Victor Klemperer


Victor Klemperer wurde am 9. Oktober 1881 in Landsberg an der Warthe als achtes Kind eines Rabbiners geboren. Der berühmte Dirigent Otto Klemperer (1885 – 1973) war ein Cousin von ihm. Nachdem er das Gymnasium abgebrochen und eine kaufmännische Ausbildung angefangen hatte, holte Victor Klemperer das Abitur im Alter von zwanzig Jahren nach und studierte schließlich Philosophie, Germanistik und Romanistik in München, Genf, Paris und Berlin. 1906 heiratete Victor Klemperer die ein Jahr jüngere Pianistin Eva Schlemmer. 1912 konvertierte er vom Judentum zur protestantischen Konfession. Nach der Promotion (1912) und der Habilitation (1914) ging Victor Klemperer als Lektor nach Neapel, aber 1915 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. 1920 – der Erste Weltkrieg war inzwischen zu Ende – folgte er einem Ruf der Technischen Hochschule Dresden und übernahm dort den Lehrstuhl für Romanistik.

Die Nationalsozialisten enthoben Victor Klemperer 1935 seines Amtes. Er begann zwar noch, an einer „Geschichte der französischen Literatur im 18. Jahrhundert“ zu arbeiten, aber als ihm seine nichtjüdische Ehefrau Eva einen Judenstern annähen musste und Juden der Zutritt zu öffentlichen Bibliotheken untersagt wurde, konnte der Romanist nicht länger wissenschaftlich tätig sein.

Vergeblich versuchte Victor Klemperer, zu emigrieren. Die ihm aufgezwungene freie Zeit nutzte er, um noch intensiver als zuvor Eindrücke und Gedanken schriftlich festzuhalten. Er schrieb eigentlich keine Tagebücher, sondern Notizen auf losen Blättern, und weil er befürchtete, dass die regimekritischen Aufzeichnungen bei einer unangemeldeten Hausdurchsuchung entdeckt werden könnten, brachte Eva Klemperer die Blätter regelmäßig zu einer unverdächtigen Freundin, die sie bei sich aufbewahrte. So blieben Victor Klemperers Tagebuch-Aufzeichnungen erhalten und wurden 1995 postum veröffentlicht: „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“. Als kritische Chronik des „Dritten Reiches“ stießen sie auf ein breites Interesse.

1940 wurden Eva und Victor Klemperer aus ihrem 1934 bezogenen Haus in Dresden-Dölzschen vertrieben. Sie lebten von da an in verschiedenen Unterkünften. Während der verheerenden Luftangriffe der Alliierten auf Dresden am 13./14. Februar 1945 verlieren sie sich vorübergehend aus den Augen.

Im Juni 1945 konnte das Ehepaar Klemperer in das Haus in Dresden-Dölzschen zurückkehren. Victor Klemperer wurde KPD-Mitglied. 1947 bis 1960 lehrte er an den Universitäten in Greifswald, Halle und Berlin.

Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete Victor Klemperer 1952 seine ehemalige Studentin Hadwig Kirchner.

Victor Klemperer starb am 11. Februar 1960 in Dresden.

1995 wurde er postum mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet.

Victor Klemperer: Bibliografie (Auswahl)

  • Die französische Literatur von Napoleon bis zur Gegenwart (4 Bände, 1925 – 1931; Neuausgabe: Geschichte der französischen Literatur im 19. und 20. Jahrhundert, 1956)
  • LTI (lingua tertii imperii). Notizbuch eines Philologen (1947)
  • Geschichte der französischen Literatur im 18. Jahrhundert (2 Bände, 1954 / 1966)
  • Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933 – 1945 (8 Bände, 1995)
  • Curriculum vitae. Erinnerungen 1881-1918 (2 Bände, 1996)
  • Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum. Tagebücher 1919 – 1932 (1996)
  • Und so ist alles schwankend. Tagebücher Juni – Dezember 1945 (1996)
  • So sitze ich denn zwischen allen Stühlen. Tagebücher 1945 – 1959 (2 Bände, 1999)

Nach Motiven aus „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933 – 1945“ inszenierte Kai Wessel 1999 mit Matthias Habich als Hauptdarsteller einen zwölfteiligen Fernsehfilm über Victor Klemperer: „Klemperer. Ein Leben in Deutschland“. Walter Nowojski schrieb eine Biografie über seinen früheren Lehrer: „Victor Klemperer. 1881 – 1960“ (Hentrich & Hentrich, 2004).

© Dieter Wunderlich 2005

Victor Klemperer: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933 – 1945

Marta Karlweis - Der Zauberlehrling
"Der Zauberlehrling" ist die längste und komplexeste der drei Novellen. "Die Uhr auf dem Fenstersims" und "Die Geschichte einer kärtnerischen Baronin" sind aber auf dem gleichen literarischen Niveau. Marta Karlweis vertieft sich in gesellschaftliche und psychologische Konflikte. Ihre Sprache ist der Zeit entsprechend auch schon mal schwülstig, aber immer geschliffen und anspruchsvoll.
Der Zauberlehrling