Ein Ort für die Ewigkeit
Ein Ort für die Ewigkeit
Inhaltsangabe
Kritik
Bei der Polizei in der Kleinstadt Buxton in der englischen Grafschaft Derbyshire meldet Ruth Hawkin (Emma Cunniffe) aus dem Dorf Scardale kurz vor Ostern 1963 ihre dreizehnjährige Tochter Alison Carter (Poppy Goodburn) als vermisst. Das Mädchen sei von einem Spaziergang mit dem Hund nicht mehr nach Hause gekommen. Unterstützt von Sergeant Tommy Clough (Tony Maudsley) leitet der junge Polizeiinspektor George Bennett (Lee Ingleby) die Ermittlungen. Man entdeckt Alisons Hund im Wald und ihre blutige Kleidung in einer aufgelassenen Mine. Obwohl trotz intensiver Suche keine Leiche gefunden wird, zweifelt Bennett nicht daran, dass die Dreizehnjährige ermordet wurde.
Der Verdacht fällt zunächst auf Ruth Hawkins geistesgestörten Bruder Simon Crowther (Ryan Anthony-Jones), der als Voyeur vorbestraft ist. Bald nach seiner Vernehmung wird seine Leiche gefunden: Crowther hat sich im Freien auf den Boden gelegt und ist erfroren.
Nach Crowthers Tod gerät Alisons Stiefvater Philip Hawkin (Greg Wise) ins Visier der Ermittlungen. Hawkin erbte Scardale Manor von einem Onkel und ist der einzige Bewohner von Scardale, der nicht hier geboren wurde. Die eingesessenen Familien, die keine Fremden mögen, beobachten ihn voller Misstrauen. Dass er eine junge Witwe aus dem Dorf heiratete, änderte daran nichts. Bennett nimmt Hawkin fest. Weil er ihm jedoch nichts nachweisen kann, befürchtet er, dass er ihn bald wieder freilassen muss. Im letzten Augenblilck teilt Ruth mit, sie sei hinter einem Heizkörper auf ein blutiges Hemd ihres Mannes gestoßen. Daraufhin führt Bennett eine Hausdurchsuchung durch und findet in der Dunkelkammer des Hobbyfotografen pornografische Bilder von Alison Carter und ihrem Stiefvater.
Im Beisein seines Anwalts Alfred Naden (Simon Chandler) behauptet Philip Hawkin, bei den Fotos handele es sich um Montagen, die man ihm untergeschoben habe. Bei der Gerichtsverhandlung wird Bennett vorübergehend verdächtigt, die Beweismittel gegen den Angeklagten gefälscht zu haben, um einen Erfolg vorweisen zu können. Am Ende verurteilt Richter Sampson (Peter Cartwright) Philip Hawkin wegen Vergewaltigung und Mordes zum Tod durch den Strang. Obwohl Hawkin bis zuletzt seine Unschuld beteuert, wird er am 14. April 1964 hingerichtet.
Vierzig Jahre später greift die Fernsehjournalistin Catherine Heathcote (Juliet Stevenson) den Mordfall ohne Leiche auf und beginnt darüber eine Dokumentation zu drehen. Sie nimmt ihre halbwüchsige Tochter Sasha (Elizabeth Day) mit, die sich von der Mutter vernachlässigt fühlt und seit der Scheidung ihrer Eltern mit Alkoholproblemen zu kämpfen hat. Von zentraler Bedeutung für die Filmdokumentation sind die Interviews, die Catherine mit dem Pensionär George Bennett (jetzt: Philip Jackson) führt. Das Beweismaterial von damals verbrennt bei einem Feuer in einem Lagerhaus. Wenige Tage vor dem Abschluss der Arbeit an dem Film weigert Bennett sich plötzlich, weiter über den Fall zu reden und kurz darauf wird er mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus gebracht.
Weil Catherine um ihr Projekt fürchtet, verheimlicht sie ihrem Produzenten Keith Slocombe (Danny Sapani) Bennetts Rückzieher und versucht, den Film ohne dessen Hilfe fertigzustellen. Immerhin gelingt es ihr, Tommy Clough (jetzt: Dave Hill) zu überreden, mit ihr und Sasha nach Scardale zu fahren. Dort werden sie jedoch unverzüglich von den Männern des Dorfes unter Gewaltandrohung fortgejagt.
Inzwischen findet Slocombe heraus, dass Bennett sich von der Dokumentation distanziert hat. Er vermutet, dass der ehemalige Polizeiinspektor damals die Beweise manipulierte und ein erneutes Aufflammen der Diskussion darüber verhindern möchte. Slocombe zieht Catherine von dem Projekt ab und überträgt es deren Konkurrentin Nicola Curry (Zoe Telford).
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Catherine lässt sich jedoch nicht von weiteren Nachforschungen abhalten. Sie beobachtet Scardale Manor, und als sie die Dorfbewohnerin Kathy Lomas (Joy Blakeman) herauskommen sieht, dringt sie in das Herrenhaus ein. Auf der Treppe sieht sie eine Frau, die sie aufgrund jahrzehntealter Fotos als Alison Carter erkennt. Die Totgeglaubte versucht nicht länger, ihre Identität zu verbergen. Sie und Kathy Lomas erzählen der Journalistin, was damals wirklich geschah.
Alison war damals nicht das einzige Kind aus dem Dorf, das Philip Hawkin missbrauchte. Als Ruth dahinter kam, dachte sie sich mit den anderen Müttern einen Plan aus. Während sie Alison heimlich zu ihrer Schwester Nancy schickte, die nach Kanada auswanderte und das Kind dort als ihr eigenes ausgab, inszenierte die Dorfgemeinschaft das Verschwinden der Dreizehnjährigen. Die Fotos waren echt, aber die blutige Kleidung der Vermissten und Hawkins blutbeflecktes Hemd hatten Dorfbewohner entsprechend präpariert, damit Hawkin zum Tod verurteilt wurde. Weil sie befürchteten, dass Catherine Heathcote in ihrer Dokumentation das Geheimnis durchschauen könnte, zündete Charlie Lomas (Mikey North) das Lager an, in dem die Asservate aufbewahrt wurden. Alison Carter hat jedoch noch eine Schachtel voller Bilder, die zeigen, was Philip Hawkin einer ganzen Reihe von Kindern aus Scardale angetan hatte.
Auf einem dieser Fotos erkennt Catherine sich wieder. Auch sie gehörte zu Hawkins Opfern. Doch sie hatte es verdrängt.
Als George Bennett während der Zusammenarbeit mit Catherine bei Scardale Manor vorbeischaute, arbeitete Alison Carter gerade im Garten. Er erkannte sie sofort und begriff, dass Philip Hawkin Opfer eines regelrechten Mordkomplotts geworden war. Deshalb wollte er die Fertigstellung der Filmdokumentation verhindern und erlitt vor Aufregung einen Herzinfarkt.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Der Fernsehfilm „Ein Ort für die Ewigkeit“ basiert auf dem 1999 von Val McDermid veröffentlichten Kriminalroman „A Place of Execution“ („Ein Ort für die Ewigkeit“, Übersetzung: Doris Styron, Droemer Knaur, München 2000, 588 Seiten).
Patrick Harbinson (Drehbuch) und Daniel Percival (Regie) hielten sich bei der Verfilmung weitgehend an die literarische Vorlage. Im Buch erfährt Catherine Heathcote zufällig durch George Bennetts Sohn Paul von dem Mordfall ohne Leiche, und sie dreht keine Dokumentation darüber, sondern recherchiert für ein Buch. Als sie in Scardale mit Janis redet, der Schwester von Paul Bennetts Braut Helen, wundert sie sich über Janis‘ Ähnlichkeit mit Alison, deren Aussehen sie von Fotos kennt. Am Ende findet sie heraus, dass es sich bei Janis um Alison handelt und Helen nicht deren Schwester, sondern deren von Philip Hawkin gezeugte Tochter ist.
„Ein Ort für die Ewigkeit“ ist ein Thriller und zugleich eine Tragödie. Roman und Film zeigen eine verschworene Dorfgemeinschaft, die ihre ganz eigenen Vorstellungen von Sühne und Gerechtigkeit durchsetzt und ihr Geheimnis jahrzehntelang bewahrt. Wahrheit und Gerechtigkeit widersprechen sich in diesem Fall. Auch Themen wie Pädophilie, Fremdenhass und Todesstrafe werden in „Ein Ort für die Ewigkeit“ angerissen.
Val McDermid hat den Roman „Ein Ort für die Ewigkeit“ in drei Teile gegliedert: (1) George Bennetts Ermittlungen 1963, (2) der Gerichtsprozess 1964, (3) Catherine Heathcotes Recherchen 1998. Im Film gibt es zwei Zeitebenen, aber die Handlung entwickelt sich hier im fortwährenden Wechsel auf beiden Ebenen parallel. Das ist geschickt inszeniert.
Die BBC sendete „A Place of Execution“ in drei Teilen. In der deutschen Fassung – „Ein Ort für die Ewigkeit“ – wurde daraus ein 135 Minuten langer zusammenhängender Film.
Deutsche Synchronsprecher: Martina Duncker (Catherine Heathcote), Alexander Brem (George Bennett 1963), Erich Ludwig (George Bennet später), Matthias Klie (Philip Hawkin), Claudia Lössl (Ruth Hawkin), Thomas Wenke (Tommy Clough 1963), Norbert Castell (Tommy Clough später), Annina Braunmiller (Sasha). Buch und Regie: Hubertus von Lerchenfeld.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009
Val McDermid: Das Moor des Vergessens
Val McDermid: Nacht unter Tag