Hearts in Atlantis

Hearts in Atlantis

Hearts in Atlantis

Hearts in Atlantis - Originaltitel: Hearts in Atlantis - Regie: Scott Hicks - Drehbuch: William Goldman, nach Geschichten aus "Hearts in Atlantis" (1999) von Stephen King - Kamera: Piotr Sobocinski - Schnitt: Pip Karmel - Musik: Mychael Danna - Darsteller: Anthony Hopkins, Anton Yelchin, Hope Davis, Mika Boorem, David Morse, Alan Tudyk, Tom Bower, Celia Weston, Adam LeFèvre, Will Rothhaar u.a. - 2000; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Zur Beerdigung eines Freundes aus seiner Kindheit kehrt Bobby Garfield in seinen Geburtsort zurück. Dabei erinnert er sich an den Sommer 1960, als an seinem elften Geburtstag ein neuer Mieter zu ihm und seiner Mutter ins Haus zog. Ted Brautigan hörte Bobby im Gegensatz zu dessen egomanischer, überforderter Mutter geduldig zu und wurde ein väterlicher Freund, bis er nach einigen Wochen wieder verschwand.
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Kritik

Zwei 1999 von Stephen King veröffentlichte Geschichten verwendete William Goldman als Grundlage für das Drehbuch. Scotts Hicks machte daraus einen in schönen Bildern ruhig und stimmungsvoll, nostalgisch und sentimental erzählten Film: "Hearts in Atlantis".
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Als der Fotograf Robert („Bobby“) Garfield (David Morse) vom Tod eines Mannes benachrichtigt wird, mit dem er in der Kindheit eng befreundet war und zum Begräbnis in seine Geburtsstadt reist, erinnert er sich an den Sommer 1960. Damals lebte Bobby (Anton Yelchin) mit seiner Mutter Elizabeth („Liz“) Garfield (Hope Davis) im Parterre eines Hauses zur Miete. Zu seinem elften Geburtstag erhielt er von ihr statt des gewünschten Fahrrads einen Leseausweis der Stadtbücherei. Liz kaufte sich zwar schöne Kleider von dem Gehalt, das sie in einem Immobilienmaklerbüro verdiente, aber sie behauptete, sich kein Fahrrad für Bobby leisten zu können und schimpfte wieder einmal verbittert über ihren vor sechs Jahren verstorbenen Mann, einen Taugenichts, der ihr nichts als Spielschulden hinterlassen habe.

An Bobbys elftem Geburtstag bezog ein älterer Herr das Dachgeschoss – Ted Brautigan (Anthony Hopkins) –, der im Gegensatz zu Bobbys überforderter Mutter ein guter Zuhörer war. Weil Teds Augen nicht mehr so gut waren, bezahlte er Bobby einen Dollar pro Woche dafür, dass ihm dieser täglich aus der Zeitung vorlas. Außerdem sollte Bobby aufpassen und ihn warnen, wenn „niedere Männer“ sich näherten, die man daran erkenne, dass sie gesichtslos sind, protzige Autos fahren und in Rudeln auftreten. Mitunter erstarrte Ted und blickte in die Ferne, ohne wahrzunehmen, was um ihn herum geschah. Er schien Gedanken lesen zu können. Weil Bobby viel mit dem ebenso sonderbaren wie liebenswürdigen Mann zusammen war, hatte er nicht mehr so viel Zeit für seine besten Freunde Sully John (Will Rothhaar) und Carol Gerber (Mika Boorem).

Carols Mutter (Deirdre O’Connell) ging einmal mit ihrer Tochter und deren zwei Freunden auf einen Jahrmarkt. Dort wetteten sie mit einem Hütchenspieler und verloren. Nur Bobby hatte die richtige Position erraten, aber er wollte nicht mitmachen, denn er fürchtete, ein glückloser Spieler wie sein Vater zu werden. Schließlich überredeten Mrs Geber und seine Freunde ihn doch zu einem Einsatz, und er gewann zweimal, nicht indem er versuchte, den Händen des Hütchenspielers zu folgen, sondern indem er ihm ins Gesicht sah und seine Gedanken las. – Bei diesem Ausflug zum Jahrmarkt erfüllte Bobby eine Prophezeiung Teds und küsste Carol im Riesenrad auf den Mund, worauf sich das verwunderte Mädchen an seine Schulter lehnte.

Eines Tages wurden Bobby und Carol von drei größeren Jungen bedroht. Plötzlich tauchte Ted auf. Harry Doolin (Timothy Reifsnyder), den Anführer der Bande, lachte den alten Mann zunächst aus, aber als Ted ihm zuflüsterte, ob alle erfahren sollten, dass Harry zu Hause heimlich die Kleider seiner Mutter anzog, entschuldigte der erschrockene Junge sich kleinlaut bei Carol und Bobby.

An einem Wochenende wollte Liz zu seinem Seminar und wurde von drei Kollegen abgeholt.

Während ihrer Abwesenheit suchte Ted mit Bobby einen Spielklub auf, um eine Wette auf einen Boxkampf abzugeben. Einer Angestellten kam Bobbys Gesicht bekannt vor, und es stellte sich heraus, dass sie seinen Vater gekannt hatte. Der habe bei den Glücksspielen meistens gewonnen, erzählt sie, und sei sowohl großzügig als auch beliebt gewesen.

Am nächsten Tag hatte Ted vor, seinen Gewinn abzuholen und mit dem Geld weiterzuziehen, bevor ihn die „niederen Männer“ erwischten. Er wollte sich noch von Carol verabschieden und drängte Bobby in einer plötzlichen Ahnung, sie rasch zu suchen. Aber Bobby kam zu spät: Carol war gerade von Harry vergewaltigt worden.

Bobby brachte seine schluchzende Freundin mit ins Haus, und Ted renkte ihren ausgekugelten rechten Arm wieder ein. Da stand plötzlich Liz im Zimmer, die während des Seminars ebenfalls vergewaltigt worden war. Aufgebracht schrie sie Ted an, Carol loszulassen, denn sie verdächtigte ihn, sich an ihr vergriffen zu haben.

Nachdem Ted das Haus verlassen hatte, hörte Bobby, wie seine Mutter jemand telefonisch mitteilte, dass Ted zu dem Wettbüro unterwegs sei. Sofort rannte Bobby los, um seinen väterlichen Freund zu warnen und für ihn den Gewinn abzuholen. Doch als der Junge zum Treffpunkt zurückkam, sah er gerade noch, wie Ted von drei „niederen Männern“ in einer großen schwarzen Limousine abgeholt wurde.

Zu Hause warf er seiner Mutter Teds Geld vor die Füße und beschwerte sich darüber, dass sie ihm über seinen Vater die Unwahrheit gesagt hatte.

Als Harry ihn einige Zeit später angriff, ließ Bobby sich nicht mehr einschüchtern, sondern verprügelte den verblüfften Herausforderer.

Bevor Bobby mit seiner Mutter aus dem Ort wegzog, hatten er und Carol sich zum Abschied versprochen, regelmäßig Briefe zu wechseln. Aber daraus wurde nichts.

Jetzt, anlässlich der Beerdigung Sullys, erfährt Bobby Garfield, dass Carol vor einiger Zeit starb. Als er das inzwischen leer stehende Haus besichtigt, in dem er damals wohnte, warnt ihn ein vorbeikommendes Mädchen wegen der Baufälligkeit. Die Ähnlichkeit lässt Bobby sofort erraten, dass es sich um Carols Tochter handelt. Sie heißt Molly (Mika Boorem). Ihre Mutter hatte ihr von Bobby und dem Kuss im Riesenrad erzählt.

Von Ted hat Bobby nie wieder etwas gehört.

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1999 veröffentlichte Stephen King unter dem Titel „Hearts in Atlantis“ vier miteinander verknüpfte Geschichten (vier Novellen und eine Short Story). Zwei davon verwendete William Goldman als Grundlage für sein Drehbuch: „Low Men in Yellow Coats“ und „Heavenly Shades of Night are Falling“. – In dem von Scott Hicks in schönen Bildern ruhig und stimmungsvoll inszenierten Film „Hearts in Atlantis“ geht es um einen Jungen, dessen Leben sich durch die Begegnung mit einem verständnisvollen älteren Mann verändert: Er sieht seinen verstorbenen Vater in einem anderen Licht, emanzipiert sich von seiner egozentrischen Mutter und beendet seine Kindheit. Die Geschichte des Fremden bleibt dabei ebenso im Dunkeln wie die Bedeutung der „niederen Männer“, die offenbar nach ihm fahnden und ihn am Ende aus unbekannten Gründen festnehmen.

„Hearts in Atlantis“ ist ein nostalgischer, elegischer und sentimentaler Film mit zwei sensiblen Hauptdarstellern: Anthony Hopkins und Anton Yelchin.

Außer der Filmmusik von Mychael Danna und Passagen aus der Ouvertüre der Oper „Wilhelm Tell“ von Gioacchino Rossini sind folgende Songs in „Hearts in Atlantis“ zu hören:

  • Harold Arlen: „I’ve Got the World on A String“
  • Hank Ballard: „The Twist“
  • David Bartholomew und Fats Domino: „Ain’t That a Shame“
  • Chuck Berry: „Carol“
  • James Edwards, Claude Feaster, James Keyes und Floyd McRae: „Sh-Boom“
  • Ann, John und Santo Farina: „Sleep Walk“
  • Paul Gayten: „Driving Home“
  • Jimmy Van Heusen: „Come Fly With Me“
  • Jerome Kern: „Smoke Gets in Your Eyes“
  • Al und Morty Nevins, Buck Ram: „Twilight Time“
  • Marshall Paul: „So Many Roads, So Many Trains“
  • Buck Ram und André Rand: „Only You“
  • Max Steiner: „A Summer Place“
  • Little Walter: „Everything’s Gonna be Alright“
  • General Daniel Butterfield: „Taps“
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.