Der Vulkan

Der Vulkan

Der Vulkan

Originaltitel: Der Vulkan - Regie: Ottokar Runze - Buch: Rebecca Hughes, Ursula Grützmacher-Tabori und Ottokar Runze, nach dem Roman "Der Vulkan" von Klaus Mann - Kamera: Michael Epp - Schnitt: Rebecca Runze - Musik: Dmitrj Schostakowitsch, Friedrich Holländer, Hanns Eisler, Bob Lenox - Darsteller: Nina Hoss, Meret Becker, Christian Nickel, Stefan Kurt, Sylvester Groth, Adrien De Van, Katharina Thalbach, Udo Samel, Rainer Strecker, Boris Terral, Elfriede Irrall, Heidemarie Rohweder, Jasmin Schwiers, Heinz Schubert u.a. - 1999; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Mitte der 30er-Jahre versammeln sich Emigranten in Paris. Anhänger verschiedener politischer Richtungen, Idealisten und intellektuelle Abenteurer, Künstler, Bohemiens, Studenten und Professoren kämpfen in einer Atmosphäre von Hoffnung und Angst, Kunst, Erotik und Verrat gegen die Nationalsozialisten.
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Kritik

Ottokar Runze verfilmte den ersten Teil des Romans "Der Vulkan" von Klaus Mann werkgetreu und konventionell. Der ernste, eigentlich bestürzende Film ist ein wenig zu kopflastig, als dass er die Zuschauer emotional mitreißen könnte.
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Mitte der Dreißigerjahre reist die prominente Schauspielerin und Chansonsängerin Marion von Kammer (Nina Hoss) mit ihrer Mutter (Heidemarie Rohweder) sowie ihren Schwestern Tilly (Meret Becker) und Susanne (Jasmin Schwiers) von Berlin nach Zürich, um sich in die Schweiz abzusetzen. An der Grenze bringt Marion sich und ihre Familienangehörigen beinahe in Schwierigkeiten, weil sie gegen die Festnahme eines jüdischen Mitreisenden (Heinz Schubert) protestiert. Auch ihr inzwischen verstorbener Vater, der in Berlin eine Position als Staatssekretär bekleidet hatte, war durch seine Opposition gegen die Nationalsozialisten aufgefallen. Die Mutter meint: „Bei den Kommunisten wussten wir wenigstens, dass sie alles von uns wollten. Die Nationalsozialisten geben jedoch vor, unsere heiligsten Werte zu verteidigen.“

Einige Zeit nach der Ankunft in Zürich fährt Marion weiter nach Paris zu ihrem Freund, dem Dichter Martin Korella (Christian Nickel), schließt sich seinem Emigrantenzirkel an und ruft über einen illegalen Rundfunksender ihre Landsleute dazu auf, sich den Nationalsozialisten zu verweigern.

In Prag hört Professor Benjamin Abel (Udo Samel) den antifaschistischen Sender aus Paris. Er ist dabei, in die USA zu emigrieren und ärgert sich über die nationalsozialistischen Schallplatten, die der sudetendeutsche Neffe (Konstantin Graudus) seiner Pensionswirtin nebenan spielt. Hans Hollmann (Sylvester Groth), der ihm gerade ein paar Bücher verkaufen möchte, geht kurzerhand hinüber, reißt den Saphir quer über die Platte und ohrfeigt den Jungen.

Die Witwe eines von der Gestapo zu Tode gefolterten Rechtsanwalts schlägt sich in Paris durch, indem sie den anderen Emigranten Seife verkauft.

Eines Morgens, als Marion ahnungslos das Zimmer ihres Freundes betritt, liegt Martin nackt mit einem Geliebten im Bett. Sie versucht, ihre Eifersucht zu unterdrücken und geht auf das Werben ihres Landsmanns Walter Konradi (Stefan Kurt) ein, der sie in einem Lokal ansprach und behauptete, sie in Berlin mehrmals im Theater gesehen zu haben.

Die populäre Berliner Wirtin „Mutter Schwalbe“ (Katharina Thalbach) setzt sich ebenfalls nach Paris ab und eröffnet dort eine Kellerkneipe für die Emigranten.

Inzwischen macht Tilly von Kammer sich Sorgen um ihren Geliebten Konrad, der in Berlin zurückgeblieben ist und dem Widerstand angehört. Doch als sie sich einen neuen Pass ausstellen lassen will, rät ihr der Konsulatsbeamte, in der Schweiz zu bleiben, denn sie könne zwar ins Deutsche Reich zurück aber nicht wieder ausreisen. Daraufhin sucht Tilly die Schweizer Rechtsanwältin Dr. Schröder (Anne-Marie Blanc) auf, die ihr gegen Geld eine Scheinehe mit dem verarmten ungarischen Grafen Radvanyi (Tibor Kovács) vermittelt, damit sie neue Papiere bekommt und ihrer Schwester nach Paris nachreisen kann. Tilly hofft, dass die deutschen Emigranten dort mehr über die Vorgänge in Berlin wissen. Tatsächlich verspricht Walter Konradi, sich bei Kontaktpersonen im Deutschen Reich nach Konrad zu erkundigen. Er müsse nur erst einmal wissen, wo Konrad sich vermutlich aufhalte und mit welchen Leuten er verkehre.

Hans Hollmann, der inzwischen ebenfalls nach Paris gekommen ist, berichtet Tilly, Konrad sei im Konzentrationslager Sachsenhausen getötet worden. In ihrer Trauer und Verzweiflung weint Tilly sich beim Überbringer der Nachricht aus und geht mit ihm ins Bett. Am Morgen werden sie von der Fremdenpolizei geweckt, die Hans festnimmt und abführt.

Einige Wochen später stellt Tilly fest, dass sie schwanger ist. Ein Kind kann sie jetzt auf keinen Fall gebrauchen. Sie lässt es abtreiben. Aber sie kommt weder über den Tod Konrads noch die Abtreibung hinweg und schluckt schließlich eine tödliche Menge Schlaftabletten.

Eines Tages bemerkt Marion, dass Martin Kokain schnupft und drogenabhängig geworden ist. Sie stellt ihn deshalb aufgebracht zur Rede, aber er klagt leise: „Kämpfen ohne Hoffnung, das schaffe ich nicht mehr.“ Als er Mutter Schwalbe um Geld bittet, lehnt sie es ab, ihm welches zu geben, denn sie weiß, dass er sich damit Drogen besorgen will. Walter Konradi, der das kurze Gespräch mitbekommen hat, steckt Martin einige Banknoten zu, und der stürzt damit sofort los. Er stirbt an einer Überdosis Heroin.

Hans Hollmann taucht nach einiger Zeit wieder auf und warnt Marion vor Walter Konradi: Der sei von der Gestapo und habe es vermutlich auf sie abgesehen. Der Beschuldigte, der beobachtet hat, wie Hans Hollmann auf Marion einredete, behauptet seinerseits ungerührt, Hollman sei ein Spitzel der Gestapo und Marion solle sich vor ihm in Acht nehmen. Marion weiß zunächst nicht, wem sie glauben soll.

Walter Konradi schlägt Marion vor, mit ihm nach Berlin zu kommen; dort könne er ihr zur Ausreise in nahezu jedes Land ihrer Wahl verhelfen. Aber sie misstraut ihm und geht nicht darauf ein. Dann erfährt sie von Hans Hollmann, dass Walter Konradi in Berlin einen Bruder hat: den SS-Offizier Kurt Konradi. Der ließ Konrad aufgrund der Hinweise seines Bruders aufspüren und liquidieren. Marion eilt zum Bahnhof, steigt in den abfahrbereiten Zug nach Berlin, sucht Walter Konradi und erschießt ihn.

Hans Hollmann fährt mit einigen anderen Emigranten nach Spanien, um dort im Bürgerkrieg gegen die Faschisten zu kämpfen.

Marion emigriert in die USA und hält dort öffentliche Reden gegen die Nationalsozialisten.

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Seinen autobiografischen Roman „Der Vulkan. Roman unter Emigranten“ schrieb Klaus Mann (1906 – 1949) in einem Hotelzimmer in New York. Veröffentlicht wurde er 1939 von einem Verlag in Amsterdam. Es handelt sich um ein Panorama von Emigrantenschicksalen und zugleich um ein Bekenntnis zum Außenseitertum. Anhänger verschiedener politischer Richtungen, Idealisten und intellektuelle Abenteurer, Künstler, Bohemiens, Studenten und Professoren kämpfen in einer Atmosphäre von Hoffnung und Angst, Kunst, Erotik und Verrat gegen die Nationalsozialisten.

Ottokar Runze verfilmte den ersten Teil des Emigrantenromans werkgetreu und konventionell. Der ernste, eigentlich bestürzende Film ist ein wenig zu kopflastig, als dass er die Zuschauer mitreißen könnte. Auch die Vielzahl der zum Teil nur lose verknüpften und aus verschiedenen Perspektiven erzählten Einzelhandlungen macht es schwer, sich mit einer Figur zu identifizieren und sich betroffen zu fühlen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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