George Orwell : 1984
Inhaltsangabe
Kritik
Drei verfeindete Machtblöcke – Ozeanien, Eurasien und Ostasien – beherrschen die Welt. In Ozeanien unterdrückt eine vom fiktiven „Großen Bruder“ geführte Parteielite („Innere Partei“) die restlichen Parteimitglieder („Äußere Partei“) und das gemeine Volk („Proles“). Von der Gedankenpolizei immer und überall überwacht, arbeiten die Proles für den Staat, ohne es wagen zu können, eigenständig über ihr Schicksal nachzudenken. Der im allgegenwärtigen, nicht abschaltbaren und in beide Richtungen funktionierenden Fernsehen geschürte Hass auf einen mythischen Urfeind namens Emmanuel Goldstein schweißt alle zusammen. Die englische Sprache soll durch eine von schädlichen Begriffen wie zum Beispiel dem der Freiheit gereinigte neue Sprache („Neusprech“) abgelöst werden.
Der neununddreißigjährige Winston Smith ist im „Ministerium für Wahrheit“ in London damit beschäftigt, Zeitungsberichte und das Geschichtswissens an die Parteidoktrin anzupassen. Obwohl er zur „Äußeren Partei“ gehört, lehnt Smith sich insgeheim gegen das totalitäre System auf und hält seine verbotenen Gefühle und atavistischen Gedanken in einem Tagebuch fest. In der jungen Technikerin Julia, die ebenfalls Parteimitglied ist, findet er eine heimliche Geliebte und Mitverschworene, die ihm in ihrem Hass gegen den Überwachungsstaat und in ihrer Resistenz gegenüber der Propaganda überlegen zu sein scheint.
Smith versucht, mit einer legendären Untergrundbewegung Kontakt aufzunehmen. In dem scheinbar Gleichgesinnten O’Brien glaubt er jemand gefunden zu haben, der ihm dabei helfen kann. O’Brien gelingt es, sich in Smiths Vertrauen einzuschleichen. In Wirklichkeit handelt es sich bei ihm jedoch um ein ebenso intelligentes wie fanatisches und grausames Mitglied der „Inneren Partei“.
Smith und Julia werden verhaftet. Unter der Folter im „Ministerium für Liebe“ bricht Smith psychisch zusammen: Er verrät Julia, verliert seine Individualität und glaubt, durch seine neu entdeckte Liebe zum „Großen Bruder“ (daher der Name „Ministerium für Liebe“!) endlich frei zu sein.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)In seinem längst als Klassiker geschätzten Roman „1984“ beschreibt George Orwell den Schrecken eines totalitären Überwachungsstaates, in dem auch eine „innere Emigration“ nicht mehr möglich ist. „Big Brother is Watching You“ wurde zur spaßigen Redewendung, aber bei Orwells Parabel handelt es sich um eine düstere und hoffnungslose Vision, eine beklemmende Warnung vor der uneingeschränkten Vereinnahmung der Menschen durch eine Parteielite, wie sie beispielsweise vom Nationalsozialismus und vom Stalinismus angestrebt wurde.
Obwohl George Orwell kaum voraussehen konnte, welche technischen Möglichkeiten durch die Entwicklung der Elektronik inzwischen für die lückenlose Überwachung existieren, hat er ein Anti-Utopia erdacht, das ein halbes Jahrhundert nach seiner Veröffentlichung realistischer denn je erscheint. Man denke nur an die unvorstellbaren Datenmengen, die im Internet über Benutzer gesammelt werden oder an den umstrittenen „Bundestroyaner“.
George Orwell hieß eigentlich Eric Arthur Blair (1903 – 1950). Er wurde in Bengalen geboren und besuchte renommierte Privatschulen wie das Eton College, bevor er 1922 bei der Indian Imperial Police anfing. Aus Protest gegen die britische Kolonialherrschaft quittierte er den Dienst nach fünf Jahren und schlug sich als Vagabund, Tellerwäscher, Lehrer und Buchhandlungsgehilfe durch, bis er 1937 im Spanischen Bürgerkrieg gegen General Franco kämpfte. Verwundet kehrte er nach England zurück und ließ sich dort als Journalist und Schriftsteller nieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er vorwiegend auf den Hebriden.
Bereits 1943 dachte er darüber nach, zur Warnung vor totalitären Systemen einen Roman zu schreiben. Obwohl er inzwischen an Tuberkulose erkrankt war, verfasste er 1947/48 das Manuskript. („1984“ entstand durch eine Umstellung der Jahreszahl 1948.)
„1984“ wurde mehrmals verfilmt, so 1956 von Michael Anderson (Drehbuch: William P. Tempelton und Ralph Bettinson, Kamera: C. Pennington Richards – mit Edmond O’Brien als Winston Smith) und 1984 von Michael Radford (Drehbuch: Michael Radford, Kamera: Roger Deakins – mit John Hurt als Winston Smith, Suzanna Hamilton als Julia und Richard Burton als O’Brien).
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004 / 2008
John Halas und Joy Batchelor: Aufstand der Tiere