Günther Kaufmann


Nach zwei gescheiterten Ehen glaubt der am 16. Juni 1947 im Münchner Stadtteil Hasenbergl als Sohn einer Deutschen und eines afroamerikanischen GIs geborene Schauspieler Günther Kaufmann („Götter der Pest“; „Die Ehe der Maria Braun“, „Lola“, „Die Sehnsucht der Veronika Voss“), der Frau seines Lebens begegnet zu sein: 1986 heiratet er Alexandra und zieht mit ihr in sein Haus an der Algarve.

Sechs Jahre später erkrankt Alexandra an Knochenkrebs. Kostspielige Behandlungen in den USA zehren die Ersparnisse des Paares auf; Rollenangebote erhält Günther Kaufmann kaum noch.

Um sich Geld zu beschaffen, erzählt Alexandra dem befreundeten Steuerberater Hartmut Hagen in München, ein deutscher Bauunternehmer wolle auf dem Grundstück in Portugal eine Hotelanlage errichten, und sie benötige Geld, um gegen einen vertragsbrüchigen amerikanischen Investor gerichtlich vorgehen zu können. Hartmut Hagen stellt ihr aufgrund dieser Lügengeschichte 830 000 DM zur Verfügung. Ihr Ehemann glaubt ihr ebenfalls, als sie behauptet, zur Durchführung des Rechtsstreits nach New York fliegen zu müssen.

Günther Kaufmann ahnt nicht, dass Alexandra ihn nicht aus New York, sondern aus Berlin anruft, wo sie jetzt von dem erschwindelten Geld mit ihrem Geliebten Hans-Joachim U. lebt. Nach dem Verlust seiner Immobilie an der Algarve wohnt er vorübergehend bei Hartmut Hagen in München und bezieht dann in der bayrischen Landeshauptstadt ein Apartment.

Am 2. Februar 2001 alarmiert Günther Kaufmann die Polizei: Er habe Hartmut Hagen in dessen Villa tot aufgefunden. Offenbar handelt es sich um Mord: Hartmut Hagen erstickte, weil ihm jemand den Brustkorb zusammendrückte. Es sieht nach einem Raubmord aus. Günther Kaufmann hat kein Alibi, und seine finanziellen Schwierigkeiten sind bekannt. In den Verhören erfährt er, dass seine Frau ihn betrügt; er bricht zusammen und gesteht den Mord.

Alexandra stirbt zwei Wochen vor dem Beginn des Prozesses an Krebs. An der Beerdigung in Berlin kann ihr inhaftierter Ehemann nicht teilnehmen.

Günther Kaufmann wird am am 27. November 2002 zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Am 14. August 2003 meldet sich die Kellnerin Sarah H. bei der Berliner Polizei und gibt zu Protokoll, nicht Günther Kaufmann, sondern ihr Lebensgefährte Heinz K. habe Hartmut Hagen ermordet. Die Ermittlungen, die daraufhin durchgeführt werden, ergeben, dass Alexandra ihren Geliebten überredet hatte, in Hartmut Hagens Villa einzubrechen, als dieser ihre Lügengeschichte nicht länger glaubte und die 830 000 DM zurückhaben wollte. Am 1. Februar 2001 fuhr Hans-Joachim U. mit Heinz K. und einem weiteren Komplizen von Berlin nach München. Sie überwältigten Hartmut Hagen. Während Heinz K. den Überfallenen mit dem Gewicht seines 117 kg schweren Körpers zu Boden presste, fesselten ihn die beiden anderen und klebten ihm den Mund zu. Durch den Druck auf den Brustkorb erstickte Hartmut Hagen. – Die drei Täter werden verhaftet und im November 2004 vom Landgericht München zu Freiheitsstrafen verurteilt.

Günther Kaufmann, der sein Mordgeständnis am 2. September 2001 widerrief, kommt am 25. November 2003 aus dem Gefängnis und wird am 26. Januar 2005 von der Mordanklage freigesprochen.

Unter dem Titel „Der weiße Neger vom Hasenbergl“ schrieb Günther Kaufmann seine Autobiografie (Diana Verlag, München 2004, ISBN 3-453-26506-8).

In dem Film „Wickie und die starken Männer“, der am 9. September 2009 ins Kino kam, spielt Günther Kaufmann den „schrecklichen Sven“.

Originaltitel: Wickie und die starken Männer – Regie: Michael Bully Herbig – Drehbuch: Michael Bully Herbig, Alfons Biedermann, nach dem Kinderbuch „Wickie und die starken Männer“ von Runer Jonsson – Kamera: Gerhard Schirlo – Schnitt: Alexander Dittner – Musik: Ralf Wengenmayr – Darsteller: Jonas Hämmerle, Waldemar Kobus, Nic Romm, Christian Koch, Olaf Krätke, Mike Maas, Patrick Reichel, Jörg Moukaddam, Ankie Beilke, Sanne Schnapp, Mercedes Jadea Diaz, Günther Kaufmann, Herbert Feuerstein, Michael Bully Herbig, Christoph Maria Herbst, Hannah Herzsprung, Jürgen Vogel, Billie Zöckler u.a. – 2009; 85 Minuten

Günther Kaufmann brach am 10. Mai 2012 beim Spazierengehen in Berlin-Grunewald zusammen und starb an Herzversagen.

© Dieter Wunderlich 2007 / 2012

Justizirrtümer: Fehlurteile in Mordprozessen

Katharina Faber - Manchmal sehe ich am Himmel einen endlos weiten Strand
Das Leid der Protagonisten geht unter die Haut, aber das Besondere an diesem Roman ist die Form: Nicht die Stimme eines Erzählers hören wir, sondern eine Komposition aus einem inneren Monolog der Hauptfigur und eingestreuten Kommentaren von insgesamt mehr als dreißig Figuren.
Manchmal sehe ich am Himmel einen endlos weiten Strand