Selma

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Selma – Originaltitel: Selma – Regie: Ava DuVernay – Drehbuch: Paul Webb – Kamera: Bradford Young – Schnitt: Spencer Averick – Musik: Jason Moran – Darsteller: David Oyelowo, Tom Wilkinson, Tim Roth, Carmen Ejogo, Oprah Winfrey, Martin Sheen, Giovanni Ribisi u.a. – 2014; 125 Minuten

Inhaltsangabe

US-Präsident Lyndon B. Johnson erklärt dem Friedensnobelpreisträger Martin Luther King, er unterstütze dessen Forderung nach Abschaffung der Diskriminierung Schwarzer bei der Ausübung des Wahlrechts, halte jedoch den Kampf gegen die Armut für wichtiger. Daraufhin reist der Bürgerrechtler nach Selma/Alabama und ruft zu einem Protestmarsch nach Montgomery auf. Der Gouverneur von Alabama und der Sheriff von Selma schreiten dagegen ein. Sicherheitskräfte treiben den ersten Demonstrationszug am 7. März 1965 mit brutaler Gewalt auseinander ...
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Kritik

Der Film "Selma" konzentriert sich auf den Protestmarsch der Bürger­rechtler von Selma nach Montgomery in Alabama, zu dem Martin Luther King 1965 aufrief. Ava DuVernay verklärt das Idol nicht, sondern zeigt auch seine Zweifel.
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Der Film „Selma“ beginnt am 11. Dezember 1964 in Oslo, wo Martin Luther King (David Oyelowo) mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird.

In der nächsten Szene kommen bei einem Bombenanschlag am 15. September 1963 auf die 16th Street Baptist Church in Birmingham vier Mädchen ums Leben.

Danach sehen wir die Afroamerikanerin Annie Lee Cooper (Oprah Winfrey), die sich in Selma/Alabama zum wiederholten Mal vergeblich darum bemüht, in die Wählerliste eingetragen zu werden. Den Schwarzen steht zwar das Wahlrecht zu, aber sie müssen bei der Registrierung Fragen über den Staat beantworten und werden dabei diskriminiert.

In der vierten Szene wird Martin Luther King am 9. Februar 1965 von Lyndon B. Johnson (Tom Wilkinson) und dessen Berater Lee C. White (Giovanni Ribisi) im Weißen Haus empfangen. Der US-Präsident erklärt dem Bürgerrechtler, er strebe zwar ein Bundesgesetz gegen Diskriminierungen bei der Aufnahme in die Wählerlisten an, aber der Kampf gegen die Armut habe Priorität.

Weil Martin Luther King nicht warten will, bis Johnson handelt, reist er mit anderen führenden Mitgliedern der „Southern Christian Leadership Conference“ (SCLC) nach Selma/Alabama, um das „Student Nonviolent Coordinating Committee“ (SNCC) beim friedlichen Kampf gegen den Ausschluss von Afroamerikanern von den Wahlen zu unterstützen.

Währenddessen schlägt der FBI-Chef J. Edgar Hoover (Dylan Baker) dem Präsidenten die Ermordung Martin Luther Kings vor. Lyndon B. Johnson erklärt Hoover jedoch, dass er den gemäßigten Anführer der Bürgerrechtsbewegung einem Scharfmacher vorziehe. Daraufhin kündigt der FBI-Direktor an, dass er im Privatleben der Familie King verstärkt nach Ansatzpunkten für eine Einschüchterung von Coretta Scott King (Carmen Ejogo) und eine Zerrüttung der Ehe suchen werde.

Als Martin Luther King wegen seiner politischen Sorgen nicht schlafen kann, ruft er mitten in der Nacht Mahalia Jackson (Ledisi Young) an und lässt sich Gospels vorsingen.

Am 2. Juli 1964 unterzeichnet Lyndon B. Johnson den Civil Rights Act, der die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen beendet und die Diskriminierung beispielsweise von Afroamerikanern bei der Eintragung in die Wählerlisten untersagt. Aber George Wallace (Tim Roth), der demokratische Gouverneur von Alabama, akzeptiert die gesetzliche Änderung nicht. Er unterstützt das gewaltsame Vorgehen des Sheriffs Jim Clark (Stan Houston) gegen die Demonstranten in Selma. Dabei erschießt ein Polizist den 26-jährigen Bürgerrechtler Jimmy Lee Jackson (Keith Stanfield alias Lakeith Stanfield) vor den Augen seiner Mutter Viola Lee Jackson (Charity Jordan) und seines 82-jährigen Großvaters Cager Lee (Henry G. Sanders).

Martin Luther King ruft zu einem Marsch von Selma nach Montgomery auf, nimmt allerdings nicht selbst daran teil. Der Zug wird am 7. März 1965 auf der Edmund-Pettus-Brücke über den Alabama River im Süden der Stadt Selma von Polizisten und Soldaten gestoppt und mit Tränengas und Schlagstöcken angegriffen. Berittene Polizisten verfolgen Flüchtende und knüppeln sie nieder. Das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte wird im Fernsehen übertragen und auf diese Weise von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen.

Zwei Tage später organisiert Martin Luther King einen weiteren Marsch, an dem sich auch Geistliche anderer Konfessionen und Hautfarben beteiligen. Obwohl sich die Polizei dieses Mal zurückhält, beendet King den Marsch auf der Edmund-Pettus-Brücke, um nicht eine neue Straßenschlacht zu riskieren. Einer der Teilnehmer, der weiße Geistliche James Reeb (Jeremy Strong) aus Boston, wird noch am selben Abend von Rassisten auf der Straße totgeschlagen.

US-Präsident Lyndon B. Johnson spricht sich am 15. März 1965 in einer im Fernsehen übertragenen Rede vor dem Kongress für die Verabschiedung eines neuen Wahlrechtsgesetzes aus, das diskriminierende Tests vor der Eintragung in Wählerlisten untersagen würde und beendet seine Ansprache mit dem Titel der Hymne der Bürgerrechtsbewegung „We Shall Overcome!“ von Joan Baez.

Erst als von Lyndon B. Johnson entsandte Soldaten 3000 von Martin Luther King angeführte Bürgerrechtler aus Selma eskortieren, erreichen sie am 25. März 1965 nach einem fünftägigen Marsch Montgomery, wo die Abschlusskundgebung mit 25 000 Teilnehmern stattfindet. Die weiße Bürgerrechtlerin Viola Liuzzo (Tara Ochs) wird auf dem Rückweg erschossen.

Am 6. August 1965 unterzeichnet US-Präsident Johnson den Voting Rights Act, der die Gleichbehandlung aller US-Bürger bei den Eintragungen in die Wählerlisten sicherstellen soll.

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Paul Webb (Drehbuch) und Ava DuVernay (Regie) konzentrieren sich in ihrem Film „Selma“ auf den Protestmarsch der Bürgerrechtler von Selma nach Montgomery in Alabama, zu dem Martin Luther King 1965 aufrief. Sie verklären das Idol nicht, sondern zeigen auch seine Zweifel und seine Unsicherheit. Ebenso ambivalent wie diesen Charakter stellen sie die Bürgerrechtsbewegung dar, in der es immer wieder heftige Auseinandersetzungen über das weitere Vorgehen gab.

Ava DuVernay wurde zwar erst vier Jahre nach Martin Luther Kings Tod geboren und wuchs in Kalifornien auf, aber sie weist in einem Interview mit Hannah Pilarczyk auf ihre Verbindungen zu Alabama hin:

Als ich zum ersten Mal von dem Drehbuch erfuhr, hatte ich sofort das Gefühl: Das ist meine Geschichte. Mein Vater stammt aus Hayneville, das zwischen Selma und Montgomery liegt, meine Mutter arbeitet in Selma, sie fährt jeden Tag über die Edmund Pettus Brücke. Dieser Teil von Alabama ist meine zweite Heimat, ich musste nicht recherchieren, wie der Ort und die Leute ticken. Außerdem habe ich einen Uni-Abschluss in African American Studies und kenne mich in der Geschichte der Bürgerrechtsbewegung aus. (Spiegel online, 20. Februar 2015)

Einige Kritiker halten das Bild, das Ava DuVernay in „Selma“ von Lyndon B. Johnson zeichnet, für verzerrt. Er habe sich sehr viel stärker und überzeugter für die Gleichbehandlung aller US-Bürger bei der Ausübung des Wahlrechts eingesetzt, heißt es. Ava DuVernay weist jedoch darauf hin, dass er über zwanzig Jahre lang ausnahmslos gegen alle Gesetzesvorhaben zur Aufhebung der Rassentrennung gestimmt und erst als Präsident einen Sinneswandel vollzogen habe.

Obwohl Ava DuVernay betont, dass es sich bei „Selma“ nicht um eine Dokumentation, sondern um einen Spielfilm handelt, hat sie historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen des Protestmarsches von Selma und Montgomery eingefügt.

„Selma“ beginnt mit aneinandergereihten Episoden und es holpert auch im weiteren Verlauf immer wieder. Nicht zuletzt durch die unzureichende Ausleuchtung fehlt es den Bildern an Kontrast und Farbe. Im Gegensatz dazu wirkt die Musik pathetisch.

Für die Titelmusik wurden John Legend und Common allerdings mit einem „Oscar“ und einem „Golden Globe“ ausgezeichnet. Für einen „Oscar“ nominiert hatte man „Selma“ auch in der Kategorie „Bester Film“.

Synchronsprecher der deutschen Fassung:
Ingo Hülsmann (Martin Luther King), Lutz Riedel (Lyndon B. Johnson), Udo Schenk (George Wallace), Katrin Zimmermann (Coretta Scott King), Milton Welsh (James Bevel), Dennis Schmidt-Foß (Andrew Young), Dietmar Wunder (Fred Gray), Harriet Kracht (Annie Lee Cooper), Wolfgang Condrus (Frank Minis Johnson), Gerrit Schmidt-Foß (Lee C. White), Peter Reinhardt (Sheriff Jim Clark), Till Hagen (J. Edgar Hoover), Ricardo Richter (John Lewis), Jaron Löwenberg (James Forman), Charles Rettinghaus (Bayard Rustin), Oliver Stritzel (Ralph Abernathy), Matti Klemm (James Orange), Laura Landauer ( Diane Nash), Axel Lutter (Gunnar Jahn), Matthias Klages (Registrar), Asad Schwarz (Rev. C. T. Vivian), Leon Boden (Hosea Williams), Tobias Nath (Roy Reed), Florian Hoffmann (Jimmie Lee Jackson), Hasso Zorn (Cager Lee), Katharina Spiering (Viola Lee Jackson), Michael Deffert (Malcolm X) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

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"Schilf" ist ein intellektueller Roman mit Karikatur-Figuren, die von Juli Zeh wie Marionetten bewegt werden. Lesenswert ist "Schilf" wegen origineller Ideen, ironischer Untertöne und einer glänzenden Sprache.
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