Mungo Park


Mungo Park wurde im September 1771 in Foulshiels bei Selkirk in Schottland als siebtes von dreizehn Kindern einer calvinistischen Bauernfamilie geboren. Statt Geistlicher zu werden, wie seine Eltern es sich gewünscht hätten, absolvierte Mungo Park 1785 bis 1788 eine Lehre bei dem Landarzt Thomas Anderson in Selkirk. Danach immatrikulierte er sich in Edinburgh für ein Medizinstudium, beschäftigte sich aber auch intensiv mit Botanik.

Nach dem Studienabschluss im Jahr 1792 wurde Mungo Park von James Dickson, dem Ehemann seiner Schwester Margaret, Sir Joseph Banks vorgestellt, dem Präsidenten der Royal Society. Auf dessen Empfehlung hin erhielt Mungo Park eine Anstellung als Assistenzarzt auf dem Ostindien-Frachter „Worcester“, der am 5. April 1793 von Portsmouth auslief. Als Mungo Park ein Jahr später nach Großbritannien zurückkehrte, hielt er vor der Linnean Society einen Vortrag über Fische, die er vor der Küste Sumatras beobachtet hatte.

Durch seine medizinischen Kenntnisse und Reiseerfahrungen qualifiziert, bewarb er sich bei der der African Association.

Zentralafrika war 1793 noch ein weißer Fleck auf der Landkarte; die Europäer wussten beispielsweise nichts über den Lauf des Flusses Niger. Die African Association hatte bereits im Gründungsjahr 1788 eine Expedition organisiert, um den Niger zu erforschen. Aber der Leiter, der Amerikaner John Ledyard, erlag noch vor dem eigentlichen Beginn der Expedition in Ägypten einer Ruhrerkrankung. Simon Lucas, der es als Nächster versuchte, kehrte erfolglos zurück, und Daniel Houghton verdurstete bei der dritten Expedition in der Sahelzone.

Am 17. April 1794 beauftragte die African Association Mungo Park mit der Erforschung des Nigers. Nach dem Abschluss der Vorbereitungen ging Mungo Park am 22. Mai 1795 in Portsmouth an Bord des Handelsschiffes „Endeavour“.

Die Reise nach Gambia dauerte einen Monat. Am 5. Juli erreichte Mungo Park in Pisania eine englische Faktorei. (In der Nähe, in Karantaba Tenda, steht heute das Mungo Park Memorial.) Nachdem er sich von einer fiebrigen Erkrankung – vermutlich Malaria – erholt hatte, setzte er Ende November mit den beiden afrikanischen Dienern Johnson und Demba sowie einem Pferd und zwei Eseln den Weg ins Landesinnere fort.

Nach der Durchquerung des Königreichs Wuli erreichte Mungo Park am 13. Dezember 1795 die Stadt Tallika in Bondu, und acht Tage später die Hauptstadt Fatteconda. Von dort aus wollte Mungo Park weiter über Ludamar nach Bambara.

Am 7. März 1796 wurde er von dem muslimischen Herrscher Ali festgenommen und zunächst nach Benown, später nach Bubaker gebracht. Demba verkauften die Muslime als Sklaven, Johnson kehrte mit Aufzeichnungen von Mungo Park nach Gambia zurück, und Mungo Park gelang es am 2. Juli, mit einem Pferd zu fliehen.

Statt die Expedition abzubrechen, setzte Mungo Park sie fort und sah am 21. Juli – vermutlich als erster Europäer – den Niger.

Erschöpft von den Strapazen traf er am 16. September 1796 in dem Dorf Kamalia in Manding ein. Dort bot ihm der muslimische Sklavenhändler Karfa Taura seine Gastfreundschaft an. Sieben Monate blieb Mungo Park in Kamalia; erst am 19. April 1797 verließ er mit einer Karawane des Sklavenhändlers den Ort und war am 10. Juni wieder in Pisania.

Weil es keine Schiffsverbindung nach Europa gab, reiste Mungo Park mit der „Charlestown“ erst einmal zur Antilleninsel Antigua und wartete dort auf einen Segler, der ihn nach England brachte. Am 24. Dezember 1797 tauchte er wieder in London auf.

Seinen Reisebericht veröffentlichte Mungo Park 1799 unter dem Titel „Travels in the Interior of Africa“.

Am 2. August 1799 heiratate Mungo Park die neunzehnjährige Tochter seines früheren Lehrmeisters in Selkirk: Allison Anderson. Zwei Jahre später ließ er sich widerwillig als Landarzt in Peebles nieder.

Ungeachtet seiner Familie bemühte sich Mungo Park um einen neuen Expeditionsauftrag. Den erhielt er am 2. Januar 1805, diesmal von der britischen Regierung. Aus Sicherheitsgründen wollte er nicht noch einmal allein ins Innere Afrikas vorstoßen, sondern mit einer Karawane. Im Rang eines Hauptmanns sollte er die aus fünfundvierzig Männern zusammengesetzte Expedition führen. Begleitet wurde er von seinem Schwager, Leutnant Alexander Anderson.

Obwohl Allison wieder schwanger war und bereits für drei Kinder sorgen musste, reiste Mungo Park am 31. Januar 1805 an Bord des Frachters „Crescent“ nach Gambia ab. Dort traf die Expedition am 15. April in Kaiai ein. Statt die Regenzeit abzuwarten, begann Mungo Park den Marsch ins Landesinnere so rasch wie möglich. Am 5. Juni begann es zu regnen. Fünf Tage später traf Mungo Park in Shrondo ein. Damit hatte er erst die Hälfte des Wegs zum Niger zurückgelegt. Dauerregen, Hochwasser und Schlamm erschwerten das Weiterkommen. 31 Männer starben durch Krankheiten bzw. Überanstrengung. Mit den übrigen erreichte Mungo Park am 19. August bei Bamako den Niger.

Mit der Absicht, auf dem Niger zur Mündung hinunterzufahren, ließ Mungo Park in Sansanding ein Schiff mit geringem Tiefgang bauen, das auf den Namen „Joliba“ getauft wurde. (So nannten die Einheimischen den Niger.)

Am 28. Oktober musste Mungo Park seinem verstorbenen Schwager Alexander Anderson die Augen zurückdrücken.

Der afrikanische Führer Isaaco reiste auf dem Landweg von Sansanding nach Kaiai zurück und nahm einen Reisebericht von Mungo Park mit, der später unter dem Titel „The Journal of a Mission to the Interior of Africa in the Year 1805“ publiziert wurde. Am 17. November bekräftigte Mungo Park in einem Brief an den britischen Kriegsminister Lord Camden seinen Entschluss, den Verlauf des Nigers bis zur Mündung zu erkunden.

Danach hörte man nichts mehr von ihm.

1811 berichtete Amadi Fatoumas, der 1805 in Sansanding anstelle von Isaaco an Bord der „Joliba“ gegangen war, das Schiff habe das Land der gefährlichen Tuareg einigermaßen unbeschadet durchquert und sei Anfang 1806 nach Yauri gelangt. Dort verließ Amadi die „Joliba“. Bald darauf – Ende Januar oder Anfang Februar – scheint Mungo Park mit seinen letzten Gefährten ums Leben gekommen zu sein.

Thomas Park, der zweitälteste Sohn des verschollenen Expeditionsleiters, reiste 1827 nach Guinea und wollte nach Bussa im Norden Nigerias, um dort nach seinem Vater zu suchen, aber bevor er sein Ziel erreichte, kam er ums Leben.

Die Mündung des Nigers wurde 1830 von den Gebrüdern Richard und John Lander entdeckt.

Allison Park starb 1840.

Mungo Park inspirierte T. C. Boyle zu dem Roman „Wassermusik“.

© Dieter Wunderlich 2007

Tom Coraghessan Boyle: Wassermusik

Nele Neuhaus - Die Lebenden und die Toten
Der Taunuskrimi "Die Lebenden und die Toten" dreht sich um das Thema Organspende. Nele Neuhaus hat die Komplexität des Plots gut im Griff und entwickelt die spannende Geschichte in einem geschickten Wechsel der Perspektiven.
Die Lebenden und die Toten

 

(Startseite)

 

Nobelpreis für Literatur

 

Literaturagenturen

 

Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.