. Er gesteht, der Maskenmann zu sein, sich nachts in Internate, Heime und Ferienlager geschlichen zu haben, um sich an schlafenden Kindern zu vergehen. 40 Fälle von sexuellem Missbrauch gibt er zu. Hannes Jansen, Tim Wegegrund und Patrick Ernst habe er getötet, sagt er aus, weil er befürchtete, dass sie ihn hätten verraten können.

Am 27. Februar 2012 wird Ralph Maeck zu lebenslanger Haft verurteilt.

Claus Jansen geht zum Kindergarten und bittet seine Frau um einen gemeinsamen Neuanfang. Nachdem er ihr kurz beim Aufräumen geholfen hat, geht sie mit ihm zum Auto.

Neun Tage nach Ralph Maecks Verurteilung erleidet Claus Jansen bei einer kleinen Fahrradtour einen Herzinfarkt und stirbt. Die letzten 20 seiner 63 Lebensjahre waren von der obsessiven Suche nach dem Mörder des Sohnes Hannes geprägt.

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Damir Lukačević hält sich in seinem Fernsehfilm „Im Namen meines Sohnes“ an die Tatsachen im Fall des von den Medien als „Maskenmann“ bezeichneten Serientäters, der nach seiner Verhaftung drei Morde und 40 sexuelle Übergriffe auf Kinder gestand. „Im Namen meines Sohnes“ ist jedoch kein Dokumentarfilm, sondern Damir Lukačević stellt das Geschehen konsequent aus der subjektiven Perspektive des Vaters des ersten Mordopfers dar und reichert die Fakten mit dessen Familiengeschichte an.

Der Vater, der im wahren Leben Ulrich Jahr hieß, erlag neun Tage nach der Verurteilung des Mörders einem Herzinfarkt. Damir Lukačević hatte ihn bei den Recherchen für das Drehbuch noch kennengelernt und ließ sich nach Ulrich Jahrs Tod von dessen 29-jährigen Sohn Oliver beraten, einem als Lokalredakteur eines Wochenblatts beschäftigten Juristen.

„Im Namen meines Sohnes“ porträtiert einen verzweifelten Mann, der nicht darüber hinwegkommt, dass der ältere der beiden Söhne im Alter von 13 Jahren vergewaltigt und ermordet wurde. Seine Obsession, den Fall aufzuklären und den Verbrecher vor Gericht zu bringen, hat einen enormen Preis: Sie zerstört seine Familie, kostet ihn seine Anstellung und 20 Jahre seines Lebens.

Lukačević erzählt die tragische Geschichte nüchtern und ohne Effekthascherei. Die Episoden gliedert er durch Zeitangaben: 1992, 1995, 1996, 2001, 2009, 2011. Anfang und Ende spielen 2012.

Die Dreharbeiten für „Im Namen meines Sohnes“ – Arbeitstitel „Der Maskenmann“ – begannen am 20. März 2015 in Schleswig-Holstein und endeten am 21. April 2015 in Berlin.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016

Der „Maskenmann“ Martin Ney

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"Avalon" ist ein sozialkritischer Coming-of-Age-, College- bzw. Bildungsroman von Nell Zink mit Satire-, Groteske- und Märchen-Elementen, gewissermaßen eine Persiflage auf den American Dream, aber auch eine Emanzipationsgeschichte.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.