V wie Vendetta

V wie Vendetta

V wie Vendetta

V wie Vendetta – Originaltitel: V for Vendetta – Regie: James McTeigue – Drehbuch: Andy Wachowski, Larry Wachowski, nach dem Comic-Roman "V wie Vendetta" von Alan Moore und David Lloyd – Kamera: Adrian Biddle – Schnitt: Martin Walsh – Musik: Dario Marianelli – Darsteller: Natalie Portman, Hugo Weaving, Stephen Rea, John Hurt, Stephen Fry u.a. – 2006; 130 Minuten

Inhaltsangabe

Während die USA bedeutungslos geworden sind, sorgt ein totalitäres Regime in England für Disziplin und Ordnung. Am 5. November 2020 sprengt ein Unbekannter, der eine Maske mit dem Gesicht des gescheiterten Attentäters Guy Fawkes trägt, das Gerichtsgebäude "Old Bailey" in London. Kurz darauf fordert er die Bevölkerung auf, sich gegen die Unterdrücker zu erheben und kündigt an, in genau einem Jahr das Parlamentsgebäude in die Luft zu jagen ...
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Kritik

Bei "V wie Vendetta", der Verfilmung einer Graphic Novel von Alan Moore und David Lloyd, handelt es sich um eine stilistisch ausgefeilte Mischung aus SF, Satire, Gesellschaftskritik und Action.
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Wir schreiben das Jahr 2020. In den USA, die sich mit dem Krieg gegen den Terror übernahmen, herrscht Bürgerkrieg. Marodierende Banden, aber auch Lepra und Vogelgrippe dezimieren die demoralisierte Bevölkerung. Im Vereinigten Königreich dagegen herrschen Disziplin und Ordnung: Die faschistische Nordfeuer-Partei unter der Führung von Adam Sutler (John Hurt) hat dort die Macht übernommen und ein totalitäres Regime etabliert. Dissidenten, Terroristen, Muslime, Homosexuelle werden rücksichtslos verfolgt, eingesperrt, gefoltert und mitunter auch heimlich ermordet. Die Medien sind gleichgeschaltet, und vor allem das staatlich kontrollierte Fernsehprogramm steht im Dienst der Propaganda. „Strength Through Unity, Unity Through Faith“, heißt es auf Plakaten. Aus Sicherheitsgründen verbirgt sich Kanzler Sutler an einem geheim gehaltenen Ort und kommuniziert mit seinen Leuten nur per Videokonferenz.

In der Nacht auf den 5. November 2020 ertappen zwei Geheimpolizisten – sogenannte Fingermänner – die Fernseh-Assistentin Evey (Natalie Portman) trotz der Ausgangssperre in London auf der Straße. Vergeblich beteuert Evey, sie sei unterwegs zu ihrem erkrankten Bruder. Die korrupten Fingermänner schicken sich an, sie zu vergewaltigen. Da taucht plötzlich ein maskierter, schwarz gekleideter Mann auf (Hugo Weaving), überwältigt die beiden Geheimpolizisten und rettet Evey. Dazu rezitiert er Verse aus „Macbeth“ und „Hamlet“ von William Shakespeare.

Die Maske, die der Unbekannte auch nicht abnimmt, als er mit Evey allein ist, hat die Züge von Guy Fawkes (Clive Ashborn), der am 5. November 1605 das Parlament im Palast von Westminister in die Luft sprengen wollte, um gegen die Unterdrückung der katholischen Minderheit durch Königin Elisabeth I. zu protestieren (Gunpowder Plot). Als Fawkes bereits drei Dutzend Fässer mit Schwarzpulver unter dem Gebäude platziert hatte, wurde er am 5. November 1605 entdeckt und am 30. Januar 1606 gehängt.

Evey könne ihn „V“ nennen, meint ihr Retter, V wie Vendetta. Er lädt sie zu einem Konzert ein und nimmt sie mit auf das Dach eines Hochhauses. Dort beginnt er zu dirigieren, und in diesem Augenblick erklingt Musik aus der verbotenen „Ouvertüre 1812“ von Peter Tschaikowski. Evey ist überrascht. Die Musik kommt aus Lautsprechern, die in der Stadt verteilt sind. Nach ein paar Takten explodiert das Gerichtsgebäude „Old Bailey“.

Chefinspektor Finch (Stephen Rea) findet rasch heraus, dass unmittelbar vor der Sprengung des „Old Bailey“ ein maskierter Mann mit einer Frau namens Evey gesehen wurde. Während er Eveys Wohnung am 5. November aufbrechen und durchsuchen lässt, ruft V die Bevölkerung über das staatliche Fernsehen dazu auf, sich nach dem Vorbild von Guy Fawkes gegen die Regierung zu erheben, die einen Überwachungs- und Unterdrückungsstaat geschaffen hat. Zugleich kündigt er die Sprengung des Parlamentsgebäudes in London am 5. November 2021 an.

V muss es geschafft haben, trotz der scharfen Zugangskontrollen in einen der Senderäume im Jordan Tower zu gelangen. Als ihn ein Polizist nach der Ansprache im Sendezentrum entdeckt, kommt zufällig Evey hinzu und setzt den Beamten mit Sprühgas außer Gefecht, wird aber noch von ihm zu Boden gerissen.

In einem Gewölbe kommt Evey wieder zu sich. Weil sie verhaftet worden wäre, ließ V sie nicht im Jordan Tower liegen, sondern nahm sie bei seiner Flucht mit. Nun soll sie sich bis zum geplanten Anschlag aufs Parlamentsgebäude bei ihm in der „Schattengalerie“ verstecken. An einem Wandspiegel entdeckt Evey die Inschrift „Vi Veri Veniversum Vivus Vici“. Dabei handele es sich um ein Zitat aus „The Tragical History of Doctor Faustus“ (1589) von Christopher Marlowe, erklärt V.

Einige Tage später erfährt Evey aus dem Fernsehen, dass der Regierungssprecher Lewis Prothero (Roger Allam) ermordet wurde. Sie verdächtigt V als Täter, und als sie ihn zur Rede stellt, gibt er es ohne weiteres zu. Evey ist entsetzt. V kündigt jedoch weitere Tote an und überredet Evey, ihm beim nächsten Attentat zu helfen. Zielperson ist der pädophile Bischof Lilliman (John Standing). Evey wird in Kinderkleidung zu ihm gebracht und öffnet im Nebenraum ein Fenster, durch das V einsteigen kann. Dann warnt sie Lilleman zwar vor dem geplanten Mordanschlag, aber er glaubt ihr nicht – bis V ihn tötet.

Statt in die Schattengalerie zurückzukehren, sucht Evey Zuflucht bei dem Fernsehmoderator Gordon Deitrich (Stephen Fry). In seiner Wohnung entdeckt sie einen Koran und ein Bild des Künstlers Robert Mapplethorpe hat, zwei strengstens verbotene Gegenstände.

V vergiftet als nächstes die Gerichtsmedizinerin Diana Stanton, die früher unter dem Namen Delia Surridge (Sinéad Cusack) zum Personal des geheimen Konzentrationslagers in Larkhill gehört hatte, so wie Prothero und Lilleman auch. Finch, der V als Täter verdächtigt, vermutet, dass es dem Unbekannten nicht zuletzt darum geht, die Polizei auf dubiose Vorgänge in Larkhill vor vierzehn Jahren aufmerksam zu machen. Delia Surridges Tagebuch entnimmt Finch, dass damals an eingesperrten Dissidenten Versuche mit einer Viruskultur vorgenommen wurden. Als durch die Infektionen etwa hunderttausend Menschen ums Leben kamen, behauptete die Nordfeuer-Partei, islamistische Terroristen hätten England mit Biowaffen angegriffen. Die Furcht vor dem Terror trug maßgeblich dazu bei, dass Adam Sutler Kanzler wurde und ein totalitäres Regime errichten konnte. V war damals aus politischen Gründen in Larkhill inhaftiert, konnte jedoch bei einer Explosion des Gefängnisses trotz schwerster Verbrennungen entkommen. Offenbar will er nun das Regime stürzen, Selbstjustiz üben und sich zugleich an den für seine Qualen Verantwortlichen rächen.

Sutler fordert Finch auf, seine Nachforschungen über die Vorgänge in Larkhill sofort einzustellen, aber der Polizeiinspektor, der durch seine bisherigen Erkenntnisse argwöhnisch geworden ist, geht der Sache weiter nach – und beginnt an der Legitimität des Regimes zu zweifeln. Sein Assistent Dominic (Rupert Graves) unterstützt ihn bei den Ermittlungen.

Gordon Deitrich wird nach einem respektlosen Sketch über Adam Sutler von Polizisten brutal zusammengeschlagen und verhaftet. Evey flüchtet aus dem Fenster, wird jedoch ebenfalls festgenommen. Man rasiert ihr das Haar ab, sperrt sie allein in eine Zelle und fordert sie immer wieder auf, V zu verraten. In einem Mauseloch findet Evey ein Stück Toilettenpapier mit der „Autobiografie“ einer 1985 geborenen Frau namens Valerie (Imogen Poots / Natasha Wightman), die eingesperrt wurde, weil sie lesbisch war. Als Kind hatte sie für ihre Freundin Sarah (Laura Greenwood) geschwärmt, und nachdem sie sich mit siebzehn in Christina (Kyra Meyer) verliebt hatte, outete sie sich ihren Eltern. Der Vater (Paul Antony-Barber) warf sie hinaus, und die Mutter (Anna Farnworth) schwieg dazu. Valerie wurde Schauspielerin. Die 2015 begonnene Liebesbeziehung mit ihrer Filmpartnerin Ruth (Mary Stockley) endete, als man sie beide festnahm.

Kurz bevor Evey glaubt, nicht mehr lang durchzuhalten, wird sie nach einer Scheinhinrichtung unerwartet freigelassen – und gelangt durch einen Korridor in die Schattengalerie. Da begreift sie, dass sie nicht in der Hand des Regimes sondern Vs war. Zornig stellt sie ihn zur Rede. V versucht ihr zu erklären, dass es darum gegangen sei, sie gegen Angst immun zu machen und sie eine wichtige Erfahrung machen zu lassen: Nachdem sie unter der Folter nicht zerbrochen ist, weiß sie jetzt, wie stark sie ist. Sie wäre eine gute Freiheitskämpferin.

Eveys Bruder (Bradley Steve Ford) war noch Schüler, als das Regime ihn tötete. Daraufhin engagierten die Eltern (Selina Giles, Carsten Hayes) sich in der Oppositionsbewegung in Leads – bis sie verhaftet wurden und spurlos verschwanden.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

V überredet Creedy (Tim Pigott-Smith), den Vorsitzenden der Nordfeuer-Partei, zu einem Deal. Damit die Geheimdienstleute trotz der Abhöranlagen nichts davon mitbekommen, lässt er während seines Besuchs bei Creedy eine CD mit der 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven laufen.

Am 5. November 2021 kommt es in London zu einem Chaos, weil Hunderttausende mit den ihnen zugeschickten Guy-Fawkes-Masken durch die Straßen ziehen. Sutler setzt Militär ein. Es kommt zu „Kollateralschäden“, als nervöse Polizisten und Soldaten versehentlich Unschuldige erschießen.

In einer stillgelegten U-Bahn-Station hat V einen Zug mit Sprengstoff gefüllt und so programmiert, dass er nach dem Umlegen eines Schalters unter das House of Parliaments fährt und dort explodiert. Nachdem er Evey den Zug gezeigt und erklärt hat, überlässt er ihr die Entscheidung, ob sie ihn startet oder nicht.

Er muss zu einer Verabredung mit Creedy, der – wie verabredet –, den Kanzler verraten hat. Nachdem V Sutler erschossen hat, soll er die Maske abnehmen. Als er sich weigert, befiehlt Creedy einem Dutzend schwer bewaffneter Polizisten, V „abzuknallen“. Wie durch ein Wunder überlebt V den Kugelhagel, und während die Männer nachladen, erwürgt er Creedy. Dann tötet er mit seinen Messern einen Polizisten nach dem anderen. Erst als alle tot sind, nimmt er den Panzer ab, den er unter seiner schwarzen Kleidung trug. An einigen Stellen hielt das Material jedoch den Geschossen nicht stand. Tödlich verletzt schleppt V sich zu der U-Bahn-Station zurück, wo Evey auf ihn wartet. Nachdem sie sich ihre Liebe gestanden haben, stirbt er in ihren Armen.

Im nächsten Augenblick taucht Finch auf. Obwohl er seine Pistole auf sie richtet, legt Evey den Schalter um und setzt den U-Bahn-Zug in Bewegung. Finch versucht nicht, es zu verhindern.

Wieder ertönt aus den Lautsprechern Musik aus der „Ouvertüre 1812“. Big Ben und das Parlamentsgebäude werden gesprengt, und am Nachthimmel ist ein großartiges Feuerwerk zu sehen, mit dem der Untergang der Diktatur gefeiert wird.

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Alan Moore und der Zeichner David Lloyd veröffentlichten 1982 bis 1985 in „Warrior“ die ersten Folgen der Comic-Serie „V for Vendetta“. 1988 führten sie die Geschichte fort. Die komplette Graphic Novel erschien 1989. Eine deutschsprachige Ausgabe von „V wie Vendetta“ folgte zwei Jahre später. Die Handlung spielt 1997 in England, wo eine faschistische Partei nach dem Dritten Weltkrieg ein totalitäres Regime errichtet hat. Damit zielte Alan Moore auf die Politik der „eisernen Lady“ Margaret Thatcher ab, die von 1979 bis 1990 als Premierministerin des Vereinigten Königreichs regiert hatte.

Mitte der Neunzigerjahre schrieben Andy und Larry Wachowski dazu ein Drehbuch, aber das Filmprojekt wurde erst 2005 verwirklicht. Die Wachowski-Brüder verschoben das Geschehen ins Jahr 2020 und bauten Spitzen gegen George W. Bush und Tony Blair ein, die einen „Krieg gegen den Terrorismus“ führten. Obwohl sich der Film „V wie Vendetta“ eng an die literarische Vorlage hält, verweigerte Alan Moore seine Zustimmung und verzichtete auf jedes Honorar. Dementsprechend heißt es im Vorspann „nach einem Comic von David Lloyd“.

„V wie Vendetta“ ist ein Plädoyer gegen totalitäre Staaten und die Unterdrückung von Minderheiten.

Der Film erinnert an Michael Radfords Verfilmung des Romans „1984“ von George Orwell, nicht nur, weil es in beiden Fällen um einen Überwachungsstaat geht, sondern auch, weil der Diktator sowohl in „1984“ als auch in „V wie Vendetta“ ausschließlich übers Fernsehen zur Bevölkerung spricht. Übrigens spielt John Hurt in beiden Fällen mit.

„V wie Vendetta“ ist eine von James McTeigue gekonnt inszenierte Mischung aus Science-Fiction, Satire, Gesellschaftskritik und Action. Eindrucksvoll ist vor allem die stilistisch ausgefeilte Optik des Films. Hervorzuheben sind aber auch die schauspielerischen Leistungen besonders von Natalie Portman und Stephen Rea. Das Gesicht von Hugo Weaving bleibt hinter der Maske verborgen; außer seiner Stimme kann er lediglich seine Gestik einsetzen.

Die Dreharbeiten fanden im Frühjahr 2005 in den Filmstudios Babelsberg in Potsdam statt.

Neben der Filmmusik von Dario Marianelli hören wir Julie London mit dem Song „Cry Me A River“, Antony and the Johnsons mit „Bird Gerhl“ und Cat Power mit „I Found A Reason“. Zum Abspann läuft „Street Fighting Man“ von den Rolling Stones.

Synchronstimmen in „V wie Vendetta“: Oliver Stritzel (V), Manja Doering (Evey), Reinhard Kuhnert (Finch), Christian Rode (Creedy), Hubertus Bengsch (Gordon Deitrich), Jürgen Thormann (Adam Sutler), Thomas Vogt (Dominic), Kerstin Sanders-Dornseif (Delia Surridge alias Diana Stanton), Friedhelm Ptok (Lilliman), Hans-Werner Bussinger (Lewis Prothero), Claudia Urbschat-Mingues (Valerie), Lutz Schnell (Etheridge), Roland Hemmo (Fred), Hans Hohlbein (Jones), Dieter Klebsch (Major Wilson), Stefan Krause (Denis), Andrea Großmann (Patricia) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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