Die schöne Querulantin
Die schöne Querulantin
Inhaltsangabe
Kritik
Der ehrgeizige junge Maler Nicolas (David Bursztein) verbringt einen Urlaub mit seiner attraktiven Geliebten Marianne (Emmanuelle Béart) in Südfrankreich. Durch den befreundeten Kunsthändler Porbus (Gilles Arbona) kommt er in Kontakt mit dem älteren, früher sehr erfolgreichen Künstler Edouard Frenhofer (Michel Piccoli). Gemeinsam besuchen sie Frenhofer und dessen Ehefrau Liz (Jane Birkin), die ein Landhaus auf einem weitläufigen Grundstück bewohnen.
Liz, eine verblühte, verhuschte Frau, beschäftigt sich mit dem Ausstopfen getöteter Vögel. Früher saß sie ihrem Mann Modell.
Seit Frenhofer vor zehn Jahren ein Gemälde seiner Frau unvollendet ließ, das sein Meisterwerk hatte werden sollen, malt er nicht mehr.
In Weinlaune überredet ihn Nicolas, die Arbeit an dem Bild „Die schöne Querulantin“ wieder aufzunehmen, aber nicht mit Liz, sondern mit Marianne als Modell. Widerstrebend gehen Frenhofer und Marianne darauf ein. Angesichts der schönen jungen Frau beginnt Frenhofer wieder an sich zu glauben und arbeitet fünf Tage lang wie besessen mit ihr in seinem Atelier. Auf der kompromisslosen Suche nach dem perfekten Bild ringt er bis zur Erschöpfung mit seinem Modell, und als er resigniert aufgeben will, drängt ihn Marianne, die Arbeit zu vollenden. Die beiden konzentrieren sich ganz auf den exzessiven Schaffensprozess und gehen dabei an ihre Grenzen.
Während Marianne sich von Nicolas trennt, begreift Liz, dass ihre Ehe gescheitert ist.
Nach und nach legt Marianne ihre schützenden Masken ab. Für sie ist die Entstehung des Bildes ein Weg zur Selbsterkenntnis, doch als sie das vollendete Meisterwerk sieht, droht sie daran zu zerbrechen. Frenhofer mauert es ein: Niemand darf es sehen; es ist zu persönlich.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)„Die schöne Querulantin“ ist ein Drama über Kunst und Leben, Freiheit und Leidenschaft. Es geht nicht nur um die Dämonie der Kunst und das Psychoduell eines Maler und seines Modells, sondern auch um die Schwierigkeit des Zusammenlebens als Paar vor dem Hintergrund des Alterns.
Pascal Bonitzer, Christine Laurent und Jacques Rivette ließen sich zwar von Honoré de Balzacs Erzählung „Le chef. D’uvre inconnu“ („Das unbekannte Meisterwerk“) inspirieren, aber die Dreharbeiten begannen ohne ausgearbeitetes Drehbuch, und obwohl die Szenen auch nicht chronologisch abgedreht wurden, entwickelten sich Dialoge, Details und Charakterzeichnung erst im Verlauf des Entstehungs-prozesses. Deshalb ist es erstaunlich, wie subtil und differenziert die Geschichte sich entfaltet. Mit großer Lust am Zeigen und Darstellen haben Jacques Rivette und sein Team einen ästhetischen Film komponiert und sich dabei wirklich Zeit genommen. Trotz der außergewöhnlichen Langsamkeit, in der erzählt wird – einige Einstellungen dauern Minuten – kommt es auf jedes Bild, jede Bewegung, jeden Schnitt und jedes Geräusch an, und „Die schöne Querulantin“ vermag vier Stunden lang zu fesseln.
Mit der Rolle der Marianne – die ihren Namen wohl nicht zufällig mit der französischen Nationalfigur gemeinsam hat – gelang Emmanuelle Béart der internationale Durchbruch. Sie ist zwar als schönes Modell des von Michel Piccoli dargestellten alternden Malers nackt zu sehen, aber mit Voyeurismus hat das nichts zu tun.
Unter dem Titel „Die schöne Querulantin. Divertimento“ gibt es eine von vier auf zwei Stunden gekürzte Version des Films, in der Jacques Rivette den Akzent vom künstlerischen Schaffensprozess auf die Konflikte der Figuren verschoben hat.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006
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