Anatomie 2
Anatomie 2
Inhaltsangabe
Kritik
Der junge Assistenzarzt Joachim („Jo“) Hauser (Barnaby Metschurat), ein Arbeitersohn aus Duisburg, dessen Vater an einer Muskelerkrankung starb und dessen jüngerer Bruder Willi (Hanno Koffler) aufgrund der geerbten, unheilbaren Muskelerkrankung an den Rollstuhl gefesselt ist, erhält eine Stelle in einem renommierten Berliner Großklinikum. Er versucht sein Bestes für die Patienten und setzt gleichzeitig seine neurochirurgische Ausbildung fort.
Bei einem Empfang für Prof. Dr. Müller-LaRousse (Herbert Knaup), den Chefarzt der neurologischen Abteilung des Krankenhauses, zerfetzt einer seiner jungen Assistenten – Benny (August Diehl) – plötzlich vor allen Leuten sein Hemd und reißt sich eine Reihe von Verbänden ab, unter denen blutige Wunden zum Vorschein kommen. Er könne nicht mehr, stöhnt er mit Blick auf Müller-LaRousse und rammt sich ein Skalpell ins Herz.
Fred Richter (Boris Pietsch) untersucht den ins Großklinikum eingelieferten Toten und stellt dabei eine hohe Konzentration von Medikamenten im Blut fest. Er ruft einen Kollegen an und äußert den Verdacht, jemand habe Benny unter Drogen gesetzt. Gleich darauf wird er in den für Müller-LaRousse reservierten Operationssaal gerufen. Angeblich soll er bei einem Eingriff assistieren, aber in dem Raum ist zunächst niemand, und Fred glaubt, man habe sich einen Scherz mit ihm erlaubt …
Am nächsten Tag liegt Fred in einem der Krankenbetten. Angeblich war bei einem Motorradunfall sein Gehirn zerstört worden.
Die philippinische Hilfsschwester Lee (Rosie Alvarez), die in ihrer Heimat Medizin studiert und Ärztin werden möchte, bittet Jo eines Nachts, sich das bei einem Unfall verletzte Kind einer Kollegin anzuschauen. Jo diagnostiziert einen Schädelbasisbruch und operiert das Kind auf der Stelle, obwohl er dazu gar nicht befugt ist. Müller-LaRousse, der auf dem Monitor einer Überwachungskamera sieht, was in einem der Operationsräume vorgeht, ruft Jo nach dem erfolgreichen Eingriff in sein Büro. Der junge Arzt befürchtet ein Disziplinarverfahren, aber Müller-LaRousse lädt ihn stattdessen zu einem Jour fixe der von ihm geleiteten elitären Forschergruppe ein und erklärt ihm: „Regeln sind für Schwache!“
Die jungen Mediziner, die sich um den Neurologie-Professor scharen, verstehen sich als Antihippokraten. Diese im 16. Jahrhundert gegründete Mischung aus Geheimloge und Studentenverbindung geht davon aus, dass medizinischer Fortschritt nur möglich ist, wenn sich einige qualifizierte Ärzte und Studenten nicht von ethischen Bedenken oder gesetzlichen Vorschriften einschränken lassen.
Zu diesen Antihippokraten gehört auch die junge Ärztin Viktoria (Heike Makatsch), die Jo im Anschluss an die Veranstaltung zu einem wissenschaftlichen Versuch mit Sex und Drogen in ihr Laboratorium mitnimmt.
Müller-LaRousse und sein Eliteteam experimentieren mit künstlichen Muskeln. In Selbstversuchen lassen sich die jungen Ärzte parallel zu den natürlichen synthetische Muskeln implantieren, die durch Mikrochips gesteuert werden und weitaus dehnbarer und leistungsfähiger sind als natürliche Muskelfasern. Immer wieder kommt es dabei zu schmerzhaften Spasmen. Aber in der Hoffnung, mit den Forschungsergebnissen seinem Bruder Willi helfen zu können, lässt auch Jo sich einen synthetischen Wadenmuskel einsetzen.
Sven Lemke (Frank Giering) versucht, Jo zu warnen. Obwohl er Mitglied der verschworenen Gemeinschaft um Müller-LaRousse ist, hält er die Experimente inzwischen für unethisch und verantwortungslos. Bennys Tod sei kein Suizid gewesen, flüstert Sven, und Freds Gehirn habe man im OP vorsätzlich zerstört. Müller-LaRousse müsse gestoppt werden. Die Antihippokraten Gregor (Wotan Wilke Möhring) und Hagen (Roman Knizka), die durch Zufall mitbekommen, dass Sven sich mit Jo treffen will, locken den „Verräter“ auf das Flachdach des Krankenhauses und zwingen ihn durch die elektronische Steuerung seiner künstlichen Muskeln, auf die Dachkante zuzugehen. Hagen will den Kollegen nur erschrecken und ihm so eine Lehre erteilen, aber Gregor sorgt dafür, dass Sven in den Tod stürzt.
Paula Henning (Franka Potente), die nach dem Medizinstudium in Heidelberg („Anatomie“) zur Polizei gegangen war und jetzt als Sonderermittlerin im Bundeskriminalamt tätig ist, wird durch den Tod Svens alarmiert, denn der junge Arzt hatte ihr Beweismaterial über die illegalen medizinischen Versuche der Antihippokraten versprochen. Sie beginnt, sich in dem Großklinikum umzusehen und das Personal zu befragen.
In einer feierlichen Inaugurations-Zeremonie wird Jo von der Geheimloge der Antihippokraten aufgenommen.
Als Müller-LaRousse den Nobelpreis für Medizin wieder nicht erhält, rastet er aus. Er verlangt von seinen Schülern, dass sie das Programm der Selbstversuche beschleunigen und sofort mit Phase 2 beginnen. Dabei werden die künstlichen Muskeln nicht parallel zu den natürlichen implantiert, sondern an deren Stelle: Die Eingriffe sind also irreversibel! Einige Ärzte erschauernd, aber der Professor schreit: „Mittelmäßigkeit widert mich an!“
Jo ist bereit, sich als Erster die gesamte Beinmuskulatur ersetzen zu lassen, unter der Bedingung, dass Müller-LaRousse auch seinen Bruder operiert. Willi kommt nach Berlin und erhält ein Bett im Krankenhaus. Die enorme psychische Belastung hält Jo nur noch mit Drogen aus.
Hilfsschwester Lee weiß zwar nicht, was der Professor und dessen Schüler vorhaben, aber sie warnt Jo, sich nicht auf herzlose medizinische Experimente einzulassen, und schließlich bringt sie ihm eine Akte, in der die Versuche an Benny dokumentiert sind. Jo ist entsetzt über das, was er da liest und wendet sich an die Klinikchefin Dr. Bamberg (Rosel Zech). Die ruft statt der Polizei Müller-LaRousse herbei. Vor der Tür warten die anderen Logenbrüder. Jo flieht durch die Korridore und entkommt als vermeintlicher Patient, der auf einer Bahre zu einem Krankenwagen getragen wird. Hilfe sucht er bei Lee im Schwesternheim.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Die angehende Ärztin schmuggelt ihn wieder ins Krankenhaus, operiert ihm den künstlichen Wadenmuskel heraus und nimmt ihn wieder mit nach Hause, damit er sich dort erholen und von dem Drogenmissbrauch erholen kann. Aber die Antihippokraten spüren ihn auf und dringen gewaltsam in Lees Apartment im Schwesternheim ein. Als Müller-LaRousse erfährt, dass Gregor dabei ist, Jo vom Dach zu stoßen, schickt er zwei Männer hinauf, um es zu verhindern, denn er will nicht, dass Jo der Sonderermittlerin Paula Henning vor die Füße fällt. Stattdessen beabsichtigt er, Jo auf seine Weise auszuschalten: durch eine Gehirnoperation. Bevor er in den OP geht, beauftragt er Viktoria, Lee mit einer Überdosis Drogen umzubringen.
Viktoria weiß jedoch, dass alles zu Ende ist und setzt sich den goldenen Schuss schluchzend selbst. Jo gelingt es, Gregor so zu überlisten, dass dieser statt seiner in die Tiefe stürzt, aber er wird von anderen Antihippokraten überwältigt, in den OP zu Müller-Larousse gebracht und auf den Operationstisch gezerrt. Bei der Anästhesistin, deren Gesicht hinter der OP-Maske nicht zu sehen ist, handelt es sich allerdings nicht um Viktoria, wie der Professor glaubt, sondern um Lee. Sie drückt Jo heimlich ein Skalpell in die Hand, das dieser Müller-LaRousse in die Brust rammt, sobald dieser sich über ihn beugt. Es kommt zum Kampf. Hagen erstickt den schwer verletzten Professor, damit dieser die zu erwartenden Demütigungen nicht mehr erleben muss.
Jo wird nicht in Berlin bleiben, sondern nach Bochum ziehen.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)„Anatomie“ war der erfolgreichste deutsche Film des Jahres 2000. Also wurde Stefan Ruzowitzky gedrängt, eine Fortsetzung zu drehen, und er willigte nach anfänglichem Zögern ein. Die Idee für die neue Geschichte kam ihm, als er im „Time Magazine“ einen Artikel über die Entwicklung künstlicher Muskelmasse am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston las. Das Sequel „Anatomie 2“ ist mehr ein Wissenschafts- als ein Horrorthriller, und während in „Anatomie“ eine unschuldige Medizinstudentin im Mittelpunkt steht, ist es in „Anatomie 2“ ein junger, verführter Neurologe, der sich bewusst an illegalen Experimenten beteiligt. In beiden Fällen geht es um eine fiktive Geheimloge der Antihippokraten. Zwar ist nicht jede Szene plausibel, aber Stefan Ruzowitzky ist es gelungen, die Spannung und die bedrohliche Atmosphäre immer weiter zu steigern.
Die Dreharbeiten für „Anatomie 2“ fanden vom 4. März bis 26. April 2002 statt.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004/2005
Stefan Ruzowitzky (kurze Biografie / Filmografie)
Stefan Ruzowitzky: Die Siebtelbauern
Stefan Ruzowitzky: Anatomie
Stefan Ruzowitzky: Die Fälscher
Stefan Ruzowitzky: Cold Blood. Kein Ausweg. Keine Gnade