Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord

Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord

Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord

Fred Vargas. Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord – Originaltitel: L'homme aux cercles bleus – Regie: Josée Dayan – Drehbuch: Emmanuel Carrère, nach dem Roman "Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord" von Fred Vargas – Kamera: Stefan Ivanov – Schnitt: Yves Langlois – Musik: Reno Isaac – Darsteller: Jean-Hugues Anglade, Jacques Spiesser, Charlotte Rampling, Jean-Pierre Léaud, Stanislas Merhar, Hélène Fillières, Corinne Masiero, Didier Terron u.a. – 2009; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Jemand zeichnet nachts in Paris blaue Kreise aufs Pflaster und legt Gegenstände bzw. tote Tiere hinein. Eines Nachts liegt eine Leiche im Kreidekreis. Die berühmte Fotografin Mathilde Forestier gibt bei der Polizei an, sie habe den Pflastermaler drei Nächte lang beobachtet und fotografiert. Allerdings legt sie seit zehn Jahren keinen Film mehr ein. Damals hatte sie ein sich küssendes Liebespaar fotografiert, und nach der Veröffentlichung des Bildes war die junge Frau von ihrem eifersüchtigen Ehemann ermordet worden ...
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Kritik

Bei "Fred Vargas. Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord", der Verfilmung eines Romans von Fred Vargas, handelt es sich um einen grotesken, hervorragend besetzten Thriller. Das Besondere daran sind die skurrilen Figuren.
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Jemand zeichnet nachts in Paris blaue Kreidekreise aufs Pflaster und legt verlorene bzw. weggeworfene Gegenstände hinein, zum Beispiel Kronkorken, eine leere Getränkedose, einen Joghurtbecher. Außerdem steht in den Kreisen: „Victor, sieh dich vor, was treibst du jetzt noch vor dem Tor?“ Der Kriminalbeamte Adrien Danglard (Jacques Spiesser), ein allein erziehender Vater von fünf Kindern, hält die Kreidekreise für Produkte eines Spinners, aber sein Vorgesetzter, Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg (Jean-Hugues Anglade), befürchtet Schlimmes, zumal auf die Gegenstände tote Tiere folgen: eine Maus, eine Katze, Lammknochen. Eines Nachts liegt eine Tote namens Madeleine mit durchschnittener Kehle im Kreidekreis.

Die Fotografin Mathilde Forestier (Charlotte Rampling), deren Aufnahmen von Menschen auf Straßen berühmt sind, gibt bei der Polizei an, sie habe den Pflastermaler drei Nächte lang beobachtet und fotografiert. Allerdings legt Mathilde seit zehn Jahren keinen Film mehr ein. Damals hatte sie ein sich küssendes Liebespaar fotografiert, und nach der Veröffentlichung des Bildes war die junge Frau von ihrem eifersüchtigen Ehemann ermordet worden.

In einem Mietshaus in Paris besitzt Mathilde drei Wohnungen. In einer davon lebt sie selbst. In einem weiteren Apartment wohnt seit einigen Monaten Clémence Valmont, eine unverheiratete ältere Frau, die Mathildes Archiv betreut und viel Zeit damit verbringt, auf Kontaktanzeigen zu antworten. In die leer stehende dritte Wohnung nimmt Mathilde einen zynischen jungen Blinden auf, den sie in einem Café kennenlernte: Charles Reyer (Stanislas Merhar).

Bevor Jean-Baptiste Adamsberg und seine Mitarbeiter Danglard, Favre (Didier Terron) und Violette Retancourt (Corinne Masiero) auch nur herausfinden, ob es sich bei dem Kreidekreis-Zeichner und Madeleines Mörder um dieselbe Person handelt, werden zwei weitere Leichen in blauen Kreisen gefunden: der pensionierte Arzt Gérard Ponthieu und Delphine Vitruel Le Nermord, die Ehefrau des Byzantinikers Le Nermord (Jean-Pierre Léaud). Der Witwer sagt aus, seine Frau habe ihn seit fünfzehn Jahren mit anderen Männern betrogen und vor zwei Jahren verlassen.

Adrien Danglard verdächtigt Le Nermord, zumal der skurrile Eigenbrötler kein Alibi hat. Schließlich gesteht der Kunsthistoriker, die Kreidekreise gezeichnet zu haben, aber er beteuert, er sei kein Mörder.

Als suspekt gilt auch Charles Reyer. Machte er sich an Mathilde Forestier heran, um mehr über den Kreidekreis-Zeichner zu erfahren? Half ihm das, die Morde so zu inszenieren, dass man sie für die Taten des Zeichners halten könnte? Ein Alibi hat auch er nicht.

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Die Ermittlungen ergeben, dass Reyer sich im Alter von fünfzehn Jahren die Augen ausstach, nachdem seine Mutter von seinem Vater ermordet worden war. Bei Reyers Mutter handelte es sich um die Frau, die Mathilde Forestier mit ihrem Geliebten fotografiert hatte. Hat Reyer sich nun bei Mathilde in der Absicht eingeschlichen, sie aus Rache zu ermorden?

Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg lässt auch Le Nermord nicht aus den Augen und schickt Adrien Danglard nach Marcilly, den Geburtsort Le Nermords, in dem dieser bis zu seinem vierundzwanzigsten Lebensjahr gewohnt hatte. Danglard erfährt, dass Mathildes Mieterin Clémence Valmont vor fünfzig Jahren in Marcilly von ihrem Verlobten verlassen worden war. Gibt es einen Zusammenhang zwischen ihr und Le Nermord? Adamsberg kann sie nicht befragen, denn sie ist verschwunden.

Erst nach über einem Monat findet die Polizei mit Hilfe von Spürhunden verscharrte Leichenteile von Clémence Valmont. Der Siebenundsechzigjährigen wurde allerdings schon vor vier bis fünf Monaten die Kehle durchgeschnitten.

Da durchschaut Jean-Baptiste Adamsberg die Zusammenhänge und nimmt Le Nermord fest. Der verrückte Wissenschaftler ermordete Clémence Valmont, schlüpfte dann in ihre Rolle und mietete eine der Wohnungen von Mathilde Forestier. Als Clémence verkleidet zeichnete er die Kreidekreise und ermordete zwei zufällig ausgewählte Passanten, um die Polizei irrezuführen. Nach diesen Vorbereitungen brachte er seine Frau um, denn er konnte ihre geistige Überlegenheit nicht länger ertragen.

Mathilde Forestier holt ihre Tochter vom Bahnhof ab und verschwindet mit ihr aus Paris. Bei der jungen Frau handelt es sich um die auch als Klempnerin arbeitende Komponistin Camille Forestier (Hélène Fillières). Als Jean-Baptiste Adamsberg der Fotografin von seiner unglücklichen Beziehung mit einer Musikerin erzählte und erkennen ließ, dass er sie noch immer liebt, ahnte er nicht, dass er mit Camilles Mutter sprach. Das begreift er erst, als ihm Adrien Danglard ein Kuvert von Mathilde Forestier bringt und er eine Karte mit einer Telefonnummer herauszieht.

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Josée Dayan verfilmte 2008/09 mit Jean-Hugues Anglade als Jean-Baptiste Adamsberg drei Kriminalromane von Fred Vargas (eigentlich: Frédérique Audoin-Rouzeau): „Fred Vargas. Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord“, „Fred Vargas. Bei Einbruch der Nacht“ und „Fred Vargas. Der vierzehnte Stein“.

„Fred Vargas. Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord“ basiert auf einem 1991 von Fred Vargas veröffentlichten Roman (Originaltitel: „L’Homme aux cercles bleus“; „Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord“, Übersetzung: Tobias Scheffel, Aufbau Taschenbuch-Verlag, Berlin 2000, 212 Seiten, ISBN: 3-7466-1512-7). Es gibt „Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord“ auch als Hörspiel von Katrin Wenzel (Regie: Annette Kurth, Musik: Helena Ruegg, Sprecher: Ulrich Matthes, Ulli Philipp u.a., Stuttgart 2004).

Bei „Fred Vargas. Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord“ handelt es sich um einen grotesken, hervorragend besetzten Thriller. Das Besondere daran sind die skurrilen Figuren.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.