Original Sin
Original Sin
Inhaltsangabe
Kritik
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gibt der Kubaner Luis Vargas (Antonio Banderas) in einer US-amerikanischen Zeitung eine Heiratsannonce auf. Als er Julia Russell (Angelina Jolie) vom Schiff abholt, ist er verblüfft, weil sie nicht wie auf dem Foto aussieht, sondern sehr viel attraktiver ist. Sie habe ihm das Bild einer Freundin geschickt, um die Ernsthaftigkeit seines Vorhabens zu prüfen, erklärt sie ihm. Luis hat ihr auch etwas zu gestehen: Er ist nicht der einfache Angestellte eines Kaffeexporthauses in Santiago, für den er sich ausgegeben hat, sondern einer der beiden Besitzer. So wie sie nicht wollte, dass er sie nur wegen ihres Aussehens heiratet, hat er ihr seinen Reichtum verschwiegen.
Nach der Hochzeit ist Julia überrascht, wie rücksichts- und verständnisvoll ihr Mann sie behandelt, und sie genießt das luxuriöse Leben an seiner Seite. Luis liebt sie über alles und schwelgt in seinem Glück. Vertrauensvoll erteilt er ihr die Vollmacht, auch ohne ihn über seine Bankkonten zu verfügen. Einmal gehen sie zusammen ins Theater. Obwohl es sich um eine recht laienhafte Aufführung handelt, röten sich Julias Wangen vor Begeisterung. Während der Pause läuft sie hinter den Vorhang auf die Bühne, und Luis, der ihr folgt, ertappt sie dort im Gespräch mit dem Schauspieler, der einen Teufel darstellt.
Eines Tages wird Luis von einem Amerikaner angesprochen, der sich als Privatdetektiv Walter Downs (Thomas Jane) vorstellt. Julias Schwester Emily (Cordelia Richards) mache sich Sorgen, weil sie seit deren Abreise nichts mehr von ihr gehört habe. Luis versichert ihm, dass es Julia gut gehe und drängt zu Hause seine Frau, ihrer Schwester endlich einen Brief zu schreiben. Kurz darauf taucht Emily Russell bei Luis auf: Sie ist sehr irritiert über den Brief in der Handschrift einer Fremden!
Handelt es sich bei Julia um eine Betrügerin? Luis zerstört das Schloss der großen Truhe, die sie mitgebracht hat. Darin findet er Sachen der echten Julia Russell und stellt anhand eines Fotos entsetzt fest, dass seine Frau eine andere ist. Er sei mit einem Traum verheiratet gewesen, meint seine schwarze Dienerin Sara (Joan Pringle). Die Bankkonten sind leergeräumt. Von der Gaunerin fehlt jede Spur. Luis ist verzweifelt. Er hat alles verloren: die geliebte Frau und sein Barvermögen.
Erneut begegnet er Walter Downs, der nun vorgibt, nach der echten Julia Russell zu suchen. Luis drängt ihn, auch nach der falschen zu suchen. „Was wollen Sie von ihr?“, fragt der Detektiv, und Luis antwortet: „Ich will sie töten.“ Er begleitet Downs nach Havanna, um dort nach seiner Frau zu suchen. Durch Zufall entdeckt er sie beim Abendessen mit dem reichen, etwas vertrottelten Colonel Worth (Gregory Itzin). Einige Stunden später überrascht er sie in ihrem Zimmer. Sie heißt in Wahrheit Bonnie Cassel und wuchs als Findelkind in einem Waisenhaus auf. Dort lebte auch ein gewisser Billy, mit dem zusammen sie im Alter von vierzehn Jahren fortlief. Sie schlossen sich einer Schauspielertruppe an, und er ist immer noch ihr Komplize. In Bonnies Nähe schlägt Luis‘ Wut in Liebe und Begehren um: Er verzeiht ihr und verbringt die Nacht mit ihr.
Beim Frühstück weist ihn Walter Downs auf einen Zeitungsartikel hin, demzufolge die echte Julia Russell während der Überfahrt auf dem Schiff ermordet und über Bord geworfen wurde. Inzwischen fand man ihre Leiche – mit einem Messer, dessen Klinge noch immer in ihrer Kehle steckte. Luis verrät ihm nicht, dass er die Betrügerin aufgespürt und sogar mit ihr geschlafen hat.
Er will die Vergangenheit vergessen und reist mit Bonnie nach Cárdenas. Aber der Privatdetektiv lässt sich nicht abschütteln, taucht auch dort wieder auf und verrät Luis in einer Bar, dass inzwischen wegen Mordes nach Bonnie gefahndet wird. Luis tut so, als suche er die Toilette auf und eilt ins Hotel, um Bonnie zu warnen. Downs hat jedoch das Manöver durchschaut und ist ihm gefolgt. Als er droht, die Polizei zu rufen, kommt es zum Kampf, und Luis feuert drei Schüsse auf ihn ab. Schockiert stammelt er, er habe noch nie einen Menschen getötet. Bonnie behält dagegen einen kühlen Kopf und schickt ihn zum Bahnhof, damit er zwei Fahrkarten für ihre Flucht mit dem nächsten Zug besorgt.
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Sie verstecken sich in einem schäbigen Hotel in Havanna – bis auch das letzte Geld verbraucht ist. Luis ahnt nicht, dass es sich bei dem angeblichen Privatdetektiv um Billy handelt und dass dieser die Munition in seinem Revolver heimlich gegen Platzpatronen vertauscht hatte. Billy hat nur darauf gewartet, dass Luis das Geld ausgeht und er nach Santiago zurückfährt, um seinen Anteil an dem Handelshaus zu verkaufen, denn nur so kommen er und Bonnie auch an diesen Teil des Vermögens. Bonnie, die von der Liebe und Nachsicht ihres Ehemanns beeindruckt ist, versucht, diesen Plan zu vereiteln und übt mit Luis geheime Zeichen für Spielkarten ein, damit er durch Betrug beim Spielen wieder zu Geld kommt. Doch einer der Spieler merkt, mit welchem Trick Luis eine Partie nach der anderen gewinnt. Die Betrogenen schlagen Luis zusammen und vergewaltigen Bonnie, sozusagen als Wiedergutmachung.
Nun muss Luis doch seine Anteile an dem Unternehmen verkaufen. Während seiner Abwesenheit in Santiago schläft Bonnie mit Billy. Gleich nach seiner Rückkehr beobachtet Luis, wie die beiden sich treffen und belauscht sie heimlich. Bonnie bestürmt ihren Komplizen, sich mit dem Geld ihres Mannes zufrieden zu geben und ihn am Leben zu lassen, aber Billy hält das für zu riskant und besteht darauf, Luis umzubringen.
Mit gebrochenem Herzen gesteht Luis seiner Frau, dass er sie trotz allem immer noch liebe und trinkt dann wissentlich die mit Rattengift versetzte Tasse Kaffee, die sie ihm hingestellt hat. Vergeblich versucht sie im letzten Augenblick, ihn daran zu hindern. Auf der Suche nach einem Arzt zerrt sie den sich unter Krämpfen Windenden aus dem Haus. Billy folgt ihnen. Er hält Bonnie ein Messer an den Hals, damit sie Luis aufgibt, aber der erschießt ihn mit letzter Kraft.
Bonnie wird festgenommen und zum Tod verurteilt. In der Zelle erzählt sie einem jungen Geistlichen ihre Geschichte. Als die Soldaten sie zur Hinrichtung holen wollen, finden sie in ihrer Zelle nur noch den Priester in ihrer Gefängniskleidung vor.
In Marokko beginnen Luis und Bonnie ein neues Leben, das sie mit Falschspiel finanzieren.
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Luis hat alles, was es für Geld zu kaufen gibt, nur keine Frau, die er lieben kann. Durch die Begegnung mit Bonnie alias Julia entdeckt er leidenschaftliche Gefühle, die er vorher nicht kannte, aber er verliert zugleich nicht nur sein Vermögen, sondern auch die Kontrolle über sich und sein Leben. Julia stammt aus einer Welt des Betrugs und kann es kaum glauben, dass ihr ein Mann seine ganze Liebe und sein volles Vertrauen zu Füßen legt. Es fällt ihr schwer, sich als eine Frau zu akzeptieren, die es wert ist, so geliebt zu werden, und sie fühlt sich hin- und hergerissen zwischen ihrer Herkunft und der neuen Chance. Möglicherweise leidet sie am Borderline-Syndrom.
Es geht in „Original Sin“ nicht nur um eine amour fou, sondern auch um Freiheitsdrang und Selbstfindung, um die Lüge, die Kraft der Liebe und die Schwierigkeit, nicht immer wieder von früheren Sünden eingeholt zu werden. „Original Sin“ ist ein Genremix aus Love Story, Erotik- und Psychothriller.
Weil Kuba die Erlaubnis verweigerte, fanden die Dreharbeiten für „Original Sin“ mit wenigen Ausnahmen in Mexiko statt. Aus diesem Land stammt auch der junge Kameramann Rodrigo Prieto.
Michael Cristofer griff auf eine literarische Vorlage zurück, die 1969 bereits von François Truffaut verfilmt worden war: den Roman „Waltz Into Darkness“ (1947; deutsch: „Walzer in die Dunkelheit“, 1989) von Cornell Woolrich alias William Irish (1903 – 1968). Allerdings verlegte Michael Cristofer die Handlung von New Orleans nach Kuba.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004
Borderline-Syndrom
Angelina Jolie (Kurzbiografie)
François Truffaut: Das Geheimnis der falschen Braut