Leo
Leo
Inhaltsangabe
Kritik
Der siebenjährige Paul (Hayo Bertram) verbringt die Sommerferien bei seiner seit drei Jahren verwitweten Großmutter Christa Dargatz (Christa Berndl) auf deren Bauernhof in der Nähe von München, weil seine allein erziehende Mutter Clara (Dorothee Hartinger) an einer Expedition zu den Berggorillas in Ruanda teilnehmen wollte. Als der Junge die beiden Gänse seiner Großmutter mit rotem Lack besprüht und behauptet, Außerirdische hätten das getan, wird Christa vor Aufregung vom Schlag getroffen. Sie kann ihren Enkel gerade noch zum Dorfpfarrer schicken, bevor sie stirbt.
Kaplan Leonhard („Leo“) Heilmann (Matthias Brandt) spendet der Toten die Sterbesakramente und ruft den Arzt Dr. Alois Müller (A. Galland) an. Bevor der Siebzigjährige eintrifft, schaut Konrad Sobotta (Elmar Wepper) vorbei, der im Dorf eine Kfz-Werkstatt betreibt und das Auto seiner Schwiegermutter Christa reparierte. So erfährt er von ihrem Tod. Als er mit Paul zurückfährt, um es seiner Frau Gisela (Gisela Schneeberger) mitzuteilen, drängt er versehentlich in einer Kurve den ihm entgegenkommenden Arzt ab. Der überschlägt sich mit seinem Wagen und bricht sich das Genick. Konrad begeht Fahrerflucht, und die Polizei nimmt später an, es sei kein zweites Fahrzeug an dem Unfall beteiligt gewesen. Paul verlangt für sein Schweigen einen iPod.
Nach und nach trifft die ganze Verwandtschaft auf dem Hof ein: Konrad und Gisela Sobotta mit ihrer Tochter Michaela (Rosalie Thomass). Giselas Bruder Benno (Thomas Schmauser) kommt vom Chiemsee. Dessen älterer Bruder Martin (August Zirner), der es in München zum Chefarzt gebracht hat, fährt mit seiner zweiten Frau Gigi (Nina Proll) im Porsche vor. Überraschend taucht auch Pauls Mutter Clara auf: Die Reise nach Ruanda wurde wegen der Erkrankung des Expeditionsleiters abgesagt.
Es stellt sich heraus, dass es sich um lauter gescheiterte Existenzen handelt: Für Konrads Werkstatt fehlen die Kunden, und er träumt wohl vergeblich von einem Urlaub auf Mallorca, denn er verdient kaum genug Geld für den Lebensunterhalt. Gisela ist verbittert. Sie trauert noch immer um ihren Sohn Michael, der zwei Tage vor seinem zehnten Geburtstag starb, und statt Michaela hätte sie lieber wieder einen Michael gehabt. Benno wollte eigentlich eine Tauchschule am Chiemsee eröffnen, aber inzwischen schlägt er sich als Klempner durch und tröstet sich mit Drogen darüber hinweg. Martin ist alkoholkrank und wurde deshalb vom Krankenhaus entlassen. Clara leidet unter einem Gehirntumor und muss mit ihrem baldigen Tod rechnen. In ihrer verzweifelten Suche nach ein wenig Liebe gibt sie sich ihrem Bruder Benno hin, aber die beiden werden von Konrad überrascht, der – und das erfährt seine Frau erst jetzt – Pauls Vater ist.
Der abgelegene Bauernhof ist zwar nicht viel wert. Weil jedoch in der Nähe der Bau eines Flughafens geplant ist, erwarten Christas Hinterbliebene in naher Zukunft Millionen aus dem Verkauf des zum Hof gehörenden Acker- und Weidelands.
Nachdem die Tote im Schlafzimmer aufgebahrt wurde, will Gisela wie beim Leichenschmaus vor drei Jahren, als Martin den Tod seines kranken Vaters nicht hatte verhindern können, zwei Enten braten. Da jedoch das Geld für den Kauf von Enten fehlt, schlachtet sie die beiden Gänse der Verstorbenen und erzählt Paul, die verwaisten Tiere seien fortgelaufen.
Während des Essens eröffnet Leo das Testament. Christa Dargatz hat ihren gesamten Besitz Leo vermacht, der ihr davon erzählt hatte, dass er einem Indianerstamm in Brasilien den natürlichen Lebensraum erhalten möchte.
Aufgebracht stürzt Benno sich auf den Dorfpfarrer und würgt ihn, bis die anderen Männer ihn zurückreißen können. Gisela zertritt wütend das Gebiss ihrer Mutter und zerrt ihr die Ringe von den Fingern.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Um die leer ausgegangenen Hinterbliebenen zu beruhigen, verspricht Leo, für Claras Behandlungskosten und Pauls Ausbildung aufzukommen. Konrad und Gisela will er einen sechswöchtigen Mallorca-Urlaub bezahlen, und er ist bereit, Martin die Kosten für die Eröffnung einer eigenen Praxis vorzufinanzieren.
Während der Kaplan sich hinlegt und ein wenig von Bennos Angriff erholt, finden die Dargatz‘ einen Liebesbrief des Kaplans, der ihm während der Rauferei aus der Tasche gefallen sein muss. Daraus geht hervor, dass Leo in Brasilien nicht die Indianer unterstützt, sondern einen homosexuellen Geliebten. Wütend bringen die Verwandten daraufhin den Alleinerben unter fachkundiger Anleitung Martins mit Stromschlägen um.
In diesem Augenblick öffnet Christa die Augen, erhebt sich verwirrt aus dem Bett und kommt herunter. Sie wundert sich über die Anwesenheit ihrer Verwandten und erzählt, sie habe Seltsames geträumt.
Wenn Christa nicht tot ist, gibt es noch keine Erbschaft, und dann macht auch die Ermordung des Kaplans keinen Sinn! Martin beginnt deshalb sofort mit der Reanimierung, und es gelingt ihm, Leo wiederzubeleben.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)„Leo“ ist eine derbe, makabre Groteske von Vivian Naefe (Regie) und Gerlinde Wolf (Drehbuch) über Habgier, Neid und Frustration, Heuchelei und verborgene Leidenschaften. Sehenswert ist „Leo“ vor allem wegen der exzellenten Besetzung. Hervorzuheben sind Gisela Schneeberger, Elmar Wepper, August Zirner und Matthias Brandt.
Gedreht wurde vom 5. August bis 3. September 2004 in Wolfersberg nördlich von Oberpframmern bei München. „Leo“ lief 2005 auf dem Münchner Filmfest. Die Erstausstrahlung erfolgte am 31. Mai 2006 im Ersten Programm der ARD.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006
Vivian Naefe (Kurzbiografie / Filmografie)
Vivian Naefe: Wellen